Probezeit - Funktion, Ablauf sowie Pflichten und Rechte
Die Probezeit ist eine kritische Zeitspanne. So wird während dieser ermittelt, ob man sich als Arbeitnehmer tatsächlich für die zu besetzende Stelle eignet. Neben der Angst, nicht übernommen zu werden, fragen sich viele betroffene Arbeitnehmer aber auch, wie es sich mit dem Gehalt, Urlaub und der Kündigung während der Probezeit verhält. Es gibt einige Rechte und Pflichten, die man als Arbeitnehmer beachten muss. Lesen Sie über die Funktion und den Ablauf einer Probezeit, und welche Rechte und Pflichten während dieser Zeitspanne gelten.
Probezeit: eine Definition
Hat man sich bei einem Unternehmen erfolgreich beworben, beginnt man seine Arbeit mit der so genannten Probezeit, welche im Arbeitsvertrag geregelt ist. Während dieser Zeit genießt der Arbeitnehmer noch keinen regulären Kündigungsschutz; so kann der Arbeitgeber ihm während der Probezeit ohne Angabe von Gründen kündigen. Diese besondere Kündigungsfrist gilt für beide Seiten: auch der Angestellte kann innerhalb von zwei Wochen kündigen.
Funktion
Die Probezeit soll sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber die Möglichkeit geben, herauszufinden, ob der Angestellte in die Firma passt; es handelt sich um eine Art Testphase. Dieser sollte sich während dieser Zeit - durchschnittlich beträgt sie zwischen drei und sechs Monate - einige Fragen stellen:
- Kann man sich wirklich vorstellen, für eine längere Zeit hier zu arbeiten?
- Kommt man gut mit Kollegen und Arbeitgeber klar?
- Fühlt man sich wohl und wertgeschätzt?
- Gefallen einem die Aufgaben, gibt es Herausforderungen?
- Liegen einem die Arbeitsinhalte, ohne dass es zur Überforderung kommt?
Ablauf der Probezeit: worauf achtet der Arbeitgeber?
Die Probezeit findet auch hierzulande häufig Verwendung. So können sowohl der Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmer während dieser Zeitspanne feststellen, ob die Arbeitskraft bzw. der Arbeitsplatz den eigenen Erwartungen entspricht. Doch wie läuft eine Probezeit überhaupt ab und auf was achten die Arbeitgeber besonders?
Die Probezeit läuft genauso wie die gewöhnliche spätere Beschäftigung ab. Die Probezeit ist schließlich keine Zeitspanne, welche das Arbeitsumfeld oder die Aufgabenfelder beeinflussen würde. Stattdessen handelt es sich lediglich um eine Phase, in welcher andere rechtliche Grundlagen gelten gemacht werden können. Um die Probezeit ohne Komplikationen überstehen zu können, sollte man wissen, auf was der Arbeitgeber während dieser Zeitspanne besonders achtet.
Leistungsfähigkeit
Arbeitgeber achten während der Probezeit vor allem auf die Leistungsfähigkeit der betroffenen Person. So kommt es beispielsweise darauf an, über wie viel Sachwissen verfügt und was für ein Arbeitspensum am Tag geleistet werden kann.
Verlässlicheit
Darüber hinaus achtet jeder Vorgesetzte aber auch auf die Verlässlichkeit des Arbeitnehmers. Hier werden dann Fragen geklärt, ob dieser denn stets pünktlich war und auch Versprechen nachkam, welche zuvor gegeben wurden.
Verhalten
Jeder Arbeitgeber beobachtet zudem genau, wie man sich innerhalb des Arbeitsumfelds verhält. Ist man beispielsweise jemand, der sich leicht in ein neues soziales Umfeld integriert und auf andere Menschen zugeht, der kann davon ausgehen, dass diese positive Eigenschaft auch dem eigenen Chef nicht entgehen wird. Gleichzeitig versuchen Vorgesetzte während der Probezeit auch herauszufinden, ob es unter bestimmten sozialen Konstellationen nicht auch Probleme gibt und wie mit Mitarbeitern umgegangen wird, welche einem unsympathisch sind.
Perönlichkeit und Gesundheit
Die Vorgesetzten versuchen sich daneben aber auch ein Bild über die eigene Persönlichkeit und den Gesundheitszustand zu verschaffen. In diesem Zusammenhang gibt es unzählige Indikatoren, welche kaum alle gleichzeitig beachtet werden können.
