Der Dickdarm - Entzieht den Nahrungsresten Wasser und sorgt für eine Umformung des Stuhls

Als Dickdarm (Intestinum crassum) bezeichnet man den abschließenden Teil des Verdauungstraktes. Durch ihn werden den Nahrungsresten Mineralstoffe und Flüssigkeit entzogen.

Von Jens Hirseland

Der Dickdarm (Intestinum crassum) ist Bestandteil des Darms. Er hat eine Länge von etwa 1,5 Metern und eine Dicke von ca. 6 Zentimetern. Der Dickdarm bildet den Anschluss an den Dünndarm und verläuft bis zum Mastdarm und Analkanal.

Aufbau

Unterteilt wird der Dickdarm in mehrere Abschnitte. Dies sind:

  1. der Grimmdarm (Colon oder Kolon), der seinerseits in Colon ascendens, Colon transversum (Querdarm), Colon descendens und Colon sigmoideum unterteilt wird
  2. der Mastdarm (Rektum)
  3. Blinddarm (Caecum) mit seinem Wurmfortsatz (Appendix vermiformis)

Die Schleimhautschicht des Dickdarms verfügt über zahlreiche Zellen, die für die Herstellung des Schleims sorgen. Auf diese Weise erhält der Stuhl seine Gleitfähigkeit und lässt sich in den meisten Fällen problemlos ausscheiden.

Im Unterschied zum Dünndarm hat der Dickdarm keine Zotten. Besiedelt wird der Dickdarm von zahlreichen nützlichen Mikroorganismen, die man als Darmflora bezeichnet.

Die Lage des Darms im menschlichen Körper
Die Lage des Darms im menschlichen Körper

Aufgaben

Zu den Aufgaben des Dickdarms gehört die Rückresorption von Wasser sowie die Eindickung des Stuhls. Das heißt, er entzieht den Nahrungsresten die Flüssigkeit und nimmt gleichzeitig Natriumionen auf.

Der Dickdarm reguliert des Weiteren den Kalium- und Chlorid-Ionen-Haushalt. Dabei ist er in der Lage, aktiv Kalium abzugeben.

Im Dickdarm werden lediglich kurzkettige Fettsäuren aufgenommen; ansonsten kommt es zu keiner Nährstoffaufnahme. Besonders wichtig für die Fettsäurenbildung ist die Darmflora.

Zudem sorgt für eine Umformung des Stuhls, der dann zum Mastdarm weitertransportiert wird. Dort findet keine weitere Verdauung mehr statt.

Der Mastdarm speichert den Stuhl, wodurch dieser in der Regel nur einmal am Tag entleert werden muss. Eine weitere wichtige Funktion des Dickdarms ist die Abwehr von schädlichen Bakterien und Krankheiten.

Transport des Stuhls

Der Dünndarm wird in seinem letzten Abschnitt durch die so genannte Ileozäkalklappe vom Blinddarm getrennt. Diese macht einen langsamen Durchtritt des Nahrungsbreis möglich, welcher jedoch im Fall der Nahrungsaufnahme verstärkt abläuft.

Der Magen dehnt sich, die Dünndarmaktivität nimmt zu. Es wird vermehrt das Hormon Gastrin ausgeschüttet, welches für eine Entspannung des Schließmuskels. Es kommt zu einer Stauung des Breis vor der Ileozäkalklappe; der Dünndarm dehnt sich.

Nachdem der Nahrungsbrei die Klappe passiert hat, wir er im Blinddarm sowie im aufsteigenden Colon, also dem Mittelstück des Dickdarms, gesammelt. Der Stuhl wird durchmischt und durch bestimmte Bewegungsabläufe in den Mastdarm transportiert, wo er dann ausgeschieden werden kann. Die Gesamtzeit der Passage des Dickdarms kann von 12 bis zu 28 Stunden lang andauern.

Beschwerden und Erkrankungen des Dickdarms

Reizdarm

Der menschliche Dickdarm kann von einer ganzen Reihe von Beschwerden und Erkrankungen in Mitleidenschaft gezogen werden. Nicht bedrohlich, aber unangenehm ist das so genannte Reizdarmsyndrom (RDS). Typische Symptome eines Reizdarms sind:

Die genauen Ursachen eines Reizdarmsyndroms konnten bis heute nicht hinreichend geklärt werden.

