Anwendung, Wirkung sowie Vor- und Nachteile unterschiedlicher Darreichungsformen von Medikamenten
Medikamente lassen sich auf verschiedene Weise und in unterschiedlichen Formen darreichen. So gibt u.a. Tabletten, Kapseln, Lösungen, Pulver, Salben und Zäpfchen.
Die Zubereitung, mit der ein bestimmtes Arzneimittel appliziert wird, bezeichnet man in der Medizin als Darreichungs- oder Arzneiform. Die Zusammensetzung des Medikaments besteht in der Regel aus verarbeiteten Wirkstoffen und Hilfsstoffen.
Arzneiformen
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, ein Arzneimittel zu verabreichen. Als simpelste Arzneiform gilt der reine Wirkstoff, bei dem es sich um ein chemisch gereinigtes Pulver handelt. In der heutigen Zeit kommt diese Darreichungsform aufgrund verschiedener Nachteile jedoch nicht mehr zur Anwendung.
Auf welche Weise ein Medikament verabreicht wird, kann durchaus relevant sein. So hat die Darreichungsform Auswirkungen auf die Wirksamkeit und Haltbarkeit eines Arzneimittels. Weitere wichtige Faktoren sind die
- Herstellung und
- Lagerung sowie
- die Pharmakokinetik.
Beim Testen von Medikamenten berücksichtigt man daher nicht nur den Wirkstoff des jeweiligen Mittels, sondern auch seine Darreichungsform.
Unterschiedliche Arten von Darreichungsformen
Die verschiedenen Arzneiformen lassen sich in feste, halbfeste und flüssige Darreichungsformen unterteilen.
So kann der Patient sie
- durch den Mund einnehmen
- auf die Haut auftragen
- über die Atemwege inhalieren
- in den Enddarm einführen oder
- intravenös über den Blutkreislauf aufnehmen.
Zu den flüssigen Formen gehören
Feste Arzneiformen sind
- Brausetabletten
- Tabletten
- Dragees
- Kapseln und
- Pillen.
Als halbfeste Formen gelten
- Emulsionen
- Salben
- Globuli sowie
- Zäpfchen.
Sonstige Darreichungsformen sind
- Pflaster
- Sprays
- Implantate und
- Spritzen.
Im Folgenden stellen wir Ihnen die unterschiedlichen Darreichungsformen genauer vor.
Lösung
Bei einer Lösung handelt es sich um ein flüssiges Medikament wie zum Beispiel Tropfen. Der medizinische Wirkstoff befindet sich in gelöster Form darin. Dazu gehören zum Beispiel
Lösungen setzen sich aus mindestens zwei Stoffen zusammen. Dabei handelt es sich um
- den Arzneiwirkstoff sowie
- ein Lösungsmittel wie Öl oder Wasser.
Darüber hinaus können
- Hilfsstoffe wie beispielsweise Zucker
in der Lösung enthalten sein.
Vor- und Nachteile von Lösungen
Zu den Vorteilen einer Lösung gehört, dass sich der Arzneiwirkstoff rascher und umfangreicher aufnehmen lässt als bei anderen Arzneiformen. Sogar über eine Ernährungssonde können Lösungen problemlos verabreicht werden.
Ein Nachteil ist allerdings die hohe Licht- und Sauerstoffempfindlichkeit der Lösungen. Aus diesem Grund bewahrt man sie zumeist in getönten Glasbehältern auf.
Werden der Lösung Zucker oder andere Substanzen zugesetzt, können sich Mikroorganismen wie Bakterien oder Pilze in ihr rasch vermehren. Dieser Vorgang lässt sich jedoch durch den Einsatz von Konservierungsstoffen verlangsamen.
Haltbarkeit
Die Haltbarkeit von Lösungen ist unterschiedlich.
- Während Augentropfen höchstens 4 Wochen lang zur Anwendung kommen dürfen,
- lassen sich Tropfenlösungen noch bis sechs Monate nach ihrem Anbruch einnehmen.
Spül- und Gurgellösungen
Eine spezielle Form von Lösungen sind Spül- und Gurgellösungen, die im Mund- und Rachenraum eingesetzt werden. In ihnen befinden sich lindernde oder desinfizierende Stoffe.
Damit die Spül- und Gurgellösungen ihre Wirkung entfalten können, muss sie der Patient mehrmals am Tag anwenden. Wichtig ist auch, die Lösung nicht zu verschlucken und ca. eine halbe Stunde nach dem Gebrauch keine Getränke oder Lebensmittel zu sich zu nehmen.
