Antihistaminika - Ein Überblick über rezeptfreie und verschreibungspflichtige Mittel gegen Allergien

Als Antihistaminika werden spezielle Arzneimittel zur Behandlung von Allergien bezeichnet. Sie blockieren die Histamin-Rezeptoren im Organismus und schränken auf diese Weise die Wirkung des Botenstoffs Histamin ein. Diese Mittel lassen sich oral, als Nasentropfen, Sprays, Cremes oder Augentropfen verabreichen. Lesen Sie alles Wissenswerte über Antihistaminika.

Von Jens Hirseland

Antihistaminika - Ziel und Zweck

Ziel und Zweck von Antihistaminika, die auch als

  • Antiallergika
  • Allergiemittel
  • Histamin-Rezeptorantagonisten oder
  • Histamin-Rezeptorblocker

bezeichnet werden, ist in erster Linie die Behandlung von Allergien. Darüber hinaus lassen sie sich aber auch gegen Magengeschwüre einsetzen.

Antiallergika kommen zur Anwendung, um Symptome einer allergischen Reaktion zu unterdrücken oder zu lindern. Darüber hinaus können sie auch vorbeugend eingesetzt werden. Dabei wirkt ein Antiallergikum auf verschiedene Teile des Reaktionsmechanismus ein, was jeweils von der Art des eingesetzten Wirkstoffs abhängt.

Wie kommt es zu einer Allergie?

Unter einer Allergie versteht man eine Überreaktion des menschlichen Immunsystems auf verschiedene Reize der Umwelt. In diesem Fall wehrt sich das Immunsystem mehr als notwendig gegen bestimmte Substanzen, die im Normalfall keine Gefahr für den Organismus darstellen.

So kann es zu den verschiedensten Symptomen kommen, wie:

Sogar lebensbedrohliche Reaktionen sind möglich. Mit Hilfe von Allergiemitteln lassen sich die unangenehmen Symptome einer allergischen Reaktion lindern oder sogar ganz unterdrücken. Auch zur Vorbeugung können sie verwendet werden.

Funktionsweise von Antihistaminika

Der Botenstoff Histamin spielt eine wichtige Rolle bei Abwehrreaktionen des Immunsystems. An allergischen Überreaktionen auf bestimmte Stoffe, ist er stark beteiligt. Allergietypische Symptome sind die Folge, wie:

Dadurch, dass die Antihistaminika die Ausschüttung von Histamin beschränken oder blockieren, kann solch eine allergische Reaktion abgemildert oder verhindert werden. Aus diesem Grund gehören die Antihistaminika zu den wichtigsten Antiallergika.

Antihistaminika bei Histaminintoleranz

Antihistaminika können auch bei einer Histaminintoleranz helfen. Betroffene reagieren mit pseudoallergischen Reaktionen auf bestimmte Lebensmittel, so etwa auf Rotwein, Wurst oder reifen Käse. Es kommt zu Reaktionen der Haut sowie Durchfall, laufender Nase oder Magen-Darm-Beschwerden.

In diesen Fällen liegt keine Allergie vor; stattdessen ist der Histaminabbau im Darm vermindert, was dessen Verfügbarkeit im Körper erhöht. Während eine histaminarme Diät die beste Behandlungsmaßnahme darstellt, können ergänzend auch Antihistaminika eingesetzt werden.

Antihistaminika als Schlafmittel?

Die H1-Antihistaminika mit den Wirkstoffen Doxylamin und Diphenhydramin werden aufgrund der ermüdenden Nebenwirkung kaum noch gegen Allergien eingesetzt. Jedoch sind sie bereits seit Jahren als Schlafmittel zugelassen.

Jedoch sollten sie nicht bedenkenlos eingenommen werden. Für eine Dauerbehandlung eignen sie sich zum einen nicht und außerdem sollte man sie schon aufgrund der Nebenwirkungen eher meiden. Im Zweifelsfall ist immer ein Arzt zu befragen.

Rezeptfreie oder verschreibungspflichtige Antihistaminika?

