Ehrenamtliche Tätigkeit - Beispiele, Voraussetzungen, Rechte und Pflichten

In der Regel arbeiten Menschen heutzutage nur dann, wenn auch ein ansprechender Verdienst in Aussicht gestellt bzw. vertraglich geregelt wird. Eine Ausnahme bilden in diesem Zusammenhang ehrenamtliche Tätigkeiten. Die Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren, sind vielfältig. Dabei gibt es bestimmte Regeln und Pflichten, die es einzuhalten gibt oder die gerade im Bezug des Versicherungsschutzes von großer Wichtigkeit sind. Informieren Sie sich über die ehrenamtliche Tätigkeit im Generellen und finden Sie Beispiele, wie Sie sich ehrenamtlich engagieren können und was dabei beachtet werden sollte.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Ehrenamt - eine Definition

Bei der ehrenamtlichen Tätigkeit handelt es sich um eine Aufgabe, die man ohne Bezahlung ausübt. Das Ehrenamt bezeichnet man auch als bürgerschaftliches Engagement. Es ist eine Arbeit, die man

  • unentgeltlich
  • gemeinwohlorientiert und
  • freiwillig

ausübt. Je nach Position ist jedoch zu beachten, dass die Arbeit bezüglich der Freiwilligkeit ihre Grenzen haben kann, wie etwa im Fall der Tätigkeit als ehrenamtlicher Richter, die nur in besonderen Fällen abgelehnt werden kann. Auch ist es meist nicht so, dass man für die Arbeit nicht entlohnt wird; vielmehr ist keine Absicht der Einkünfteerzielung vorgesehen.

Wer sich dazu entscheidet, ein Ehrenamt auszuführen, sollte isch fragen, in welchem Bereich man tatsächlich interessiert ist. Auf dieses Interesse wird sich der entsprechende Träger verlassen. Auch der Umfang, in dem man sich dieser Aufgabe widmen kann, sollte zuvor klar und ehrlich überdacht werden.

Typische Beispiele für ein Ehrenämter

Insgesamt spielen ehrenamtliche Tätigkeiten eine wichtige Rolle in Deutschland. Ohne deren Bestehen würde es zu einer Vielzahl von Konflikten kommen, welche vor allem den sozialen Sektor betreffen würden. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten; zu den typischen Bereichen zählen

Im Jugendsport gibt es sehr viel ehrenamtliche Tätigkeiten
Im Jugendsport gibt es sehr viel ehrenamtliche Tätigkeiten

Schöffen

Ein Klassiker sind zunächst einmal Schöffen. Bei diesen handelt es sich um ehrenamtliche Richter, welche bei der Urteilsfindung im Gericht mitwirken. Die Amtsperiode eines Schöffen beträgt in Deutschland fünf Jahre, in welchen dieser regelmäßig gebeten wird, einer Verhandlung beizuwohnen. Das Schöffenamt ist eine ehrenvolle Aufgabe, welche es dem Träger erlaubt, mit Hilfe der anderen Schöffen und des Richters ein Urteil zu fällen.

Schöffen als ehrenamtliche Richter
Schöffen als ehrenamtliche Richter

Religiöse Gemeinden

Eine weitere typische ehrenamtliche Tätigkeit ist die Mitarbeit in religiösen Gemeinden. So kann hier bei der Gestaltung des Gottesdienstes mitgewirkt oder freiwillige Unternehmungen organisiert und begleitet werden.

Hilfsorganisationen

Auf ehrenamtliche Mitglieder setzen aber auch die Feuerwehr, Hilfsorganisationen, das Rote Kreuz und die Polizei. Als ehrenamtliche Hilfskraft kann man in diesem Zusammenhang eine Vielzahl von Arbeiten übernehmen.

Im Falle der Feuerwehr kann man beispielsweise als Lösch- und Rettungskraft ausgebildet werden. Dieser Aspekt ist auch wichtig, da sich insbesondere kleinere Orte nur wenige festangestellte Feuerwehrmänner leisten können.

Auch die Feuerwehr ist auf ehrenamtliche Mitarbeit angewiesen
Auch die Feuerwehr ist auf ehrenamtliche Mitarbeit angewiesen

Hilfsorganisationen benötigen wiederum freiwillige Helfer, da die Ausübung der Tätigkeit keine direkten Einnahmen bringt und deshalb schlicht kein Etat zur Verfügung steht, welches an die Mitarbeiter ausgeschüttet werden könnte. Die Aufgabengebiete reichen dabei von kleinen Hilfen in der Nachbarschaft bis zu wochenlangen Einsätzen im Ausland, wo Menschen in der Dritten Welt oder Katastrophengebieten geholfen wird.

