Die Eizelle - Vermehrung und Weitergabe genetischer Merkmale von der Mutter an ihr Kind

Als Eizelle oder Oocyte wird die weibliche Keimzelle bezeichnet, in deren Kern die mütterlichen Erbanlagen enthalten sind. Zusammen mit der männlichen Samenzelle entwickelt sie einen Embryo.

Von Jens Hirseland

Funktion

Unter der Eizelle (Ovum) oder Oocyte versteht man die weibliche Keimzelle von heterogamen (zweigeschlechtlichen) Lebewesen. Sie dient zur Fortpflanzung und enthält sämtliche genetischen Anlagen einer Frau, um sie an deren Kinder weiterzugeben.

Vorkommen

Eizellen kommen bei zweigeschlechtlichen Lebewesen vor und verfügen nur über einen Chromosomensatz, weswegen man sie als haploid bezeichnet. Die Eizellen werden im weiblichen Eierstock (Ovar) gebildet und liegen dort in den Ovarfollikeln. Ihre Anzahl wird schon vor der Geburt angelegt.

So kann ein Mädchen bei der Geburt über bis zu ein bis zwei Millionen Eizellen verfügen. Diese Zahl wird jedoch bis zur Pubertät deutlich reduziert und liegt dann bei ca. 300.000 bis 500.000 Zellen. Von diesen gelangen im Laufe des Lebens etwa 300 bis 500 aufgrund eines Follikelsprungs in den Eileiter (Tuba uterina).

Die meisten Eizellen, die in den Follikeln liegen, gehen jedoch zugrunde, ohne dass es zu einem Follikelsprung kommt. Während des Menstruationszyklus entstehen ca. zehn bis einhundert Eizellen, von denen am Tag des Eisprungs jedoch nur eine befruchtet werden kann.

Die Eizellen werden im Eierstock gebildet
Die Eizellen werden im Eierstock gebildet

Entstehung

Eine Eizelle wird im Rahmen der Oogenese im Eierstock gebildet. Dabei entstehen zwei Reifeteilungen aus den diploiden Vorläuferzellen der Eizelle - man spricht von einer Meiose sowie einer Mitose.

Es kommt jedoch nur dann zur zweiten Reifeteilung, wenn eine Befruchtung durch die Samenzelle erfolgt. Am Ende der Oogenese gibt es vier Zellen, von denen sich zwei zu Eizellen weiterentwickeln. Der Rest wird in Form von so genannten Polkörperchen freigesetzt.

Im Gegensatz zu den Vorläuferzellen enthalten die fertigen Zellen nur einen Chromosomensatz. Bei der Verschmelzung mit dem männlichen Spermium, das ebenfalls haploid ist, also nur einen Chromosomensatz enthält, wird die Eizelle zur Zygote. Da sie dadurch wieder einen vollständigen Chromosomensatz erreicht, wird die Zelle teilungsfähig.

Die männliche Keimzelle steuert ausschließlich DNA bei, während die Eizelle zudem auch Zytoplasma, also Zellwasser und andere Organellen, vor allen Dingen Mitochondrien, an die Zygote liefert. Diese enthalten auch DNA; bei ihnen ist jedoch nur eine Vererbung mütterlicherseits möglich.

Aufbau

Eine menschliche Eizelle erreicht eine durchschnittliche Größe von 0,11-0,14 Millimetern und ist noch mit bloßem Auge zu erkennen. Von außen wird die Zelle von der äußeren Eihülle (Zona pellucida), einer Hüllschicht, umgeben. Bei der Befruchtung spielt sie eine große Rolle, da sie dafür zuständig ist, die Samenzelle an die Eizelle zu binden - wenn dies geschehen ist, löst sie sich auf.

Zwischen der Zellmembran und der Eihülle befindet sich der so genannte Perivitellin-Raum. Schafft es ein Spermium, die Hüllschicht zu durchdringen, hält es sich hier für eine kurze Zeit auf.

