Die Hände - Zum Greifen, Tasten und Kommunizieren

Als Hand (manus) bezeichnet man den menschlichen Greifapparat am unteren Ende des Armes. Sie dient vor allem zum Greifen und Tasten.

Von Jens Hirseland

Zusammensetzung der Hand

Die Hände sind die Greifapparate, die sich am distalen Ende der oberen Extremitäten (Arme) befinden. Jeder gesunde Mensch ist mit zwei Händen ausgestattet, die über das Handgelenk mit den Unterarmen verbunden werden.

Zusammengesetzt wird die Hand (manus) aus:

Insgesamt verfügt die menschliche Hand über 27 Einzelknochen. Anatomisch grob unterteilt wird die Hand in:

  1. die Handwurzel (Carpus)
  2. die Mittelhand mit der Handfläche (Palma manus) und dem Handrücken (Dorsum manus)
  3. die sich am Ende der Hand befindlichen Finger (Digiti manus)

Unter der Haut der Handfläche liegt die Palmaraponeurose, eine Sehnenplatte. Diese wird durch Faserzüge mit der Haut der Hohlhand verbunden und verhindert, dass es beim festen Zugreifen zu einem Verschieben der Weichteile kommt.

Die Knochen der Hand

Das Skelett der Hand setzt sich aus verschiedenen Knochen zusammen:

  • den kleinen Knochen der Handwurzel
  • den Röhrenknochen der Mittelhand (Metacarpus)
  • den Fingerendgliedern (Phalangen)

Die Handwurzel ist mit acht Knochen ausgestattet. Dies sind:

  1. Kahnbein
  2. Hakenbein
  3. Erbsenbein
  4. Kopfbein
  5. Mondbein
  6. Dreieckbein
  7. das Große Vieleckbein
  8. das Kleine Vieleckbein

Die Knochen werden gelenkig miteinander verbunden und liegen in zwei Reihen. Zwischen diesen Reihen bilden die Knochen das distale Handgelenk aus. Gebildet wird das für die Handbewegungen wichtige Handgelenk zwischen Speiche, Mondbein, Dreieckbein und Kahnbein.

Angeschlossen an die Handwurzel befindet sich die Mittelhand. Diese wird von fünf lang gestreckten Mittelhandknochen (Ossa metacarpi) gebildet.

Zum frei beweglichen Teil der Hand gehören die fünf Finger. Dies sind

  1. Daumen (Pollex)
  2. Zeigefinger (Index)
  3. Mittelfinger (Digitus medius)
  4. Ringfinger (Digitus anularius)
  5. kleiner Finger (Digitus minimus)
Grafik der menschlichen Hand
Grafik der menschlichen Hand

Muskeln

Bewegt werden die Knochen der Hand von den kurzen Handmuskeln und den Muskeln des Unterarms, wo sich der Großteil der insgesamt 33 Muskeln befindet. Man unterscheidet die langen Unterarmmuskeln, deren Sehnen über den Handrücken bis zu den Endgliedern der Finger verlaufen; die Beugesehnen führen über die Handinnenfläche bis zu den Fingern.

Die kurzen Handmuskeln befinden sich zwischen den Mittelhandknochen; sie sorgen dafür, dass man die Finger spreizen kann. Auch die Beugung der Fingergrundgelenke sowie die Streckung der Finger ist durch diese Muskulatur möglich.

Der Daumenballen sowie der Kleinfingerballen werden zu den kräftigeren Muskeln gezählt. Ersterer Muskel sorgt für die Gegenüberstellung und das Heranziehen des Daumens; die Muskulatur des Kleinfingerballens benötigt man für das Beugen und Abspreizen des kleinen Fingers.

Des Weiteren gibt es noch Zwischenfingermuskeln, die die Streckung der Finger sowie die Beugung in den Fingergrundgelenken der Mittelhand ausüben. Sie sind dünn und wurmartig und es gibt vier davon.

Nerven und Blutversorgung

Zu den drei Nerven, die die Hand versorgen, gehören:

  1. der Nervus radialis (Speichennerv)
  2. der Nervus ulnarus (Ellennerv)
  3. der Nervus medianus (Mittelnerv)

Die Sensibilität der Hand wird von zahlreichen verschiedenen Rezeptoren gewährleistet. Mithilfe des Ellennervs können folgende Muskeln bewegt werden: der Kleinfingerballen, der Muskel, der für das Heranführen des Daumens zuständig ist, sowie zwei Zwischenfingermuskeln. Zudem werden die Hautempfindungen aus diesem Bereich über den kleinen Finger und die Seite des Ringfingers, die an diesen angrenzt, geleitet.

