Anwendung, Wirkung sowie Vor- und Nachteile unterschiedlicher Darreichungsformen von Schmerzmitteln

Schmerzmittel lassen sich auf unterschiedliche Weise verabreichen. So gibt es zum Beispiel Salben, Pflaster, Tabletten oder Zäpfchen.

Von Jens Hirseland

Schmerzen werden in der Regel mit Medikamenten bekämpft, die schmerzstillende Wirkstoffe enthalten. Genau wie viele andere Arzneien, lassen sich auch Schmerzmittel auf verschiedene Weise anwenden.

Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Grundsätzlich unterscheidet man bei Medikamenten zwischen

  • festen Formen
  • flüssigen Formen
  • halbflüssigen Formen sowie
  • therapeutischen Systemen.

All diese Darreichungsformen haben miteinander gemeinsam, dass sie einen bestimmten Wirkstoff in den Organismus einbringen.

Feste Darreichungsform

Als feste Darreichungsformen gelten

  • Tabletten
  • Brausetabletten
  • Kapseln
  • Dragees und
  • Pulver.

Flüssige Darreichungsform

Flüssige Formen sind dagegen

  • Tropfen
  • Säfte
  • Lösungen
  • Emulsionen und
  • Injektionen, die mit einer Spritze verabreicht werden.

Halbfeste Darreichungsform

Um halbfeste Darreichungsformen handelt es sich bei

Therapeutische Systeme

Unter therapeutischen Systemen versteht man Systeme, die einen Wirkstoff kontinuierlich abgeben. Man klebt sie auf die Haut auf. Zu den bekanntesten Schmerzmitteln dieser Art gehört das Schmerzpflaster.

Im Folgenden stellen wir Ihnen die unterschiedlichen Darreichungsformen von Schmerzmitteln einmal genauer vor.

Schmerzgels und Schmerzsalben

Eigenschafen und Anwendungsgebiete

Schmerzgels und Schmerzsalben haben die Eigenschaft, direkt auf die schmerzende Stelle einzuwirken. Dazu werden sie auf die Haut der betroffenen Körperregion aufgetragen. So können schmerzstillende Gels und Salben eine gute Alternative zu Schmerztabletten sein.

Das Gel oder die Salbe dienen als Grundlage, um den jeweiligen Wirkstoff einzubetten. Sinnvoll ist die Anwendung von Gels und Salben, wenn auf der Haut eine hohe Wirkstoffkonzentration erzielt werden soll.

Zur Anwendung kommen schmerzstillende Gels und Salben zum Beispiel bei

Einige Mittel haben sich auch bei Beschwerden wie

bewährt.

Wirkung

Beim Auftragen eines Schmerzgels oder einer Schmerzsalbe kommt es zum Austritt des Wirkstoffes aus der Grundlage, die ihn umgibt, sodass er in die Haut eindringen kann.

  • Fettige Grundlagen haben die Eigenschaft, gut an der Haut zu haften und eine wasserabstoßende Schicht zu bilden.
  • Gleichzeitig wird einem Wasseraustritt nach außen aus der Haut entgegengewirkt.

Auf diese Weise kann die Haut feucht bleiben und sich erwärmen, da weniger Wasser verdunstet. Soll dagegen gleichzeitig ein Kühlungseffekt erzielt werden, kommen wässrige Grundlagen zur Anwendung.

Wirkstoffe

Schmerzgels und Schmerzsalben sind sowohl in synthetisch-chemischer Form als auch mit pflanzlichen Inhaltsstoffen erhältlich. Gängige chemische Wirkstoffe sind

  • Ibuprofen
  • Diclofenac
  • Ketoprofen
  • Piroxicam sowie
  • Hydroxyethyl-Salicylat.

Wirkungsprinzip der Arzneistoffe ist das Eindämmen von entzündlichen Prozessen.

Pflanzliche Mittel

Pflanzliche Mittel, die in schmerzstillenden Salben und Gels zur Anwendung kommen, sind ätherische Öle aus

Extrakte aus

Homöopathische Mittel

Auch homöopathische Mittel zur äußerlichen Anwendung sind erhältlich. Dazu gehören vor allem

Vor- und Nachteile von Schmerzgels und Schmerzsalben

Ein großer Vorteil von Schmerzgels und Schmerzsalben ist, dass sie nur äußerlich zur Anwendung kommen. Daher fällt das Risiko von unerwünschten Nebenwirkungen erheblich geringer aus. Außerdem wirken sie direkt auf die schmerzende Körperstelle ein.

Ein kleiner Nachteil ist allerdings, dass die Gels und Salben oft dazu verführen, eine zu hohe Dosis aufzutragen. Bei chemischen Salben und Gels besteht dann jedoch die Gefahr, dass Stoffe wie Diclofenac oder Ibuprofen überdosiert werden.

