Nerven - Steuern über Empfang und Weiterleitung von bestimmten Reizen wichtige Körperfunktionen

Als Nerven werden anatomische Strukturen bezeichnet, die zur Wahrnehmung von Reizen und zum Informationsaustausch im Körper dienen. Zusammengesetzt werden sie aus gebündelten Nervenfasern und Bindegewebe.

Von Jens Hirseland

Unter den Nerven versteht man anatomische Strukturen, die zum Informationsaustausch und zur Wahrnehmung von Reizen im menschlichen Organismus dienen. Sie setzen sich aus zahlreichen gebündelten Nervenfasern und dem Bindegewebe, das sie umhüllt, zusammen.

Anatomie

Umschlossen werden die einzelnen Axone eines Nervs (Nervus) von einer bindegewebigen Hülle. Das Bindegewebe wird in drei Zonen unterteilt. Dies sind:

  1. das Endoneurium
  2. das Perineurium
  3. das Epineurium

Endoneurium

Als Endoneurium bezeichnet man das lockere Bindegewebe, von dem die so genannten Schwann-Zellen der einzelnen Nervenfasern umschlossen werden. In ihm sind viele kleine Blutgefäße und Lymphgefäße enthalten.

Diese Gefäße sorgen für die Ernährung der Schwann-Zellen und der Nervenfasern, die sie umhüllen. Darüber hinaus sind vereinzelte freie Zellen wie Makrophagen vorhanden.

Perineurium

Unter dem Perineurium versteht man ein straffes Bindegewebe, von dem zahlreiche einzelne Nervenfasern zu gemeinsamen Faszikeln (Bündeln) zusammengefasst werden. Die Zellen des Perineuriums werden durch so genannte tight junctions miteinander verbunden und stehen in engem Kontakt zueinander.

Epineurium

Vom Epineurium wird der Nerv gemeinsam mit den versorgenden Blutgefäßen von außen umgeben. Es besteht aus einer Vielzahl von Kollagenfasern und kann über eine zusätzliche Schicht aus Bindegewebe oder Fettgewebe verfügen.

Die verschiedenen Funktionen der Fasern

Eingeteilt werden die Nerven nach der Funktion der Fasern, die in ihnen verlaufen, in:

  • sensorische oder sensible Nerven
  • motorische Nerven
  • gemischte Nerven

Nach ihrem Ursprung werden die Nerven unterschieden in:

  • Hirnnerven
  • Spinalnerven
  • periphere Nerven

Als Hirnnerven bezeichnet man die Nerven, die ihren Ursprung im Gehirn haben. Man unterscheidet zwölf Hirnnerven, die in erster Linie wichtige Körperfunktionen im Bereich des Kopfes und des Halses steuern; dazu zählen

  • der Nervus facialis, wichtig für die Gesichtsmuskeln
  • der Nervus vestibulocochlearis, wichtig für das Hör- und Gleichgewichtsorgan und
  • der Nervus oculomotorius, wichtig für die Augenmuskeln.

Bei Spinalnerven handelt es sich um Nerven, die dem Rückenmark entspringen. Sie werden aus afferenten und efferenten Nervenfasern gebildet. Efferente Fasern laufen über die Vorderwurzeln und afferente über die Hinterwurzel in den Köper hinein. Es gibt

  • acht Hals-Spinalnerven
  • 12 Brustwand-Spinalnerven
  • fünf Lenden-Spinalwirbel
  • fünf Kreuzbein-Spinalnerven sowie
  • ein bis zwei Steißbein-Spinalnerven.

Die peripheren Nerven sind Nerven, die für die Versorgung der Organe zuständig sind. Außerdem sind sie die gemeinsame Endstrecke des vegetativen und sensomotorischen Nervensystems.

Grafische Darstellung des sympathischen Nervensystems (Sympathikus)
Grafische Darstellung des sympathischen Nervensystems (Sympathikus)

Funktionen

Wichtigste Funktion des menschlichen Nervensystems ist die Steuerung von unterschiedlichen Funktionen. So leiten sie Reize wie Kälte, Wärme oder Schmerzen, die von den Sinnesorganen empfangen werden, an das Gehirn weiter. Über andere Nerven sendet das Gehirn dann einen bestimmten Befehl an den Muskel, der eine Bewegung ausführen soll.