Es gibt viele rezeptfreie Antihistaminika, die in der Apotheke erhältlich sind. Sie basieren meist auf den Wirkstoffen Loratadin oder Cetirizin und gelten als gut verträglich - vor allem, wenn keine Konservierungsstoffe enthalten sind.

Am besten schneiden dabei Tabletten ab. Bei rezeptfreien Augentropfen und Nasensprays gibt es einige, die keine besonders zufriedenstellende Wirkung zeigen. Laut Stifung Warentest sollten rezeptfreie Mittel aus der Apotheke nur bei akuten Symptomen angewandt werden.

Arten und Einnahmeweise von Antiallergika

Zu den gängigsten Allergiemitteln gehören:

Allergiemittel können auf vielfältige Weise angewandt werden. Sie lassen sie sich als

  • Tabletten
  • Nasentropfen
  • Sprays
  • Augentropfen oder
  • Cremes

verabreichen. Dabei sollte die Einnahme aber stets mit dem Hausarzt koordiniert werden, um mögliche Wechselwirkungen auszuschließen.

Antihistaminika

Bei Antihistaminika unterscheidet man zwischen den vier Gruppen:

  1. H1-Histaminrezeptoren
  2. H2-Histaminrezeptoren
  3. H3-Histaminrezeptoren
  4. H4-Histaminrezeptoren

Medizinisch von Bedeutung sind jedoch nur die H1- und H2-Antihistaminika, die gegen Allergien und Magengeschwüre Verwendung finden.

H1-Antihistaminika wiederum werden in 1. und 2. Generation unterteilt. Sie dienen vor allem zur Behandlung von Allergien, indem sie die Ausschüttung des körpereigenen Botenstoffs Histamin einschränken oder sogar gänzlich unterbinden.

Es gibt Antiallergika

  1. zur Blockade von Histamin-Rezeptoren
  2. zur Stabilisierung der Mastzellen
  3. zur Blockade von Leukotrien-Rezeptoren
  4. mit Wirkstoffen, die als funktionelle Antagonisten von Allergiemediatoren wirken

Cetirizin und Co. - H1-Antihistaminika der ersten, zweiten und dritten Generation

Zu den häufig eingesetzten Antiallergika gehören vor allem H1-Antihistaminika. Diese wirken schwächend auf die körpereigene Substanz Histamin, deren Wirkung sogar aufgehoben werden kann. Histamin dient als Botenstoff des zentralen Nervensystems (ZNS) und wird teilweise in Mastzellen abgelagert.

Bei einer allergischen Reaktion kommt es zur Freisetzung des Histamins aus den Mastzellen, wodurch allergische Symptome auftreten, wie:

  • Schnupfen
  • Niesen
  • Asthma
  • Augentränen
  • Juckreiz
  • Durchfall

Mit Hilfe von H1-Antihistaminika werden die Histamin-H1-Rezeptoren blockiert. Dadurch wird die Freisetzung des Histamins verhindert und die allergische Reaktion unterbunden oder wenigstens abgeschwächt.

Zu den bekanntesten Wirkstoffen gehören dabei:

  • Cetrizin
  • Clemastin
  • Dimetinden
  • Diphenhydramin
  • Epinastin
  • Fexofenadin
  • Loratadin
  • Mozolastin
Antihistaminika ohne Müdigkeit?

Unterteilt werden die H1-Antihistaminika in:

  1. Erste Generation
  2. Zweite Generation

Die zweite Generation hat den Vorteil, dass sie weniger sedierend wirkt als die erste. Da die H1-Antihistaminika sehr sedierend wirken, setzt man sie kaum noch oral ein. Stattdessen kommen sie vorwiegend äußerlich in Form von

zum Einsatz. Darüber hinaus lassen sie sich auch als Schlafmittel oder gegen die Reisekrankheit einsetzen.

