Der Hypothalamus - Wichtiges Steuerorgan für das vegetative Nervensystem und das Hormonsystem
Als Hypothalamus bezeichnet man einen Teil des Zwischenhirns. Er gilt als das wichtigste Steuerzentrum des vegetativen Nervensystems.
Unter dem Hypothalamus versteht man einen Teil des Zwischenhirns (Diencephalon). Er ist das wichtigste Regulationszentrum für vegetative und endokrine Vorgänge im Körper.
Anatomie
Der Hypothalamus befindet sich im Bereich der Sehnervenkreuzung und wird vom dritten Hirnventrikel begrenzt. Durch den Hypophysenstiel (Infundibulum) erfolgt eine Verbindung mit der Hypophyse (Hirnanhangdrüse). Deren Hinterteil gilt noch als Teil des Hypothalamus, der wie ein Tropfen an der Hypophyse hängt.
Der Hypothalamus, der auch ein wichtiges Bindeglied zwischen Nervensystem und Hormonsystem ist, erreicht die Größe eines Fünf Cent-Stücks und wiegt ca. 15 Gramm. Markante Strukturen, die vom Hypothalamus gebildet werden, sind:
- der Corpus mamillare (Mamillarkörper)
- das Infundibulum mit dem Hypophysenhinterlappen
- Tuber cinereum
- Eminenta mediana
Zu den wichtigsten Kernen des Hypothalamus gehören:
- der Nucleus supraopticus, der das Effektorhormon ADH produziert, das zur Regulation des Wasserhaushalts dient
- der Nucleus paraventricularis, der das Hormon Oxytocin herstellt
- der Nucleus suprachiasmaticus
- der Nucleus preopticus
Steuerzentrum des vegetativen Nervensystems
Der Hypothalamus gilt als das wichtigste Steuerzentrum des vegetativen Nervensystems.
Funktion
So werden durch ihn automatisierte Vorgänge gesteuert, wie:
- der Kreislauf
- die Atmung
- die Körpertemperatur
- die Aufnahme von Nahrung und Flüssigkeit
- das Sexualverhalten
- Fortpflanzungsverhalten
Dazu gehören:
- die Kontrolle des Wasserhaushalts
- die Überwachung und Messung der Körpertemperatur
- Kontrolle der Funktionen des Kreislaufs
- Kontrolle der Funktionen der Blase
- Kontrolle der Funktionen des Magen- und Darmtraktes
- die Steuerung der Aufnahme von Nahrung und Flüssigkeit
- die Entwicklung von Emotionen wie z.B. Wut oder Trauer
Damit er diese Aufgaben erfüllen kann, besitzt der Hypothalamus eine Vielzahl von neuronalen Verbindungen zu den anderen Zentren des Gehirns. Mithilfe von Releasing-Hormonen (RH) und Releasing-Inhibiting-Hormonen (IH) kann er die Hormonabgabe des Hypophysenvorderlappens (Adenohypophyse) steuern.
Hormonproduktion
Darüber hinaus ist der Hypothalamus in der Lage, auch selbst Hormone zu produzieren, die dann über den Hypophysenhinterlappen (Neurohypophyse) ins Blut gelangen und dort ihre Wirkung entfalten. Zu den wichtigsten Hormonen des Hypothalamus gehören:
- TRH (Thyreotropin-Releasinghormon)
- CRH (Corticotropin-Releasinghormon)
- Gn-RH
- GH-RH
- MSH-RH (Melanoliberin)
- MSH-IH (Melanostatin)
- PRL-RH (Prolaktoliberin)
- PRL-IH (Prolaktostatin)
- Oxytocin
- ADH (Adiuretin)
Dabei wirken Oxytocin und Adiuretin als Effektorhormone; bei Bedarf werden sie in die Blutgefäße abgegeben, von wo sie direkt zu den Zielzellen gelangen - es kommt zu einem direkten Stoffwechseleffekt. Bei Adiuretin handelt es sich um ein Peptidhormon, das mitunter dafür zuständig ist, das Flüssigkeitsvolumen des Körpers zu regulieren. Oxytocin wiederum löst die Wehen und den Einschuss der Muttermilch aus.
Störungen und Erkrankungen des Hypothalamus
Zahlreiche Vorgänge im Körper werden vom Hypothalamus beeinflusst. Daher kann es bei Störungen zu verschiedenen Beschwerden kommen.
Mögliche Störungen
Durch den Hypothalamus werden zahlreiche Vorgänge im Organismus maßgeblich beeinflusst, wie:
Wird die Funktion des Hypothalamus gestört, besteht die Gefahr, dass unterschiedliche Beschwerden auftreten:
- Schlafstörungen
- Appetitlosigkeit
- sexuelle Frühreife bei Kindern
- psychischen Störungen
Verursacht werden können die Störungen des Hypothalamus durch verschiedene Faktoren wie z.B.:
- dem Absetzen von bestimmten Medikamenten
- der Entfernung der Nebenniere
- Erkrankungen wie Tumore, Tuberkulose, Sarkuidose oder Infarkte
Verminderte oder übermäßige Hormonproduktion
Möglich ist, dass es zu einer verminderten, aber auch zu einer übermäßigen Hormonproduktion kommt. Dies kann zum Beispiel bei einem gutartigen oder bösartigen Tumor der Fall sein; zudem sind Unfälle oder Operationen mögliche Auslöser, ebenso die Einnahme bestimmter Arzneimittel. Der Hypothalamus ist in dem Fall so stark gestört, dass er nicht mehr ausreichend Hormone produzieren kann.
Wird zum Beispiel zu wenig ADH produziert, kann Diabetets insipidus entstehen. In diesem Fall ist es dem Patienten nicht mehr möglich, Wasser im Körper zu halten, sodass er/sie täglich große Mengen Urin ausscheidet.
Besteht eine Überproduktion von Hormonen, die von einem Tumor ausgelöst wird, ist von einem Adenom die Rede. Bei der Entstehung eines solchen Tumors kommt es zu einer Nachahmung des Hormongewebes.
Das Fröhlich-Syndrom
Eine seltene Erkrankung, die durch einen Tumor des Hypothalamus ausgelöst wird, ist das so genannte Fröhlich-Syndrom. Dabei kommt es zu:
- Fettleibigkeit
- Minderwuchs
- Sehstörungen
- Kopfschmerzen
- endokrinen Störungen
- Rückbildung der Geschlechtsorgane
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