Hornhaut - Ohne das "Fenster" des Augapfels wäre ein scharfes Sehen unmöglich

Bei der Hornhaut handelt es sich um den vordersten Abschnitt des Augapfels. Sie ermöglicht ungetrübtes Sehen.

Von Jens Hirseland

Brechkraft der Hornhaut

Die Hornhaut, auch Cornea genannt, gilt als wichtigstes brechendes Medium des Sehapparates. In der Regel liegt ihre Brechkraft bei 43 dpt (Dioptrien), während die Brechkraft der Linse ca. 19 Dioptrien beträgt.

Ein normalsichtiges Auge verfügt insgesamt über 65 Dioptrien. Allerdings erfolgt die Ermittlung dieses Wertes nicht durch das reine Zusammenzählen der Brechkraft von Hornhaut und Linse. Da die Cornea an der Gesamtbrechkraft des Auges einen erheblichen Anteil hat, sind Regelmäßigkeit und Durchsichtigkeit der Hornhautoberfläche überaus wichtig für das ungetrübte Sehen.

Aufbau

Die Hornhaut bildet den glasklaren vorderen Teil der äußeren Augenhaut und zugleich den frontalen Augapfelabschluss. Sie stellt eine kleine klare Scheibe dar, die vom Limbus von der Lederhaut (Sklera) abgegrenzt wird.

Für die Funktion des Auges ist die Durchsichtigkeit der Hornhaut von größter Wichtigkeit. Aus diesem Grund ist ihr Aufbau durchgehend homogen.

Außerdem verfügt sie über keinerlei Blutgefäße. In ihrer Mitte hat die Cornea lediglich eine Dicke von etwa einem halben Millimeter.

Fünf Schichten

Zusammengesetzt wird die Hornhaut aus fünf Schichten. Dabei handelt es sich um

  • das Cornea-Endothel (Endothelium cornae)
  • die Descemet-Membran (Lamina limitrans posterior)
  • die Stroma (Substantia propria)
  • die Bowman-Membran (Lamina limitrans anterior) sowie
  • das vordere Hornhautepithel (Epithelium cornae).

Jede einzelne Schicht ist für die Funktionen der Hornhaut unverzichtbar. Die Hauptsubstanz der Cornea wird vom Stroma gebildet, das sich aus sehr dünnen Kollagenfasern zusammensetzt. Diese liegen in unterschiedlichen Lagen kreuzförmig übereinander. Diese Anordnung sorgt für die Transparenz des Stroma.

Zum Schutz vor Infektionen oder äußeren Einflüssen begrenzen zwei robuste Membranen das Stroma. Während die äußere Membran das von einem Tränenfilm bedeckte Epithel ist, handelt es sich bei der inneren Membran um das Endothel.

Dieses grenzt die Hornhaut gegen das Kammerwasser ab. Damit die Hornhaut nicht von winzigen Staubkörnchen in Mitleidenschaft gezogen wird, erneuern sich die Epithelzellen rund um die Uhr.

Sensibilität der Hornhaut

Die Cornea zählt zu den empfindlichsten Körperteilen des Menschen. So können schon leichte Reizungen durch Fremdkörper einen reflexartigen Verschluss der Augenlider sowie die Bildung von Tränenfluss zur Folge haben. Verantwortlich für die ausgeprägte Sensibilität der Hornhaut ist ihr hoher Anteil an Nervenfasern, die sie durchziehen.

Versorgung der Hornhaut

Besonders wichtig für die Hornhaut ist ihre Versorgung mit Sauerstoff, da sie nicht über Blutgefäße verfügt. Das liegt daran, dass die Gefäße den klaren Durchblick behindern würden.

Osmose

Die Ernährung der Cornea erfolgt durch Osmose. Dabei versorgt sich die Hornhaut mit den notwendigen Stoffen aus ihrer wässrigen Umgebung. Gleichzeitig gibt sie in Wasser gelöste Abfallprodukte wieder ab. Gesichert wird die Ernährung der Cornea durch

  • die Blutgefäße der Bindehaut
  • das Kammerwasser und
  • den Tränenfilm.

Wichtig für den Transport der Stoffe ist ein konstanter Wassergehalt in der Nähe der Hornhaut. Die Grundvoraussetzung dazu bildet eine ausreichende Sauerstoffversorgung.

Bei einer Mangelversorgung wird dieses Gleichgewicht jedoch gestört. Ein möglicher Grund für eine Mangelversorgung kann das zu lange Tragen von weichen Kontaktlinsen sein.

Tränenfilm

An der Oberfläche bedeckt ein dreischichtiger Tränenfilm die Cornea. Der Tränenfilm befindet sich auf der Epithelzellschicht und sorgt dafür, dass sie feucht bleibt.

Die wichtigste Aufgabe des Tränenfilms besteht darin, die Cornea mit Sauerstoff zu versorgen und überschüssige Hornhautpartikel abzutransportieren. Des Weiteren wird die Hornhaut von dem Tränenfilm vor Infektionen geschützt.

Schichten des Tränenfilms

Der Tränenfilm setzt sich aus mehreren Schichten zusammen.

