Yersiniose - Infektion mit Yersinien
Als Yersinien bezeichnet man gramnegative Stäbchenbakterien. Sie können Erkrankungen wie Yersiniose verursachen. Die Übertragung erfolgt meist über infizierte tierische Nahrungsmittel, wie etwa Rohmilch oder auch unzureichend gegartem Fleisch. Zwei bis fünf Tage dauert es, bis die Erkrankung ausbricht; je nach Verlauf unterscheidet man mehrere Formen. Lesen Sie alles Wissenswerte über die Infektion mit Yersinien.
Yersinien zählen zur Familie der Enterobacteriaceae. Ihren Namen erhielten sie nach dem Schweizer Mediziner Alexandre Emile Jean Yersin (1863-1943), der im Jahr 1894 den Pesterreger Yersinia pestis entdeckte.
Insgesamt sind bislang elf Yersinien-Arten bekannt, von denen drei eine besondere medizinische Bedeutung haben. Dabei handelt es sich neben Yersinia pestis um Yersinia pseudotuberculosis, den Verursacher von Pseudotuberkulose, sowie Yersinia enterocolitica, das die Yersiniose, eine Darmerkrankung, auslöst.
Zu den häufigsten Yersinien-Infektionen zählt die Yersiniose. Diese Erkrankung tritt auf der ganzen Welt auf, wobei die meisten Infektionen in kühleren Gegenden vorkommen. Yersiniose gehört in Deutschland zu den häufigsten bakteriellen Darmerkrankungen. Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche.
Übertragung
Übertragen wird das Bakterium Yersinia enterocolitica meist über infizierte tierische Nahrungsmittel wie Rohmilch oder rohes bzw. unzureichend gegartes Fleisch. Aber auch durch verseuchtes Trinkwasser können die Keime übertragen werden.
Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist grundsätzlich möglich, kommt allerdings nur selten vor. Ebenso kann die Verbreitung der Keime durch kontaminierte Gegenstände oder Flächen erfolgen.
Das Bakterium Yersinia enterocolitica verfügt zudem über die Eigenschaft, sich selbst bei niedrigen Temperaturen, wie zum Beispiel im Kühlschrank, zu vermehren. Die Inkubationszeit beträgt 1 bis 11 Tage.
Symptome
Bis die Krankheit nach der Infektion ausbricht, vergehen etwa zwei bis fünf Tage. Gelingt es den Bakterien bis zum Darm vorzudringen, kommt es zu einer Darmentzündung, die sich durch verschiedene Symptome bemerkbar macht. Dazu gehören
- Übelkeit
- Erbrechen
- breiartiger Durchfall
- Bauchschmerzen und
- Fieber.
Mitunter sind die Beschwerden ähnlich wie bei einer Blinddarmentzündung. Es ist aber auch möglich, dass grippeähnliche Beschwerden ohne Durchfall auftreten.
Verlaufsformen
Die Yersiniose kann unterschiedlich verlaufen.
Die Yersinien-Gastroenteritis tritt vorwiegend bei Kleinkindern auf. Es kommt zu Durchfall mit Flüssigkeitsverlust.
Bei älteren Kindern sowie Jugendlichen kommt es öfter zur Pseudoappendizitis (Lymphadenitis mesenterialis). Auffällig sind mitunter geschwollene und teils entzündete Lymphknoten im Bauchbereich.
Die Enterokolitis neben Durchfall mit kolikartigen Bauchschmerzen. Die Beschwerden können bis zu zwei Wochen lang anhalten.
Mögliche Komplikationen
Eine mögliche Komplikation, die bei einer Yersinien-Infektion vorkommen kann, sind Gelenkentzündungen. Dabei werden verschiedene Gelenke wie das Kniegelenk, das Sprunggelenk oder die Zehen von den Yersinien in Mitleidenschaft gezogen. Manche Patienten leiden auch unter starken Kreuzschmerzen.
Schätzungen zufolge kommt es bei rund 15 Prozent aller Erkrankten zu solchen Komplikationen. Allerdings liegen dazu bislang noch keine genauen Studien vor.
Zu den weiteren gefürchteten Komplikationen zählen eine Darmlähmung und ein lebensbedrohlicher Schock. In seltenen Fällen kann auch eine septische Verlaufsform der Krankheit auftreten. Besonders gefährdet sind Alkoholiker und Menschen, die unter Vorerkrankungen wie Leberzirrhose, Diabetes mellitus oder Krebs leiden.
Diagnose
Eine genaue Diagnose lässt sich bei einer Yersiniose durch labortechnische Untersuchungen erstellen. Dazu nimmt man dem Patienten etwas Blut ab und untersucht dieses unter dem Mikroskop, um Antikörper, die vom körpereigenen Immunsystem gegen die Yersinien gebildet werden, nachzuweisen. Mithilfe einer Stuhlprobe können die Erreger auch angezüchtet werden.
Behandlung
Ist der Patient ansonsten gesund, muss keine besondere Therapie erfolgen. So ist das Immunsystem normalerweise in der Lage, die Erkrankung erfolgreich zu bekämpfen. Sinnvoll kann jedoch die Zufuhr von Flüssigkeit sein, da der Organismus aufgrund des Durchfalls viel Wasser und Elektrolyte verliert.
Handelt es sich um einen schweren Krankheitsverlauf, verabreicht man den Patienten Antibiotika wie
- Chinolone
- Tetracycline
- Cephalosporine oder
- Cotrimoxacol.
Vorbeugung
Um einer Infektion mit Yersinien vorzubeugen, ist es ratsam, Fleisch stets gut durchzugaren. Auch eine konsequente Küchenhygiene ist sehr wichtig. Bei Reisen ins Ausland wird empfohlen, auf rohes Fleisch zu verzichten und Trinkwasser abzukochen.
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