Die restlichen Zwischenfingermuskeln sowie der Daumenballenmuskel können durch den Mittelnerv bewegt werden. Zudem sorgt er für die Wahrnehmung der Hautreize am Daumen, am Zeigefinger, am Mittelfinger, an der Handinnenfläche sowie an dem Hautbereich des Ringfingers, der an den Mittelfinger grenzt.

Durch den Speichennerv werden Reize der Daumenrückseite sowie des Handrückens zum Gehirn weitergeleitet. Für Bewegungen von Muskeln ist dieser Nerv nicht zuständig.

Die Blutversorgung des Körperteils wird von der Arteria radialis und der Arteria ulnaris übernommen. Diese stehen über den tiefen Hohlhandbogen und den oberflächlichen Hohlhandbogen miteinander in Verbindung.

Funktionen der Hand

Wichtigste Funktion der Hand ist das Greifen von Gegenständen. Dabei unterscheidet man zwischen:

  1. dem Kraftgriff, mit dem man beispielsweise eine Flasche, eine schwere Tasche oder einen Stein hält
  2. dem Präzisionsgriff, bei dem das Halten und Führen von Gegenständen wie z.B. einem Kugelschreiber oder feinen Instrumenten durch Daumen und Zeigefinger erfolgt

Kraftgriff

Für den Kraftgriff nimmt man den Gegenstand in die Handfläche; die Finger und der Daumen umschließen durch die langen Beugesehnen diesen Gegenstand. Dem Daumen, der sich den anderen Fingern gegenüberstellen kann, wird dabei eine wichtige Rolle zugewiesen, denn durch diesen Griff lassen sich auch größere Gegenstände greifen, halten und bewegen - je größer der Gegenstand, desto mehr kraft ist erforderlich. Einen Kraftgriff, ohne etwas zu greifen, bezeichnet man als geballte Faust.

Präzisionsgriff

Den Präzisionsgriff benötigt man mitunter beim Schreiben oder Malen. Zeigefinger und Daumen bilden dabei eine Art Pinzette, und durch die entgegengesetzte Stellung des Daumens ist auch das Greifen von kleinen Gegenständen kein Problem.

Kommunikation

Die Hände spielen des Weiteren eine wichtige Rolle bei der Kommunikation; so sind sie die Werkzeuge für die Gebärdensprache. Durch bestimmte Handstellungen - in Verbindung mit lautlos gesprochenen Wörtern, Mimik etc. - kommunizieren auf diese Weise vor allem taube und schwerhörige Menschen.

Des Weiteren nutzt man die Finger der Hand auch zum Zählen. Zudem kommen sie zum Zeigen oder auch für bestimmte Gesten zur Anwendung.

Verletzungen und Erkrankungen der Hände

Die menschliche Hand ist im Alltag, im Berufsleben oder bei sportlichen Aktivitäten häufig starken Belastungen ausgesetzt. Daher besteht die Gefahr von verschiedenen Verletzungen und Erkrankungen.

Mögliche Verletzungen

So kann z.B. eine Fraktur des Handgelenks bei einem Sturz passieren, wenn man versucht, mit der Hand Halt zu finden.

Ebenso möglich sind auch:

Kahnbeinbruch

Als häufigste Fraktur im Bereich der Handwurzel gilt der Kahnbeinbruch. In den meisten Fällen wird er durch einen Sturz auf das ausgestreckte Handgelenk ausgelöst. Zur Behandlung wird in der Regel ein Gipsverband angelegt; die Heilungsdauer beträgt etwa sechs Wochen.

Ursachen

Gründe für eine Handverletzung gibt es viele. So kann es zu

kommen. Da die Hand ein überaus komplexer Körperteil ist und auf das optimale Zusammenspiel ihrer Strukturen angewiesen ist, wird ihre Funktionstüchtigkeit durch bestimmte Verletzungen stark eingeschränkt. Damit es nicht zu chronischen Problemen kommt, ist eine gute Behandlung der Hand erforderlich, um die Verletzung zu beheben.

Symptome

Da Handverletzungen sehr unterschiedlich sind, kommt es auch zu verschiedenen Symptomen. Allerdings spielen Schmerzen stets eine Rolle. Sehr häufig treten auch

an der Hand auf.

