Mittel ohne Milchzucker: Laktosefreie Medikamente
Laktoseintoleranz ist schon lange kein Nischenthema mehr - nicht nur viele Lebensmittelhersteller, sondern auch Pharmaproduzenten stellen sich inzwischen auf die Bedürfnisse von Menschen ein, die auf Milchzucker mit schweren Verdauungsproblemen reagieren.
In Deutschland vertragen schätzungsweise 15-20 Prozent der Bevölkerung keinen Milchzucker in ihren Lebensmitteln. Der Grund ist ein fehlendes Enzym im Dünndarm, welches den Zweifachzucker aufspaltet.
Bei einigen Menschen wird dieses Enzym - die Laktase - genetisch bedingt nicht produziert. Andere entwickeln erst im Jugend- oder Erwachsenenalter eine Unverträglichkeit.
Fehlt die Laktase, kommt es nach der Aufnahme von Milchprodukten im Dickdarm zu heftigen Problemen:
- Bauchkrämpfe
- Blähungen
- Durchfall und
- allgemeines Unwohlsein
sind die Folge. Da es sich hierbei aber nicht um eine Lebensmittelallergie handelt, werden in vielen Fällen geringe Mengen von Laktose vertragen. Einige Menschen jedoch reagieren bereits auf weniger als drei Gramm am Tag mit Verdauungsproblemen.
Ein Fehlen von Laktase ist allerdings keine Krankheit. Im Gegenteil: die Vorfahren des modernen Menschen waren vermutlich alle laktoseintolerant, wie Genforscher herausgefunden haben.
Es ist einer Mutation zu verdanken, dass die meisten Europäer heute auch nach dem Säuglingsalter Laktose aufspalten können. In Südostasien sind nach wie vor fast 100 Prozent der Menschen laktoseintolerant. In Nordeuropa sind es nur fünf Prozent.
Laktosefrei im Alltag
Doch wie damit umgehen, wenn eine Laktoseintoleranz festgestellt wurde? In vielen Produkten des Alltags, von Brot und süßem Gebäck bis hin zu Wurst und Salatdressing, ist Milchzucker enthalten. Gerade bei Fertiggerichten und Saucen zum Anrühren lohnt sich ein kritischer Blick auf die Zutatenliste.
Zu vermeiden sind alle Produkte, in denen die Zutaten
- Laktose/Lactose
- Milchzucker und
- Laktosemonohydrat
aufgeführt sind. Aber auch Bezeichnungen wie
- Sahnepulver
- Milchpulver oder
- Süßmolke
deuten in der Regel auf ein laktosehaltiges Produkt hin.
Laktase in Form von Nahrungsergänzungsmitteln sind teuer
Eine Möglichkeit, laktosehaltige Lebensmittel zu sich zu nehmen, ohne danach mit Krämpfen und Durchfall rechnen zu müssen, stellt die zusätzliche Einnahme von Laktase dar. Das Enzym ist inzwischen in Form von Kapseln, Pulver und Kautabletten erhältlich.
Nimmt der Betroffene es kurz vor der Mahlzeit oder mit dem ersten Bissen ein, hilft es der Verdauung recht zuverlässig auf die Sprünge. Allerdings ist das Nahrungsergänzungsmittel recht kostenintensiv, weshalb es im Alltag sinnvoller ist, die Aufnahme von Laktose zu vermeiden.
Laktose in Medikamenten
Neben Lebensmitteln enthalten auch viele Medikamente Laktose. Der Grund ist, dass Laktose als perfekter Träger- und Füllstoff in Tabletten agiert. Die Mengen bewegen sich dabei meist im Bereich von 50 bis 600 mg.
Viele Menschen haben trotz Unverträglichkeit keine Probleme mit den Arzneimitteln, da die Laktosemenge zu gering ist, um ernsthafte Probleme auszulösen. Wer jedoch sehr empfindlich reagiert oder zusätzlich unter einem Reizdarm leidet, kann auch allein durch Medikamente ein starkes Unwohlsein entwickeln - vor allem dann, wenn die Tabletten regelmäßig eingenommen werden müssen.
