Die Bandscheibe - Sorgt für die Elastizität der Wirbelsäule und gilt als schützender Dämpfer
Als Bandscheibe bezeichnet man eine federnde Verbindung zwischen den Wirbelkörpern der Wirbelsäule. Sie sorgt für die Beweglichkeit der Wirbelsäule. Zu den häufigsten Erkrankungen der Bandscheibe gehört der Bandscheibenvorfall. Dabei verrutscht der Gallertkern der Bandscheibe.
Die Bandscheibe der Dämpfer in der Wirbelsäule
Wussten Sie, dass Sie morgens größer sind als abends? Das liegt an den Bandscheiben.
Sie übernehmen aufgrund ihrer hohen Elastizität vor allem eine Dämpferfunktion in der Wirbelsäule. Fehlbelastungen zum Beispiel durch falsches Tragen schwerer Lasten führen zur Schädigung der Bandscheiben und verursachen vielfach einen Bandscheibenvorfall.
Messen Sie sich einmal am Abend vor dem Zubettgehen und dann am nächsten Morgen. Sie werden feststellen, dass Sie am Morgen bis zu drei Zentimeter größer sind.
Die aus einem zwar festen, aber dennoch elastischen Faserring (Annulus fibrosus) und einem noch elastischeren Gallertkern (Nucleulus pulposus) bestehenden Zwischenstücke zwischen den einzelnen Wirbeln werden durch Körpergewicht und Anziehungskraft tagsüber zusammengedrückt. Am Abend sind die Bandscheiben dann eher in die Breite gegangen und haben an Höhe verloren.
Das kann bis zu drei Zentimetern ausmachen, die der Mensch dann abends weniger misst. Durch die nächtliche liegende Ruhelage werden die Scheiben entlastet, gewinnen wieder an Höhe und der morgenfrisch Ausgeruhte kann dann bis zu drei Zentimetern an Größe dazugewinnen.
Wer schon einmal von großer Höhe heruntergesprungen (nicht nachzuahmen) ist, hat den Stoß vermutlich auch in seiner Wirbelsäule als einen stechenden Schmerz gespürt. Dann war die Erschütterung für die Bandscheiben, die solche und anderen Erschütterungen abdämpfen, zu groß. Wie bei einem Auto schlagen die Stoßdämpfer durch.
Wer seine Wirbelsäule jahrelang falsch belastet, zum Beispiel durch einseitiges Tragen von Taschen oder anderen Lasten, kann sich einen Bandscheibenvorfall zuziehen. Dann wird der Faserring brüchig, zerreißt und der Gallertkern tritt aus seinem angestammten Platz heraus.
Oft drückt er dann auf Nerven. Der Bandscheibenvorfall macht sich durch Schmerzen bis zur Bewegungsunfähigkeit bemerkbar.
Ohne Bandscheiben würden die beweglichen Wirbelkörper der Wirbelsäule aneinander reiben. Erst die Bandscheibe verleiht ihr diese reibungslose Flexibilität, die wir zum Bücken und anderen Bewegungen benötigen.
Lesen Sie mehr über den Aufbau und die Funktionen der Bandscheibe in den nachfolgenden Absätzen...
Aufbau
Die Bandscheiben befinden sich zwischen den Wirbeln der Wirbelsäule und sind eine faserknorpelige, flexible Verbindung zwischen den einzelnen Wirbeln. Die Bandscheibe, die in der Medizin auch als Discus intervetebralis bezeichnet wird, zählt zu den knorpeligen Knochenverbindungen und unterscheidet sich stark von den faserknorpeligen Zwischenscheiben in den richtigen Gelenken.
Zusammensetzung
Der menschliche Körper ist mit insgesamt 23 Bandscheiben ausgestattet, die etwa 25 Prozent der gesamten Wirbelsäulenlänge ausmachen. Eine Bandscheibe setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Dies sind:
- der äußere Faserring (Anulus fibrosus)
- der innere Gallertkern (Nucleus pulposus)
Bestandteile des Anulus fibrosus sind konzentrische Schichten von kollagenen Bindegewebsfasern. Diese gehen nach und nach in Faserknorpel über. Dabei haften sich die Bindegewebsfasern an die Wirbelkörper an.
Als Nucleus pulposus oder Gallertkern bezeichnet man ein gallertiges zellarmes Gewebe, das über einen hohen Wassergehalt verfügt. Kommt es aufgrund einer Schädigung zu einem Austritt der Flüssigkeit dieses Kerns, handelt es sich um einen Bandscheibenvorfall.