Kontraindikation

Nicht geeignet sind Schmerzgels und Schmerzsalben für Kinder unter 14 Jahren. Schwangere und stillende Frauen sollten den Einsatz von Schmerzsalben mit ihrem behandelnden Arzt besprechen.

Schmerzpflaster

Schmerzpflaster bezeichnet man auch als Transdermale Pflaster oder Transdermales Therapeutisches System (TTS). Sie werden auf die Haut aufgeklebt und setzen dann kontinuierlich einen Wirkstoff ab, den die Haut anschließend absorbiert. Auf diese Weise kann der Arzneistoff in das Blutgefäßsystem gelangen, ohne dass es zu einem frühzeitigen Abbau durch die Leber oder den Darm kommt.

Wirkung

Bei der Anwendung eines Schmerzpflasters wird der schmerzstillende Wirkstoff langsam und gleichmäßig abgegeben. In der Regel beträgt die Wirkungsdauer 72 Stunden. Danach trägt man erneut ein Pflaster auf. Da transdermale Pflaster über eine durchsichtige Oberseite verfügen, lassen sie sich gut kontrollieren.

Zu den bekanntesten Schmerzpflastern zählt das so genannte ABC-Pflaster, auch Wärmepflaster genannt. Es kommt vor allem zur Behandlung von

zum Einsatz. ABC-Pflaster sind frei verkäuflich und bleiben für 4 bis 12 Stunden auf der Haut.

Das Wirkungsprinzip beruht darauf, mit den Stoffen Capsaicin oder Nonivamid, einer synthetischen Capsaicin-Variante, die Schmerz- und Wärmerezeptoren des Körpers zu stimulieren. Dabei kommt es zu einem angenehmen Gefühl von Wärme sowie zur Förderung der Durchblutung.

Darüber hinaus werden auch die Schmerzen gelindert. Dies ist darauf zurückzuführen, dass das Capsaicin, das man aus Cayennepfeffer-Dickextrakt gewinnt, die Freisetzung des Schmerzbotenstoffes Substanz P hemmt.

Vorteile und Nachteile von Schmerzpflastern

  • Zu den Vorzügen von Schmerzpflastern gehört, dass man sie erst nach einigen Tagen auswechseln muss.
  • Ein Nachteil ist allerdings, dass die schmerzlindernden Wirkstoffe nur langsam freigesetzt werden.

Daher eignen sie sich weniger für eine Akutbehandlung. Darüber hinaus sind transdermale therapeutische Systeme oft weniger kostengünstig als orale Darreichungsformen.

Schmerzpulver

Unter Schmerzpulvern versteht man Arzneimittelstoffe, die mehr oder weniger fein zermahlen werden. Je feiner ein Pulver ist, desto rascher kann es seine schmerzstillende Wirkung entfalten.

Eingenommen werden Schmerzpulver auf orale Weise. Dazu vermischt man sie mit einer bestimmten Flüssigkeitsmenge. Die entsprechende Dosis des Arzneimittels wird separat abgepackt.

Von Vorteil sind Pulver für Patienten, die Probleme haben, Tabletten zu schlucken. Allerdings werden Medikamente in Pulverform nur selten verabreicht.

Schmerztabletten

Tabletten zählen zu den festen Darreichungsformen. Das heißt, dass der Ausgangswirkstoff, der zumeist aus einem Pulver oder einem Granulat besteht, durch Druck in Tablettenform gepresst wird. Varianten von Tabletten sind

  • Filmtabletten
  • Kapseln
  • Dragees und
  • Brausetabletten.

Sie alle werden oral verabreicht und können auch als Schmerzmittel eingesetzt werden.

Zu den bekanntesten Schmerztabletten gehört Aspirin, das den Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) enthält und u.a. gegen Kopf- und Gelenkschmerzen zur Anwendung kommt.

Vorteile von Schmerztabletten

Schmerztabletten haben den Vorteil, dass sie sich leicht einnehmen lassen und gut zu dosieren sind. Außerdem kann man sie teilen und dadurch leichter schlucken.

Zu diesem Zweck sind die meisten Tabletten mit einer Bruchkerbe ausgestattet. Bei kleineren oder runden Tabletten besteht jedoch der Nachteil, dass sie sich nur schwer zerteilen lassen.

Damit man sie leichter einnehmen kann, haben die meisten Tabletten eine ovale Form sowie eine runde Wölbung auf ihrer Ober- und Unterseite. Nicht gut geeignet sind Schmerztabletten jedoch für Menschen, die unter Schluckstörungen leiden. Diese sollten besser eine andere Darreichungsform wählen, wie zum Beispiel Brausetabletten.

Schmerzbrausetabletten

Eine Alternative zu herkömmlichen Schmerztabletten, die geschluckt werden müssen, sind Schmerzbrausetabletten. Bei Brausetabletten handelt es sich um Tabletten, die vor der Einnahme in Wasser aufgelöst werden. Danach braucht der Patient das Mittel nur noch zu trinken.