Schmerz- und Migränemittel
In jeder Hausapotheke befinden sich Schmerzmedikamente, die vor allem bei Kopfschmerzen und Migräne, aber auch bei Zahnschmerzen, Rückenleiden und anderen Schmerzformen angewandt werden. Einige der schmerzlindernden Wirkstoffe sind auch Fiebersenker. Viele dieser Mittel sind frei von Laktose und werden auch von Menschen mit einer Unverträglichkeit gut vertragen.
Hersteller | Produkt | Wirkstoff |
---|---|---|
Altana Consumer Health GmbH | Acesal | Acetylsalicylsäure |
AWD.pharma GmbH & Co. KG | Rewodina® Schmerzgel | Diclofenac-Natrium |
Bayer Vital GmbH | Aspirin® Coffein | Acetylsalicylsäure und Coffein |
Bayer Vital GmbH | Aspirin® Complex | Acetylsalicylsäure und Pseudoephedrin-Hydrochlorid |
Bayer Vital GmbH | Aspirin® Complex Heißgetränk | Acetylsalicylsäure und Pseudoephedrin-Hydrochlorid |
Bayer Vital GmbH | Aspirin® Direkt | Acetylsalicylsäure |
Bayer Vital GmbH | Aspirin® Effect | Acetylsalicylsäure |
Bayer Vital GmbH | Aspirin® Migräne | Acetylsalicylsäure |
Bayer Vital GmbH | Aspirin® Plus C | Acetylsalicylsäure und Ascorbinsäure (Vitamin C) |
Bayer Vital GmbH | Aspirin® Plus C Orange | Acetylsalicylsäure und Ascorbinsäure (Vitamin C) |
Bayer Vital GmbH | Aspirin® Tablette | Acetylsalicylsäure |
bene-Arzneimittel GmbH | ben-u-ron® Kapseln | Paracetamol |
bene-Arzneimittel GmbH | ben-u-ron® Saft | Paracetamol |
bene-Arzneimittel GmbH | ben-u-ron® Tabletten | Paracetamol |
bene-Arzneimittel GmbH | ben-u-ron® Zäpfchen | Paracetamol |
Berlin-Chemie AG | EUDORLIN® Extra Ibuprofen-Schmerztabletten | Ibuprofen |
Berlin-Chemie AG | EUDORLIN® Migräne | Ibuprofen |
Berlin-Chemie AG | EUDORLIN® Schmerztabletten | Ibuprofen |
HENNIG ARZNEIMITTEL GmbH & Co. KG | Esprenit® Filmtabletten | Ibuprofen |
HENNIG ARZNEIMITTEL GmbH & Co. KG | Esprenit® retard Retardtabletten | Ibuprofen |
HEXAL AG | IbuHEXAL® akut 200 mg Filmtabletten | Ibuprofen |
HEXAL AG | IbuHEXAL® akut 400 mg Filmtabletten | Ibuprofen |
HEXAL AG | Metamizol HEXAL® 500 mg/ml Tropfen zum Einnehmen, Lösung | Metamizol |
HEXAL AG | Paracetamol 500 mg HEXAL® bei Fieber und Schmerzen, Tabletten | Paracetamol |
HEXAL AG | Paracetamol Saft HEXAL® 200 mg/5 ml bei Fieber und Schmerzen | Paracetamol |
Krewel Meuselbach GmbH | Tramagit® Tropfen | Tramadolhydrochlorid |
ratiopharm GmbH | ASS-ratiopharm® Tabletten | Acetylsalicylsäure |
ratiopharm GmbH | Diclofenac-ratiopharm® Schmerztabletten | Diclofenac |
ratiopharm GmbH | IBU-ratiopharm® akut Schmerztabletten Filmtabletten | Ibuprofen |
ratiopharm GmbH | Naproxen-ratiopharm® Schmerztabletten Filmtabletten | Naproxen |
STADA GmbH | Neuranidal® N Schmerztabletten 250 mg/ 200 mg/50 mg Tabletten | Acetylsalicylsäure, Coffein, Paracetamol |
Togal-Werk AG | Togal Kopfschmerz-Brause + Vitamin C | Acetylsalicylsäure, Ascorbinsäure (Vitamin C), Coffein |
Stand: 20.12.2012 - Alle Angaben ohne Gewähr |
Antibabypille
Bei der Antibabypille handelt es sich um ein Präparat zur Empfängnisverhütung, das tägliche Einnahme erfordert. Oft wird sie über einen Zeitraum von mehreren Monaten oder Jahren genommen. Diese Faktoren legen nahe, dass es bei einer stark ausgeprägten Laktoseintoleranz ratsam ist, auf ein laktosefreies Präparat zurückzugreifen.
