Antidementiva - Wie wirken diese Mittel und welche Nebenwirkungen gibt es?
Als Antidementiva bezeichnet man Präparate zur Behandlung von Hirnleistungsstörungen und Demenz. Auf diese Weise sollen das Denkvermögen und die Leistungsfähigkeit erhöht werden. Bei beginnender Demenz bringt ein Antidementivum dabei die beste Wirkung. Informieren Sie sich über den Einsatz von Antidementiva und lesen sie, welche möglichen Nebenwirkungen bestehen.
Antidementiva - Funktion und Anwendungsgebiete
Ziel und Zweck von Antidementiva ist die Behandlung von Hirnleistungsstörungen und Demenz. Sie dienen zur Stabilisierung oder Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit des Patienten und sollen ihm dabei helfen, den Alltag besser zu bewältigen.
Zur Anwendung kommen Antidementiva vor allem bei:
- Störungen des Gedächtnisses
- Störungen des Denkvermögens
- Störungen der Konzentrationsfähigkeit
Ebenso werden sie bei Demenz eingesetzt, wenn es zu Veränderungen der Persönlichkeit wie z.B.
- Depressionen,
- Angst,
- Geiz oder
- Misstrauen
kommt. Dazu gehört auch die Alzheimer-Krankheit, die die häufigste Form der Demenz ist.
Weitere Anwendungsgebiete sind die unterstützende Behandlung bei Bewusstseins- oder Aufmerksamkeitsstörungen nach einer Schädel-Hirn-Verletzung oder eine verringerte Gehirndurchblutung, die z.B. durch einen Schlaganfall ausgelöst wurde. Lässt sich mit den Medikamenten auch keine Heilung erzielen, so können sie dennoch die Lebensqualität des Patienten deutlich verbessern.
Eine Behandlung mit Antidementiva kann selbst dann nützlich sein, wenn die Demenz nicht mehr durch Medikamente heilbar ist, da schon leichte Verbesserungen oder eine Verlangsamung der Krankheit eine Steigerung der Lebensqualität bewirken kann. Auf diese Weise wird älteren Menschen oftmals ermöglicht zu Hause zu bleiben, anstatt sich in einem Pflegeheim betreuen zu lassen.
Medikamente: Wirkung von unterschiedlichen Arten von Antidementiva
Bei Antidementiva unterscheidet man zwischen verschiedenen Wirkstoffgruppen. Dies sind
- NMDA-Antagonisten wie Memantine
- Cholinesterase-Hemmstoffe wie Donepezil, Galantin und Rivastigmin
- Stoffwechselförderer wie Pyritinol und Piracetam
- Mutterkornalkaloide wie Nicergolin und Dihydroergotoxin sowie
- durchblutungsfördernde Mittel wie Pflanzenextrakte aus Gingkoblättern, Moxaverin, Pentoxifyllin und Naftidrofuryl.
Die Wirkung der Antidementiva liegt in der Verbesserung des Denkvermögens sowie der alltäglichen Leistungsfähigkeit des Betroffenen. Oftmals lässt sich jedoch eine positive Wirkung nicht präzise vorhersagen.
In vielen Fällen muss das passende Medikament erst durch Tests festgestellt werden. Die beste Wirkung wird bei beginnender Demenz erzielt.
Zu den verwendeten Arzneistoffen zählen:
- Cholinesterase-Hemmstoffe wie Donepezil, Galantamin, Rivastigim und Tacrin
- NMDA-Antagonisten wie Mematine
Diese Wirkstoffe ermöglichen es, den Verlauf der Demenz ca. ein Jahr lang aufzuhalten. Der Unterschied zwischen den verschiedenen Wirkstoffen ist nur geringfügig und die Wirksamkeit individuell unterschiedlich.
Darüber hinaus gibt es noch andere Präparate wie z.B. Ginkgo, die gehirndurchblutend wirken, deren Wirksamkeit jedoch noch nicht erwiesen werden konnte.
Wirkung von Cholinesterasehemmern
Cholinesterasehemmer wirken, indem sie das Enzym, das den Botenstoff Acetylcholin abbaut, blockieren. Auf diese Weise kann der Botenstoff wieder vermehrt für Nervensignale bei Gedächtnis- und Konzentrationsleistungen genutzt werden.
Wirkung von NMDA-Antagonisten
NMDA-Antagonisten wiederum bekämpfen die zu hohe Konzentration des Botenstoffs Glutamat. Durch die erhöhte Ansammlung von Glutamat kommt es zu einer übersteigerten Reizübermittlung zwischen den Gehirnzellen.