Beim Roten Kreuz kann man wiederum bei der Organisation von Behinderten- oder Altenausflügen mithelfen, Lehrgänge organisieren oder bei Blutspenden mithelfen.

Die Polizei setzt dagegen auf ehrenamtliche Helfer, welche das Rechtsbewusstsein der Bevölkerung schärfen und bei Veranstaltungen mitwirken.

Sport

Ehrenamtlicher Fußballtrainer
Ehrenamtlicher Fußballtrainer

Des Weiteren sind aber auch viele Vereine auf ehrenamtliche Mithilfe angewiesen. Dies betrifft vor allem den Jugendbereich im Sport, wo die Mannschaften auf Trainer und Betreuer angewiesen sind.

Sozialer Sektor

Letztlich werden viele ehrenamtliche Stellen noch im sozialen Sektor besetzt. Hier wird dann Tätigkeiten nachgegangen, welche jenen von Sozial- und Jugendarbeitern gleichen.

Weitere Beispiele

Zu den weiteren Ehrenämtern zählen:

  • Gemeinderatsmitglieder
  • Schiedsleute
  • Diakon mit Zivilberuf
  • Kirchenpfleger
  • Helfer bei allgemeinen Wahlen
  • Jugend- und Auszubildendenvertretungen
  • Delegierte

Spricht man vom bürgerschaftlichen Engangement, können Ehrenamtliche außerdem in folgenden Sparten mitarbeiten:

  • in Pfarrgemeinden
  • in der Telefonseelsorge/Internetseelsorge
  • in der Sterbebegleitung als Hospizhelfer
  • als Schülerlotse
  • als Aktivpate
  • als Amtsträger in einem Verein

Voraussetzungen: für wen ist das Ehrenamt die richtige Wahl?

Viele Menschen lehnen ehrenamtliche Tätigkeiten kategorisch ab, da hiermit kaum bis kein Geld verdient werden kann. Dabei sind Ehrenämter für viel mehr Personen geeignet, wie gemeinhin angenommen wird. Doch für wen wäre eine ehrenamtliche Tätigkeit überhaupt das Richtige?

Starkes Interesse für eine Sache

Zunächst einmal eignen sich Ehrenämter für Personen, welche sich stark für eine Sache interessieren und sich gerne mit dieser auseinandersetzen. So kann man mit der ehrenamtlichen Tätigkeit nicht nur seinem Hobby nachgehen, sondern gleich noch etwas Gutes für die Gemeinschaft leisten. Als Beispiel kann in diesem Zusammenhang der fußballbegeisterte Angestellte genannt werden, der in seiner Freizeit eine Kinderfußballmannschaft trainiert, statt sich nur ein Spiel im TV anzusehen.

Der Wunsch, neue Erfahrungen zu sammeln

Ehrenamtliche Tätigkeiten sind aber auch für Menschen geeignet, welche mehr über sich selbst herausfinden wollen. So kann man sich selbst in ungewohnten Situationen erproben und lernt sich so nicht nur besser kennen, sondern sammelt auch Erfahrungen fürs Leben.

Eben diese Erfahrungen machen sich aber nicht nur bei praktischen Tätigkeiten, sondern auch in Form erworbener Qualifikationen positiv bemerkbar. So kann mit ehrenamtlichen Tätigkeiten die Eignung für verschiedene Berufe verbessert werden, da Qualifikationen erworben werden können und oft schon die Tätigkeit als solche positiv auffällt.

Das Gefühl, Wiedergutmachung leisten zu wollen

Ehrenämter können zudem eine passende Form der Freizeitgestaltung für Personen sein, welche sich aufgrund eines vergangenen Ereignisses schuldig fühlen und das Gefühl haben, Wiedergutmachung leisten zu wollen. Hier kann der alkoholisierte Autofahrer als Beispiel dienen, der sich nach einem schwerwiegenden selbstverschuldeten Verkehrsunfall dazu entschließt, sich ehrenamtlich gegen Alkohol am Steuer zu engagieren.

Die Suche nach Gleichgesinnten

Des Weiteren eignen sich Ehrenämter für Menschen, die nach sozialen Kontakten oder Gleichgesinnten suchen. So erlauben es manche Ehrenämter weltweit mit Personen in Kontakt zu kommen, welche die eigenen Ideale teilen oder ebenso nur auf der Suche nach Freundschaften sind.

