Rollenspiele - Merkmale und Arten
Vielen Menschen erscheint es reizvoll, auch einmal andere Rollen zu übernehmen und sich in andere Personen hineinzuversetzen. So genannte Rollenspiele sind deshalb nicht nur ein wichtiges Element des Aufwachsens, sondern können auch später in vielfacher Weise getätigt werden. Welche Rollenspielarten gibt es und was sollte man über diese wissen? Informieren Sie sich hier.
Als Rollenspiel wird eine Spielform bezeichnet, bei der man als Spieler in eine anderer Rolle schlüpft. Dies kann entweder eine reale Person, aber auch eine fiktive Figur, ein Tier oder auch ein Gegenstand.
Arten von Rollenspielen
Zunächst einmal lassen sich Rollenspiele in zwei Hauptkategorien unterscheiden.
Spontane Rollenspiele
So gibt es einerseits spontane Rollenspiele, welche quasi in Echtzeit und ohne vorherige Absprache oder dem Bestehen eines Regelwerks entstehen. Spontane Rollenspiele werden dabei vor allem durch Kinder praktiziert, welche hierdurch das Rollenverhalten lernen und mit sozialen Konstrukten experimentieren.
In diesem Zusammenhang denke man nur an die klassischen Spiele Vater-Mutter-Kind oder Räuber und Gendarm, bei welchen es sich allesamt um spontane Rollenspiele handelt. Im Erwachsenenalter entstehen spontane Rollenspiele selten und zumeist nur über kurze Phasen, um beispielsweise Situationskomik im Alltag zu erzeugen oder den Partner sexuell zu erregen.
Reglementierte Rollenspiele
Daneben existieren noch reglementierte Rollenspiele. Hinter diesem Begriff verbergen sich Spielvarianten, welche auf festen und zumeist präzisen Spielregeln beruhen und intentional von allen Teilnehmern ausgeführt werden.
Die meisten reglementierten Rollenspiele haben einige Gemeinsamkeiten. So vollziehen sich diese zumeist in einem Fantasy-Szenario und werden von einer Spielgemeinschaft getragen, welche diese Form des Rollenspiels als ihr Hobby sieht und dementsprechend viel Zeit in dieses investiert.
Pen-&-Paper-Rollenspiele
Dies wäre zunächst bei so genannten Pen-&-Paper-Rollenspielen der Fall, welche einem Brettspiel ähneln.
Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass das Pen-&-Paper-Rollenspiel zahlreiche Elemente anderer Spielformen enthält. Dabei fallen vor allem Parallelen zu klassischen Gesellschaftsspielen auf, da es ebenso zum Einsatz von
kommen kann. Diese werden dann allerdings durch sich entwickelnde Charaktere, einem Handlungsverlauf und weiteren Nebendarstellern ergänzt. Im Folgenden wird eine Übersicht über die wichtigsten Aspekte dieser Spielform gewährt, so dass ein grundsätzliches Verständnis für Pen-&-Paper-Rollenspiele erlangt werden kann.
Der Spielleiter
Zum einen gibt es bei diesen Rollenspielen einen Spielleiter. Dieser ist in der Regel nicht den Spielregeln unterworfen, sondern moderiert und leitet das Spiel.
Dies bedeutet beispielsweise, dass Entscheidungen getroffen und Spielregeln ausgelegt werden. Zudem treibt der Spielleiter häufig die Geschehnisse voran, was beispielsweise durch das Ziehen und Vorlesen von Karten geschehen kann.
Die weiteren Teilnehmer
Bei den weiteren Teilnehmern handelt es sich wiederum um die eigentlichen Spieler des Pen-&-Paper-Rollenspiels. Diese übernehmen zumeist nur eine Spielfigur, welche sie dann innerhalb der Spielwelt steuern.
Dabei müssen nicht nur Entscheidungen getroffen werden, welche sich direkt auf den eigenen Charakter auswirken. Stattdessen entwickelt sich die Spielfigur auch während des Spiels. So kann es beispielsweise zum
- Erlernen neuer Fähigkeiten
- einer Verbesserung grundsätzlicher Attribute oder aber zu
- Einschränkungen durch Verletzungen oder gar dem Tod
kommen.