Umso erstaunlicher: In Deutschland gibt es derzeit nur sehr wenige Pillen auf dem Markt, die keine Laktose als Trägerstoff enthält. Als erste kam "Enriqa®" auf den Markt; hier wurde die Laktose durch Zellulose ersetzt. Sie enthält 30 Mikrogramm Ethinylestradiol sowie zwei Milligramm Chlormadinonacetat und ist somit in ihrem Wirkstoffgehalt ein Generikum der "Belara".
Jedoch ist dazu zu sagen, dass die meisten Antibabypillen weniger als 75 mg Laktose pro Tablette enthalten, was sich bei einer moderaten Laktoseintoleranz meist im Rahmen des Verträglichen befindet.
Hersteller | Produkt | Wirkstoff |
---|---|---|
Jenapharm GmbH & Co. KG | Enriqa® Filmtabletten | Ethinylestradiol, Chlormadinonacetat |
Jenapharm GmbH & Co. KG | Maxim® 0,03 mg/2 mg, überzogene Tablette | Ethinylestradiol, Dienogest |
Jenapharm GmbH & Co. KG | Valette® 0,03 mg/2,0 mg überzogene Tabletten | Ethinylestradiol, Dienogest |
Stand: 20.12.2012 - Alle Angaben ohne Gewähr |
Antiallergika
Bei Antiallergika handelt es sich um Medikamente, die allergische Reaktionen, beispielsweise in der Heuschnupfenzeit, abfedern sollen. Eine große Gruppe bilden Antihistaminika, welche den Histamin-Rezeptor blockieren.
Leider enthalten die meisten Tabletten mit antiallergenen Wirkstoffen Laktose, wodurch im schlimmsten Fall das Allergieproblem der Betroffenen in ein Darmproblem übergeht. Einige laktosefreie Alternativen mit dem Wirkstoff Cetirizin bzw. Cetirizindihydrochlorid sind jedoch in Form von Tropfen und Brausetabletten erhältlich.
Hersteller | Produkt | Wirkstoff |
---|---|---|
ALIUD PHARMA® GmbH | Cetirizin AL direkt Lutschtabletten | Cetirizindihydrochlorid |
ratiopharm GmbH | Cetirizin-ratiopharm® Saft | Cetirizindihydrochlorid |
Sandoz Pharmaceuticals GmbH | Cetirizin Sandoz® 10 mg Brausetabletten | Cetirizindihydrochlorid |
Sandoz Pharmaceuticals GmbH | Cetirizin Sandoz® 1 mg/ml Sirup | Cetirizindihydrochlorid |
Sandoz Pharmaceuticals GmbH | Cetirizin Sandoz® 10mg/ml Tropfen | Cetirizindihydrochlorid |
Stand: 20.12.2012 - Alle Angaben ohne Gewähr |
Schilddrüsenmedikamente
Probleme mit der Schilddrüse sind in Europa relativ weit verbreitet. Es kann zu Über- und Unterfunktionen der Schilddrüse kommen, welche entweder angeboren sind oder im Laufe des Lebens erworben werden.
Die Therapie besteht in der Gabe von Schilddrüsenhormonen oder Wirkstoffen, die Einfluss auf sie nehmen. Eine Fehlfunktion der Schilddrüse ist in der Regel nicht heilbar, was bedeutet, dass die Tabletten ein Leben lang täglich genommen werden müssen. Bei einer Unverträglichkeit ist es demnach sinnvoll, die Augen nach Alternativen offen zu halten.
