Gehaltserhöhung - Voraussetzungen, Herangehensweise für die Gehaltsverhandlung und Alternativen
Das Gehalt ist ein heikles Thema, welches nichtsdestotrotz eine zentrale Rolle bei jedem Arbeitsvertrag spielt. Sobald man als Arbeitgeber allerdings nicht mit dem momentanen Gehalt zufrieden ist, dann ist es an der Zeit, das Thema Gehaltserhöhung beim Chef anzusprechen. Doch wie sollte man hierbei vorgehen, damit das Verlangen nach mehr Gehalt nicht lediglich in einem Imageschaden mündet?
Viele Arbeitnehmer klagen über ein zu niedriges Gehalt. Die Folgen dieser Unzufriedenheit reichen dabei bis zu einem Sinken der Leistungsbereitschaft, weshalb auch der Arbeitgeber Interesse daran haben sollte, ein faires und angemessenes Gehalt zu zahlen. Doch wie spricht man als Arbeitnehmer das Thema Gehaltserhöhung am besten an, um die eigenen Forderungen durchzusetzen und nicht als dreist zu erscheinen?
Voraussetzungen für eine gerechtfertigte Gehaltserhöhung
Zunächst einmal sollte man natürlich sicherstellen, dass die eigene Gehaltserhöhung überhaupt gerechtfertigt ist. Denn wenn diese Grundvoraussetzung nicht erfüllt ist, dann kann man das Thema Gehaltserhöhung beliebig oft ansprechen. Dies wird dann nichtsdestotrotz stets als eine Provokation oder zumindest unangebrachte Forderung aufgefasst.
- Um eine Gehaltserhöhung fordern zu können, sollte man dem Unternehmen mindestens ein halbes Jahr angehören und nicht durch negative Leistungen aufgefallen sein.
- Des Weiteren sollte sich das Unternehmen nicht in einer finanziellen Krise befinden.
Die Grundvoraussetzungen für ein Ansprechen des Themas Gehaltserhöhung wären damit gegeben. Doch auch weitere Punkte können dieses zu einem aktuellen Thema werden lassn, wie zum Beispiel:
- man hat sich - gemeinsam mit seiner Arbeit - weiterentwickelt: hierzu zählen z.B. mehr Verantwortung, der Erwerb neuer Fähigkeiten sowie eine bessere Arbeitsleistung
- man hat andere, bessere Arbeitsangebote bekommen: wer von einem anderen Unternehmen ein besseres Angebot erhält, sollte sich zunächst fragen, ob ein Jobwechsel in Betracht gezogen wird - wenn nicht, gibt es wohl kaum einen besseren Zeitpunkt, um eine Gehaltserhöhung anzusprechen
- andere Arbeitnehmer der Branche verdienen mehr: ein regelmäßiger Marktvergleich lohnt sich - ist der Verdienst bei anderen Angestellten der gleichen Branche höher, lohnt es sich, das Thema beim Arbeitgeber anzusprechen - hier sollte man jedoch überprüfen, ob es sich um die gleichen Qualifikationen handelt
Wie hoch sollte die Gehaltserhöhung ausfallen?
Bevor man sich nun in das Gespräch begibt, sollte man sich Gedanken über die Höhe des Gehalts machen. Wer beispielsweise aktuell 42.000 Euro im Jahr verdient und 45.000 anstrebt, ist gut beraten, statt dieser Summe eine krumme Zahl, beispielsweise 44.700 Euro, anzugeben.
Psychologen haben erwiesen, dass zum einen der, der sein gewünschtes Gehalt so präzise abzugeben vermag, kompetenter wirkt, zum anderen verleitet diese Summe zum Verhandeln über Hunderterschritte, während eine Zahl wie 45.000 in Tausendern denken lässt und der Mitarbeiter schnell auf 44.000 heruntergehandelt wird.
Um dieses brisante Thema nun zur Sprache zu bringen, sollten einige Tipps beachtet werden.
Die richtige Herangehensweise
"Hey Boss, ich brauch mehr Geld!", sang Gunther Gabriel 1974 vielen Deutschen aus dem Herzen. Trotz dieser musikalischen Schützenhilfe fällt es bis heute den meisten Menschen schwer, ihre Vorgesetzten um eine Gehaltserhöhung zu bitten. Glücklich, wer in einem Unternehmen arbeitet, wo eine regelmäßige Lohnsteigerung im Arbeitsvertrag festgeschrieben steht. Wo das nicht der Fall ist, heißt es: Selbst aktiv werden.
Alternative Ansprechpartner
Zunächst einmal sollte man sich nicht immer gleich direkt an den eigenen Chef wenden. Stattdessen sollte man sich Gedanken darüber machen, ob es denn nicht andere geeignete Ansprechpartner gibt, welche einem positiv gegenüberstehen.