Saft
Eine weitere flüssige Darreichungsform ist Saft. Säfte werden vor allem für Kinder verwendet, da den kleinen Patienten das Schlucken von Tabletten oft sehr schwer fällt. Zu den bekanntesten Arzneimittelsäften gehört Hustensaft.
Es gibt aber auch Säfte gegen Fieber oder als Antibiotika für Kinder.
Vor- und Nachteile von Saft
Der Vorteil von Säften besteht vor allem darin, dass sie sich leichter einnehmen lassen als andere Arzneiformen. Allerdings schmecken sie trotz zahlreicher Versuche der Hersteller, ihren Geschmack zu verbessern, oft ziemlich bitter, was auf die Wirkstoffe zurückzuführen ist. Dadurch kann es mitunter zu einem Problem werden, einem Kind den Saft zu verabreichen.
Tee
Unter Tees versteht man in der Medizin Aufgüsse von Pflanzen oder Kräutern. Dabei übergießt man getrocknete Pflanzenteile mit heißem abgekochten Wasser und lässt sie ein paar Minuten ziehen. Auf diese Weise entsteht ein Aufguss, den der Patient nach einigen Minuten heiß oder warm trinken kann.
In Teegeschäften und Drogeriemärkten werden bereits fertige Zubereitungen angeboten. Dagegen stellen Apotheken auch eigene Mischungen her.
Anwendung
Zur Anwendung kommen medizinische Tees vor allem gegen
- Erkältungen
- Magen-Darmprobleme
- Schlafstörungen und
- allgemeines Unwohlsein.
Manche Tees eignen sich auch als Mundspüllösungen.
Tinktur
Unter einer Tinktur versteht man einen flüssigen Extrakt aus pflanzlichen oder tierischen Stoffen. Hergestellt werden sie mit einem Extraktionsmittel wie
Als Tinkturen gelten auch alkoholische Lösungen von anorganischen Grundstoffen, wie beispielsweise eine Jodtinktur. Bei Tinkturen unterscheidet man zwischen
- einer einfachen Tinktur (Tinctura simplex) und
- einer zusammengesetzten Tinktur (Tinctura composita).
Während für die Herstellung einer einfachen Tinktur lediglich ein anorganischer Stoff zur Anwendung kommt, werden bei einer zusammengesetzten Tinktur unterschiedliche pflanzliche, tierische und anorganische Stoffe miteinander kombiniert. Bei den meisten Tinkturen handelt es sich um Kräutertinkturen, also Kräuterauszüge mit Alkohol. Angeboten werden Tinkturen zumeist in Fertigform. Sie lassen sich aber auch selbst herstellen.
Anwendung
Tinkturen eignen sich sowohl zur inneren als auch zur äußeren Anwendung. Dabei hängt die innerliche Einnahme von der Art der Tinktur sowie den jeweiligen Beschwerden ab. Für die Anwendung auf der Haut kommen Tinkturen meist nur in verdünnter Form zum Einsatz.
Zu den zahlreichen Anwendungsgebieten von Kräutertinkturen gehören unter anderem
- Atemwegserkrankungen
- Fieber
- Heiserkeit
- Schlaflosigkeit
- Hautprobleme
- Rheuma
- Gallenbeschwerden und
- Gicht.
Vor- und Nachteile von Tinkturen
Durch ihren hohen Alkoholgehalt haben Tinkturen eine antibakterielle Wirkung, wodurch sich bei verschiedenen Indikationen bereits eine heilende Wirkung erzielen lässt. Für Kinder sind Tinkturen jedoch nicht geeignet. Das Gleiche gilt für Alkoholiker und Menschen, die unter einer Lebererkrankung leiden.
Brausetablette
Unter einer Brausetablette versteht man eine Tablette, die man in Wasser auflöst und anschließend trinkt. Dabei kann es sich um ein Arzneimittel oder ein Nahrungsergänzungsmittel handeln.
In früheren Zeiten war es erforderlich, eine Tablette bis zu ihrem Auflösen ständig im Wasser umzurühren, was durch die Brausetablette nicht mehr nötig ist. Das Sprudeln der Tablette entsteht durch die Abspaltung von Kohlendioxid, die im Wasser aufgrund der Reaktion eines Kohlensäuresalzes mit einer Säure zustande kommt.
Anwendungsgebiete
Eingesetzt werden Brausetabletten bei
- Schmerzen
- grippalen Infekten
- Fieber und
- Husten.
Nicht selten kommen sie jedoch auch als Nahrungsergänzungsmittel zur Anwendung,
- um Vitamine oder Mineralstoffe einzunehmen.
Weiterhin lassen sie sich
verwenden.