Behandlung

Sind die Handverletzungen klein und nicht kompliziert, wie zum Beispiel eine Verrenkung, ist der Heilungsverlauf in der Regel positiv. Größere Probleme sind dabei nicht zu erwarten.

Indikation

Kommt es jedoch zu umfangreicheren Verletzungen wie

  • Sehnenrissen
  • Knochenfrakturen oder
  • Schäden an den Gelenken,

muss eine Behandlung durchgeführt werden, da sonst die Gefahr besteht, dass die Hand nicht richtig heilt und deswegen in ihrer Beweglichkeit auf Dauer eingeschränkt wird. Auch Instabilität oder eine Fehlstellung sind im Bereich des Möglichen. So können möglicherweise ganz alltägliche Tätigkeiten wie

nicht mehr ausgeübt werden.

Wichtig ist vor allem, dass die Hand nach der Verletzung von einem Experten genau untersucht wird, denn nicht jede schwerwiegende Schädigung lässt sich leicht erkennen. Oftmals sind auch Röntgenuntersuchungen zur Diagnose von Brüchen und Gelenkauskugelungen notwendig.

Behandlungsmaßnahmen

In den meisten Fällen werden Handverletzungen konservativ behandelt. Manchmal lässt sich jedoch eine Operation nicht vermeiden. Welche Art von Operation durchgeführt wird, hängt vom jeweiligen Befund ab.

  • So lassen sich Hautwunden leicht vernähen.
  • Besteht eine Ausrenkung an einem Gelenk, ist es meist erforderlich, die geschädigten Bänder zu nähen.
  • Auch Sehnen näht man wieder zusammen.
  • Im Falle eines Handbruchs kann eine Osteosynthese durchgeführt werden.

Dabei werden die Bruchfragmente mit Hilfe von Drähten, Platten, Schrauben oder Nägeln, die aus Metall bestehen, wieder fest zusammengefügt. Liegt eine Verschiebung der Bruchstücke vor, bringt man sie in die richtige Position.

Brüche in der Hand müssen oft mit einem Gipsverband ruhig gestellt werden
Brüche in der Hand müssen oft mit einem Gipsverband ruhig gestellt werden

Mögliche Erkrankungen

Rheumatoide Arthritis

Eine weit verbreitete Erkrankung ist die rheumatoide Arthritis, eine entzündliche Gelenkerkrankung, die sich z.B. durch steife Finger bemerkbar macht und alltägliche Handbewegungen sehr erschwert.

Grafik einer Hand mit reumatoider Arthritis
Grafik einer Hand mit reumatoider Arthritis

Arthrose

Ebenso kann es zu einer Arthrose am Daumengelenk kommen. Dabei kommt es zu einem Verschleiß zwischen Knorpel und Gelenkstrukturen. Die Arthrose kann auch das Handgelenk betreffen, was als Radiokarpalarthrose bezeichnet wird.

Karpaltunnelsyndrom

Eine weitere häufig auftretende Erkrankung der Hand ist das Karpaltunnelsyndrom. Dabei handelt es sich um ein Nerven-Engpass-Syndrom des Handwurzelkanals, von dem besonders Frauen betroffen sind. Ausgelöst werden kann das Syndrom von ständigen monotonen Handbewegungen.

Typische Symptome sind elektrisierende Gefühlsstörungen in den Fingern, die sich allmählich ausweiten, bis auch die Handinnenseite in Mitleidenschaft gezogen wird. Im weiteren Verlauf kommt es zu Schmerzen bei alltäglichen Bewegungen wie z.B. dem Halten eines Telefonhörers.

Behandelt werden kann ein Karpaltunnelsyndrom durch Ruhigstellung der Hand oder einen operativen Eingriff.

Morbus Dupuytren

Morbus Dupuytren beschreibt eine gutartige Bindegewebserkrankung der Handinnenfläche und zählt zu den Fibromatosen. Insbesondere sind kleiner Finger und Ringfinger von dem Beschwerdebild betroffen.

Die Finger lassen sich bei dieser Erkrankung nicht mehr komplett strecken. Des Weiteren kommt es zur Bildung von Strängen und Knoten. Als wirksamste Behandlungsmethode kommen Bestrahlungen sowie operative Maßnahmen in Betracht.

Tendovaginitis

Die Tendovaginitis bezeichnet man auch als Sehnenscheidenentzündung. Besonders häufig tritt sie - abgesehen vom Sprunggelenk - im Bereich des Handgelenks durch Überlastung oder Fehlbelastung auf. Schmerzstillung, Entlastung und Physiotherapie zählen zu den Hauptbestandteilen der Behandlung.

