Typische Branchen und mögliche Gründe für Zeitarbeit
Bei der Zeitarbeit, welche auch als Arbeitnehmerüberlassung bezeichnet wird, handelt es sich um die Verleihung eines Arbeitnehmers durch seinen Arbeitgeber an einen Dritten. Diese Form der Überlassung von Arbeitsleistung war hierzulande bis zum Jahre 1967 sogar verboten; mittlerweile boomt Zeitarbeit in Deutschland. So befinden sich heutzutage über eine halbe Million Arbeitnehmer in dieser Form des Arbeitsverhältnisses. Zeitarbeit lohnt sich in gewissen Branchen und aus den unterschiedlichsten Gründen. Werfen Sie einen Blick auf typische Motive und Branchen, in denen Zeitarbeit verbreitet ist.
Verbreitung von Zeitarbeit: Typische Branchen
Im Laufe der Zeit hat sich das Prinzip der Zeitarbeit deutlich verbreitet und konnte sich in diversen Branchen etablieren.
Damals ...
Nach der Legalisierung der Zeitarbeit in den 60ern war vor allem der sekundäre Sektor von dieser Form der Arbeitnehmerüberlassung betroffen. So war es beispielsweise im Bau- und Metallgewerbe üblich, dass einfache und schlecht qualifizierte Arbeitskräfte als Leiharbeiter fungierten, welche je nach Saison der verschiedenen Branchen eingesetzt wurden.
... und heute
Heutzutage ist allerdings ein Trend erkennbar, welcher die Zeitarbeit zu einem Phänomen macht, welches nicht mehr nur auf den Produktionssektor begrenzt werden könnte. Stattdessen ist auch der tertiäre, also der Dienstleistungssektor, zunehmend von der Zeitarbeit betroffen.
Es kann nun deshalb nicht davon ausgegangen werden, dass die Nennung weniger Branchen ausreichen würde, der Ausbreitung der Tätigkeitsfelder von Zeitarbeitern gerecht zu werden. Es ist heutzutage beispielsweise auch durchaus üblich, dass Arbeitnehmer im Transportwesen unter den Firmen verliehen werden.
Hilfsarbeiter
Gliedert man diese große Masse an Zeitarbeitern genauer auf, dann stellt man fest, dass zumindest noch die Grundtendenzen vergangener Jahrzehnte zu erkennen sind. So handelt es sich bei den meisten Leiharbeitern immer noch um Hilfsarbeiter, welche mit etwa 250.000 Arbeitnehmern der stärkste Vertreter der Zeitarbeiter sind.
Dienstleistungsberufe
Dem folgen nun aber schon die Dienstleistungsberufe, welche mit über 100.000 Beschäftigten auch vergleichsweise stark vertreten sind. Eben diese Zahl steigt zudem mit jedem Jahr signifikant an, was auf eine weitere Verschiebung der Zeitarbeiterstruktur schließen lässt.
In diesem Zusammenhang lässt sich auch noch feststellen, dass der durchschnittliche Qualifikationsgrad von Zeitarbeitern im Laufe des letzten Jahrzehnts rapide zunahm. Zeitarbeit ist demnach nicht mehr nur ein Mittel, um der Arbeitslosigkeit zu entgehen, sondern auch ein beliebtes Instrument, um breitgefächerte Praxiserfahrungen und weitere Qualifikationen zu sammeln.
Geschlechtsspezifische Differenzierung
Letztlich muss bei der Frage nach den Hauptbranchen der Zeitarbeit auch noch geschlechtsspezifisch differenziert werden. Während Männer vor allem im Elektro- und Metallbereich aktiv sind, finden weibliche Leiharbeiter zumeist im Dienstleistungssektor Arbeit.
Insgesamt ist die Zeitarbeit keineswegs mehr ein Erscheinungsbild, welches branchenspezifisch auftreten würde. Eben diese Tendenz wird sich in den nächsten Jahren noch weiter verschärfen, was nicht zuletzt auch Thema der Politik werden dürfte.