Die Handlung
Ein weiteres wichtiges Element ist die Handlung, welche durch den Spielleiter und die Entscheidungen der Spieler vorangetragen wird. Innerhalb dieser Handlung vollziehen sich nun einzelne Aktionen, welche durch die Spieler bestimmt werden und welche strengen Regeln unterliegen.
Das beste Beispiel ist dabei der Kampf, welcher sich zwischen Spielern oder zwischen Spielern und Gestalten und Personen der Spielwelt vollziehen kann. Derartige Ereignisse beruhen dann auf den Entscheidungen der Spieler, welche Fähigkeiten eingesetzt werden sollen und einem gewissen Maß an Zufall, welches zumeist durch ein Würfeln oder dem Ziehen von Karten erreicht wird.
Das Spielziel
Zuletzt ist es noch wichtig zu wissen, dass die Spielteilnehmer alle auf ein bestimmtes Spielziel hinarbeiten. Bei diesem kann es sich um ein verdecktes und präzises Ziel oder aber um ein allgemeines Ziel handeln. Ein Beispiel für letzteres wäre das Ausschalten aller Gegenspieler oder die Einnahme des Königsthrons der Spielwelt.
Live Rollenspiele (LARP)
Darüber hinaus existieren noch Live-Rollenspiele, bei welchen die Teilnehmer das Geschehen nicht am Spielbrett nachahmen, sondern das Ganze selbst in entsprechenden Kostümen nachspielen.
Das Szenario
Das LARP vollzieht sich zunächst einmal im Rahmen eines Szenarios. Dabei handelt es sich in der Regel um ein historisches und fantastisches Szenario.
Diese Welt wird dann durch die Spieler erschaffen, welche sich entsprechend kleiden und mit passenden Gegenständen ausstatten. Teils kommt es sogar zu einer Ausschmückung der Spielwelt.
Bei der Spielwelt handelt es sich in der Regel um eine Freifläche in der Natur. Es gibt allerdings auch Veranstaltungen, welche sich zumindest teilweise in geschlossenen Räumen vollziehen.
Die Charaktere
Die einzelnen Teilnehmer repräsentieren dabei verschiedene Charaktere des jeweiligen Szenarios. Dies müssen dann nicht zwangsweise Menschen, sondern können im Falle eines Fantasy-Szenarios auch beispielsweise Elfen sein.
Ziel der Teilnehmer ist es nun, diesen Charakter möglichst glaubwürdig darzustellen und ebenso dessen Ziele innerhalb der Spielwelt zu verfolgen. So muss ein Ritter beispielsweise für Recht und Ordnung sorgen, wohingegen eine Prinzessin wohl eher daran interessiert ist, auf sich aufmerksam zu machen und schlicht zu gefallen.
Das Spielziel
Komplexer wird es dann allerdings, sobald sich auf das eigentliche Spielziel konzentriert wird und dieses beschrieben werden soll. Dabei muss festgehalten werden, dass es im Falle von Live-Action-Role-Playings kein einheitliches Spielziel gibt und dieses nicht einmal zwangsweise existieren muss.
So können die Teilnehmer die Spielwelt auch schlicht simulieren und daran Gefallen finden, ohne dass ein konkretes Spielziel existiert. Im Laufe eines LARPs kommt es allerdings häufig zu spontanen Konflikten und Aufgaben, welche die Spannung steigern und die Bemühungen der Teilnehmer koordinieren.
Stiehlt beispielsweise ein Räuber den Schatz eines Königs, so ist es wahrscheinlich, dass sich die Ritter des Königs verbünden, um diesen Schatz wieder zu holen. Die Geschichte des Spiels kann dabei auch gezielt durch einen Spielleiter vorangetrieben werden, welcher zuvor bestimmt wird und das Spiel moderiert.
Regeln
Wendet man sich letztlich noch den Regeln zu, lässt sich feststellen, dass diese nicht zwangsweise existieren müssen und sich je nach Spielform unterscheiden. Wichtig ist es lediglich, dass es zu keiner Gewaltanwendung kommt und die Teilnehmer nicht aus ihrer Rolle fallen dürfen.
