Brauhäuser - Merkmale, Einrichtung und (kulinarische) Angebote
Brauhäuser haben eine lange und traditionsreiche Geschichte. So wurde in diesen Gaststätten bereits seit Jahrhunderten Wert darauf gelegt, dass es nicht nur ein frisches und gutes Bier gibt, sondern sich der Gast auch auf eine lange und breitgefächerte Speisekarte freuen darf. In einem Brauhaus wird in der Regel brauereieigenes Bier serviert. Typisch ist eine besondere Atmosphäre. Informieren Sie sich über die Merkmale, Einrichtung und kulinarischen Angebote eines Brauhauses.
Brauhaus: typische Merkmale und Einrichtung
Bei einem Brauhaus handelt es sich um eine Kombination aus einer Gaststätte und einer Brauerei. Die Gaststätte serviert dabei traditionell natürlich das Bier der Brauerei, weshalb zu Recht behauptet werden kann, dass man hier das frisch gezapfte Bier direkt von der Quelle erhält.
Neben der Tatsache, dass sich der Gast auf ein solch frisches Bier freuen kann, hat dieser Aspekt für die Betreiber aber noch einige weitere Vorteile. Zum einen entfällt bei einem Brauhaus ein Teil der Transportkosten, da das Bier nicht erst extra zu dieser Gaststätte gebracht werden muss.
Darüber hinaus kann eine solch integrierte Gaststätte ein gutes Aushängeschild für eine Brauerei sein. So kann den Gästen beispielsweise auch direkt eine Brauereibesichtigung angeboten werden. Daneben fällt es der Brauerei dank eines Brauhauses aber auch leicht, ein eigenes Image zu kreieren und Stammkunden zu gewinnen.
In Sachen Einrichtung setzen klassische Brauhäuser eher auf ein rustikales Auftreten. Hierdurch wird nicht zuletzt auch der Traditionsreichtum demonstriert und die klassische Kneipenkultur zelebriert.
Rustikal bedeutet, dass die Möbel in der Regel aus Holz bestehen; das Mobiliar wird einfach gehalten, Schnickschnack oder aufwendige Dekoration findet man selten. Oftmals gibt es "altbackene" Sitzkissen und Vorhänge in eher dunklerem Licht; in anderen Brauhäusern wiederum einen moderneren Look im Karomuster, teilweise auch Felle sowie einen Kamin bzw. Ofen.
Es gibt Brauhäuser, die durch eine beachtliche Größe auffallen und in denen es mehrere Gasträume gibt. Ebenso finden sich kleinere Gaststätten.
Natürlich gibt es auch einige topmoderne Brauhäuser, die sich im modernsten, teilweise sogar puristischem Design zeigen. Dieses ist meist in den im nächsten Punkt erwähnten Craftbierbars zu finden.
Typisch für viele Brauhäuser ist außerdem die Möglichkeit, direkt in das Sudhaus zu blicken. Die großen Braukessel sind besonders imposant und Anziehungspunkt als auch optisches Stilmittel zugleich.
Brauhäuser werden das ganze Jahr über gerne besucht. In der Winterzeit macht man es sich gerne in der warmen Stube gemütlich, während man im Sommer auch den oftmals dazugehörigen Biergarten nutzen kann. So gibt es meist eine große Sonnenterrasse oder zumindest ein paar Sitzmöglichkeiten vor oder hinter dem Haus.
Abgrenzung und Bedeutungswandel
Trotz der tiefen Verwurzelung der Brauhäuser in der deutschen Kneipenkultur gab es in den letzten Jahrzehnten doch einige Veränderungen. So gibt es zunehmend viele Gaststätten, welche sich als Brauhaus bezeichnen, obwohl sich die Brauerei nicht im jeweiligen Gebäude befindet. In manchen Fällen ist die Brauerei Jahre zuvor umgezogen, in anderen Fällen hat sie sich überhaupt nie im Gebäude der Gaststätte befunden.
Der Name "Brauhaus" hat sich deswegen in den letzten Jahren einem Bedeutungswandel unterzogen. Jetzt handelt es sich nicht mehr zwangsweise um eine Brauerei mit integrierter Gaststätte.
Stattdessen bezeichnet der Begriff "Brauhaus" auch noch einen rustikalen Kneipentyp, welcher sich in Sachen Inneneinrichtung, Speise- und Getränkekarte an diese frühere Kombination anlehnt. Es kann deshalb nicht mehr automatisch davon ausgegangen werden, dass man in einem Brauhaus frisch gezapftes Bier direkt von der Quelle erhält. Nichtsdestotrotz dürfte die Bierqualität dennoch gut sein, da viele Brauereien ein solches Brauhaus als ihr Aushängeschild verstehen.
