Shiatsu: Anwendung, Ablauf und Wirkung

Als Shiatsu bezeichnet man eine spezielle japanische Körpertherapie, die der Akupressur ähnelt. Dabei werden gezielt Druck und Reibung auf bestimmte Stellen des Körpers ausgeübt. Es ist auch möglich, Shiatsu als Eigenbehandlung durchzuführen. Zu diesem Zweck können unterschiedliche Kurse belegt werden. Zu den Anwendungsgebieten des Shiatsu gehören Verspannungen und besonders auch innere Unruhezustände. Lesen Sie über den Ablauf, die Wirkung und die Anwendungsgebiete des Shiatsu.

Von Jens Hirseland

Shiatsu - Generelle Merkmale und Wirkung

Sinn des Shiatsu ist die Behandlung von Beschwerden und Krankheiten durch die Ausübung von Druck, Dehnung und Reibung auf bestimmte Körperstellen. Auf diese Weise sollen die Selbstheilungskräfte des Organismus aktiviert werden.

Der japanische Begriff "Shiatsu" bedeutet übersetzt "Finger" (shi) und "Druck" (atsu), zusammen also Fingerdruck. Dieses Verfahren stammt aus Japan und lehnt sich an die traditionelle chinesische Medizin (TCM) an. Zudem gilt Shiatsu als Weiterentwicklung der Akupressur.

Entwicklung

Behandlungsmethoden, die dem heutigen Shiatsu ähneln, wurden bereits im 10. Jahrhundert in Japan angewandt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kombinierte man unterschiedliche Formen von energetischer Körperarbeit und manuellen Therapien miteinander und fasste sie unter dem Begriff Shiatsu zusammen. Dadurch wollte man sich von reinen Entspannungsmassagen abgrenzen.

Seit den 20er Jahren hat sich Shiatsu in Japan fest etabliert. Wichtigste Vertreter dieser Therapieform waren Tokujiro Namikoshi und Shizuto Masunaga. Während Namikoshi die erste Shiatsu-Schule in Japan begründete, rief sein Schüler Masunaga den Zen Shiatsu ins Leben und machte die fernöstliche Methode auch im Westen bekannt.

In Deutschland kommt die japanische Massageform seit den 70er Jahren zur Anwendung. Im Laufe der Zeit entstanden auch einige neue Methoden, die sich an Shiatsu anlehnen, wie zum Beispiel:

Shiatsu-Behandlung auf dem Rücken, Masseur drückt beide Daumen auf den Rücken
Shiatsu-Behandlung auf dem Rücken, Masseur drückt beide Daumen auf den Rücken

Grundlagen

Shiatsu ist eine Lebenskunde aus der fernöstlichen Philosophie und unterstützt den Fluss der Lebensenergie durch Berührungen und Druck. Individuelle Massagetechniken

Grundlage des Shiatsu ist, genau wie in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), die Annahme, dass es im menschlichen Körper bestimmte Energiebahnen (Meridiane) gibt, die von der universellen Lebensenergie, dem Qi durchflossen werden.

Durch unterschiedliche Faktoren wie zum Beispiel Umwelteinflüsse, ungesunden Lebenswandel oder Stress, kann es zu Störungen des Energieflusses kommen. Folge davon sind Beschwerden und Krankheiten.

Durch die gezielte Behandlung bestimmter Punkte des Körpers sollen die Meridiane durch Druck, Dehnung und Reibung wieder ins Gleichgewicht gebracht werden, damit es zur Harmonisierung von Körper, Geist und Seele kommt. Zudem werden beim Shiatsu auch andere energetische Systeme, die man in Japan Tsubos nennt, stimuliert.

Für die Behandlung kommt das ganze Körpergewicht des Therapeuten zum Einsatz. Auf diese Weise soll eine energetische Beziehung zu der zu behandelnden Person hergestellt werden. Der Patient sollte während der Behandlung offen, sensibel und aufmerksam sein.

Die Ganzkörperbehandlungen eignen sich für jede Altersklasse und können ganz individuell an die jeweilige Lebenssituation angepasst werden. Die Shiatsu-Methode wird in

praktiziert. Durch sanfte Berührungen und Druckmassage definiert ein ausgebildeter Shiatsu-Therapeut einen Befund, der nichts mit einer klassischen Diagnose zu tun hat. Der Behandler lässt sich ganz auf persönlichen Bedürfnisse seines Klienten ein. Die EU-Kommission hat die Heilkunst Shiatsu in ihrem Bericht von 1997 als komplementärmedizinische Behandlungsmethode erwähnt.