Beim Nervensystem unterscheidet man zwischen:

  1. dem Zentralnervensystem, das aus dem Gehirn und dem Rückenmark besteht
  2. dem peripheren Nervensystem, zu dem die Nerven gehören

Beschwerden und Erkrankungen der Nerven

Nervenentzündung (Neuritis)

Zu den Erkrankungen, von denen die Nerven betroffen werden können, gehört die Nervenentzündung (Neuritis). Bei einer Neuritis kommt es zu einer schlaffen Lähmung der Muskeln, die von den entzündeten Nerven innerviert werden.

Je nach Ursache differenziert man in eine:

  • infektiöse Neuritis
  • toxische Neuritis
  • traumatische Neuritis
  • thermisch bedingte Neuritis
  • idiopathische Neuritis
  • dystrophische Neuritis
  • ischämische Neuritis
  • neuroallergische Neuritis

Kommt es zu einer Entzündung der Nervenwurzel, spricht man von einer Radikulitis. Nervenschmerzen, die durch eine Beschädigung der peripheren Nerven hervorgerufen werden, bezeichnet man als Neuralgie.

Epilepsie

Eine Funktionsstörung des zentralen Nervensystems (ZNS) ist Epilepsie (Fallsucht). Dabei kommt es zu vorübergehenden epileptischen Anfällen, die durch abnorme elektrische Entladungen von Nervenzellen ausgelöst werden.

Diese Entladungen können Teile des Gehirns oder sogar das ganze Gehirn betreffen. Dabei kommt es u.a. zu:

Grafik eines eptileptischen Anfalls
Grafik eines eptileptischen Anfalls

Nervenzusammenbruch

Ein Nervenzusammenbruch entsteht meist durch grossen Stress
Ein Nervenzusammenbruch entsteht meist durch grossen Stress

Keine Nervenerkrankung im eigentlichen Sinne ist der so genannte Nervenzusammenbruch. Bei diesem handelt es sich um eine akute Belastungsreaktion, die durch die extreme psychische Belastung eines Menschen in einer Stresssituation entsteht. Zu physischen Schäden an den Nerven kommt es dabei jedoch nicht.

Funikuläre Myelose

Bei der funikulären Myelose kommt es zu Ausfällen der Sensibilität und Motorik, welche sich im Verlauf zu einer Querschnittslähmung entwickeln können. Ausgelöst wird die Erkrankung durch einen Mangel an Vitamin B12, welcher eine Schädigung des Rückenmarks zur Folge hat. Durch die Verabreichung von Vitamin B12 kann die funikuläre Myelose behandelt werden.

Polyradikulitis

Die Polyradikulitis beschreibt eine Entzündung mehrerer Nervenwurzeln, die infektiös oder autoimmunvermittelt entsteht. Zu dieser Entzündung kommt es im Rahmen verschiedener Krankheiten; dazu zählen

  • das Guillain-Barré-Syndrom
  • die chronisch inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie
  • das Denny-Brown-Syndrom
  • das Miller-Fisher-Syndrom
  • das Bannwarth-Syndrom bei Lyme-Borreliose sowie
  • Komplikationen bei Diabetes.

Baló-Krankheit

Die Baló-Krankheit wird auch als konzentrische Sklerose Baló bezeichnet. Es handelt sich um eine chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems, die als akute Multiple Sklerose Form gilt.

Kennzeichnend sind Läsionen in der weißen Substanz. Die Erkrankung erfolgt mit hochdosierten Glucocorticoiden.

Neuropathie

Mit dem Begriff der Neuropathie bezeichnet man eine ganze Reihe von Erkrankungen des peripheren Nervensystems. Dabei treten sie häufig als Folge anderer Krankheiten in Form von sekundären Neuropathien oder durch die Einnahme von neurotoxischen Substanzen auf, worunter auch Alkohol fällt.

Die sekundären Neuropathien werden aufgeteilt in

  • entzündliche Erkrankungen
  • autoimmunologische Erkrankungen
  • metabolische Erkrankungen sowie
  • neurotoxische Substanzen.

Die Schädigung des Nervs kann sich dabei als Axonopathie im Bereich des Axons, als Neuronopathie im Bereich des Neurons sowie als Demyelinisierung im Bereich der Myelinscheide

Neuralgie

Mit der Neuralgie sind Nervenschmerzen gemeint, die durch eine Schädigung von peripheren Nerven entstehen. Als Ursachen gelten mitunter

Die Behandlung erfolgt in Abhängigkeit von der Ursache. Dabei verspricht eine ursächliche Therapie eine effektivere Wirkung, als die Behandlung der Symptome.