Typische Boxverletzungen und Erste-Hilfe-Maßnahmen
Verletzungen beim Boxen sind weit verbreitet, fast schon normal; immerhin begegnet man dem Gegner mit teils harten Schlägen, wenn auch im Boxhandschuh. Besonders häufig kommt es zu Platzwunden im Gesichtbereich, doch auch schwerere Blessuren sind nicht selten. Informieren Sie sich über typische Boxverletzungen sowie Erste-Hilfe-Maßnahmen zur Behandlung.
Beim Boxen wird ein Kampf zwischen zwei Personen mit den Fäusten ausgetragen. Trotz verschiedener Schutzmaßnahmen kommt es dabei immer wieder zu Verletzungen.
Besonders gefährlich: der Knock out
Zu den Sportarten, die die Gesundheit fördern, zählt Boxen sicherlich nicht. So warnen Ärzte verschiedener Fachrichtungen vor gesundheitlichen Schäden durch den Kampfsport. Als besonders bedenklich sehen sie den so genannten K.O. (Knock out) an, der der Wirkung eines akuten Schädel-Hirn-Traumas mit Bewusstlosigkeit entspricht.
Bei einem Knock out kommt es durch die Faustschläge neben
- Gesichtsverletzungen
- Zerrungen und
- Stauchungen
auch zu
- funktionellen Verletzungen des Gehirns.
Pro Jahr versterben durchschnittlich zehn Boxer durch schwere Verletzungen. Rund 10-20 Prozent aller Profiboxer kämpfen später mit neuropsychiatrischen Folgeerkrankungen. Dabei leiden die Betroffenen unter Beschwerden wie
Aber auch psychische Probleme wie
- starke Aggressionen oder
- Depressionen
sind keine Seltenheit.
Weniger Verletzungen beim Amateurboxen
Wesentlich geringer ist das Gesundheitsrisiko bei Amateurboxern, da bei ihnen einheitliche Schutzmaßnahmen gelten. So tragen Amateure Handschuhe, die stärker gepolstert sind, sowie einen Kopfschutz.
Außerdem ist die Dauer der Runden kürzer und es werden regelmäßig medizinische Untersuchungen durchgeführt. Bei Profi-Boxern verzichtet man dagegen weitgehend auf diese Sicherheitsmaßnahmen.
Zu den typischen Boxverletzungen, die für Profi-Boxer beinahe alltäglich sind, gehöreny
- aufgeplatzte Augenbrauen
- das Auskugeln der Schulter
- Leberhaken sowie
- Brüche der Mittelhand und
- des Nasenbeins.
Kommt es zu einer Verletzung, sind rasche Erste-Hilfe-Maßnahmen wichtig.
Aufgeplatzte Augenbrauen
Durch die Faustschläge, die beim Boxen ausgeführt werden, besteht das Risiko, dass es zu einem Riss an der Augenbraue kommt. Obwohl es sich dabei eher um eine Bagatellverletzung handelt, kann eine Platzwunde am Auge sogar den Abbruch des Kampfes zur Folge haben.
Ursache und Auswirkung
Platzwunden am Kopf oder im Gesicht bezeichnet man im Boxen als Cut (Schnitt), da diese Verletzung einer Schnittverletzung durchaus ähnlich sieht.
Zu einem Cut an den Augenbrauen kann es durch mehrere Schläge hintereinander auf dieselbe Stelle kommen. Manchmal entsteht eine Platzwunde aber auch durch einen regelwidrigen Kopfstoß des Gegners.
Da die Augenbrauenpartie nur wenig Fleisch unter der Haut aufweist und zudem eine straffe Hautspannung an der Oberfläche besteht, ist sie für Cuts besonders anfällig. In manchen Fällen ist die Blutung bei einem Cut so stark ausgeprägt, dass der verletzte Boxer nicht mehr in der Lage ist, etwas zu sehen.
Außerdem besteht die Gefahr, dass sich das Oberlid des Auges während der Heilung der Wunde verzieht, was sogar zur Erblindung führen kann. Aus diesem Grund ist fachgerechte und rasche Erste Hilfe erforderlich.
Erste-Hilfe-Maßnahmen
Zuständig für Erste-Hilfe-Maßnahmen beim Profi-Boxen ist der so genannte Cutman, der sich in der Ecke des Boxers neben dem Trainer und einem Physiotherapeuten positioniert. Der Cutman kümmert sich speziell um die Versorgung von Verletzungen wie Platzwunden, Nasenbluten und Schwellungen.
Um die Blutung zu stoppen und den Cut zu schließen, kann der Cutman verschiedene Maßnahmen ergreifen. Dazu gehören
- die Reinigung der Wunde mit Wattestäbchen und einem in Wasser getränkten Schwamm sowie
- ihre Kühlung mithilfe eines Eisbeutels oder eines Spezialeisens, das man Enswell nennt.
- Außerdem wirkt man dem weiteren Aufplatzen der Augenbrauenwunde durch eine kühlende Salbe entgegen, die Adrenalin enthält.
- Aber auch Vaseline, Thrombine und Avitene können auf den Cut aufgetragen werden.
- Nach Beendigung des Kampfes versorgt man die Wunde durch einen Salbenverband, durch prfessionelles Nähen oder Klammern, was letztlich von ihrem Ausmaß abhängt.