Doch was sind die Motive für die verschiedenen Parteien, sich auf diese Leihform einzulassen?
Mögliche Gründe für den Einsatz von Zeitarbeit
Von der Zeitarbeit können alle Beteiligten profitieren.
Motive des Entleihers
Für die Arbeitgeber (Entleiher) besonders von Vorteil:
- sie sind in der Personalplanung flexibler
- sie finden potenzielle Kandidaten für eine mögliche Festanstellung
- sie können Personalbedarf kurzfristig decken
- sie können im Fall von Arbeitsausfällen schnell für eine Vertretung sorgen
- sie profitieren von Kosteneffizienz, da sie Zeitarbeit gezielt einsetzen können
- sie können externes Fachwissen in den Betrieb einbringen
- sie haben bei Auftragsspitzen genügend Mitarbeiter zur Verfügung
- das Unternehmen kann sich langfristig weiterentwickeln
Darüber hinaus lassen sich durch den Einsatz von Zeitarbeitern Personalkosten sparen, welche sonst durch Bewerbungsverfahren anfallen würden. Des Weiteren sinkt aber auch das Risiko des Entleihers, da Arbeitsausfälle nicht durch ihn, sondern durch den Verleiher getragen werden müssen. Der Entleiher ist demnach insgesamt weitaus flexibler und kann entsprechend schneller auf wirtschaftliche Entwicklungen reagieren.
Vorteile für Zeitarbeitsfirmen
Der Verleiher, also der ursprüngliche Arbeitgeber, hat ebenso einige Motive, warum Arbeitskräfte ausgeliehen werden. Zum einen lassen sich durch die Zeitarbeit auch für den Verleiher Gewinne erwirtschaften. Eben aus diesem Grund kam es auch zur Gründung und Etablierung von Zeitarbeiterfirmen, welche lediglich darauf spezialisiert sind, Zeitarbeiter zu vermitteln und je nach Bedarfslage der Wirtschaft zu verleihen.
Lohnkosten sparen
Darüber hinaus kann das Verleihen des Arbeitnehmers aber auch dazu dienen, die eigene Belegschaft kurzfristig zu verkleinern und hierdurch Lohnkosten zu sparen. Im Falle eines wirtschaftlichen Tiefs müssen so ähnlich wie bei der Kurzarbeit keine Mitarbeiter entlassen werden. Stattdessen werde diese an Unternehmen verliehen, welche derzeit weitere Kapazitäten benötigen.
Motive des Zeitarbeiters
Allen voran profitiert natürlich auch der Zeitarbeiter selbst. Sie haben die Chance
- nach der Elternzeit wieder ins Berufsleben einzusteigen
- ihr berufliches Netzwerk zu erweitern
- sich weiterzubilden
- als Festangestellte übernommen zu werden
- ihr Fachwissen dort einzusetzen, wo es wirklich gebraucht wird
Höhere Beschäftigungsgarantie
Arbeitnehmer profitieren von der Leiharbeit vor allem im Sinne einer höheren Beschäftigungsgarantie. So kann man als Leiharbeiter leicht einer Arbeitslosigkeit entgehen, da man flexibel bei verschiedensten Unternehmen eingesetzt werden kann.
Erfahrungsgewinn
Darüber hinaus sehen viele Zeitarbeiter auch die breit gestreuten Erfahrungswerte als einen persönlichen Gewinn. Bei späteren Bewerbungen für eine Festanstellung bei einem Arbeitgeber kann es sich schließlich lohnen, mit breitgefächerten und fundierten Kenntnissen aufwarten zu können, welche an den verschiedenen Arbeitsstellen erworben werden konnten.
Eben dieses Motiv des Erfahrungsgewinns spielt vor allem bei hochqualifizierten Arbeitskräften eine große Rolle. Aber auch Arbeitnehmer, welche zuvor nur eine überwiegend theoretische Ausbildung genossen - beispielsweise in Form eines Studiums - können so schnell viele praktische Erfahrungen sammeln.