So kann beispielsweise selbst das eigene Auto Rückschlüsse zulassen, über wie viel Geld man verfügt oder ob man dazu neigt, mit Eigentum anzugeben. Aber auch aus Gesprächen lässt sich die Freizeitgestaltung ableiten, welche unter anderem angibt, ob man ein eher aktiver oder passiver Mensch ist.
Fazit
Insgesamt achten die Arbeitgeber auf unzählige Faktoren, um sich letztlich ein Bild darüber zu machen, ob man das Unternehmen als Arbeitskraft bereichert. Während der Probezeit sollte man sich allerdings nie zu stark verstellen, da sonst im Falle einer Übernahme spätere Konflikte vorprogrammiert sind, welche keiner Seite von Nutzen sind.
Worauf man stattdessen besonders achten sollte, zeigen wir im Folgenden...
Wichtige Verhaltensregeln während der Probezeit
Zunächst einmal sollte man sich auf das besinnen, was jeder Arbeitgeber von den Mitarbeitern erwartet: Leistung. Dieser Aspekt schließt ein, dass man sich während der Probezeit voll auf die Arbeit konzentriert und gegebenenfalls auch persönliche Interessen hinten anstellt, um sich während der Arbeitszeiten fit und leistungsfähig zu fühlen.
Meinungsäußerung
Darüber hinaus sollte die persönliche Meinung nur sparsam geäußert werden. Dies schließt sowohl Kritik als auch Lob gegenüber gleichrangigen Mitarbeitern und Vorgesetzten ein. Ansonsten wird man schnell als unliebsam oder Ja-Sager empfunden, welcher das Betriebsklima stört, sich schlecht anpasst oder es jedem Recht machen will.
Feedback
Des Weiteren sollte man sich darum bemühen, ein regelmäßiges Feedback zu erhalten. Eine solche Rückmeldung kann sich in Form von Beurteilungsgesprächen vollziehen, welche in der Regel durch den direkten Vorgesetzten vollzogen werden.
So stellt man sicher, dass falsche Verhaltensweisen schnell abgelegt werden können. Gleichzeitig signalisiert man durch die Bitte um solche Gespräche dem Arbeitgeber aber auch, dass man bereit ist, an sich zu arbeiten und die eigene Leistung zu steigern.
Kontaktpflege
Eine weitere Verhaltensregel betrifft beispielsweise die Sekretärinnen. Mit diesen sollte ein guter Kontakt gepflegt und freundlich umgegangen werden.
Daraufhin hat man nämlich die Möglichkeit, auf wichtige Informationen zuzugreifen, welche einem sonst nicht mitgeteilt werden. Hierdurch erfährt man beispielsweise, wie es sich mit den Überstunden in der Praxis verhält oder auf was der Chef besonders Wert legt.
Urlaubsanspruch
Daneben ist aber auch das Thema Urlaub von zentraler Bedeutung. Diesen sollte man während der Probezeit nämlich auf keinen Fall in Anspruch nehmen. Ansonsten entsteht der Eindruck, dass man selbst bei einer solch wichtigen und kurzen Zeitspanne nicht auf einen Urlaub verzichten will. Der Arbeitgeber zieht dann seine eigenen Schlüsse, wie man sich dann wohl erst später verhalten werde.
Erwartungen und Berufsalltag
Letztlich sollte man aber auch den Berufsalltag mit der eigenen Erwartungshaltung vergleichen. Schließlich hat man auch selbst noch die Möglichkeit, das Arbeitsverhältnis ohne Fristen oder Nachteile während der Probezeit sofort zu beenden, sollte es nicht den eigenen Erwartungen entsprechen.
Weitere Tipps für eine erfolgreiche Probezeit
Neben den erwähnten Verhaltensweisen gibt es weitere Tipps, die man beachten sollte, um die Probezeit erfolgreich zu überstehen. Dazu zählt beispielsweise:
- Pünktlichkeit - natürlich vom ersten Tag an
- Beachtung der Kleiderordnung
- Höflichkeit
- sich Namen zu merken: wer Schwierigkeiten damit hat, sollte sich Notizen machen
- Engagement und Sorgfalt
- sich aus "Klatsch und Tratsch"-Gesprächen rauszuhalten
- auch mal Fehler zuzugeben
- ein klärendes Gespräch zu führen, sofern Konfliktpotenzial besteht
- auf Flirtversuche bei Kollegen zu verzichten
- sich aktiv einzubringen, statt auf Arbeit zu warten
- gut zuzuhören und Fragen zu stellen
Rechte und Pflichten, die man kennen sollte
Im Folgenden gehen wir auf die wichtigsten Aspekte der Probezeit ein.