Dies kann beispielsweise der direkte Vorgesetzte sein, der um die eigenen Leistungen weiß und eine Gehaltserhöhung als solche als gerechtfertigt empfindet. So erhält man nicht nur ein ehrliches Feedback, ob eine Gehaltserhöhung realistisch ist, sondern hat auch mehr Chancen auf eine solche Erhöhung, da man Unterstützer und Befürworter auf seiner Seite hat.
Ohne dessen Zustimmung wird zudem wohl auch kaum der Personalchef eine Entscheidung treffen. Wendet man sich hingegen direkt an den Personalchef, dann fühlt sich der eigene Vorgesetzte übergangen.
Der geeignete Zeitpunkt
Sobald man sich dazu entschließt, den Chef bezüglich einer Gehaltserhöhung anzusprechen, sollte man dies zu einem geeigneten Zeitpunkt machen. Es versteht sich wohl von selbst, dass man in Phasen mit hohem Auftragsaufkommen, beispielsweise im Weihnachtsgeschäft, dieses Gespräch lieber nicht sucht. Auch Montage haben sich als ungünstig erwiesen. Hier reisen manche Vorgesetzte erst an bzw. müssen die Arbeitswoche planen.
Freitags wiederum machen sie "klar Tisch" fürs Wochenende und haben auch nicht unbedingt einen klaren Kopf für Mitarbeiteranliegen. Ein besserer Zeitpunkt ist beispielsweise der direkt nach einem persönlichen Erfolg oder positiven Entwicklungen im gesamten Unternehmen sein.
Darüber hinaus sollte man den Chef nicht einfach nur beiläufig auf dieses prekäre Thema ansprechen. Stattdessen empfiehlt sich hierzu ein fester Termin. So stellt man sicher, sich in ruhiger und gelassener Atmosphäre dieser Thematik widmen zu können.
Als Arbeitnehmer hat man zudem die Möglichkeit, diesen Wunsch bei den zumeist jährlichen Mitarbeitergesprächen zu äußern. Der Vorteil der Wahl dieses Zeitpunkts liegt auf der Hand.
So ist der Arbeitgeber dann auf eine solche Forderung vorbereitet und sieht diese als gewöhnlich an. Gehaltsforderungen während des laufenden Jahres fallen wiederum eher auf. Gleichzeitig bieten sie so allerdings auch die Chance, eher geprüft zu werden und Gehör zu finden.
Smalltalk
Aber selbst wenn man sich einen Termin geben lässt, so lohnt sich ein kurzer Smalltalk. Hierdurch entspannt sich die Atmosphäre und man hat die Möglichkeit, einen passenden Einstiegspunkt für seine Gehaltsforderung zu finden. So kann man beispielsweise damit beginnen, den allgemeinen Erfolg des Unternehmens anzusprechen, um dann über die eigenen Leistungen schließlich auf die Forderung nach mehr Gehalt zu kommen.
Richtige und falsche Argumente
Der Wunsch nach einem höheren Gehalt darf ausschließlich mit der persönlichen Leistung begründet werden.
- Hat man der Firma etwa durch eine Idee eine genau beziffernde Summe gespart?
- Hat man Personalverantwortung übernommen?
- Sind neue Projekte oder Arbeitsaufgaben hinzugekommen, die man neben dem üblichen Pensum zu bewältigen hat?
All dies sind gute Gründe für eine Gehaltserhöhung. Faustregel: Mehr Verantwortung = mehr Geld.
Tabu hingegen ist eine Argumentation à la "alles wird teurer". Es interessiert den Vorgesetzten nicht,
- ob die Strompreise steigen
- der Kredit fürs Häuschen abgezahlt werden muss oder
- eine Klassenfahrt des Sprösslings ansteht.
Wer so argumentiert, beweist lediglich mangelnde Professionalität und muss sich nicht wundern, wenn der Wunsch nach mehr Gehalt abschlägig beschieden wird. Ebenfalls tabu ist es, im Falle der Ablehnung nach dem Motto "Entweder mehr Geld oder ich gehe" zu drohen.
Echte Chefs lassen sich davon nicht beeindrucken - und den Mitarbeiter gehen. Mehrjährige Arbeitserfahrung hin wie her: Jeder ist ersetzbar.
Kann der Chef aus betrieblichen Gründen wirklich keine Gehaltserhöhung gewähren, ist es schlau, einen klar definierten Zeitpunkt für ein Folgegespräch auszumachen. Eine gute Zeitspanne ist hier ein halbes Jahr.