Positive Effekte auf den Körper

Durch die Massagen und Dehnungen der Muskeln kommt es eindeutig zu tiefer Entspannung und Wohlbefinden. Zudem soll Shiatsu einen positiven Effekt auf das Immunsystem und das vegetative Nervensystem bewirken.

Geschulte Therapeuten

  • lösen Blockaden,
  • erkennen Energiemuster und
  • regen die Selbstheilungskräfte an.

Durchführung

Während man in Asien vor allem Shiatsu nach der Methode von Tokujiro Namikoshi praktiziert, kommt im Westen eher der energetischere Zen-Shiatsu von Shizuto Masunaga zur Anwendung. Ausgeführt wird Shiatsu von

Vor der Behandlung erfolgt zunächst eine genaue Diagnose der Beschwerden. Die Durchführung einer Sitzung dauert normalerweise eine Stunde.

Die zu behandelnde Person ist dabei zumeist bekleidet und liegt auf einer weichen Matte in Bauch-, Seiten- oder Rückenlage. Auch im Sitzen werden Behandlungen durchgeführt.

Während der Massage, die meist auf einem Futon auf dem Fußboden stattfindet, übt der Therapeut Druck und Reibung auf die so genannten Meridianpunkte aus, um sie zu stimulieren. Je nach Reaktion des Klienten, geht der Massierende sanft oder dynamisch vor. Dabei setzt er

ein. Zudem können Atemübungen und Dehnungen, bei denen Gliedmaßen und Gelenke sanft gedreht werden, zur Anwendung kommen. In den meisten Fällen sind mehrere Shiatsu-Sitzungen im Abstand von ein bis zwei Wochen erforderlich, um einen positiven Effekt zu erzielen. Die meisten Menschen spüren schon nach wenigen Shiatsu-Sitzungen deutliche Veränderungen; sie

  • fühlen sich innerlich ruhiger
  • haben mehr Zuversicht und
  • sind selbstbewusster.

Eigenanwendung

Shiatsu kann auch zur Eigenanwendung erlernt werden. Entsprechende Kurse gibt es beispielsweise in der Volkshochschule. Mit einfachen Massagen und Grifftechniken kann jeder Shiatsu auch zu Hause durchführen.

Fingermassage

Die Fingermassage erfolgt mit leichten Druckmassagen auf

Diese Methode wirkt bei Verspannungen und innerer Unruhe.

Bauchmassage

Mit übereinandergelegten Händen werden Bauchmassagen im Uhrzeigersinn durchgeführt, um Magen, Leber und Galle positiv zu beeinflussen. Dadurch lassen sich Verdauungsschwierigkeiten und Stresssymptome lindern.

Viele Shiatsu-Techniken helfen auch bei akuten Beschwerden. Täglich etwa 5-10 Minuten Körperübungen führen in der Regel nach etwa zwei Wochen zu spürbaren Veränderungen.

Funktion und Anwendung des Shiatsu-Kissens

Die Volkskrankheit Nummer Eins holt mehr und mehr Menschen ein: "Ich habe Rücken." hört man von immer mehr stressgeplagten Leuten. Doch nicht immer hat man die Zeit, um zum Arzt zu gehen und sich eine gute Therapie gegen die Schmerzen verschreiben zu lassen.

Der Besuch eines Massagestudios aus privater Kasse ist für viele finanziell auch nicht möglich. Bleibt also nur die Schmerzen und Verspannungen zu ertragen? Nein, eine gute und dabei kostengünstige Lösung des Problems nennt sich: Shiatsu-Kissen.

Eine spirituelle Verbindung zwischen Patient und Therapeut

Anders als bei einer bloßen Entspannungsmassage kann Shiatsu auch richtig schmerzhaft werden. Die verspannten und oft auch völlig verkrampften Muskeln werden gelockert, indem der Therapeut sein ganzes Körpergewicht zum Einsatz bringt und lokal starken Druck ausübt.

Dabei versucht er gemäß der japanischen Auffassung, eine spirituelle Verbindung zu seinem Patienten aufzubauen. Hierbei soll das Qi, also die individuelle Lebensenergie, des Patienten berührt werden. Eventuelle Störungen des harmonischen Flusses werden dabei aufgespürt und mittels des Shiatsu bereinigt.

