Gewichtszunahme und Hautreaktionen - mögliche Nebenwirkungen bestimmter Arzneimittel
Ob Hormone oder Psychopharmaka, Betablocker oder Kortison - Medikamente können dick machen. Wenn Patienten über die gewichtigen Nebenwirkungen informiert sind, können sie besser gegensteuern. Doch nicht nur eine Gewichtszunahme zählt zu den möglichen Nebenwirkungen von Arzneimitteln.
Nebenwirkung: Gewichtszunahme
Sie essen wenig und bewegen sich viel, aber die Pölsterchen auf den Hüften zeigen sich davon unbeeindruckt? Ob wir Pfunde ansammeln oder verlieren, hängt nicht nur von der Kalorienzufuhr ab. Manche Medikamente können den Stoffwechsel so beeinflussen, dass Gewichtszunahme fast vorprogrammiert ist. Hier ein Überblick und Tipps, wie man das Hüftgold dennoch loswerden kann.
Insulin und andere Diabetes-Mittel
Bevor ein Diabetes diagnostiziert wird, haben die Betroffenen meist etliche Kilo verloren. Wenn der Blutzuckerspiegel sich durch Medikamente wieder normalisiert, kommt auch das Gewicht wieder:
Durch Insulin und Co. können die Zellen die Kohlenhydrate besser aufnehmen. Statt Zucker durch den Urin auszuscheiden, wird er in Fett umgewandelt. Dieses lagert sich im Körper ab.
Zudem steigern viele Anti-Diabetika den Appetit. Wer ständig Hunger hat, sollte deshalb mit seinem Arzt sprechen.
Mit einer geänderten Zusammensetzung der Medikamente lässt sich der Appetit steuern. Während lang wirksames Depot-Insulin größere Hungergefühle auslöst, können kurz wirksame Analog-Insuline den Appetit senken.
Wirkstoffe wie Metformin behindern außerdem die Aufnahme von Zucker in das Blut.
Kortisonhaltige Mittel
Bei
- Rheuma
- Asthma oder
- Morbus Crohn
sind kortisonhaltige Medikamente oft unverzichtbar. Kortison beeinflusst aber nicht nur das Immunsystem - es macht auch hungrig. Zugleich drosselt Kortison die Verbrennung von Fett und Zucker. Die Folge: überschüssige Energie lagert sich als Fettpölsterchen ab, vorrangig an Hals, Nacken und Gesicht.
Je länger die Behandlung dauert, desto stärker verändert sich der Stoffwechsel. Jede Kortison-Therapie sollte deshalb so kurz wie möglich dauern.
Als Alternative zu Tabletten können bei manchen Erkrankungen auch Cremes oder Sprays verwendet werden - sie schonen die Figur.
Betablocker gegen Bluthochdruck
Betablocker sind ein bewährtes Mittel gegen Bluthochdruck. Sie drosseln aber auch den Energiestoffwechsel: die Patienten sind leichter müde und verbrennen weniger Fett. Eine fatale Kombination, die sich meist rasch an den Hüften bemerkbar macht.
Aber es gibt Alternativen: Wer ein gesundes Herz hat, kann auf ACE-Hemmer umsteigen. Wenn dies nicht möglich ist, hilft nur eine fettarme Ernährung.
Achtung: Eine neue Medikation unbedingt vorher mit dem Arzt besprechen. Betablocker einfach abzusetzen, ist gefährlich.
Neuroleptika und Antidepressiva
Psychopharmaka greifen auf unterschiedliche Weise in den Stoffwechsel ein. Teilweise ist der Effekt erwünscht: mit der Lebensfreude kehrt auch der Appetit zurück. Übermäßige Gewichtszunahme gehört jedoch zu den unerwünschten Nebenwirkungen.
Besonders betroffen sind Patienten, die Neuroleptika benötigen. Bei traditionellen Präparaten nehmen sie meist in den ersten sechs Monaten zu. Neuere (atypische) Neuroleptika lassen die Pölsterchen nur wenige Wochen wachsen. In niedrigerer Dosierung tritt ein "pfundiger" Effekt kaum auf.
Antidepressiva gibt es in vielen Varianten. Während MAO-Hemmer kaum zu Übergewicht führen, können trizyklische Antidepressiva den Appetit in unterschiedlichem Maße steigern - ebenso wie Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Wer "gewichtige" Nebenwirkungen spürt, sollte deshalb den Arzt nach einem anderen Medikament fragen.
Östrogen und Gestagen
Dass Östrogen die Einlagerung von Wasser fördert, ist bekannt. Östrogenhaltige Verhütungsmittel oder eine Hormonersatztherapie polstern etwa die Haut hübsch auf. Aber auch im übrigen Gewebe können sich ein bis zwei Kilo Wasser sammeln.
Bei gestagenhaltigen Mitteln ist das nicht der Fall, dafür regen diese aber den Appetit an. Wer unter Gesichtszunahme leidet, sollte also ein anderes Präparat oder zumindest eine niedrigere Dosierung auswählen.
Jeder Patient reagiert anders
Die beschriebenen Nebenwirkungen treten längst nicht bei jedem Patienten auf. Wer trotz Sport und bewusster Ernährung zunimmt, sollte aber mit seinem Arzt sprechen. Mit einem Wechsel des Präparats oder einer geringeren Dosierung lässt sich die Gewichtszunahme oftmals stoppen.