Vor- und Nachteile von Brausetabletten
Ein großer Vorteil der Brausetablette ist ihre einfache Anwendung. So muss sie lediglich in ein Glas Wasser gegeben werden, wo sie sich von selbst auflöst. Langes Umrühren ist dabei nicht nötig.
Da es zu keiner punktuell hohen Wirkstoffkonzentration kommt, gelten Brausetabletten als magenfreundlich. Durch das Auflösen der Tablette gelangen die Substanzen rascher in die Blutbahn, was zu einer schnelleren Wirkung führt. Auch für Kinder oder bei Schluckbeschwerden ist die Einnahme einer Brausetablette angenehmer als einer herkömmlichen Tablette.
Zu den Minuspunkten der Brausetablette gehört allerdings, dass zahlreiche medizinische Wirkstoffe oder Vitamine nicht wasserlöslich sind oder nicht lange genug im Wasser stabil bleiben. Aus diesem Grund eignen sich nicht alle Wirkstoffe für eine Brausetablette. Oftmals muss die Flüssigkeit sofort nach dem Auflösen der Tablette getrunken werden.
Tablette
Zu den gängigsten Darreichungsformen zählt die Tablette. So hat sie unter den Arzneimitteln einen Anteil von rund 50 Prozent. Sie wird entweder am Stück oder zerteilt mit etwas Flüssigkeit eingenommen.
Zur Herstellung presst man die Tabletten unter hohem Druck aus Granulaten oder Pulver in ihre feste Form. Diese Form kann sehr unterschiedlich sein. Am häufigsten kommen runde und ovale Formen zum Einsatz.
Damit die Tabletten sich besser schlucken lassen, sind sie zumeist an ihrer oberen und unteren Seite gewölbt. Auch die Farben der Tabletten fallen verschieden aus. Zusammengesetzt werden sie aus einem medizinischen Wirkstoff sowie mehreren Füllstoffen und Hilfsstoffen.
Arten von Tabletten
Tabletten werden in verschiedenen Formen angeboten. So gibt es neben den bereits beschriebenen
- Brausetabletten und
- den einfachen Tabletten auch
- Filmtabletten
- Lutschtabletten
- Kautabletten
- Kapseln
- Dragees
- Granulate
- magensaftresistente Tabletten und
- Retardtabletten.
Letztere geben den Wirkstoff verzögert frei. Nicht selten verfügen Tabletten über so genannte Bruchkerben. Auf diese Weise lassen sie sich leichter teilen.
Wirkungsweise
Nachdem eine Tablette eingenommen wurde, kommt es im Magen-Darm-Trakt zu ihrem Zerfall. Dadurch wird der Wirkstoff freigesetzt und gelangt in den Organismus, der ihn resorbiert. Die Anflutung des Wirkstoffs sowie seine Wirkungsdauer lassen sich durch den Einsatz von Hilfsstoffen beeinflussen.
Vor- und Nachteile von Tabletten
Tabletten haben den Vorteil, dass sie
- sich einfach einnehmen und
- präzise dosieren lassen.
Außerdem gewährleistet diese Arzneiform
- eine hohe Stabilität des Wirkstoffes.
Weitere Pluspunkte sind ihre
- kostengünstige Herstellung sowie
- problemlose Verpackung.
In manchen Fällen kann es schwierig sein, eine Tablette zu schlucken, weil der Patient unter Schluckbeschwerden leidet. Zwar gibt es Brausetabletten zum Trinken, doch nicht alle Arzneistoffe lassen sich für diese Tablettenform verwenden. Außerdem ist es oft problematisch, kleine und runde Tabletten zu zerteilen.
Dragee
Bei einem Dragee handelt es sich um eine Tablette, die einen Zucker- oder Zuckersirupüberzug hat. Durch diesen Überzug soll der Geschmack des Medikaments verbessert werden.
Merkmale
Dragees weisen eine ovale oder runde Form auf. Ihr stabiler Zuckerüberzug lässt sich so gestalten, dass sie sich erst im Magen-Darmtrakt auflösen, wodurch der Ort der Wirkstofffreisetzung bestimmt werden kann. Es besteht auch die Möglichkeit, Dragees als Retard-Medikamente einzusetzen. Das heißt, dass die Wirkung des Arzneistoffes verzögert erfolgt.
Vor- und Nachteile von Dragees
Dragees lassen sich leicht schlucken und haben im Gegensatz zu anderen Tabletten einen guten Geschmack. Gegenüber Umwelteinflüssen wie Sauerstoff und Wasser sind sehr stabil, wodurch sich nicht sauerstoff- oder wasserstoffstabile Substanzen schützen lassen.