Zudem sollte man genau erfragen, was aus Sicht der Vorgesetzten - über die betriebswirtschaftlichen Gründe hinaus - erforderlich wäre, damit der Mitarbeiter mehr Gehalt bekommt. Etwa eine Fortbildung oder andere Qualifizierungsmaßnahme? Vielleicht lässt sich der Arbeitgeber dafür gewinnen, diese zu finanzieren.
Realistische Sichtweise
Ein weiterer Knackpunkt ist die Höhe der Gehaltsforderung und die Reaktion auf eine mögliche Ablehnung. Hier sollte man einerseits eine realistische Forderung präsentieren, sich gleichzeitig aber auch kompromissbereit zeigen. Sollte der Chef trotz guter Argumentation nicht auf eine derartige Forderung eingehen, dann muss natürlich weiterhin eine höfliche und respektvolle Umgangsart herrschen.
Die Gehaltsforderung selbst sollte stets im persönlichen Gespräch erfolgen und wohl durchdacht sein. Als Arbeitnehmer sollte man darauf achten, das Thema behutsam einzuleiten und daraufhin die Forderung zu stellen, welche mit dem Verweis auf die eigene Leistungsfähigkeit untermauert wird.
Von einer präzisen Forderung in Form einer genauen Summe sollte allerdings Abstand genommen werden. Stattdessen sollte lediglich deutlich werden, dass mehr Gehalt gefordert wird, wonach es dem Arbeitgeber überlassen wird, eine konkrete Summe zu nennen.
Tipps zur Vorbereitung
Wenn man seinem Arbeitgeber mit einem solchen Verweis auf die eigene Leistungsfähigkeit gegenübertreten möchte, sollte man sich auf dieses Gespräch bzw. ein paar bestimmte Punkte gründlich vorbereiten. Im Fokus sollte dabei der Mehrwert, den man für das Unternehmen schafft, stehen.
Dementsprechend kann man sich folgendermaßen vorbereiten:
- die Dokumentation der wichtigsten Leistungen und Erfolge in den letzten sechs bis 12 Monaten
- die Analyse des eigenen Beitrags zur positiven Unternehmensentwicklung
- der Vergleich des Aufgabenumfangs mit dem Verantwortungsbereich, der im Arbeitsvertrag aufgeführt ist
- die Aufführung von Bereichen, in denen man sich übermäßig engagiert
- die Nennung privater Weiterbildungen und gestiegener Kompetenzen
- die Darlegung, dass man die Gehaltserhöhung aus Gründen der Fairness für gerechtfertigt hält
Fettnäpfchen vermeiden
Es gibt einige Punkte, die man bei einem Gespräch über ein höheres Gehalt vermeiden sollte. Wer diese schon im Vorfeld kennt, wird diese Fehler nicht machen.
So gilt es zum einen, eine Anspruchshaltung zu vermeiden. Sicherlich hat man die Gehaltserhöhung verdient; wenn man diese Ansicht mit guten Argumenten unterstützt, sollte es diesbezüglich keine Zweifel geben.
Dennoch hat man grundsätzlich keinen Anspruch darauf. Dem Chef mit Sätzen zu begegnen, dass man nur das fordert, was einem Zustehe, wird man mit großer Wahrscheinlichkeit auf Widerstand stoßen. Besser ist es, wenn der Arbeitgeber das Gefühl hat, verhandeln zu können.
Ebenso sollten Kollegenvergleiche unterlassen werden. Es geht hier schließlich einzig und allein um die eigenen Leistungen und genau diese sollte man belegen können, statt sie mit denen der anderen Mitarbeiter zu vergleichen.
Abgesehen davon kommt diese Herangehensweise sehr egoistisch rüber. Hält man Vergleiche für eine gute Idee, sollten diese höchstens mit Mitarbeitern anderer Firmen in dieser Branche aufgestellt werden.
Zudem wichtig: einen defensiven Start vermeiden. Schüchtern in das Gespräch zu gehen, macht es schwieriger, am Ende mit einem höheren Gehalt dazustehen. Wer mehr Geld möchte, sollte davon überzeugt sein - und dementsprechend selbstbewusst auftreten.
In diesem Zusammenhang sind auch Gestik und Mimik wichtig. Ein nervöses Herumspielen mit den Haaren oder dem Hemdärmel wird einen dabei ebenso wenig weiterbringen wie dem Meiden von Blickkontakt.
Persönliche Interessen oder Anliegen sollten nicht zum Thema dieses Gesprächs werden. Wer ein höheres Gehalt fordert, tut dies aufgrund einer gerechtfertigten Arbeitsleistung und nicht, weil es in der Haushaltskasse gerade ein wenig eng ist.