Shiatsu auf dem heimischen Sofa

Nun mag man von den spirituellen Auffassungen halten, was immer man möchte, doch die Massagetechnik an sich ist tatsächlich gut wirksam. Shiatsu unterscheidet sich dabei in einem wesentlichen Punkt von der Akupressur: hier werden nicht nur einzelne Körperpunkte bearbeitet.

Während sich Akupressur und Akupunktur an Meridianen im Körper orientiert, arbeitet sich Shiatsu auch an den Verbindungen zwischen einem Meridian und dem nächsten entlang. Was der Therapeut vor Ort macht, kann man sich dank eines Shiatsu-Kissens auch in die eigenen vier Wände holen.

In das Kissen sind mehrere Knetkugeln eingebaut, die nach dem Einschalten beginnen zu laufen und zu rotieren. Das hat klare Vorteile, allerdings sollte man auch etwas beachten.

Vorteile der Shiatsu-Kissen

Sicher ist die Therapie in den eigenen vier Wänden mit einem gekauften Gerät günstiger. Im Gegensatz zu einem einfachen Massagestuhl hat ein solches Kissen auch noch den einen ganz entscheidenden Vorteil: man kann es sich genau dort hinlegen, wo man es benötigt.

Während ein Massagestuhl oft die Nackenpartie gar nicht erreichen kann, ist das Shiatsu-Kissen sofort zur Stelle. Auch

können erreicht werden. Die Muskelentspannung ist oft viel intensiver, denn Shiatsu-Kugeln machen im wahrsten Sinne des Wortes etwas mehr Druck, als ein Bürostuhl mit Massage-Funktion. Viele der Kissen besitzen auch die Funktion, dass Infrarot eine zusätzliche Tiefenwärme liefert, die in die Muskeln vordringen kann und so bei der Entspannung hilft.

Was zu beachten ist

Was für den Besuch beim Therapeuten gilt, gilt für den Hausgebrauch eines Shiatsu-Kissen umso mehr: Vorsicht, es kann weh tun! Shiatsu ist eben nicht nur zur Entspannung, sondern soll heilend wirken, indem alle Krämpfe beseitigt werden. Das kann für zarte Gemüter eine kleine Tortur werden.

Während der Therapeut aber genau weiß, was er tut, liegt die Verantwortung beim Gebrauch daheim ganz allein bei Ihnen.

Daher sollten Sie im Zweifel auch immer mit der niedrigsten Stufe anfangen und besser nicht zu viel Druck mit dem Körper auf das Kissen ausüben. Bei starken Schmerzen ist der Besuch das Hausarztes ohnehin sehr ratsam.

Anwendungsgebiete

Wade einer Frau wird von Männerhänden massiert
Wade einer Frau wird von Männerhänden massiert

Zur Anwendung kommt Shiatsu sowohl zur Gesundheitsvorsorge als auch zur Behandlung von:

Auch als Selbstbehandlung zur Entspannung nach einem anstrengenden Tag, kann Shiatsu angewandt werden.

Kontraindikationen

Nicht durchgeführt werden sollte Shiatsu dagegen bei:

Auch schon bei Erkältungen ist es sinnvoll, auf Shiatsu zu verzichten. Die Behandlung würde den Kreislauf nur unnötig schwächen. Vor allem bei fiebrigen Infekten sollte man sich diese also sparen.

Vorsicht ist auch bei akuten Verletzungen angebracht. In diesem Zusammenhang sei zum Beispiel ein Bandscheibenvorfall genannt.

  • Evelyn Hähnel Harmonie mit Shiatsu - Der Weg zu Gesundheit und Ausgeglichenheit, Ehrenwirth, 1999, ISBN 3431035523
  • Saul Goodman Shiatsu - Ein praktisches Handbuch, Heyne, 2000, ISBN 3453173570
  • Carola Beresford-Cooke Shiatsu - Grundlagen und Praxis, Urban & Fischer, 2003, ISBN 3437558013
  • Ilona Daiker Shiatsu - Heilende Berührung für Körper, Geist und Seele, Rowohlt Tb., 1998, ISBN 3499605295
  • Carola Beresford-Cooke Shiatsu, Urban & Fischer, 2013, ISBN 9783437592201

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