Ein Nachteil der Dragees ist, dass sie teurer sind als Tabletten, was an ihrem aufwendigeren Herstellungsverfahren liegt. Außerdem können sie nicht geteilt werden.
Kapsel
Bei einer Kapsel handelt es sich um eine feste Arzneiform, in der eine genau festgelegte Arzneistoffdosis enthalten ist. Im Unterschied zur Tablette befindet sich der Wirkstoff in einer Hülle.
Merkmale
Der Inhalt einer Kapsel besteht zumeist aus Granulaten oder Pulver. Manche Kapseln verfügen aber auch über ölige Flüssigkeiten. Diese sind zumeist in Weichkapseln enthalten, während sich in Steckkapseln Pulver befindet. Die Kapsel selbst wird in der Regel aus Stärke und Gelatine zusammengesetzt.
Kapseln nimmt man normalerweise oral ein, manche lassen sich aber auch rektal oder vaginal verabreichen. Je nach Beschaffenheit der Kapselhülle erfolgt ihre Auflösung im Magen oder im Dünndarm.
Dort kann der Arzneistoff dann seine Wirkung entfalten. Die Färbung der Kapselhülle dient dazu, den Wirkstoff vor Licht zu schützen. Außerdem ist sie ein Erkennungszeichen.
Unterschiedliche Kapselformen
Kapseln werden in verschiedenen Formen hergestellt. So gibt es
- Hartgelatinekapseln
- Weichgelatinekapseln
- Stärkekapseln und
- Mikrokapseln.
Hartgelatinekapseln
Hartgelatinekapseln stellt man aus einer Gelatinemasse ohne die Verwendung von Weichmachern her. Zusammengesetzt werden Hartgelatinekapseln aus vorgefertigten Hohlformen, die einen halbkugeligen Boden haben. Die beiden Kapselhälften lassen sich zusammenstecken.
Damit die Hartgelatinekapseln fest und elastisch bleiben, ist es wichtig, sie nicht zu feucht und nicht zu trocken zu lagern. Der Inhalt von Hartgelatinekapseln besteht aus festen Zubereitungen wie
- Granulaten
- Pellets
- Pulver oder
- Mikrokapseln.
Weichgelatinekapseln
Im Unterschied zu Hartgelatinekapseln werden Weichgelatinekapseln mit einer weicheren und dickeren Hülle versehen, die zudem elastischer ist. Zustande kommt die Elastizität durch die Verwendung von Weichmachern, wie zum Beispiel Glycerol oder Sorbitol.
Gefüllt werden die Weichgelatinekapseln in der Regel mit halbfesten oder flüssigen Zubereitungen. Bei Lutschkapseln verarbeitet man den Wirkstoff in die Hülle der Kapsel.
Stärkekapseln
Die Herstellung von Stärkekapseln erfolgt aus Weizenmehl und Weizenstärke. Zur Anwendung kommen zwei Formen. Während sich die erste Form aus einem Deckel und einer Schüssel zusammensetzt, besteht die zweite Form aus gleichen Teilen. Diese klebt man nach der Abfüllung der Kapseln an ihrem Rand zusammen.
Stärkekapseln können bis zu 1,5 Gramm Pulver aufnehmen. In der heutigen Zeit kommen Stärkekapseln immer seltener zur Anwendung, weil sie sehr empfindlich auf mechanische Beanspruchung und Feuchtigkeit reagieren. Darüber hinaus gelten ihre Zerfalleigenschaften als unbefriedigend.
Mikrokapseln
Bei Mikrokapseln handelt es sich entweder um Flüssigkeitströpfchen oder feste Partikel, deren Überzug aus
- einem Gelatinemantel
- Cellulose
- Stärke oder
- arabischem Gummi
besteht. Die winzigen Mikrokapseln haben den Vorteil, dass Flüssigkeiten in trockene Pulver überführt werden können und sich problemlos zu Feststoffzubereitungen verarbeiten lassen. Die Mikroverkapselung ermöglicht auch die Verarbeitung von Wirkstoffen, die miteinander unverträglich sind.
Vor- und Nachteile von Kapseln
Kapseln lassen sich leicht einnehmen und präzise dosieren. Darüber hinaus wird von ihnen eine wirksame Barriere gegen die Magensäure gebildet. Zu ihren Nachteilen gehört, dass sie durch Feuchtigkeit oder Luft leicht brüchig und klebrig werden.
Pillen
Unter Pillen versteht man feste, kugelförmige Arzneiformen, die der Patient oral einnimmt und die zumeist mit einem Überzug versehen sind. Mitunter können sie aber auch walzenförmig oder eiförmig sein.