Man findet manchmal auch die Bezeichnung H1-Antihistaminika der dritten Generation - dabei handelt es sich um Weiterentwicklungen der H1-Antihistaminika der zweiten Generation. Zu den entsprechenden Wirkstoffen zählen

  • Rupatadin
  • Fexofenadin
  • Desloratadin und
  • Levocetirizin.

Diese Bezeichnungen stammen jedoch eher aus dem Marketingbereich.

H2-Antihistaminika

Während H1-Antihistaminika zur Behandlung von Allergien dienen, werden H2-Antihistaminika zur Therapie von Magengeschwüren oder Zwölffingerdarmgeschwüren eingesetzt, da sie die H2-Rezeptoren, die sich in der Magenschleimhaut befinden und an der Produktion von Magensäure beteiligt sind, antagonisieren, wodurch die Sekretion der Magensäure gehemmt wird.

Mastzellstabilisatoren

Weitere Antiallergika sind Mastzellstabilisatoren. Diese haben die Wirkung, dass das Histamin weniger aus den Mastzellen ausgeschüttet wird. Allerdings gelten Mastzellstabilisatoren als verhältnismäßig schwach wirkend.

Sie werden häufig zur Vorbeugung von allergischen Reaktionen und Asthma eingesetzt. Meist wendet man sie lokal in Form von Augen- oder Nasentropfen an.

Leukotrien-Rezeptoren

Ein anderes bewährtes antiallergisches Mittel sind Hemmstoffe für Leukotrien-Rezeptoren. Diese hemmen allergische Entzündungen im Bereich der Bronchien und entkrampfen deren Muskulatur. Daher kommen sie besonders bei Asthma bronchiale zum Einsatz.

Die Wirkung basiert auf der Blockade von körpereigenen Leukotrien-Rezeptoren. Dabei wird die Freisetzung von Leukotrienen, die allergische Reaktionen verursachen können, unterbunden.

Funktionelle Antagonisten von Allergiemediatoren

Bei funktionellen Antagonisten von Allergiemediatoren wiederum wird die Wirkung der Allergiemediatoren verhindert. Funktionelle Antagonisten sind Substanzen wie:

  • Glukokortikoide
  • Adrenalin
  • Theophyllin
  • Alpha-Sympathomimetika
  • Beta-2-Sympathomimetika

Verabreicht werden sie zumeist oral, intravenös, per Inhalation oder als Nasentropfen.

Mögliche Nebenwirkungen von Antihistaminika

Antihistaminika bekämpfen wirkungsvoll verschiedene allergische Symptome. Manchmal können die Wirkstoffe jedoch selbst störende Nebenwirkungen hervorrufen.

Nebenwirkungen von Antihistaminika der ersten Generation

Vor allem bei der Anwendung von H1-Antihistaminika der 1. Generation kommt es häufig zu starker Müdigkeit. Aus diesem Grund werden die älteren Antihistaminika oftmals auch als Schlafmittel verwendet.

Für den Fall, dass man ein älteres Antihistaminikum anwendet, sollte man auf keinen Fall Auto fahren, da die Verkehrstüchtigkeit stark eingeschränkt wird.

Weitere mögliche lästige Nebenwirkungen sind:

Nebenwirkungen von Antihistaminika der zweiten Generation

Bei Antihistaminika der zweiten Generation bleibt die Müdigkeit zwar weitgehend aus, aber dennoch sind auch hier Nebenwirkungen im Bereich des Möglichen, wie etwa:

Selten kommt es auch zu:

Nebenwirkungen von Mastzellstabilisatoren

Auch bei der Anwendung von Mastzellstabilisatoren ist es möglich, dass es zu Nebenwirkungen kommt, wie:

Wendet man Augentropfen an, ist auch ein Bindehautödem möglich.

Nebenwirkungen von Nasensprays

Bei der Anwendung von Nasentropfen oder Sprays ist es wichtig darauf zu achten, dass diese nicht über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, da es sonst zu einer Schädigung der Nasenschleimhaut kommen kann.

Nebenwirkungen von Augentropfen

Wendet man Augentropfen an, ist auch ein Bindehautödem möglich.