Brausetabletten werden entweder einzeln abgepackt oder in feuchtigkeits- und luftdichten Röhrchen aufbewahrt. Obwohl sie, genau wie die herkömmlichen Tabletten, über eine feste Konsistenz verfügen, zählen sie nicht zu den festen, sondern zu den flüssigen Darreichungsformen, da man sie in Wasser auflösen muss.

Typisch für Brausetabletten ist ihr starkes Sprudeln während des Auflösens. Dieses Sprudeln entsteht durch die Reaktion eines Kohlensäuresalzes, das Kohlendioxid von Wasser abspaltet. Auf diese Weise beschleunigt sich das Auflösen der Tablette beträchtlich.

Vor- und Nachteile von Brausetabletten

Zu den größten Vorteilen von Brausetabletten gehört ihre Magenfreundlichkeit. So schonen sie den Magen, da es nicht zu einer punktuell hohen Wirkstoffkonzentration kommt.

Außerdem können zahlreiche Substanzen in bereits gelöster Form rascher in die Blutbahn gelangen, wodurch der Wirkungseffekt schneller einsetzt. Gut geeignet sind Schmerzbrausetabletten auch bei Schluckbeschwerden.

Ein Nachteil von Brausetabletten besteht allerdings darin, dass nicht jeder Wirkstoff wasserlöslich oder lange genug stabil ist. So können nicht alle Arzneistoffe in Form von Brausetabletten eingesetzt werden.

Schmerztropfen und Schmerzsäfte

Zu den flüssigen Darreichungsformen gegen Schmerzen zählen Tropfen und Säfte, die oral eingenommen werden. Gegen Schmerzen kommen sie jedoch eher selten zur Anwendung.

Typisch für Tropfen und Säfte ist, dass sie in kleine Flaschen gefüllt werden. Das hat den Vorteil, dass man die Dosierung individuell an den Patienten anpassen kann. Ein Nachteil ist allerdings, dass vor allem ältere Menschen Probleme beim Abmessen einer bestimmten Dosis haben. Außerdem schmecken Tropfen meist sehr bitter, sodass man sie vor der Einnahme häufig mit Zucker vermischen muss, um sie einnehmen zu können.

Schmerzsprays

Mittlerweile sind einige Schmerzmittel auch in Form von Sprays erhältlich. Diese haben den Vorteil, dass sie sich bei Bedarf leicht und rasch anwenden lassen. Bei Verbrennungen kann zudem eine Berührung der schmerzenden Stelle vermieden werden, was gleichzeitig auch einer möglichen Infektion der Brandwunde entgegenwirkt. Die Sprays wendet man äußerlich an und sprüht sie auf den schmerzenden Körperbereich.

Anwendungsgebiete

Einsatzgebiete von Schmerzsprays sind unter anderem

  • Muskelschmerzen
  • Gelenkschmerzen
  • Verstauchungen
  • Prellungen und
  • Zerrungen.

Schmerzspritzen

Von einer Schmerzspritze spricht man, wenn eine schmerzstillende Injektion verabreicht wird. Dabei unterscheidet man zwischen einer subkutanen, einer intramuskulären sowie einer intravenösen Injektion.

Subkutane Injektion

Bei einer subkutanen Injektion spritzt der behandelnde Arzt das Schmerzmittel unmittelbar unter die Haut. Dazu verwendet er in der Regel eine kurze Nadel, die die Haut, das Bindegewebe und das Fettgewebe durchdringt. Nach einer subkutanen Injektion wird das Schmerzmittel langsam und kontinuierlich vom Kreislaufsystem aufgenommen, wodurch es zu einer Depotwirkung kommt.

Intramuskuläre Injektion

Um eine intramuskuläre Injektion handelt es sich, wenn das Schmerzmittel direkt in das Muskelgewebe gespritzt wird. Diese Methode hat allerdings den Nachteil, dass sie recht schmerzhaft ist. Außerdem besteht das Risiko von Komplikationen.

Intravenöse Injektion

Bei einer intravenösen Injektion spritzt man einen Arzneistoff in eine Vene. Diese Prozedur darf jedoch nur ausgebildetes Fachpersonal durchführen.

Schmerzzäpfchen

Zäpfchen zählen zu den festen Darreichungsformen. Man führt sie anal in den Mastdarm ein. Bei Frauen und Mädchen können sie auch vaginal eingeführt werden.

Durch die Körpertemperatur kommt es zum Schmelzen des Zäpfchens und zur Freisetzung des Wirkstoffes. Die Aufnahme der Stoffe erfolgt über die jeweiligen Schleimhäute.

Zur Anwendung gelangen schmerzstillende Zäpfchen vor allem bei Kindern. Sie haben den Vorteil, dass sie eine gute örtliche oder systemische Wirkung erzielen. Außerdem wird auf diese Weise der Magen-Darm-Trakt umgangen. Von Nachteil ist allerdings, dass sich nicht genau feststellen lässt, wie viel der Organismus von dem Wirkstoff letztlich aufnimmt.