Merkmale
Die Zusammensetzung einer Pille besteht aus
- dem Arzneistoff
- einem Anstoßmittel wie Glycerin oder Wasser
- einem Bindemittel wie Hefetrockenextrakt sowie
- einem Füllmittel wie beispielsweise Lactose.
Bei der Herstellung formt man aus diesen Inhaltsstoffen eine Masse, die sich leicht kneten lässt, aber nicht klebt. Im Anschluss daran erfolgt durch einen Pillenabschneider die Portionierung und Rollierung der Pillen. Damit die Pillen sich nicht miteinander verkleben, kommt ein Trennmittel wie Kakaopulver oder Lycopodium zur Anwendung.
Nachteile von Pillen
In der heutigen Zeit sind Pillen in Deutschland komplett von Tabletten und Kapseln aus den Apotheken verdrängt worden, da sie einige gravierende Nachteile haben. So gilt die Herstellungsweise der Pillen als unhygienisch, da durch die Hilfsstoffe die Gefahr besteht, dass sich Bakterien gut vermehren können.
Aufgrund der Nachhärtung der Pillen ist zudem die Freisetzung des Arzneistoffes nur schwer einzuschätzen. Spricht man heute von Pillen, sind damit umgangssprachlich andere feste Arzneiformen wie Tabletten, Kapseln oder Dragees gemeint. Besonders geläufig ist der Begriff "Antibabypille". Technisch handelt es sich bei den Antibabypillen jedoch nicht um Pillen, sondern um Filmtabletten oder Dragees.
Emulsionen
Als Emulsion wird ein fein verteiltes Gemisch von zwei Flüssigkeiten bezeichnet, die sich normalerweise nicht miteinander vermischen lassen. Bei diesen Flüssigkeiten handelt es sich zumeist um Wasser und Öl.
Durch eine Flüssigkeit, auch Phase genannt, kommt es zur Bildung von kleinen Tröpfchen, die sich in der anderen Flüssigkeit verteilen.
- Die tröpfchenbildende Phase wird als disperse oder innere Phase bezeichnet.
- Kontinuierliche Phase oder äußere Phase nennt man dagegen die Phase, in der die Tröpfchen schwimmen.
Merkmale
Ein typisches Merkmal von Emulsionen ist, dass sie sich von den Gemischen von Flüssigkeiten, die miteinander mischbar sind, unterscheiden. Bei den meisten Emulsionen handelt es sich um milchige, trübe Flüssigkeiten.
Einen wichtigen Bestandteil der Emulsionen bilden die Tenside (Emulgatoren). Diese erleichtern die Bildung von Tröpfchen und wirken einer Entmischung entgegen. Mischungen, die nicht emulgiert wurden, bezeichnet man als Suspensionen. Sie werden auch Schüttelmixturen genannt, weil sie vor dem Gebrauch gut zu schütteln sind.
Je nachdem, wie hoch der Wasseranteil einer Emulsion ist, spricht man von
- einer Öl-in-Wasser-Emulsion oder
- einer Wasser-in-Öl-Emulsion.
Während eine W/Ö-Emulsion wenig Wasser in viel Öl enthält, verfügt eine Ö/W-Emulsion über wenig Öl in viel Wasser. Wasser-in-Öl-Emulsionen bilden oftmals die Grundlage für Salben.
Salbe
Zu den halbfesten Arzneiformen gehören auch Salben. Sie können sowohl zu medizinischen als auch zu kosmetischen Zwecken eingesetzt werden. Inhaltsstoffe von Salben sind
- tierische, pflanzliche und synthetische Fette
- Öle sowie mitunter
- wässrige oder puderförmige Bestandteile.
Im weiteren Sinne lassen sich auch andere halbfeste Arzneiformen wie
- Cremes und Gele sowie
- Pasten oder Emulsionen
zu den Salben zählen, da der Begriff nicht präzise definiert ist.
Eigenschaften
Salben dienen zur äußeren Anwendung und enthalten einen gelösten, emulgierten oder suspendierten Wirkstoff. Zu den typischen Merkmalen einer Salbe gehört, dass sie auf der Haut schmilzt und dabei einen fettigen Film hinterlässt.
Im Unterschied zu Cremes sind Salben beständiger gegen Feuchtigkeit, was die Wirkungsdauer ihrer Inhaltsstoffe erhöht. Therapeutische Salben lassen sich in unterschiedliche Formen einteilen. Dazu gehören
- Resorptionssalben, die einen Arzneistoff enthalten, der eine systemische Wirkung entfaltet, da ihn der Blutkreislauf aufnimmt
- Penetrationssalben, die über Wirkstoffe verfügen, die lediglich ins Hautgewebe vordringen, sowie
- Schutz- und Decksalben, die die Haut vor äußeren Einflüssen schützen, aber keine resorbierbaren Substanzen enthalten.