An der äußeren Seite der des Raums liegen Polkörper, die nicht mehr benötigtes genetisches Material enthalten, während sich auf der anderen Seite die innere Eihülle, also die Zellmembran der Eizelle, befindet.

Das Innere der Eizelle besteht aus Ooplasma, in dem sich der Zellkern sowie die haploide DNA befinden. Ebenso sind hier so genannte Vesikel zu finden, kleine Bläschen, deren Inhaltsstoffe der Zelle während der ersten Phase der embryonalen Entwicklung als Nahrung dienen.

Funktionsstörungen der Eizelle

In der Regel durchwandert eine befruchtete Eizelle den Eileiter in einem Zeitraum von drei bis fünf Tagen und gelangt dann in die Gebärmutter (Uterus), um sich dort einzunisten.

Eileiterschwangerschaft

Gelingt es der Eizelle nicht, z.B. aufgrund von Verklebungen der Eileiter, das Hohlorgan zu durchqueren und bleibt dort stecken, kann es zu einer Eileiterschwangerschaft (Extrauteringravidität) kommen. Dabei wächst der Embryo in der Schleimhaut des Eileiters weiter, kann dort jedoch nicht mit lebenswichtigen Nährstoffen versorgt werden.

Folgen

In den meisten Fällen kommt es daher zu einem Tubarabort, einem natürlichen Schwangerschaftsabbruch, bei dem der Embryo nach zwei Wochen abstirbt. Danach wird er in die Bauchhöhle abgestoßen und dort resorbiert.

Geschieht dies jedoch nicht, besteht die Gefahr, dass der Eileiter zerreißt und dabei lebensbedrohliche innere Blutungen verursacht. In diesem Fall muss umgehend eine Notoperation vorgenommen werden.

Symptome

Eine Eileiterschwangerschaft lässt sich nur schwer erkennen. Mögliche Hinweise können sein:

Grafik der Eileiterschwangerschaft
Grafik der Eileiterschwangerschaft

Bauchhöhlenschwangerschaft

Auch bei der Bauchhöhlenschwangerschaft nistet sich die Eizelle nicht da ein, wo sie sollte. Stattdessen befindet sie sich in der Bauchhöhle; auch der Gebärmutterhals gilt als möglicher Ort. Diese Form der Schwangerschaft kommt jedoch nur sehr selten vor.

Zunächst bemerkt die betroffene Frau keinerlei Beschwerden, es kommt zu den typischen Schwangerschaftsmerkmalen. Zwischen der 6. und 9. Woche kann es dann aber zu Unterleibsschmerzen oder Schmierblutungen kommen.

Der Grund ist wie auch bei der Eileiterschwangerschaft eine Verklebung oder Verwachsung der Eileiter, sodass der Transport der Eizelle nicht ordnungsgemäß ablaufen kann. Im Rahmen eines laparoskopischen Eingriffs wird die Schwangerschaft beendet; ein Austragen ist nicht möglich.

PCO-Syndrom (polyzystisches Ovarialsyndrom)

Bei dem so genannten PCO-Syndrom kommt es zu einer Lagerung der Eizellen als Zysten in der Gebärmutter. Folge davon sind starke Schwankungen im Zyklus, sodass der Eisprung nur sehr selten einsetzt, wenn überhaupt.

Auslöser ist die vermehrte Produktion männlicher Geschlechtshormone. Diese hat eine Fehlfunktion der Eierstöcke zur Folge.

Als mögliche Ursachen kommen genetische Faktoren in Betracht, doch auch eine Funktionsstörung im Gehirn im Bereich der Hirnanhangdrüse oder Störungen in der Bauchspeicheldrüse. Die Hormonstörungen können durch eine bestimmte Form der Antibabypille behandelt werden; bei Frauen mit Kinderwunsch kommen mit unter auch Kortisonpräparate zur Anwendung.