Die Harnblase - Zum Aufnehmen, Zwischenspeichern und Entleeren von Urin

Als Harnblase bezeichnet man ein Hohlorgan im kleinen Becken. Es dient zur Aufnahme und Speicherung von Urin (Harn).

Von Jens Hirseland

Aufbau

Die Harnblase (Vesica urinaria) ist ein Bestandteil des Harntrakts. Das Hohlorgan befindet sich im kleinen Becken und dient zur Aufnahme und Zwischenspeicherung des Urins.

Beim Menschen liegt die Harnblase auf dem Beckenboden, unmittelbar hinter der Schambeinfuge. Das Hohlorgan ist wie ein muskulöser Sack, der im leeren Zustand von den Baucheingeweiden zusammengedrückt wird. Füllt sich die Blase, kommt es zu einer allmählichen Auskugelung.

Unterteilt wird das Hohlorgan in verschiedene Bereiche. Dies sind:

  1. der Harnblasenscheitel (Apex vesicae)
  2. der Harnblasenkörper (Corpus vesicae)
  3. der Harnblasenhals (Cervix vesicae)
  4. der Harnblasengrund (Fundus vesicae)

Im Harnblasenkörper befindet sich auch das Ende der beiden Harnleiter (Ureter). Diese stellen eine Verbindung zwischen Blase und Nieren her.

Die Verbindung zur Harnröhre (Urethra), die für die Beförderung des Urins nach außen zuständig ist, wird wiederum vom Harnblasengrund hergestellt. Die Harnröhre bildet auch den Ausgang der Harnblase. Bei Frauen schließt sich an die Blase die Gebärmutter, bei Männern der Enddarm an.

Aufbau der Harnblase grafisch dargestellt
Aufbau der Harnblase grafisch dargestellt

Funktion

Wichtigste Funktion der Harnblase ist die Speicherung des Harns oder Urins, der von den Nieren produziert wird und über den Harnleiter in das Organ gelangt. Die Harnleiter münden an jeder Seite in die untere Region der Blase und haben einen schrägen Verlauf. Damit es nicht zu einem Rückfluss des Urins kommt, drücken die Muskeln der Harnleiterwand die Harnleiter zusammen.

Erreicht die Harnblase einen bestimmten Füllungsgrad, kommt es zu einem Zusammenziehen der Muskeln, sodass der Urin nach außen befördert wird. Je nach Körpergröße liegt das Fassungsvermögen der Harnblase bei einem erwachsenen Menschen zwischen 600 und 1000 Millilitern. Harndrang tritt in der Regel ab einer Füllmenge von 200-500 Millilitern auf.

Ab einer Füllmenge von 200 bis 500ml tritt Harndrang auf
Ab einer Füllmenge von 200 bis 500ml tritt Harndrang auf

Durch verschiedene Verschlussmechanismen wird sichergestellt, dass die Harnblase während der Speicherung des Urins auch dicht ist. Dazu gehört zum einen der unmittelbar am Harnausgang liegende und von Muskelschlingen gebildete Sphinkter (innerer Verschluss) sowie der äußere Verschluss, der sich im Mittelteil der Blase befindet. Während der innere Verschluss nicht willkürlich beeinflusst werden kann, ist dies beim äußeren Verschluss möglich.

Mit der Menge der Füllung variiert auch die Größe der Harnblase. Dadurch liegt die Schleimhaut, von der die Innenseite der Blase ausgekleidet wird, in Falten, die bei zunehmender Füllung verstreichen.

Um weiteren Raum in der Blase zu schaffen, sind die kugeligen Zellen (Deckzellen) der Schleimhaut in der Lage, abzuflachen. Außerdem wird durch die Deckzellen verhindert, dass es zu Schädigungen durch den aggressiven Harn kommt.

Entleert wird die Harnblase durch einen bestimmten Reflex. Dieser wird im Gehirn ausgelöst, das von den Nervenfasern Informationen über den Füllungszustand der Blase erhält. Auf diese Weise kann die Entleerung der Blase willkürlich gesteuert werden.

Erkrankungen und Beschwerden der Harnblase

Auch die Harnblase ist ein Organ, das von Erkrankungen und Funktionsstörungen in Mitleidenschaft gezogen werden kann.

Blasenentzündung

Die Blasenentzündung (Cystitis) zählt zu den häufigsten Erkrankungen der Harnblase. Dabei kommt es zu einer bakteriellen Infektion, die über die Harnröhre aufsteigt und sich bis zu den Nieren ausbreiten kann, wodurch eine Nierenbeckenentzündung entsteht.

Da Frauen eine kürzere Harnröhre als Männer haben, sind sie häufiger von einer Blasenentzündung betroffen. Ein typisches Symptom ist ein brennendes Gefühl beim Wasserlassen. Behandelt werden Harnwegsinfektionen in der Regel mit Antibiotika.

Wirkung von Preiselbeeren bei Blasenentzündung
Wirkung von Preiselbeeren bei Blasenentzündung

Reizblase

Eine funktionelle Störung der Harnblase ist die so genannte Reizblase, die vor allem bei Frauen mittleren Alters auftritt. Dabei kommt es zu einem ständigen Harndrang, verbunden mit häufigem Wasserlassen.

Blasenschwäche

Eine weitere Funktionsstörung der Blase ist Harninkontinenz (Blasenschwäche). In diesem Fall ist der Betroffene nicht mehr in der Lage, das Wasserlassen willkürlich zu kontrollieren. Bei Frauen kommt Harninkontinenz, die in jedem Alter aus unterschiedlichen Gründen auftreten kann, wesentlich häufiger vor als bei Männern.