Ganglion (Überbein)

Beim Ganglion handelt es sich um eine gutartige Geschwulst an einer Gelenkkapsel. Oftmals tritt sie am Handrücken auf. Die genauen Ursachen sind unklar; man geht mitunter von einer Überbeanspruchung aus.

Bei Ruhigstellung bildet sich das Ganglion oftmals von selbst wieder zurück, kann jedoch bei neuer Belastung wieder auftreten. Mitunter kann eine operative Behandlung sinnvoll sein.

Ein Ganglion an der Hand grafisch dargestellt
Ein Ganglion an der Hand grafisch dargestellt

Infektionen der Hand

Die Hand kann zudem von diversen Infektionen betroffen sein. Dazu zählen beispielsweise das Panaritium, eine eitrige Fingerentzündung, die Paronychie, eine Nagelbettentzündung oder die Phlegmone, eine Entzündung, die das Bindegewebe betrifft.

Deformitäten der Hand

Unter einer Deformität versteht man eine größere Formabweichung an einem Körperteil vom herkömmlichen Erscheinungsbild. Auch an den menschlichen Händen kann es zu Fehlbildungen oder Fehlstellungen kommen.

Ursachen

Deformitäten werden in den meisten Fällen durch Schädigung des Erbguts oder Vererbung verursacht. Gründe für eine Erbgutschädigung sind oftmals

Fehlstellungen können durch

  • schlechtes Zusammenwachsen von Knochen nach Frakturen
  • ständige Fehlbelastungen oder
  • Gelenkerkrankungen

hervorgerufen werden.

Ausprägungsformen

Deformitäten an der Hand gibt es in den unterschiedlichsten Formen. So besteht die Möglichkeit, dass an einer Hand Finger oder andere Handteile fehlen. Ebenso kommen Minderentwicklungen oder zu starke Entwicklungen vor.

In manchen Fällen sind sogar mehr als fünf Finger an einer Hand vorhanden, was man als Polydaktylie bezeichnet. Aber auch das Handgelenk oder die Knochen können von Formveränderungen betroffen sein.

Durch eine Deformität der Hand besteht häufig die Gefahr, dass es zu funktionellen Einschränkungen kommt. Zum Beispiel kann der Betroffene oft nicht richtig zugreifen.

Behandlung

Konservative Behandlungsmaßnahmen, wie beispielsweise eine Elektrotherapie, bringen bei einer Deformität in der Regel keine nachhaltige Verbesserung, da die Veränderungen strukturell sind. Aus diesem Grund muss ein operativer Eingriff zur Behebung der Fehlbildung durchgeführt werden.

Ziel und Zweck einer Operation

Ziel und Zweck einer solchen Operation ist eine möglichst gute Wiederherstellung der Handfunktionen. Darüber hinaus soll auch ein normaler Anblick gewährleistet werden.

Bei bestimmten Deformitäten, wie überzähligen Fingern, ist aus medizinischer Sicht in der Regel keine Operation erforderlich. Sie kann allerdings aus ästhetischen Gründen vorgenommen werden.

Durchführung der Operation

Vor dem Eingriff verabreicht man dem Patienten entweder

  • eine örtliche Betäubung
  • eine Regionalanästhesie oder
  • eine Vollnarkose,

was vom Ausmaß der Operation abhängt. Außerdem führt man eine so genannte Blutleere durch, bei der man dem Patienten eine Manschette um den Arm legt. Dadurch kann der Blutfluss gestoppt und die Sicht für den Operateur verbessert werden. Außerdem fällt der Blutverlust während der Operation geringer aus.

Besteht eine Deformität, verwendet man häufig überschüssige Gewebeabschnitte zur Nachbildung von fehlenden Bereichen. Für den Fall, dass dies nicht möglich oder nötig ist, entfernt der Chirurg die Überschüsse.

Liegt eine Fehlstellung an einem Knochen vor, ist es möglich einen Teil des Knochens herauszuoperieren. Es können aber auch Knochenstückchen von einer anderen Stelle des Körpers entnommen und eingesetzt werden. Ebenso lassen sich Knochenersatzstückchen verwenden.

Befestigt werden die Knochen mithilfe von Platten, Schrauben oder Drähten. Nach dem Eingriff legt man dem Patienten einen stabilisierenden Verband an, damit die betroffenen Strukturen geschont werden.