  • Die innerste Schicht sorgt für eine Verbindung mit der Epithelschicht und bewirkt den Ausgleich von Unebenheiten der Cornea.
  • In der Mittelschicht befinden sich in gelöster Form diverse organische und nicht organische Stoffe.
  • Die Abgrenzung zur Luft hin erfolgt durch eine Schicht, die leicht ölig ist. Sie verhindert ein zu rasches Verdunsten des Tränenfilms.
Der Tränenfilm übernimmt wichtige Aufgaben zur Erhaltung der Hornhaut
Der Tränenfilm übernimmt wichtige Aufgaben zur Erhaltung der Hornhaut

Störungen und Erkrankungen der Hornhaut

Die menschliche Hornhaut kann durch verschiedene Störungen und Erkrankungen in Mitleidenschaft gezogen werden. So besteht bei der Anwendung von weichen Kontaktlinsen, die die gesamte Cornea bedecken, dass Risiko einer Sauerstoffunterversorgung, was mitunter eine Entzündung zur Folge hat.

Neben Infektionen, wie einem schmerzhaften Hornhautulcus oder einer Keratitis, kann es an der Hornhaut auch zu Degenerationen oder vererbten Dystrophien kommen. Nicht selten treten an der Hornhaut Verletzungen durch Fremdkörper auf.

In manchen Fällen entstehen Hornhautschädigungen auch durch die Einnahme von bestimmten Medikamenten, wie zum Beispiel kortisonhaltigen Augentropfen. So kann Kortison Augenkrankheiten wie den Grauen Star oder den Grünen Star fördern.

Zu den weiteren Beschwerden und Erkrankungen zählen:

  • der Keratokonus, eine kegelförmige Vorwölbung der Hornhaut
  • die Fuchs-Endotheldystrophie, die zu einer Quellung der Hornhaut führt
  • das Sjögren-Syndrom, bei dem es zur Austrocknung kommt
  • weitere Deformitäten der Hornhaut wie Descemetozelen sowie Staphylome
  • das Neuhäuser-Syndrom, bei dem eine Vergrößerung der Hornhaut, die so genannte Megalokornea, vorliegt

Verschiedene Auslöser für Hornhauterkrankungen

Durch Erkrankungen der Hornhaut lässt die Sehkraft nach. Es kann auch zur Erblindung führen, wenn keine ärztliche Behandlung durchgeführt wird.

Unterschieden wird zwischen

  • erworbenen Degenerationen
  • vererbten Dystrophien und
  • durch Entzündung (Hornhaugeschwür, Herpeskeratitis, Akanthamoebenkeratitis) entstandene Krankheiten.

Auch die Immunschwäche Aids und Diabetes mellitus können eine Hornhauterkrankung auslösen. Zudem können Hornhauverletzungen durch

entstehen.

Ärztliche Diagnose und Behandlung

Bei einer Verschlechterung der Sehkraft oder Schmerzen am Auge sollte immer sofort der Augenarzt aufgesucht werden. Nur er kann eine genaue Diagnose stellen und weitere Behandlungsschritte einleiten.

Im Rahmen der Diagnose kommen unterschiedliche Untersuchungen zum Einsatz:

  • Mithilfe des Spaltlampenmikroskops wird ein Lichtspalt auf die Hornhaut projiziert, welcher eine vergrößerte Darstellung der Cornea möglich macht
  • Eine isolierte Betrachtung der Endothelzellschicht ist mit dem Spiegelmikroskop möglich
  • Die Hornhauttopografie erfolgt mithilfe des Topometers
  • Die Hornhautsensibilität wird mit dem Ästhesiometer gemessen
  • Ein Ophthalmometer misst die Hornhautkrümmungsradien
  • Die Dicke der Hornhaut lässt sich mit dem Pachymeter ermitteln
  • Durch den Schirmer-Test misst man die Tränenproduktion
  • Die Augeninnendruckmessung erfolgt mittels Tonometer
  • Das Zellgewebe der unterschiedlichen Hornhauttiefen wird durch den Heidelberg Retina Tomographen bildlich dargestellt

Nach den Untersuchungen des Auges wird die Ursache ermittelt und die Therapie kann beginnen. In der Regel wird bei Infektionen Antibiotika verabreicht.

Bei Pilzerkrankungen hilft Antimykotika und in besonders schweren Fällen ist eine Hornhauttransplantation notwendig, um die Sehkraft wieder herzustellen. Eine rechtzeitige Therapie verhindert Narbenbildung und eine Ablösung der Hornhaut.

Von der Natur aus besitzt das Auge einen Lidschlussreflex, trotzdem können herumfliegende Fremdkörper in das Auge gelangen. Wenn sich der Fremdkörper nicht mit Wasser entfernen lässt, sollte schnellstmöglich ein Augenarzt aufgesucht werden. Er betäubt das Auge mit Tropfen und entfernt den Gegenstand, nach dem Hochklappen des Oberlides.

Alle Infektionen sind gut mit Tropfen oder Salben behandelbar, in äußert schweren Fällen werden Tabletten verschrieben oder sogar Infusionen gelegt. In der Regel heilen Infektionen nach zwei Wochen folgenlos ab.