Infolgedessen entstehen die für eine Demenz typischen Symptome wie die Veränderung der Persönlichkeit und geistige Verwirrtheit. Durch die Blockade der Rezeptoren an den Hirnzellen wird die Reizwiedergabe gedämpft, wodurch sich die Gedächtnisvorgänge wieder normalisieren.
Wirkung von Stoffwechselbeförderern und Mutterkornalkaloiden
Stoffwechselbeförderer beeinflussen den Stoffwechsel des Gehirns. So sorgen sie dafür, dass mehr Traubenzucker (Glukose) aufgenommen und verwertet wird.
Mutterkornalkaloide bewirken die Hemmung des Botenstoffs Noradrenalin. Außerdem werden der Nervenstoffwechsel und die Fließeigenschaften des Blutes verbessert.
Wirkung von durchblutungsfördernden Antidementiva
Durchblutungsfördernde Antidementiva haben den Effekt, die Blutgefäße, die für die Versorgung des Gehirns zuständig sind, zu erweitern. Auf diese Weise stehen mehr Sauerstoff und Nährstoffe zur Verfügung.
Rivastigmin: Anwendung von Antidementiva als Pflaster
In der Regel werden Antidementiva als Kapselform oder in Form von Lösungen verabreicht. Mit dem Wirkstoff Rivastigmin gibt es auch ein Pflaster, welches bei leichtem bis mittelschwerem Alzheimer zum Einsatz kommt.
Diese Abreichungsform sichert die gleichbleibende Wirkstoffabgabe. Das Pflaster ist verträglicher als Tabletten und bringt weniger Nebenwirkungen bei vergleichbarer Wirkung.
Durch Antidementiva keine Heilung möglich
Grundsätzlich ist die Wirkung von Antidementiva jedoch zeitlich begrenzt. Das Fortschreiten der Symptome lässt sich für etwa ein Jahr verlangsamen, kann aber nicht aufgehalten werden.
Im Falle einer Alzheimer-Krankheit können neben Antidementiva auch Antidepressiva und Neuroleptika hilfreich sein, um die Symptome abzumildern.
Nebenwirkungen von Antidementiva
Obwohl die Anwendung von Antidementiva sehr hilfreich sein kann, ist es möglich, dass in manchen Fällen unerwünschte Nebenwirkungen auftreten.
Dabei kommt es häufig zu:
- Kopfschmerzen
- Schlafstörungen
- innerer Unruhe
- Verwirrtheit
- Muskelkrämpfen
- Übelkeit
- Durchfall
- Erbrechen
Das Risiko einer Abhängigkeit besteht auch bei längerer Einnahme nicht. Es ist sinnvoll, dass neben der medikamentöse Therapie auch eine psychosoziale Betreuung des Patienten erfolgt.
Nebenwirkungen von Antidementiva bei zusätzlichem Einsatz von Neuroleptika
Wenn auch Neuroleptika eingesetzt werden, sind zudem Nebenwirkungen wie Schwindelgefühle, Müdigkeit und Blutdruckabfall im Bereich des Möglichen.
Nebenwirkungen von Antidementiva bei zusätzlichem Einsatz von Antidepressiva
Werden zusätzlich Antidepressiva verwendet, kommt es häufig zusätzlich zu:
- Appetitlosigkeit
- Nervosität
- Schlafprobleme
- Müdigkeit
Gegenanzeigen: Wann dürfen keine Antidementiva eingenommen werden?
Für den Fall, dass der Patient unter
leidet, ist bei dem Einsatz von Acetylcholinesterase-Hemmern große Vorsicht geboten.
- Antidementiva, Elsevier, 2003, ISBN 3437232800
- Arzneimittelkunde für PTA, Deutscher Apotheker Verlag, 2019, ISBN 3769268989
- Dementicum: Kompaktwissen über Demenz und Antidementiva, Psycho Gen, 2010, ISBN 3938001070
- Praktische Psychopharmakotherapie, Urban & Fischer Verlag, 2019, ISBN 3437232967
- Antidementiva: Physiologie, Pharmakologie und klinische Anwendung, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2007, ISBN 3804723942
- Neuro-Psychopharmaka - Ein Therapie-Handbuch: Band 5: Parkinsonmittel und Antidementiva, Springer, 2012, ISBN 3709173159
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