Anwendungsgebiete
Die meisten Salben dienen zum Auftragen auf die Haut oder auf oberflächliche Wunden. Es gibt aber auch spezielle Salben, die auf die Schleimhaut, die Augen oder Körperöffnungen aufgetragen werden. So lassen sich mit einer Salbe örtlich begrenzte Erkrankungen und Beschwerden behandeln.
Globuli
Der Begriff "Globuli" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "Kügelchen". In der Alternativmedizin werden kugelförmige Arzneien für homöopathische Mittel, für Schüssler-Salze oder die Bachblüten-Therapie verwendet.
Merkmale
Als Trägerstoff für Globuli dient in der heutigen Zeit Rohrzucker, während man in früheren Jahren auf eine Mischung aus Rohrzucker und Stärkemehl zurückgriff. Darüber hinaus enthalten Globuli eine minimale Dosis eines therapeutischen Stoffes.
Verabreicht werden die weißen oder gelblichen Arzneikügelchen in verschiedenen Größen. Ihr Durchmesser beträgt zwischen 0,5 und 1,5 Millimetern.
Vor- und Nachteile von Globuli
Der Vorteil von Globuli besteht darin, dass sie sich leicht und problemlos oral einnehmen lassen. Allerdings gibt es keine wissenschaftlichen Beweise für ihre medizinische Wirksamkeit.
Zäpfchen
Zäpfchen werden auch als Suppositorien bezeichnet. Gemeint sind damit halbfeste Arzneiformen, die man in Körperhöhlen wie den Mastdarm, die Vagina oder die Harnröhre einführt.
Eigenschaften und Herstellung
Bei Zäpfchen handelt es sich um Arzneimittel, die rektal oder vaginal verabreicht werden. In ihrer Form ähneln sie einem auf der Vorderseite zugespitzten Torpedo. Auf diese Weise lässt sich das Suppositorium leichter in enge Körperöffnungen einführen.
Nachdem das Zäpfchen in den Körper eingebracht wurde, beginnt es zu schmelzen, sodass seine Wirkstoffe aufgenommen werden können. Die Herstellung von Zäpfchen erfolgt durch das Gießen oder Pressen einer Grundmasse, die die Eigenschaft hat, bei Körpertemperatur zu Zerfließen. Als geeignete Substanzen gelten
- Kakaobutter
- Hartfette
- Macrogole sowie
- diverse Gemische aus Wasser, Gelatine und Glycerol.
Darüber hinaus werden oft Hilfsstoffe wie
- absorbierende Stoffe
- Füllmittel
- Gleitmittel
- Farbstoffe und
- Konservierungsmitte
beigemischt.
Anwendungsgebiete
Zum Einsatz kommen Zäpfchen häufig bei
- Magen-Darmerkrankungen wie einer akuten Gastroenteritis (Magen-Darm-Grippe).
So gelangt selbst bei Durchfall genügend von dem Arzneistoff in die Blutbahn. Darüber hinaus werden sie oft Kindern verabreicht, die unter Schmerzen und Fieber leiden, denn gerade kleine Kinder weigern sich oft, orale Arzneimittel einzunehmen. Weitere Einsatzgebiete sind
- Verstopfung und
- Hämorrhoidalleiden.
Zur Behandlung von
- gynäkologischen Erkrankungen wie zum Beispiel Soorkolpitis
kommen spezielle Scheidenzäpfchen (vaginale Suppositorien) zur Anwendung. Zudem eignen sich
- spermizide Zäpfchen als Verhütungsmittel.
Als Sonderform gelten
- Zäpfchen, die gegen erektile Dysfunktionen verabreicht werden.
Sie gelangen über die Harnröhre in den Organismus.
Verabreichung
Rektale Zäpfchen führt man nach dem Stuhlgang in den After ein. Durch das kurze Eintauchen in warmes Wasser oder Anwärmen mit der Hand lässt sich die Gleitfähigkeit des Zäpfchens verbessern. Damit die empfindliche Haut des Mastdarms nicht in Mitleidenschaft gezogen wird, ist es wichtig, das Suppositorium behutsam und langsam einzuführen.