Die in den Bandscheiben enthaltene Flüssigkeit geht verloren, wenn Druck auf sie ausgeübt wird. Durch diesen Vorgang schrumpft der menschliche Körper pro Tag um ein paar Zentimeter, da sich der Raum zwischen den einzelnen Wirbeln verringert.
Während des nächtlichen Liegens, bei dem es zu einer Entlastung der Bandscheiben kommt, wird die Flüssigkeit von den Bandscheiben wieder wie ein Schwamm aufgesogen. Durch das ständige Auspressen und Aufsaugen der Flüssigkeit werden die Bandscheiben mit Nährstoffen versorgt.
Funktionen
Wichtigste Funktion der Bandscheiben ist es, die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu ermöglichen. Dabei sorgen sie für einen gewissen Abstand zwischen den einzelnen Wirbeln, sodass die Bandscheiben und die Wirbelkörper stets abwechselnd kommen.
Wie ein Puffer arbeiten die Bandscheiben gegen Stauchungen oder Erschütterungen der Wirbelsäule. Da die Bandscheiben jedoch nicht durchblutet und regeneriert werden, kommt es im Laufe der Jahre zu einer Abnahme ihrer Beweglichkeit und die Fasern werden langsam brüchig.
Beschwerden und Erkrankungen der Bandscheibe
Im Laufe der Jahre kann es an den Bandscheiben zu Verschleißerscheinungen und Schäden kommen.
Diskusprolaps
Häufigste Erkrankung an den Bandscheiben ist der Bandscheibenvorfall (Diskusprolaps). Dabei verrutscht der weiche Gallertkern der Bandscheibe und tritt aus der faserigen, im Laufe der Zeit brüchig gewordenen, Hülle aus. Im weiteren Verlauf kann die ausgelaufene Gallertflüssigkeit auf die benachbarten Nerven oder das Rückenmark drücken.
Symptomatik
Die Symptome bei einem Bandscheibenvorfall können recht unterschiedlich sein, was auch von seiner Art und seinem Ausmaß abhängt. Die meisten Vorfälle bleiben sogar unbemerkt, während andere zu sehr starken Schmerzen führen. Sogar Lähmungserscheinungen können in manchen Fällen auftreten.
Die meisten Bandscheibenvorfälle passieren im unteren Bereich der Lendenwirbelsäule. Besonders betroffen von diesem Leiden sind Menschen zwischen 30 und 60 Jahren. Eher selten treten Bandscheibenvorfälle an der Halswirbelsäule und der Brustwirbelsäule auf.
Therapieformen
Die meisten Bandscheibenvorfälle können konservativ behandelt werden. Kommt es jedoch zu Lähmungserscheinungen, ist zumeist ein operativer Eingriff erforderlich. Um einem Vorfall vorzubeugen, ist es ratsam, Übergewicht und das Heben von schweren Lasten zu vermeiden sowie regelmäßig Sport zu treiben.
Diskusprotusion
Bei einer Vorwölbung der Bandscheiben (Diskusprotusion) hingegen, kommt es zu einer Verlagerung des Bandscheibengewebes nach außen. Der Bindegewebsring der Bandscheibe zerreißt jedoch dabei nicht.
Meist liegt der Protusion eine altersbedingte Abnutzung zugrunde. Durch die Verwölbung kann Druck auf die Umgebung ausgeübt werden, was mitunter zu Schmerzen führt.
Austrocknung der Bandscheibe
Die Bandscheiben, die mit Flüssigkeit gefüllt sind, befinden sich zwischen den Wirbeln und dienen als Stoßdämpfer. Das bedeutet, dass sie Druck ableiten und die Wirbelkörper vor Abnutzung schützen. So bewirken die Bandscheiben, dass die Wirbel stabil aufeinander sitzen und gleichzeitig sehr beweglich sind.
Mit der Zeit büßen die Bandscheiben jedoch immer mehr an Flüssigkeit und damit auch Elastizität ein. Dies hat zur Folge, dass sie bei Belastungen immer stärker zusammengepresst werden, sich danach aber nicht mehr in ihre ursprüngliche Position zurückbewegen können.
Außerdem geht die Höhe der Bandscheiben verloren. Das Austrocknen hat wiederum zur Folge, dass die Bandscheiben leichte Risse bekommen, wodurch sie in Mitleidenschaft gezogen werden, was sich wiederum durch erhebliche Schmerzen bemerkbar macht.
Die Risse bilden sich vorwiegend im hinteren Abschnitt in der Nähe des Spinalkanals (Canalis vertebralis). Dieser Wirbelkanal wird von den Nervenbahnen durchquert.
Die Risse können auch Teile des gelartigen Bandscheibeninhalts durchziehen. Schließlich tritt eine Veränderung der Bandscheibenform ein. So wölbt sie sich zunehmend zum Spinalkanal hin.