Computerrollenspiele
Noch beliebter sind zudem Computer-Rollenspiele. Bei diesen wählt der Spieler in der Regel einen Charakter, welcher sich im Laufe der Zeit verbessert und neue Fertigkeiten erwirbt. Dabei tritt der Spieler mit anderen Usern in regen Kontakt und spielt entweder mit oder gegen diese.
Charakter
Ein zentrales Element des Computer-Rollenspiels ist der Charakter beziehungsweise die Spielfigur, welche durch den Spieler übernommen wird. So können lediglich die Handlungen der eigenen Spielfigur gesteuert und die Spielwelt damit nur indirekt beeinflusst werden.
Zudem ist es für Computer-Rollenspiele üblich, dass die Spielfigur über bestimmte Attribute und Fähigkeiten verfügt, welche im Laufe des Spiels verbessert werden können. Das Rollenspiel simuliert dabei das Prinzip des Trainings in der Realität. Handlungen, welche oft ausgeführt werden, können demnach immer besser und effizienter bewältigt werden.
So steigt beispielsweise die Laufgeschwindigkeit des Charakters oder aber er erlernt die Fähigkeit, einen Zauberspruch auszusprechen. In diesem Zusammenhang gibt es drei wichtige Werte, welche entscheidend für die eigene Spielfigur sind.
- Dies wären zunächst einmal die HP, also die Heart Points, welche die Gesundheit widerspiegeln.
- Daneben gibt es noch das so genannte Mana, welches das derzeitige Vermögen zum Ausführen von Fähigkeiten und Zaubersprüchen repräsentiert und
- XP, bei welchen es sich um die Erfahrungspunkte handelt. Werden genügend XP durch das Bewältigen von Aufgaben und dem Vernichten von Gegnern gesammelt, steigt der Charakter ein Level auf und verbessert sich.
Spielwelt
Neben der eigenen Spielfigur ist noch die Spielwelt charakteristisch für das Computer-Rollenspiel. So wird hier zumeist eine Art Paralleluniversum erschaffen, welches über eine ganz eigene Geschichte und Eigenarten verfügt.
Der Spieler kann sich dabei frei in der Spielwelt bewegen und mit anderen Spielern oder NPCs - also Nicht-Spieler-Charakteren - in Kontakt treten. Daraufhin gilt es zumeist, bestimmte Aufgaben alleine oder in der Gruppe zu erfüllen und so den eigenen Einfluss zu steigern.
Kampfsysteme
Letztlich ist es noch erwähnenswert, dass sich die Kampfsysteme bei Computer-Rollenspielen teils erheblich unterscheiden. Dabei gibt es einerseits Echtzeit Spiele, bei welchen die Auseinandersetzungen in Echtzeit und damit Zeitdruck ausgetragen werden. Gesteuert wird das Ganze dann zumeist aus einer Mischung aus Maus und Tastatur.
Daneben gibt es noch rundenbasierte Rollenspiele. Hier wird die Zeit bei einer Auseinandersetzung angehalten und der Spieler kann in Ruhe entscheiden, wie verfahren werden soll. Bei derartigen Computer-Rollenspielen spielt das taktische Element zumeist eine größere Rolle, worunter allerdings der Spielfluss und teils auch die Spannung leidet.
Schreibrollenspiel
Typisches Merkmal des Schreibrollenspiels ist, dass ein Spieler, der Protagonist, die Spielleitung eines Spiels übernimmt, welches als ausformulierter Text vorliegt. Dabei gibt es unterschiedliche Varianten.
- Beim Chat-Schreibrollenspiel schreibt man Gedanken, Worte und Handlungen der Figur aus deren Sicht.
- Für das Forums-Schreibrollenspiel oder das E-Mail-Schreibrollenspiel verfasst man längere Abenteuer und steuert meist seine eigene Figur. Hierbei werden dieselben Szenen häufig aus mehreren Perspektiven kennengelernt.
Insgesamt gibt es zahlreiche Rollenspielarten, welche sich durch verschiedene Eigenschaften und Besonderheiten auszeichnen. Allen gemeinsam ist aber das Verlangen des Spielers, der eigenen Realität für einige Stunden zu entkommen und in eine andere Rolle zu schlüpfen. Dabei werden teils ganze Parallelwelten und Szenarien erschaffen, welche Millionen von Spielern begeistern.
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