Das duale Studium an einer Berufsakademie
Nach dem Abitur stehen viele Absolventen vor der großen Entscheidung: Ausbildung oder Studium? Wer sich partout nicht für eine Alternative entscheiden kann, sollte einmal über ein duales Studium an einer Berufsakademie nachdenken. Es verbindet nicht nur die beiden Komponenten miteinander, sonder bietet exzellente Karrierevoraussetzungen. In der Regel findet die Hälfte der Ausbildung in einem Betrieb, die andere an der Berufsakademie statt. Lesen Sie alles Wissenswerte rund um das Thema Duales Studium an der Berufsakademie.
Duales Studium: Definition und Prinzip
Bei einem dualen Studium studiert man ganz normal ein bestimmtes Fach, nur dass man dabei meist nicht an einer normalen Universität, sondern an einer speziellen Berufsakademie unterrichtet wird. Diese ist ganz auf die Bedürfnisse der Unternehmen zugeschnitten und vermittelt neben den theoretischen Grundlagen auch praktische Wege zur Anwendung des Gelernten.
Fast jedes größere Unternehmen benötigt ausgebildete Akademiker, um den Betrieb am Laufen zu halten. Doch die klugen Köpfe aus der Universität machen ihren Ausbildern am Arbeitsplatz oft das Leben schwer.
Sie wissen zwar alles, haben jedoch keine Ahnung, wie sie dieses Wissen praktisch umsetzen können. Zudem haben sie oft Schwierigkeiten damit, sich unterzuordnen, weil sie meist eine bessere Ausbildung genossen haben als ihre Kollegen. Nichtsdestotrotz müssen Hochschulabsolventen meist langwierig eingearbeitet werden, da sie in der Regel genauso wenig vom Beruf verstehen wie die normalen Auszubildenden, die gerade erst angefangen haben.
Viele Unternehmen vergeben daher zunehmend Plätze für ein duales Studium. So bekommen sie top ausgebildete Akademiker, die jedoch trotzdem einen Bezug zur Praxis haben und schon während des Studiums in den Arbeitsalltag eingegliedert werden. Nach dem Abschluss stehen so ausgezeichnete Führungskräfte zur Verfügung, die sofort beliebig eingesetzt werden können.
Die Bezeichnung "duales Studium" bezieht sich also auf die Kombination zweier Bereiche: die theoretische Ausbildung samt Seminaren und Vorlesung sowie die Berufsausbildung samt Praxisphasen. Als Abschluss kann man einen anerkannten Studienabschluss sowie die entsprechende Ausbildung vorweisen.
Studiengänge einer Berufsakademie
Generell lassen sich die Studiengänge an Berufsakademien in die Bereiche Technik, Wirtschaft und Sozialwesen einteilen; teilweise werden diese Bereiche noch vertieft. In Hessen gibt es zudem Berufsakademien für Musik. Zu den unterschiedlichen Studiengängen zählen zum Beispiel
aus dem Bereich Technik:
- Automobilmanagement
- Bauwesen
- Medizintechnik
- Informations- und Kommunikationstechnologien
- Wirtschaftsingenieurwesen
aus dem Bereich Wirtschaft:
- Digitale Medien
- Internationales Marketing
- Finanzdienstleistungen
- Öffentliche Wirtschaft
- Wirtschaftsinformatik
aus dem Bereich Sozialwesen:
- Arbeit mit alten Menschen
- Arbeit mit psychisch Kranken und Suchtkranken
- Arbeit mit behinderten Menschen
- Kinder- und Jugendarbeit
- Soziale Arbeit in Bildung und Beruf
aus dem Bereich Musik:
- Soziale Arbeit in Bildung und Beruf
- Instrumentalpädagogik
- Elementare Musikpädagogik
Ablauf: Von der Bewerbung bis zur stressigen Arbeitszeit
Bis dahin ist es jedoch zumindest für die Studenten ein harter und beschwerlicher Weg. Schon bevor man das Studium überhaupt antritt, muss man beweisen, dass man selbst höchsten Belastungen gewachsen ist und kein Problem damit hat, auf seine Freizeit zu verzichten. Ohne solche Eigenschaften wird man nicht einmal zum Bewerbungsgespräch eingeladen, geschweige denn eingestellt.
Ist diese Hürde erst einmal genommen, geht der Stress auch schon los. Während die anderen Abiturienten, die sich für ein normales Hochschulstudium entschieden haben, noch bis in den Herbst hinein entspannen können, geht es für die Auszubildenden schon im Sommer los.
Meist ist man einige Tage im Betrieb, um die einzelnen Abteilungen kennenzulernen, bevor man erst einmal für lange Zeit an die Berufsakademie geschickt wird. Hier bekommt man all das vermittelt, was für die spätere Anstellung von Nöten ist.
Sehr große Unternehmen, die deutschlandweit vertreten sind, haben teilweise sogar ihre eigenen Klassen an den Akademien. So wird sichergestellt, dass die Studenten ganz nach den Wünschen des Arbeitgebers ausgebildet werden.
In der vorlesungsfreien Zeit erfolgt dann der Einsatz im Unternehmen. Hier wird das Gelernte in einen praktischen Zusammenhang eingebettet. Erholung gibt es nur während der Urlaubstage, die, wie bei jedem anderen Arbeitnehmer auch, stark begrenzt sind.
Vor- und Nachteile des dualen Studiums
Ein duales Studium kann jedoch sehr nervenaufreibend sein. Während normale Studenten sich während der vorlesungsfreien Zeit erholen und entspannen können, müssen die BA-Studenten in den Betrieb und dort ihr Können unter Beweis stellen.