Vor- und Nachteile von Zäpfchen
Zäpfchen haben den Vorteil, dass sie auch dann verabreicht werden können, wenn keine orale Aufnahme möglich ist. Dies kann bei
- kleinen Kindern
- Patienten mit Schluckbeschwerden oder
- bewusstlosen Menschen
der Fall sein. Zum Teil lässt sich durch den Einsatz eines Suppositoriums auch der First-Pass-Effekt umgehen. Außerdem kommt es im Mastdarm zu einer längeren Depotwirkung.
Ein Nachteil von Zäpfchen ist, dass sie sich nicht für Wirkstoffe eignen, die nur eine geringe therapeutische Breite aufweisen. So kann es zu starken Schwankungen bei der Resorption kommen.
Pflaster
Als Pflaster werden Wundschnellverbände verschiedener Größe bezeichnet, die man auf die Haut aufklebt. Auf diese Weise lassen sich kleinere Wunden steril abdecken.
Merkmale
Pflaster bestehen aus Kunststoff oder speziellem Gewebe. In ihrer Mitte befindet sich eine Wundauflage, die mit einem Klebeband verbunden ist.
Nicht selten verfügt die saugfähige Wundauflage über Substanzen, die antibakteriell wirken. Manche Pflaster sind auch mit einer speziellen Beschichtung ausgestattet, die das Verkleben der Wundauflage mit der Wunde verhindert.
Pflaster gibt es in unterschiedlichen Größen. So können neben vorgefertigten Strips auch verpackte Streifen verwendet werden, die sich speziell zuschneiden lassen.
Anwendungsgebiete
Verwendet werden Pflaster, um
- Wunden oder
- lokale Hautschädigungen
gegen äußere Einflüsse zu schützen. So lässt sich auf diese Weise dem Eindringen von Krankheitserregern und dem Entstehen von Infektionen entgegenwirken.
Spezielle Pflaster sind
- Wärmepflaster, die schmerzstillend und durchblutungsfördernd wirken
- Gelpflaster, die Wundsekrete aufnehmen
- Herpespflaster, die der Ausbreitung von Viren entgegenwirken
- Blasenpflaster
- Hühneraugenpflaster sowie
- Nasenpflaster zur Erweiterung der Nasenflügel.
Transdermale Pflaster
Als transdermale Pflaster werden spezielle Pflaster bezeichnet, die über einen Arzneistoff verfügen, der eine transdermale Wirkung hat. Das heißt, dass der Stoff die Haut durchdringt und ihn der Organismus kontinuierlich aufnimmt.
Zur Anwendung kommen transdermale Pflaster vor allem
- zur Behandlung von Schmerzen
- zum Verabreichen von Hormonen sowie
- im Rahmen einer Raucherentwöhnung.
Ein besonders bekanntes transdermales System ist das Nikotinpflaster.
Reisepflaster
Reisepflaster werden bereits seit den 70er Jahren gegen die Reisekrankheit eingesetzt. Als Klassiker gilt dabei das Scopolamin-Pflaster. Dieses bringt der Patient fünf Stunden vor Reisebeginn an einer unbehaarten Stelle hinter dem Ohr an. Das Pflaster enthält Wirkstoffe, die gegen
helfen.
Allerdings ist es nach dem Aufkleben des Pflasters wichtig, sich gut die Hände zu waschen, da durch Scopolamin Sehstörungen auftreten können, wenn es mit den Augen in Berührung kommt.
Schmerzpflaster
Schmerzpflaster eignen sich besonders gut für die Behandlung von chronischen Schmerzen. So ermöglicht das transdermale Pflaster eine längere schmerzstillende Wirkung.
Im Gegensatz zu Tabletten sind auch weniger Nebenwirkungen wie zum Beispiel Verstopfung zu befürchten, da der Magen-Darm-Trakt umgangen wird. Seit einigen Jahren sind Schmerzpflaster mit dem Wirkstoff Buprenorphin gebräuchlich, die einen Wirkungseffekt von 5-8 Stunden haben.
Hormonpflaster
In den letzten Jahren haben auch Hormonpflaster an Bedeutung gewonnen. Diese verfügen über den Vorteil, dass sich der Wirkstoff erheblich geringer dosieren lässt.
Erhältlich sind Hormonpflaster mit einer Dosierung für dreieinhalb und sieben Tage. Auf diese Weise braucht man das Pflaster nur ein- oder zweimal in der Woche auszuwechseln, während man Tabletten meist mehrfach täglich einnehmen muss.
Nachteile
In seltenen Fällen kann es zu
- Unverträglichkeiten der Haut gegen das Klebemittel des Pflasters
kommen. Darüber hinaus sind
- Hautirritationen
- Schmerzen oder
- leichte Verletzungen beim Ablösen des Pflasters
möglich.