Verschiedene Darmerkrankungen
Verschiedene Darmerkrankungen

Appendizitis

Eine häufiger vorkommende Erkrankung ist die Appendizitis. Dabei entzündet sich der Wurmfortsatz des Blinddarms. Diese Erkrankung wird oftmals als Blinddarmentzündung bezeichnet, was aber medizinisch nicht korrekt ist. Kommt es zu einer akuten Appendizitis, ist zumeist eine operative Entfernung des Wurmfortsatzes erforderlich.

3 Stadien einer Blinddarmentzündung
3 Stadien einer Blinddarmentzündung

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Eine weitere Erkrankung ist Morbus Crohn, das zur Gruppe der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen gehört und bei der sich sämtliche Schichten der Darmwand entzünden. Dabei kommt es, ähnlich wie bei einer Entzündung des Blinddarm-Wurmfortsatzes, zu starken Bauchschmerzen im rechten Unterbauch.

Weitere Symptome können sein:

Ebenso wie der Dickdarm, kann auch der Dünndarm von Morbus Crohn betroffen werden. Eine andere entzündliche Darmerkrankung ist Colitis ulcerosa (chronische Dickdarmentzündung), bei der es zu blutigem Durchfall kommt.

2 chronisch-entzündliche Darmerkrankungen in der Grafik
2 chronisch-entzündliche Darmerkrankungen in der Grafik

Gastroenteritis

Bei der Gastroenteritis handelt es sich um eine Magen-Darm-Entzündung, bei der meist auch der Dickdarm betroffen ist. Ausgelöst wird die Entzündung durch Bakterien oder Viren, in selten Fällen auch durch Parasiten.

Die Dysenterie (Ruhr) betrifft lediglich den Dickdarm. Sie wird in Europa durch Shigellen verursacht (Bakterienruhr).

Mikroskopische Colitis

Auch die mikroskopische Colitis zählt zu den chronisch entzündlichen Erkrankungen des Darms. Es kommt zu wässrigen Durchfällen, allerdings liegen keine sichtbaren Veränderungen der Schleimhaut vor.

Lediglich eine mikroskopische Untersuchung der Schleimhaut macht eine Diagnose möglich. Während sich die Lymphozytäre Colitis durch eine Vermehrung von Lyphozyten kennzeichnet, kommt es bei der Kollagenen Colitis zusätzlich zur Bildung einer Schicht aus Kollagenfasern.

Ischämische Kolitis

Bei der ischämischen Kolitis kommt es zu einer unzureichenden oder gänzlich fehlenden Durchblutung der Dickdarmschleimhaut, verursacht durch Verengungen oder Verschlüssen der Gefäße. Eine Arteriosklerose ist häufiger Auslöser.

Medikamentenassoziierte Kolitis

Eine Entzündung des Dünn- und/oder Dickdarms kann auch durch die Wirkung verschiedenster Medikamente ausgelöst werden. Zu diesen Mitteln zählen

Bei der Einnahme von Antibiotika wird die Darmflora gehemmt. Auf diese Weise können sich krankheitsverursachende Bakterien leichter vermehren und die Dickdarmschleimhaut angreifen. Zytostatika wiederum können die Zahl neutrophiler Granulozyten im Blut vermindern, was ebenfalls eine Entzündung auslösen kann.

Polypen

Auch von pilzförmigen Geschwulsten kann der Dickdarm befallen werden. Diese werden Polypen genannt und erreichen eine unterschiedliche Größe von ein paar Millimetern bis zu mehreren Zentimetern.

Da die Polypen zunächst gutartig sind, verursachen sie keine Beschwerden. Größere Polypen können jedoch im weiteren Verlauf zu bösartigen Tumoren entarten.

Polypen an der Darmwand
Polypen an der Darmwand

Ursachen und Symptome

Darmpolypen kommen in den westlichen Industrieländern häufig vor. Wodurch sie entstehen, konnte bislang nicht eindeutig festgestellt werden.

Man vermutet, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen, da die Polypen oftmals gehäuft innerhalb einer Familie auftreten. Aber auch ballaststoffarme, fleisch- und fettreiche Kost sowie Alkohol- und Tabakkonsum gelten als Risikofaktoren.