Kommt es zum vollständigen Einreißen der Außenhaut, verursacht dies im Faserring ein Loch. Dadurch können der gelartige Inhalt und der feste Zellkern in den Spinalkanal gelangen, was zu einem typischen Bandscheibenvorfall führt. Dabei besteht das Risiko, dass die Nerven, die sich im Spinalkanal befinden, abgedrückt werden, was sogar Lähmungserscheinungen zur Folge haben kann.
Verschleißerscheinungen
Zu den häufigsten Bandscheibenschäden zählen Verschleißerscheinungen an der Wirbelkörperoberfläche, die sich oft durch Schmerzen bemerkbar machen. Da die Bandscheiben nicht mehr intakt sind, führt dies zu einer höheren Druckbelastung der Wirbel, die dadurch stärker belastet werden. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass die permanente Überlastung eine Entzündung der Bandscheibe hervorruft.
Ursachen
Verursacht werden Bandscheibenschäden vor allem durch altersbedingten Verschleiß. Diese Verschleißerscheinungen beginnen schon im Kindesalter.
So wurden bereits bei vierjährigen Kindern altersbedingte Veränderungen an den Bandscheiben festgestellt. Da Bandscheibenschäden oft familiär gehäuft vorkommen, spielen auch genetische Einflüsse eine Rolle.
Des Weiteren kann der Verschleiß der Bandscheiben durch bestimmte Faktoren deutlich beschleunigt werden. Dazu gehören insbesondere Fehlhaltungen und ständige starke Beanspruchung wie zum Beispiel das Tragen von schweren Lasten.
Zu den Risikogruppen für Bandscheibenschäden zählen aber auch schwangere Frauen, da sich der Schwerpunkt des Körpers während der Schwangerschaft nach vorne verlagert. Darüber hinaus büßen die Bandscheiben durch die Hormonumstellung an Stabilität ein.
Ein weiterer Faktor, der Verschleißerscheinungen der Bandscheiben fördert, sind angeborene oder erworbene Verformungen der Wirbelsäule. So werden die Bandscheiben durch die permanente Fehlhaltung stark belastet und schließlich ebenfalls verformt.
Risikosportarten
Als riskant gelten zudem bestimmte Sportarten, da deren Bewegungsabläufe Schäden an den Bandscheiben hervorrufen können. Dazu gehören zum Beispiel
- Tennis
- Squash
- Ski alpin
- Kunstturnen
- Delphinschwimmen und
- Bungee-Springen.
Diagnostik
Als wichtigste Methode zur Diagnostik von Bandscheibenschäden gilt die Magnetresonanztomographie (MRT), auch Kernspintomographie genannt. Mithilfe der Kernspintomographie ist es möglich, den Verschleißzustand der Bandscheiben sowie den Spinalkanal und die Nervenkanäle zu beurteilen. Darüber hinaus lässt sich auf diese Weise ein Bandscheibenvorfall feststellen.
Diagnosemethoden bei Verschleisserscheinungen der Bandscheiben
Weitere mögliche Untersuchungsverfahren sind
- eine Röntgenuntersuchung
- eine Computertomographie (CT) oder
- eine Myelografie.
Behandlung
Die Behandlung von Bandscheibenschäden kann sowohl konservativ als auch operativ durchgeführt werden. In der Regel erfolgt zunächst eine medikamentöse Behandlung der Schmerzen. Das bedeutet, dass der Patient Medikamente wie Schmerzmittel und muskelentspannende Präparate erhält.
Im Anschluss an die Schmerzbehandlung schließt sich ein regelmäßiges Muskelaufbautraining an. Als sinnvoll gilt auch das Absolvieren einer Rückenschule.
Lässt sich durch die konservative Behandlung keine Besserung erzielen, wird ein operativer Eingriff vorgenommen. Dabei entlastet man die Bandscheiben durch das Implantieren von so genannten Spreizern.
Diese setzt der Operateur zwischen die Wirbel und die Dornfortsätze ein. Die Spreizer drücken Wirbel und Dornfortsatz auseinander, wodurch die Bandscheibe wieder mehr Raum erhält.
Eine weitere Operationsmöglichkeit ist das Einsetzen eines Bandscheibenersatzes. Bei dieser Methode wird die abgenutzte Bandscheibe durch eine Ersatzbandscheibe aus körpereigenem Knochenmaterial, Kunststoff oder Titan ersetzt.
Des Weiteren besteht die Option, zwei Wirbelkörper mithilfe einer Metallplatte zu fixieren und den betroffenen Wirbelsäulenbereich zu versteifen. Auf diese Weise kann die Wirbelsäule stabilisiert werden.