Fitnesstrend Ab-Crack - Fakten und Risiken

Ab-Crack ist ein Fitnesstrend aus dem Bereich des Bauchtrainings. Mediziner stehen ihm sehr skeptisch gegenüber. "Ab-Crack" beschreibt eine vertikale Bauchspalte, die mittig über den Bauch verläuft und dann sichtbar wird, wenn nur sehr wenig Körperfett vorhanden ist. Diejenigen, die dieses Ziel erreichen wollen, trainieren hart und legen sich durch die Ernährung kaum Fettreserven zu - was gefährliche Folgen mit sich führen kann. Informieren Sie sich über den Fitnesstrend Ab-Crack.

Von Jens Hirseland

Was ist Ab-Crack?

Unter Ab-Crack wird eine vertikale Bauchspalte verstanden, die sehr tief liegt und als besonders "sexy" gilt. In der medizinischen Fachwelt trägt diese Bauchspalte die Bezeichnung Linea alba.

Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet deutsch übersetzt "Weiße Linie". Gemeint ist damit eine senkrecht verlaufende Bindegewebsnaht, die sich in der Mitte des Bauches befindet.

Sie kommt durch das Vereinigen von Sehnenplatten der seitlichen Bauchmuskeln zustande. Die Linea alba setzt am Processus xiphoideus am Brustbein an und führt hinunter in Richtung Schambeinfuge (Symphysis pubica). Beim Ab-Crack verläuft diese Linie also senkrecht in der Bauchmitte.

Als Ikone des Ab-Crack gilt das US-Model Emily Ratajkowski, die sich auf Instagram-Fotos präsentiert. Weitere Models und You-Tube-Sternchen schlossen sich ihr an und lösten auf dem Online-Dienst Instagram einen Hype um Ab-Crack aus. Neben Komplimenten waren allerdings auch zahlreiche skeptische Kommentare von Usern zu vernehmen.

Frau misst Bauchumfang mit Maßband
Der geringe Körperfettanteil lässt sich nur durch viel Training und ein strenges Ernährungsverhalten erreichen

Wie lässt sich Ab-Crack erreichen?

Die vermeintlich attraktive Linie in der Bauchmitte lässt sich nur durch einen niedrigen Anteil an Körperfett erreichen, was regelmäßiges hartes Training erfordert. Der angestrebte Körperfettanteil beim Ab-Crack liegt bei weniger als 10 Prozent. Bei Frauen zeichnet sich die Linea alba erst ab, wenn der Körperfettanteil maximal 15 Prozent umfasst.

Neben dem harten Training bedarf es dazu außerdem einer Ernährung, durch die nur wenige Fettreserven zugelegt werden können. Dadurch besteht jedoch mitunter die Gefahr, dass Ab-Crack zu einer Hungerkur ausartet. Nicht selten ist Magerwahn die Folge.

Risiken durch Ab-Crack

Gerade bei Frauen besteht das Risiko, dass ihre Körperfettwerte kritisch werden. Durch ein zu intensives Training ist es zudem möglich, dass die monatliche Regelblutung ausbleibt.

Durch Ab-Crack bestehen aber noch weitere gesundheitliche Risiken. Wird der Körper durch die strenge Diät unterversorgt, kann es zu einem Mangel an lebenswichtigen Nährstoffen kommen. Weiterhin drohen ungesundes Essverhalten und Haarausfall.

Auch genetische Aspekte spielen eine Rolle. So ist die Linea alba bei manchen Menschen von Natur aus stärker ausgeprägt als bei anderen Personen, wodurch auch intensives Training und Hungern nur wenig Erfolg bringen.

Frau trainiert hart im Fitnessstudio
Aufgrund der körperlichen Voraussetzungen ist für Ab-Crack gerade bei Frauen enorm intensives Training erforderlich

Sportmediziner raten von Ab-Crack ab

Angesichts dieser Risiken warnen sowohl Ärzte als auch Fitnesstrainer vor Ab-Crack, da dieser Trend mit Gesundheit nichts mehr zu tun habe.

Darüber hinaus geben Mediziner zu bedenken, dass gerade Frauen es schwerer haben, ihr Unterhaufettgewebe abzubauen als Männer. So ist es bei Frauen potentiell nötig, dass sie ein Kind miternähren, weswegen der Körper nur ungern Unterhautfettgewebe abbaut.

Aus diesem Grund müssen Frauen sich eine umfangreiche Bauchmuskulatur zulegen und ihren Körperfettanteil auf mindestens 15 Prozent reduzieren. Dies lässt sich aber nur mit regelmäßigem intensivem Ausdauertraining erreichen. Dagegen ist das so genannte Sixpack, das sich durch Querstreifen an der Bauchmuskulatur bemerkbar macht, erheblich leichter zu erzielen, erklären Experten von der Sporthochschule Köln.

Für die meisten Personen ist der Hype, sich einen viel zu dünnen Körper zuzulegen, ohnehin nicht durchführbar, da sie nicht über die anatomischen Voraussetzungen verfügen. Dies funktioniert nur bei Menschen, deren Sehnenplatte sich tief genug im Bauch befindet. Außerdem müssen entsprechende Muskeln vorhanden sein.

Magersucht und andere Probleme

Der Ab-Crack-Trend: birgt Gefahren wie Essstörungen und Mangelernährung!

Hauptproblem von Fitnesstrends wie Ab-Crack ist das Auslösen von Hypes, denen viele Menschen bedenkenlos folgen. Dabei soll der eigene Körper wie ein Kunstwerk gestaltet werden. Mitunter fällt dieses Vorgehen derart extrem aus, dass es bei den Betroffenen Magersucht auslöst.

Darüber hinaus kommt es bei vielen Personen zu Frustrationen, weil sie das vorgegebene Ziel nicht erreichen können. Durch die Störungen der Körperbalance besteht zudem die Gefahr, dass Rücken- und Gelenkbeschwerden auftreten.

Ein weiteres Problem ist, dass die Anhänger von fragwürdigen Fitnesstrends wie Ab-Crack immer jünger werden. So begeistern sich bereits Jugendliche im Alter von 14 und 15 Jahren dafür, deren Körper jedoch noch in der Entwicklung ist, die durch maßloses Training negativ beeinträchtigt werden kann.

Aber es gibt auch Hoffnung. So wurde im Internet eine Gegenbewegung zum Ab-Crack ins Leben gerufen, deren Betreiber auf den neuen Fitnesstrend mit Spott und Ironie reagieren. Dabei werden zum Beispiel Fotos von Schokoladentorten präsentiert, die in ihrer Mitte angeritzt sind. Andere User bezeichnen das Aussehen, das durch Ab-Crack entsteht, sogar als "Krankheit".

Fazit

Trotz zahlreicher Warnungen eifern viele Nachahmer dem schädlichen Ab-Crack-Trend nach, obwohl es kaum Menschen gibt, die aussehen wie auf den Instagram-Fotos. Sinnvoller ist dagegen, sich ein gutes, nahrhaftes Essen zu gönnen und stattdessen auf gesunde normale Sporteinheiten zu setzen. So gilt es als wichtig, in Bewegung zu bleiben, um dem Körper fit zu halten. Ansonsten heißt es, bis zum nächsten (sinnlosen) Fitnesstrend zu warten.