Hersteller | Produkt | Wirkstoff |
---|---|---|
Henning Berlin Arzneimittel GmbH | L-Thyroxin Henning® | Levothyroxin-Natrium |
HEXAL AG | Carbimazol 5 mg HEXAL® Tabletten | Carbimazol |
HEXAL AG | Carbimazol 10 mg HEXAL® Tabletten | Carbimazol |
Lindopharm GmbH | Eferox® | Levothyroxin-Natrium |
Stand: 20.12.2012 - Alle Angaben ohne Gewähr |
Blutdrucksenker
Bluthochdruck gehört in Deutschland zu den Volkskrankheiten. Er kann
- angeboren sein,
aber auch durch
- Bewegungsmangel
- falsche Ernährung
- Stress und
- verschiedene Erkrankungen
ausgelöst werden. Behandelt wird zu hoher Blutdruck oft mit Blutdrucksenkern, die
- zum Beispiel die Ausscheidung von Wasser und Salzen auslösen (Diuretika)
- direkt am Herzen wirken (Beta-Blocker)
- das Einströmen von Kalzium in Herz und Gefäße verhindern (Kalzium-Antagonisten) oder
- auf anderen Wegen den Blutdruck senken.
Auch einige laktosefreie Blutdrucksenker stehen dem Patienten zur Verfügung.
Hersteller | Produkt | Wirkstoff |
---|---|---|
Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG | Micardis® | Telmisartan |
Merck Serono GmbH | Concor® COR 10 mg Filmtabletten | Bisoprololhemifumarat |
Pfizer Deutschland GmbH | Norvasc® | Amlodipin |
Stand: 20.12.2012 - Alle Angaben ohne Gewähr |
Homöopathische Heilmittel
Die meisten homöopathischen Tabletten bestehen zu fast 100 Prozent aus Laktose und enthalten zusätzlich die entsprechenden homöopathischen Spuren des eigentlichen Heilmittels. Auch auf Tabetten mit Schüßler-Salzen trifft das zu.
Patienten, die sensibel auf kleine Mengen Laktose reagieren, sollten von der Einnahme dieser lieber absehen, vor allem, wenn mehr als drei oder vier Tabletten am Tag eingenommen werden sollen. Oft gibt es allerdings Alternativen in Form von Tropfen oder Globuli, also kleinen Kügelchen auf Traubenzuckerbasis.
Grundsätzlich sollten Patienten, wenn sie bezüglich der Hilfs- und Zusatzsstoffe in Medikamenten unsicher sind, den Apotheker genauer befragen und die Packungsbeilage studieren.
Um die Übersicht laktosefreier Medikamente möglichst vollständig und aktuell zu halten, freuen wir uns über jeden Hinweis per E-Mail:
redaktion@paradisi.de (Betreff: Laktosefreie Medikamente)
- Allergologie in Klinik und Praxis: Allergene - Diagnostik - Therapie, Thieme Verlagsgruppe, 2017, ISBN 9783131421838
- Diätetik in der Allergologie, Dustri-Verlag Dr. Karl Feistle GmbH & Co., 2017, ISBN 3871855197
- Allergologie kompakt, Dustri-Verlag Dr. Karl Feistle GmbH & Co., 2016, ISBN 3871854832
- Allergologie, Springer Medizin Verlag, 2016, ISBN 9783642372025
- Allergologie-Handbuch: Grundlagen und klinische Praxis Mit Handouts zum Download, Schattauer, 2011, ISBN 3794527291
- Taschenatlas Allergologie: Grundlagen - Klinik - Therapie, Thieme Verlagsgruppe, 2008, ISBN 3131175524
Unsere Artikel werden auf Grundlage fundierter wissenschaftlicher Quellen sowie dem zum Zeitpunkt der Erstellung aktuellsten Forschungsstand verfasst und regelmäßig von Experten geprüft. Wie wir arbeiten und unsere Artikel aktuell halten, beschreiben wir ausführlich auf dieser Seite.