Es kommen unterschiedliche Ursachen für eine Blasenschwäche in Frage:

Harnsteine (Blasensteine)

Bei Harnsteinen handelt es sich um kristalline Ablagerungen der ableitenden Harnwege. Es gibt Unterschiede in deren Größe und Zusammensetzung. Je nachdem, wo sich die Steine befinden, unterteilt man sie in

  • Harnleitersteine (wenn sie im unteren, mittleren oder oberen Harnleiter liegen)
  • Blasensteine (wenn sie in der Harnblase liegen sowie)
  • Nierensteine (wenn sie im Nierenbecken oder in den Nierenkelchen liegen).

Die Ursachen für die Entstehung von Harnsteinen sind unterschiedlicher Natur. So können Entzündungen der Harnwege oder Niere, aber auch eine Verengung der Harnröhre eine Rolle spielen. Ebenfalls möglich sind Erkrankungen wie die Gicht oder Diabetes.

Lange Zeit bleiben Harnsteine häufig unentdeckt. Verklemmen sie sich im Harnleiter oder im Nierenbecken, kommt es jedoch zu Schmerzen.

Zur Behandlung werden Schmerzmittel verabreicht, die meistens für ein Abgehen der Steine sorgen. Haben sie eine bestimmte Größe erreicht, müssen sie zuvor zertrümmert werden oder es erfolgt eine operative Entfernung. Vorbeugend empfiehlt sich eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens zwei Litern pro Tag.

Harninkontinenz

Bei einer Harninkontinenz kann der Urin nicht in der Blase gespeichert werden; es kommt zu einem nicht beeinflussbaren Abgang von Urin. Schon ab einem Tropfen Urinabgang spricht man von einer Inkontinenz. Unterschieden werden mehrere Formen:

  • die Dranginkontinenz, bei der es durch Kontraktionen der Blasenleerungs-Muskulatur zu einem plötzlichen Harndrang kommt
  • die Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz), ausgelöst durch verschiedene Belastungen, die einen erhöhten Bauchinnendruck zur Folge haben
  • die Mischinkontinenz, eine Kombination aus Drang- und Belastungsinkontinenz
  • die Überlaufinkontinenz, bei der die Harnblase ständig übervoll ist, ausgelöst durch Abflussstörungen
  • die Reflexinkontinenz, bei der übermäßig viele Impulse zur Blasenentleerung vom Gehirn ausgehen und
  • die extraurethrale Inkontinenz, bei der der natürliche Harnausgang durch verschiedene Erkrankungen umgangen wird
  • die Lachinkontinenz, die vorwiegend bei Mädchen bis zur Pubertät auftritt
4 Arten der Harninkontinenz grafisch dargestellt
4 Arten der Harninkontinenz grafisch dargestellt

Weitere Blasenentleerungsstörungen

Möglich ist auch eine erschwerte oder unvollständige Entleerung der Blase. Dabei spielen neurologische Erkrankungen, aber auch funktionelle oder psychogene Faktoren eine Rolle.

Ein erschwertes Wasserlassen bezeichnet man als Dysurie. Ist die Blasenmuskulatur erschlafft und somit unfähig, den Urin selbstständig abzulassen, spricht man von einer Blasenatonie. Als Folge einer Koordinationsstörung wird der Blasendruck länger anhaltend erhöht, was zu einer Blasenwandhypertrophie führen kann.

Bei der Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie liegt eine Störung in der Zusammenwirkung der anatomischen Strukturen, welche an der Blasenentleerung beteiligt sind, vor. Als mögliche Ursachen gelten neurologische Erkrankungen oder Rückenmarksverletzungen vor.

Zystozele

Bei der Zystozele handelt es sich um eine Verwölbung der Harnblase in die vordere Wand der Vagina. Sie ist meist die Folge einer Beckenbodenschwäche und tritt in Kombination mit einem Scheidenvorfall auf.

Man unterscheidet die Dehnungszystozele sowie die Verlagerungszystozele. Behandelt wird im Rahmen einer Operation.

Balkenblase

Bei einer erschwerten Harnentleerung kann sich eine so genannte Balkenblase bilden. Dabei verdickt sich die Muskulatur balkenartig. Besonders betroffen sind Männer mit vergrößerter Prostata, wodurch die Harnröhre abgedrückt wird.

Die Behandlung erfolgt meist erst bei zusätzlichen Beschwerden wie Restharnbildung oder häufigen Harnwegsinfekten. Es werden bestimmte Medikamente verabreicht; mitunter können auch ein Blasenkatheter oder die Resektion der Prostata erforderlich werden.

Blasenkrebs

Gefährlichste Blasenerkrankung ist das Blasenkarzinom (Blasenkrebs). Dabei kommt es zur Entstehung von bösartigen Geschwülsten in der Harnblase. Blasenkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen.

In den meisten Fällen wird Blasenkrebs durch eine operative Entfernung des Tumors behandelt. Manchmal kann auch die Entfernung der gesamten Harnblase erforderlich sein. Kommt es zu Metastasen (Tochtergeschwülsten) ist zusätzlich eine Chemotherapie erforderlich.

Weitere Erkrankungen

Eine Verstopfung des Blasenhalses, bei der das Wasserlassen erschwert wird, bezeichnet man als Blasenhalsobstruktion. Ist der innere Schließmuskel nicht dazu in der Lage, zu erschlaffen, liegt eine Blasenhalsstenose vor; ist dieser Defekt angeboren, spricht man von der Marion-Krankheit.

Eine Reflexblase entsteht, wenn das Rückenmark über dem zwölften Brustsegment durchtrennt wird. Das Regulieren des Harnablassens erfolgt dadurch nur noch unwillkürlich. Durch äußere Gewalteinwirkung kann es zu einer Blasenruptur (Harnblasenriss) kommen.