Konkrete Beschwerden entstehen durch Darmpolypen in der Regel nicht. Man entdeckt sie daher auch meist nur zufällig bei der Untersuchung von anderen Beschwerden. In seltenen Fällen kann es auch zu Symptomen wie unregelmäßigen Stuhlgang, Blähungen und Bauchschmerzen kommen.

Diagnose und Behandlung

Gefunden werden Darmpolypen oftmals im Rahmen einer Koloskopie (Darmspiegelung). Wird eine Darmspiegelung vorgenommen, ist es möglich sofort eine Gewebeprobe zu entnehmen und untersuchen zu lassen. Auf diese Weise kann eine eventuelle Entartung der Zellen frühzeitig erkannt werden.

Die einzige wirksame Möglichkeit Darmpolypen zu behandeln, ist ihre operative Entfernung. Dazu kommen unterschiedliche Verfahren infrage. Welche Operationsmethode durchgeführt wird, ist von der Größe und der Lage der Polypen abhängig.

Die endoskopische Polypektomie

Bei kleineren Polypen reicht meist eine Darmspiegelung zur Entfernung aus, was man als endoskopische Polypektomie bezeichnet. Dazu benutzt der Operateur ein Endoskop, ein längliches optisches Gerät, das durch die Analöffnung des Patienten geschoben wird.

Man lässt das Endoskop bis zu der Stelle ein, an der sich die Polypen befinden. Damit der behandelnde Chirurg eine bessere Sicht erhält, bläst man Luft in den Darm, wodurch dieser aufgespannt wird.

Nachdem die Position der Polypen erreicht wurde, schabt oder schneidet man sie heraus. Dazu benutzt der Operateur entweder eine Schlinge aus Draht (Diathermieschlinge) oder einen Laser.

Gelegentlich muss man die Schleimhaut der Darmwand durch eine Arzneimittelinjektion vorwölben. In manchen Fällen können auch mehrere Sitzungen notwendig sein.

Diagnose und Entfernung der Polypen im Darm mittels Darmspiegelung möglich
Diagnose und Entfernung der Polypen im Darm mittels Darmspiegelung möglich
Die Laparoskopie

Lassen sich die Polypen nicht über den Anus erreichen, ist ein Zugang durch den Bauchraum erforderlich. Zu diesem Zweck nimmt man eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) vor. Dazu wird ein Schnitt am Bauchnabel gemacht, durch den man das Laparoskop in die Bauchhöhle einlässt.

Handelt es sich um einen größeren Befund, kann auch ein Bauchschnitt (Laparotomie) erforderlich sein. In diesem Fall entfernt man den Darmanteil, der von den Polypen betroffen ist und vernäht die Schnittränder.

Die Bauchspiegelung als sekundäre Möglichkeit zur Enfernung von Darmpolypen
Die Bauchspiegelung als sekundäre Möglichkeit zur Enfernung von Darmpolypen

Divertikel

Bei einem Divertikel im Bereich des Dickdarms handelt es sich um eine Ausstülpung an dessen Wand. Bei den meisten Dickdarmdivertikeln handelt es sich um so genannte Pseudodivertikel, was bedetuet, dass sich die Schleimhaut durch die Muskulaturschichten drückt.

Kommt es zum Auftreten mehrerer Divertikel, wird dies als Divertikulose bezeichnet; zu Beschwerden kommt es dabei nicht. Allerdings kann sich daraus eine eitrige Entzündung entwickeln, die so genannte Divertikulitis, die schlimmstenfalls zu Abszessen sowie einer Bauchfellentzündung führt.

Darmkrebs

Die gefährlichste Erkrankung des Dickdarms ist Darmkrebs (Kolorektales Karzinom). Dabei kommt es zu bösartigen Schleimhautwucherungen im Dickdarm oder Mastdarm. Vor allem ältere Menschen erkranken an dieser tückischen und lebensbedrohlichen Krankheit.

Zu den Risikofaktoren gehören:

Auch eine einseitige Ernährung kann eine Rolle spielen.

Darmkrebs grafisch dargestellt
Darmkrebs grafisch dargestellt