Man erfährt also in jedem Fall eine Doppelbelastung, denn in Sachen Prüfungen und Notendruck steht eine Berufsakademie einer herkömmlichen Universität in nichts nach.
Diesen Aspekt sollte man berücksichtigen, wenn man sich für ein duales Studium bewirbt. Die Bewerbung geht nicht etwa an die Berufsakademie, sondern an das Unternehmen, für das man zukünftig arbeiten möchte. Der Ausbildungsbetrieb übernimmt nicht nur die Kosten für die theoretische Ausbildung, sondern zahlt den Studenten auch eine nicht zu verachtende Vergütung.
Das bedeutet natürlich in erster Linie eine große finanzielle Belastung für das jeweilige Unternehmen. Darum kann es sich auch keinen Fehltritt bei der Auswahl der Bewerber leisten. Nur wer wirklich hochmotiviert, ernsthaft und leistungsbereit an die Sache herangeht, entlohnt das Unternehmen nachher auch für seine Bemühungen.
Die Vorteile auf einen Blick:
- Der Arbeitgeber bezahlt die Studiengebühren
- Monatliches Gehalt - ein Nebenjob ist nicht notwendig
- Oftmals erfolgt eine vertragliche Zusicherung des Jobs danach
- Verkürzte Einarbeitungszeit durch Praxisnähe
- Bei Antreten des Jobs danach verfügt man innerhalb der Firma bereits über ein Netzwerk
Die Nachteile auf einen Blick:
- Fehlende Praktika und somit keine Möglichkeit, andere Firmen kennen zu lernen
- Bindung an ein Unternehmen, Abhängigkeit
- Doppelbelastung, kein typisches Studentenleben
- Keine Semesterferien, lediglich 30 Urlabstage pro Jahr
Duales Studium vs. Trainee
Das duale Studium wird oft mit dem Trainee-Programm verglichen, denn auch hier steht ein möglichst früher Erwerb von beruflicher Erfahrung im Fokus. Jedoch sollte man sich dabei über die verschiedenen Ziele im Klaren sein.
Beim dualen Studium zielt man darauf ab, künftige Fachkräfte auszubilden. Praxis- und Studieninhalte werden besonders eng verbunden; nach Ende des Studiums haben die Absolventen meistens die Möglichkeit, ihren Arbeitgeber frei zu wechseln.
Beim Trainee-Programm zielt man darauf ab, künftige Führungskräfte auszubilden. Hier dient ein abgeschlossenes Studium als Basis der Traineestelle; die Kenntnisse sind auf den Arbeitgeber zugeschnitten. Meist liegt eine vertragliche Bindung an das Unternehmen vor.
Besonders die Inhalte der beiden Ausbildungen weisen einige Unterschiede auf. Bei der Frage, für welche Variante man sich entscheidet, spielt es auch eine Rolle, ob man bereits über ein absolviertes Studium verfügt und ob man eine Ausbildung als Fach- oder Führungskraft anstrebt.
Tipps für die Bewerbung
Um eine Stelle zu bekommen, sollte man dem Personalchef vor allem klarmachen, dass man dem enormen Leistungsdruck in jedem Fall gewachsen ist. Das geht am besten durch die Vorlage eines ausgezeichneten Abiturzeugnisses.
Zudem ist es ratsam, Bescheinigungen mitzubringen, die belegen, dass man während der Schulzeit auch anderweitig aktiv war, zum Beispiel im sozialen Bereich. So kann man unter Beweis stellen, dass man einer Doppelbelastung von jeher gewachsen ist.
Zusätzlich ist enorm wichtig, den jeweiligen beruflichen Weg wirklich einschlagen zu wollen. Nur wer ein duales Studium mit Herzblut angeht, hat auch die Chance, die kraftraubende Ausbildung durchzustehen und später erfolgreich ins Unternehmen einsteigen zu können. Unsicheres Auftreten wird beim Bewerbungsgespräch fast immer mit einer Absage bestraft.
Besonderheiten im Ausbildungsvertrag
Hat man die Stelle bekommen, sollte man einen genaueren Blick auf den Ausbildungsvertrag werfen, bevor man diesen unterschreibt. Durch die zwei Bereiche, die das duale Studium abdeckt, haben die Studenten einen entsprechenden Sonderstatus, und dieser sollte im Vertrag auch erwähnt werden.
Das bedeutet: man sollte sich als dualer Student nicht damit zufriedengeben, im Ausbildungsvertrag als "Auszubildender" bezeichnet zu werden - der Doppelstatus als Auszubildender sowie als Student sollte erwähnt werden. Ist dies nicht der Fall, kann es im Studiumverlauf zu Schwierigkeiten mit der Bildungseinrichtung kommen. Des Weiteren benötigen auch Qualität und Umfang der Anleitung eine Anpassung; auch wenn hier keine detaillierten Regelungen aufgeführt werden müssen, sollte es Hinweise auf die Richtlinien, die für eine duale Hochschule gelten, geben.
Zudem sollten die dualen Studenten auf folgende Punkte achten:
- explizite Nennung des Vergütungsbetrags (teilweise ist dieser deutlich höher als das branchenübliche Ausbildungsgehalt)
- die Nennung der Sozialversicherung über das Unternehmen
- explizite Nennung der Beschäftigungsdauer - die Studiendauer kann teils auch verlängert werden, so dass lediglich ihre Nennung nicht ausreicht
- Urlaub: Studenten sollten darauf achten, dass ihnen auch Sonderurlaub, z.B. für die Bachelorarbeit, zustehen
- Erwartungen: Studierende sollten auf realistische Angaben achten; in diesem Punkt werden die Mindeststandards genannt; diese sollten auch wirklich erreicht werden können