Dauer
Was die Dauer der Probezeit angeht, kann diese, sofern dies den gesetzlichen Vorschriften entspricht, von beiden Seiten frei gewählt werden, vorausgesetzt, es besteht eine genaue Regelung im Arbeitsvertrag. Drei bis sechs Monate sind dabei Standard; handelt es sich um ein sehr komplexes Arbeitsgebiet, sind auch schonmal neun Monate üblich.
Sind sich beide Seiten einig, kann auch auf die Probezeit verzichtet werden. Zudem ist es unter bestimmten Voraussetzungen möglich, die Probezeit zu verlängern bzw. zu verkürzen.
Kündigung
Hält man sich an die zweiwöchige Kündigungsfrist, kann das Arbeitsverhältnis von beiden Seiten aus jederzeit gekündigt werden. In Ausnahmefällen - in Tarifverträgen - kann es auch längere Kündigungsfristen geben. Gründe, warum einem Arbeitnehmer bereits während der Probezeit gekündigt wird, sind typischerweise:
- Unpünktlichkeit und häufige Fehlzeiten
- ein Mangel an Fachkenntnis
- ungenügende Arbeitsleistung
- verschiedene Ansichten bezüglich der Zusammenarbeit
- Schwierigkeiten, sich ins Team zu integrieren
Die Modalitäten der Kündigung hängen letztendlich noch schlicht vom Inhalt des Arbeitsvertrags ab. Die Kündigungsfristen schwanken dabei zwischen den gesetzlich vorgeschriebenen minimalen zwei Wochen bis hin zu normalen Fristen, welche auch im späteren Arbeitsverhältnis greifen würden.
Gehalt
Zum Gehalt kann man zunächst einmal prinzipiell sagen, dass es genauso hoch sein sollte, wie es später als normale Arbeitskraft zu erwarten wäre. Zudem muss der Arbeitgeber beim Gehalt die gleichen gesetzlichen Richtlinien beachten, welche auch für normale Arbeitsverhältnisse gelten.
Nach dem Ablauf der Probezeit kann es sich in vielen Fällen aber auch lohnen, neu über das Gehalt zu verhandeln. Während dieser Verhandlungen kann dann auf die eigene Leistungsfähigkeit und das Engagement hingewiesen werden, welches eine Erhöhung des Gehalts rechtfertigt. Darüber hinaus gewähren viele Arbeitgeber nicht das volle Gehalt, welches für die jeweilige Branche und Tätigkeit eigentlich üblich ist.
Sollte einem hingegen während der Probezeit gekündigt werden, dann hat man einen Anspruch auf jenen Anteil, welcher bereits geleistet wurde. Die einzige Ausnahme bilden in diesem Zusammenhang spezielle Vertragsinhalte, welche zuvor festgelegt wurden. Als Arbeitnehmer sollte man demnach stets darauf achten, dass im Arbeitsvertrag für eine Probezeit nicht festgelegt wird, dass das Gehalt im Falle des Ausscheidens einbehalten wird.
Urlaub
Der Urlaub während der Probezeit ist ein weiteres heikles Thema, über welches man Bescheid wissen sollte. Zunächst einmal kann festgehalten werden, dass einem als Arbeitnehmer während dieser Phase auch grundsätzlich ein Urlaub zusteht. Ausnahmen bilden in diesem Zusammenhang Urlaubssperren, welche seitens des Arbeitgebers während der Probezeit verhängt werden können.
Die Dauer eines möglichen Urlaubs orientiert sich wiederum am Jahresurlaub. Dabei steht dem Arbeitnehmer ein Anteil des Jahresgesamturlaubs zu, welcher der Zeit der Probezeit zum gesamten Arbeitsjahr entspricht.
Jedoch ist es in der Regel nicht ratsam, von diesem Urlaub während der Probezeit Gebrauch zu machen. In einem solchen Fall wirkt man nämlich wenig engagiert und freizeitorientiert, was wiederum die Einstellungschancen schmälern dürfte.
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- Dont panic! Probezeit. Wie Sie überzeugen, wie Sie Fehler vermeiden, Eichborn, 2000, ISBN 382181652X
- Ich bin neu hier. Tipps und Strategien für die erfolgreiche Probezeit, Lexika, 2003, ISBN 3896944045
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