Neben all diesen idealistischen Motiven und Eignungen benötigt man aber natürlich auch noch die entsprechende Zeit, das Ehrenamt bekleiden zu können. Leidet hierdurch allerdings der private oder berufliche Bereich, dann muss überlegt werden, ob das Ehrenamt noch ausgeführt werden kann.

Ehrenamtlich engagiert - Fragen rund um Recht und Pflicht

Eines gleich einmal vorab: Ohne all das ehrenamtliche Engagement der zahlreichen Frauen und Männer in Deutschland, würde so manches extrem im Argen liegen oder gar nicht möglich sein. Ob im Sportverein, in der Feuerwehr, im Krankenhaus oder Altersheim - unermüdlich werden Stunden geschoben im Sinne der Allgemeinheit. Doch auch wenn man die ehrenamtliche Tätigkeit ohne jegliche Bezahlung macht, sollte man über bestimmte Pflichten und Rechte Bescheid wissen.

Hinweise zum Versicherungsschutz

Eine der wichtigsten Fragen im Zusammenhang mit einer ehrenamtlichen Beschäftigung ist diejenige nach dem Versicherungsschutz. In der Regel ist man bei einem Unfall über die gesetzliche Unfallversicherung abgesichert, die von dem jeweiligen Verein oder Träger abgeschlossen werden muss. Ob dies der Fall ist und was man als Ehrenamtlicher bei einem Unfall beachten sollte, lässt sich am besten durch ein Nachfragen bei dem Zuständigen des Trägervereins erfahren.

Die gesetzliche Unfallversicherung übernimmt im Schadensfall dann

  • die Arztkosten
  • Kosten, die für einen Krankenhausaufenthalt anfallen und
  • bei einer längeren Erkrankung und einem Lohnausfall auch ein so genanntes Verletztengeld.

Ist man als TrainerIn in einem Sportverein tätig und verletzt sich ein Kind oder Erwachsener, dann wird ein ehrenamtlich Tätiger nicht zur Haftung herangezogen. Sofern natürlich keine grobe Fahrlässigkeit zu einem Unfall geführt hat.

Hat man selbst auf dem Hin- oder Rückweg zum Einsatzort einen Autounfall, ist man über den abgeschlossenen Versicherungsvertrag abgesichert. Oft werden die Differenzkosten, die beispielsweise durch eine höhere Schadensfreiheitsklasse anfallen, auch von dieser Versicherung übernommen.

Meldung beim Arbeitgeber?

Eine weitere oft gestellte Frage ist die, ob man seinem Arbeitgeber (falls man berufstätig ist) Meldung machen muss, wenn man sich ehrenamtlich engagieren möchte. Hier kann ein klares Nein ausgesprochen werden, sofern man sich in seiner Freizeit ehrenamtlich aktiv zeigt.

Bezieht man Hartz-IV, ist man allerdings verpflichtet, dem zuständigen Amt eine Meldung über das Ehrenamt zu machen. Ist man berufstätig, hat man zudem kein Recht auf eine Freistellung für das Ehrenamt, es sei denn, es handelt sich um einen Einsatz bei der Feuerwehr oder einem technischen Hilfsdienst.

Generelle Tipps vor Antritt einer ehrenamtlichen Tätigkeit

Wichtige Tipps für (neue) ehrenamtliche Helfer:

  1. Legen Sie im Vorfeld schriftlich fest, in welchem Umfang Sie sich engagieren wollen und auch sollen und welche Einsatzzeiten für Sie relevant sein werden.
  2. Sich selbst eingehend zu fragen, ob das jeweilige Ehrenamt zu einem passt und ob es überhaupt mit dem Beruf zeitlich zu vereinbaren ist, sollte ebenfalls vorab für sich geklärt werden.
  3. Überfordern Sie sich nicht. Wenn neben Ihrem Hauptjob und dem Ehrenamt keine Zeit mehr für Sie selbst bleibt, dann dauert es nicht lange und Ihnen geht sprichwörtlich die Puste aus.

  • Meike Peglow Das neue Ehrenamt. Erwartungen und Konsequenzen für die soziale Arbeit, Tectum Verlag, 2002, ISBN 3828883982
  • Ronald Wadsack Ehrenamt attraktiv gestalten: Praxisleitfaden für ein Erfolgsmodell Ehrenamt im Verein, Wrs, 2003, ISBN 3809216887
  • Bernd Jaquemoth Ehrenamtliche Tätigkeit: Meine Rechte und Risiken, Stiftung Warentest, 2008, ISBN 3940580171

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