Spray
Unter Sprays versteht man Gemische aus flüssigen oder festen Schwebeteilchen. In der Medizin kommen sie vor allem zur Behandlung von Atemwegserkrankungen zur Anwendung. Sie lassen sich aber auch auf die Haut auftragen.
Anwendungsgebiete
Zu den wohl bekanntesten medizinischen Sprays gehören Nasensprays. Sie werden vor allem gegen
- Erkältungen und
- Heuschnupfen
eingesetzt. Die Nasensprays verfügen über eine abschwellende Wirkung, sodass der Patient nach dem Abschwellen der Nasenschleimhaut wieder normal atmen kann. Eine weitere Variante sind Sprays, die bei
- Halsschmerzen
direkt in den Rachenraum gesprüht werden. Meist enthalten sie stark alkoholhaltige Lösungen zur Desinfektion. Des Weiteren werden Sprays
- zur Asthmatherapie
eingesetzt. Die in dem Spray enthaltenen Dosieraerosole atmet der Patient ein. Sie geben mit jedem Hub eine bestimmte Wirkstoffmenge ab. Ein weiteres Einsatzgebiet für Sprays ist
- die Dermatologie.
Dort sprüht man die Wirkstoffe des Sprays auf die Haut, um sie möglichst großflächig aufzutragen.
Vor- und Nachteile von Nasensprays
Sprays haben den Vorteil, dass sie sich leicht und unkompliziert anwenden lassen. Bei Nasensprays besteht allerdings das Problem, dass eine zu lange Anwendung von mehr als einer Woche die Nasenschleimhaut schädigen kann, was leicht zu einer dauerhaften Anwendung oder sogar zu einer regelrechten Sucht führt.
Implantat
Als Implantate werden Materialien bezeichnet, die zu medizinischen Zwecken vorübergehend oder dauerhaft operativ in den Körper eingebracht werden. Es gibt verschiedene Arten von Implantaten. Dazu gehören zum Beispiel
- Herzschrittmacher
- Kunstherzen
- Hirnschrittmacher
- Cochleaimplantate
- Retinaimplantate
- Zahnimplantate
- Stents und Gefäßprothesen
- Herzklappenimplantate
- Brustimplantate sowie
- Schwellkörperimplantate.
Aber auch Arzneimitteldepots, die für die langfristige Abgabe von Arzneistoffen sorgen, gelten als Implantate. In der Unfallchirurgie verwendet man sie im Rahmen einer Osteosynthese zur Behandlung von Knochenfrakturen.
Für die Zukunft erwarten Experten noch weitere Einsatzgebiete für Implantate.
Spritze
Zu den medizinischen Instrumenten zählt die Spritze. Mit ihrer Hilfe werden flüssige Medikamente, die man als Injektabilia bezeichnet, in den Körper injiziert. Ebenso lässt sie sich zur Entnahme von Körperflüssigkeiten wie Blut verwenden.
Spritzen gelten als Medizinprodukte der Klasse IIa. Das Verabreichen eines Medikaments per Spritze bezeichnet man als Injektion.
Aufbau
Zusammengesetzt wird eine Spritze aus
- einem zylindrischen Hohlraum
- einer konusförmigen Düse sowie
- einem beweglichen Kolben.
Bei Spritzen handelt es sich normalerweise um Einweginstrumente aus Kunststoff. Mehrwegspritzen kommen heutzutage in der Humanmedizin kaum noch zur Anwendung.
Die Größen der Spritzen sind unterschiedlich und schwanken zwischen einem Volumen von 0,5 und 100 Millilitern. Das Füllen der Spritze erfolgt durch Zug am Kolben. So presst man den Inhalt durch das Ausüben von Druck auf den Kolben durch die Düse.
Vor- und Nachteile von Spritzen
Injektionen mit Spritzen haben den Vorteil, dass die Wirkung des Medikaments schneller einsetzt als bei der oralen Einnahme, da weniger physiologische Hindernisse überwunden werden müssen. Bei bestimmten Arzneimitteln muss sogar unbedingt eine parenterale Darreichung erfolgen, weil eine Resorption des Wirkstoffes durch eine orale Aufnahme nicht möglich ist.
Ein möglicher Nachteil von Spritzen besteht in dem Risiko, eine Infektion durch Krankheitskeime zu erleiden.
Unabhängig davon, in welcher Form Medikamente verabreicht werden, sollte man richtig mit ihnen umgehen. Dazu gehört sie trocken, kühl und dunkel in einem Arzneimittelschrank aufzubewahren und sich nach den Anweisungen der Packungsbeilage bzw. des Arztes zu richten. Außerdem ist es wichtig, auf das Verfallsdatum zu achten.