In der Regel ist ein Cut nach etwa 10 Tagen wieder verheilt.
Ausgekugelte Schulter
Boxverletzungen können sowohl leicht als auch schwer sein. Besonders unangenehm ist eine ausgekugelte Schulter.
Ursache und Auswirkung
Zu einer ausgekugelten Schulter (Schulterluxation) kommt es häufig, wenn ein Boxer auf den nach außen gedrehten und abgewinkelten Arm stürzt. Dies kann bei einem Niederschlag, bei dem der Betroffene versucht, sich nach hinten abzustützen, passieren. Infolge eines Stoßes verrutscht der Oberarmkopf in die Achselhöhle.
Eine solche Schulterverletzung ist derart schwerwiegend, dass der Kampf abgebrochen werden muss. Da bei einer Schulterluxation auch Sehnen und Nerven in Mitleidenschaft gezogen werden, ist rasche ärztliche Hilfe unbedingt erforderlich.
Erste-Hilfe-Maßnahmen
Als Erste-Hilfe-Maßnahme wird die ausgekugelte Schulter noch vor Ort wieder eingerenkt. Da dies sehr schmerzhaft ist, verabreicht man dem verletzten Boxer ein Kurzzeit-Narkosemittel. Eine Schulterluxation kann sehr langwierig sein, denn bei manchen Verletzten muss ein operativer Eingriff durchgeführt werden. Danach folgen die Rehabilitation sowie eine Boxpause von rund drei Monaten.
Keinesfalls darf bei einer ausgekugelten Schulter versucht werden, das Gelenk selbst wieder einzurenken, da dies schwerwiegende Verletzungen nach sich ziehen kann.
Leberhaken
Haken gehören zu den häufigsten Schlägen beim Boxen. Mit einem Leberhaken kann der Gegner in die Knie gezwungen werden.
Auswirkungen
Zu den Achillesfersen des Boxers gehört die Leber. Diese wird zwar größtenteils von den Rippen abgedeckt, ein kleiner Ausläufer, der sich rechts unter den Rippen befindet, ist jedoch ungeschützt.
Da die Leber ein überaus sensibler Bereich des Körpers ist, hat ein Leberhaken unangenehme Auswirkungen. So kommt es durch einen gezielten Schlag auf die Leber zu
- einem Ziehen in den Eingeweiden und
- heftigen Schmerzen.
Darüber hinaus
- sinkt auch der Blutdruck ab,
wodurch der getroffene Boxer solche Kreislaufprobleme bekommt, dass ihm schwarz vor den Augen wird und er nicht mehr weiterboxen kann. Zahlreiche Boxer werden durch einen Leberhaken also kampfunfähig.
Mehr als ein technisches K.O. ist jedoch durch einen Leberhaken nicht zu befürchten, da das Organ ziemlich widerstandsfähig ist. Wesentlich schlimmere Auswirkungen hat dagegen ein Schlag in die Nieren. Da dabei die Gefahr von Blutungen in der Nierenkapsel besteht, sind Nierenhaken auch verboten.
Mittelhandbruch
Obwohl man die Hände beim Boxen durch spezielle Handschuhe, die die Schläge abfedern, schützt, zählt die Mittelhandfraktur zu den häufigsten Boxverletzungen.
Da bei einem Boxkampf reichlich Stresshormone ausgeschüttet werden, bemerken viele Boxer diese Verletzung zunächst gar nicht. Ein Bruch des Mittelhandknochens gilt auch nicht als Grund für einen Kampfabbruch, sofern der Boxer nicht selbst aufgibt.
Erste-Hilfe-Maßnahmen
Ist der Boxkampf beendet, muss der Mittelhandbruch umgehend medizinisch versorgt werden. Die Behandlung hängt davon ab, ob ein geschlossener oder ein offener Bruch vorliegt.
- Bei einer geschlossenen Mittelhandfraktur reicht in der Regel das Ruhigstellen mit einem Gipsverband aus.
- Deutlich komplizierter ist dagegen die Behandlung bei einem offenen Bruch, bei dem Knochenteile die Haut durchbohrt haben. In solchen Fällen ist meist ein chirurgischer Eingriff erforderlich.
Nach einem Mittelhandknochenbruch muss der Boxer die betroffene Hand etwa zwei Monate schonen.
Nasenbeinbruch
Eine weitere Verletzung, die häufig beim Boxen auftritt, ist der Nasenbeinbruch. So reagiert die Nase besonders empfindlich auf Gewalteinwirkung.
Ursache und Erste-Hilfe-Maßnahmen
Eine Fraktur des Nasenbeins wird beim Boxen meist durch direkte Schläge auf die Nase verursacht. Dabei kommt es zum Bruch der knöchernen Nasenscheidewand. Die meisten Boxer bemerken diese Verletzung während des Kampfes jedoch nicht.
In der Kampfpause zwischen den Runden richtet man die Trümmer des Bruches, damit die Atmung frei bleibt, und stopft dem verletzten Boxer Wattetampons, die in Adrenalin getränkt werden, in die Nasenlöcher, um die Blutung zu stillen.
Da Frakturen des Nasenbeins für Boxer sozusagen alltäglich sind, lassen sie sich ihre Nase meist erst nach der Karriere von einem plastischen Chirurgen richten. Zu einem früheren Zeitpunkt würde es sich ohnehin nicht lohnen.