Auf keinen Fall sollten Patienten die Einnahme eigenmächtig beenden. Die Folgen können schlimmer sein als ein paar Pölsterchen.
Nebenwirkung: Hautreaktionen in Verbindung mit Sonnenlicht
- Entzündete und juckende Hautpartien
- fleckige Male oder
- starke Verbrennungen
- oft treten diese Nebenwirkungen auf, wenn bestimmte Medikamente und UV-Strahlung aufeinandertreffen. Schon ein kurzer Aufenthalt am Strand oder eine Stunde Gartenarbeit können zu fototoxischen Reaktionen führen. Wer regelmäßig Medikamente nehmen muss, sollte sich immer über die Lichtempfindlichkeit der Präparate informieren.
Verschiedene Substanzen verstärken Sonneneinstrahlung
Zahlreiche Menschen sind auf Medikamente angewiesen und müssen diese Präparate auf Dauer einnehmen. Doch bei einem Aufenthalt in der Sonne kann es zu unliebsamen Hautreaktionen kommen, ausgelöst durch lichtempfindliche Wirkstoffe, die die Sonneneinstrahlung erheblich verstärken. Die Folgen sind schmerzende Hautbläschen, rote Pusteln oder fleckige Hautpartien.
Auslöser für fototoxische Reaktionen sind in der Regel UVA-Strahlen. Besonders sonnensensibel reagieren
- Antibiotika,
- einige Herz- und Kreislaufmittel,
- Antidepressiva,
- Antiallergika und
- Medikamente zur Behandlung von Diabetes.
Patienten, die im Sommer neue Medikamente einnehmen müssen, sollten ihren Arzt fragen, wie hoch das Risiko einer Sonnenunverträglichkeit ist. Besonders wichtig ist auch der Blick auf den Beipackzettel. Die Hersteller informieren über Risiko und Häufigkeit fototoxischer Reaktionen. Menschen, die zu Allergien neigen, reagieren besonders empfindlich und sollten die Sonne in der heißen Jahreszeit möglichst meiden.
Entzündungsreaktionen durch erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen
Treffen energetische UV-Strahlen auf lichtempfindliche Substanzen, kommt es zu einer Kettenreaktion. Die fotosensiblen Wirkstoffe sammeln sich in den Hautzellen an, die wiederum Botenstoffe senden. Dadurch erhöht sich die Anzahl weißer Blutkörperchen und führt zu Entzündungsreaktionen.
Pusteln, Bläschen und Verbrennungen entstehen sehr viel schneller als beim herkömmlichen Sonnenbrand. Die Haut reagiert innerhalb kurzer Zeit mit
- Rötungen
- Juckreiz und
- Schwellungen.
Zudem kommt es zu großflächigeren Entzündungen, die sich sehr schnell ausbreiten. Es ist nötig, umgehend aus der Sonne zu gehen, denn sonst drohen schwere Sonnenbrände und erhebliche Hautschädigungen.
Inzwischen gelten rund 300 Medikamente als besonders fotosensibel. Auch viele frei verkäufliche Schmerzmittel vertragen sich nicht mit UV-Strahlung. Ebenso hautschädigend wie ein Sonnenbad am Strand wirkt sich übrigens die Verbindung lichtempfindlicher Wirkstoffe mit einem Solariumbesuch aus.
Individuell unterschiedliche Hautreaktionen
Die Hautreaktionen auf fotosensible Substanzen in Medikamenten sind individuell unterschiedlich. Neben der Wirkstoffzusammensetzung ist auch der Hauttyp ein entscheidender Faktor. Bei Menschen mit empfindlicher Haut können schon nach der ersten Einnahme von Arzneimitteln Reaktionen wie Brennen, Spannen und Jucken auftreten, bei anderen Personen kommt es erst zu lichtbedingten Hautreizungen, wenn die Dosierung erhöht oder das Präparat über einen längeren Zeitraum eingenommen wird.
Nach dem Absetzen fotosensibler Tabletten oder Tropfen normalisiert sich das Hautbild relativ schnell, selbst Pigmentflecken verschwinden nach einiger Zeit wieder.
Tipps zur Vorbeugung
- Patienten, die lichtempfindliche Medikamente nehmen müssen, sollten grundsätzlich Sonnencremes und Gele mit sehr hohem Lichtschutzfaktor wählen und längere Aufenthalte in der Sonne vermeiden. Besonders geeignet sind Sonnenschutzmittel, die vor allem UVA-Strahlung blockieren
- Es kann sinnvoll sein, Medikamente am Abend einzunehmen, weil die Konzentration lichtempfindlicher Wirkstoffe bis zum anderen Morgen nachlässt. In jedem Fall sollten Veränderungen hinsichtlich Dosierung und Einnahmezeiten aber immer mit dem Arzt besprochen werden
- Besonders hoch ist die Sonnenintensität um die Mittagszeit. Wer auf sein Sonnenbad nicht verzichten will, sollte die Sonnenzeiten auf den Vormittag oder nach 15.00 Uhr am Nachmittag legen
- Bei Autofahrten sind sonnenundurchlässige Schutzfolien empfehlenswert, die an die Autoscheiben geklebt werden können. Diese Folien eignen sich auch für Fensterscheiben in der Wohnung
- Hautbedeckende, helle Kleidung schützt ebenfalls vor der Sonne. Inzwischen gibt es im Handel Kleidung mit integriertem Lichtschutzfaktor
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