Zu viele Worte können die Unterhaltung ebenso schnell beenden. Sich, wie man so schön sagt, um Kopf und Kragen zu reden, kann am Ende sogar verzweifelt rüberkommen. Klar auszusprechen, was man möchte und die passenden Argumente für das "Warum" parat zu haben, reicht aus. Wer seinen Arbeitgeber schließlich mit einem fragenden Blick ansieht, für den kann die Sache gut ausgehen - Standhaftigkeit bringt weiter.
Ein weiterer Punkt, der einem einen Strich durch die Rechnung machen kann, ist die fehlende Absicherung. Sicherlich sorgt eine mündliche Zusage erst einmal für ein gutes Gefühl, doch besser ist es, sich eine Notiz zu machen und diese schriftlich bestätigen zu lassen.
Statt einer Gehaltserhöhung kann man sich auch auf bestimmte Extras einlassen bzw. diese selbst vorschlagen...
Extras statt Gehaltserhöhung
Die Forderung nach mehr Gehalt stößt bei vielen Arbeitgebern auf taube Ohren. Als Arbeitnehmer muss man aber nicht immer auf eine Gehaltserhöhung bestehen, sobald man über einen längeren Zeitraum gute Arbeit leistet.
Auch geldwerte Vorteile können statt einer Gehaltsverhandlung ausgehandelt werden. Wenn einem Betrieb in Sachen Gehaltserhöhung die Hände gebunden sind, da das Budget für Personal in diesem Jahr ausgeschöpft ist, sieht das bei den Geldmitteln für Sachwerte anders aus.
- Benzingutscheine
- Essensbons
- die Fahrkarte für den öffentlichen Nahverkehr
- die Mitgliedschaft in einem Sportstudio
- Möglichkeiten gibt es viele. Nicht zuletzt wird der Vorgesetzte einen kompromissbereiten Mitarbeiter, der nicht stur auf einer Gehaltserhöhung beharrt, positiv im Gedächtnis behalten.
Rabatte
Ein Klassiker sind zunächst Rabatte, welche dem Arbeitnehmer dann für Privatkäufe bei bestimmten Anbietern zustehen. Häufig handelt es sich hierbei dann um das Unternehmen, bei welchem der Arbeitnehmer arbeitet oder aber um Partnerunternehmen und Geschäftspartner.
Besonders interessant werden solche Rabatte, sobald es sich um Güter des täglichen Bedarfs handelt. Daneben kann sich ein solcher Rabatt auch noch lohnen, wenn er in nennenswerter Höhe auf teure Produkte gewährleistet wird.
Dienstwagen
Noch interessanter dürfte für viele Arbeitnehmer aber die Gewährung eines Dienstwagens sein. In diesem Fall steht dem Arbeitnehmer stets ein Dienstwagen zur Verfügung, welcher dann auch mit nach Hause genommen werden darf.
Inwiefern der Dienstwagen dann aber auch für private Zwecke genutzt werden darf, ist je nach Arbeitgeber unterschiedlich geregelt. Aus diesem Grund sollte man sich im Vorfeld über die Nutzungsmöglichkeiten des Dienstwagens informieren, um eventuelle Rechtsstreitigkeiten oder gar den Jobverlust im Vorfeld zu vermeiden.
Fahrtkostenzuschuss und Job-Ticket
Weniger spektakulär sind hingegen der Fahrtkostenzuschuss und das Job-Ticket. Im Falle eines Fahrtkostenzuschusses werden dem Arbeitnehmer ein Teil der Fahrtkosten erstattet. Hierbei greift in der Regel eine Kilometerpauschale, welche zumeist um die 30 Cent pro Kilometer beträgt.
Bei einem Job-Ticket handelt es sich wiederum um Fahrtkarten für öffentliche Verkehrsmittel, welche dem Arbeitnehmer kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Hierdurch wird aber nicht nur dem Arbeitnehmer, sondern auch der Umwelt geholfen, da Besitzer eines Job-Tickets zumeist tatsächlich die dann kostenlosen öffentlichen Verkehrsmittel nutzen.
Weitere Extras
Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche weitere Extras, mit welchen Unternehmen ihre Arbeitnehmer begünstigen. Genannt seien hier noch
- eine kostenlose oder kostengünstige Verpflegung während der Arbeitszeit
- Maßnahmen zum Erhalt der Gesundheit und
- eine kostenlose Ausleihe von Gerätschaften, etwa einem Handy oder Laptop.
Insgesamt gibt es zahlreiche Gründe, sich als Arbeitnehmer bereits mit mehr Extras und nicht einer Gehaltserhöhung zufrieden zu geben. So fallen bei solchen Extras beispielsweise keine Steuern an und es handelt sich zumeist um praktische Geschenke, welche im Alltag finanzielle Vorteile bringen.