Durch den Trend des Craftbiers gibt es hierzulande auch immer mehr kleinere Brauereien, so genannte Mikrobrauereien, die ihr Bier in einem so genannten Tap Room bzw. einer eigenen Craftbierbar auch gleich ausschenken. Oftmals werden diese Gaststätten dann als brewpubs bezeichnet.
Die typische rustikale Brauhausatmosphäre sucht man in diesen Lokalitäten jedoch in der Regel vergebens; stattdessen handelt es sich meist um moderne Eventlocations im typischen Loftstil, die häufig die Elemente Holz und Stahl miteinander kombinieren.
Diese Craftbierbars ziehen dementsprechend auch ein deutlich jüngeres Publikum an. Während die ältere Generation als Stammkundschaft in den urigen Brauhäusern zu finden ist, zieht es vor allem junge und hippe Menschen, die Spaß mit dem Trend des handwerklichen Biers haben, in die Craftbierläden.
Größere Gasthäuser mit eigenem Bier bezeichnet man als Restaurant- bzw. Gaststättenbrauerei. Des Weiteren gibt es das so genannte Bräustüberl, welches in Baden-Württemberg, Bayern sowie zum Teil auch in Österreich zu finden ist.
Es handelt sich um eine Schankwirtschaft, die an einer Brauerei angeschlossen ist und in der das selbstgebraute Bier serviert wird. Die Einrichtung ist typisch rustikal, die Küche traditionell bayerisch.
Kulinarische Angebote
Typisch für ein Brauhaus sind deftige und herzhafte Speisen, damit auch der hungrigste Gast zufrieden gestellt wird. Gleichzeitig finden sich aber auch kleine Snacks und Bortzeiten.
Zwischenmahlzeiten
Obwohl die meisten Speisen groß und deftig ausfallen, sollten trotzdem auf keiner Brauhausspeisekarte kleine Zwischenmahlzeiten fehlen. Dies können
- kleine Eiergerichte
- Toast oder
- Mettbrötchen
sein. Bei diesen verschiedenen Gerichten selbst besteht zudem die Möglichkeit, diese in unterschiedlichsten Variationen und Preisklassen anzubieten. Hierbei kann selbst beim Toast ein kleiner Schinkentoast oder ein mit Schweinesteak gefüllter und mit Käse überbackener Toast gemeint sein.
So hat der Gast die Möglichkeit, zu seinem Getränk auch variabel einen kleinen Hunger zu stillen. Dies geht ebenso mit
- Brotzeit (Vesperplatte)
- Bretzen
- einem kleinen Wurstsalat oder
- einem Leberkäs-Semmel
Schnitzel
Eine weitere unabdingbare Kategorie der Brauhausspeisekarte ist die Schnitzelseite. Während Klassiker wie das
nicht fehlen dürfen, steht es dem Brauhaus Betreiber natürlich auch noch frei, eigene Spezialitäten auf dieser Seite anzubieten. So können beispielsweise eher mexikanisch oder griechisch angehauchte Varianten des Schnitzels einen Platz in der Speisekarte finden.
Durch entsprechend einprägsame und interessante Namen kann man hierdurch zudem dafür sorgen, dass ein einzigartiges Profil für das Brauhaus entsteht und man leichter Stammkunden gewinnt. Jedoch sollte man beachten, dass es gerade die urige und traditionsreiche Atmosphäre ist, die das Brauhaus so beliebt macht - und dazu zählen auch die klassischen Brauhausspeisen.
Fischgerichte
Des Weiteren dürfen auf einer Brauhausspeisekarte aber auch Fischgerichte nicht zu kurz kommen. So können beispielsweise
ideal mit Kartoffeln oder Salaten zu relativ günstigen Preisen angeboten werden.
Grillangebote
Richtig deftig darf es dann wiederum bei den Grillangeboten zugehen. Neben Schweinelendchen und Putenbruststeak dürften sich viele Gäste auch auf ein klassisches Rumpsteak mit verschiedenen Beilagen freuen.
Vor- und Nachspeisen
Da die Brauhaus Küche auch ganze Hauptmahlzeiten bieten soll, sind zudem ansprechende Vor- und Nachspeisen unverzichtbar. Im Falle der Vorspeisen bieten sich vor allem einfache Suppen an, welche mit einem Brot serviert werden können. Hinsichtlich der Nachspeisen darf es dann auch eher süß zugehen, weshalb Klassiker wie der Apfelstrudel oder das Vanilleeis nicht fehlen dürfen.
Insgesamt sollte eine Brauhausküche eine lange und breitgefächerte Speisekarte haben, welche sich an der traditionellen deutschen Küche orientiert. Hierdurch dürfte sicher gestellt sein, dass das Bier gleich doppelt so gut schmeckt.
Getränke
Apropos Bier - dieses steht getränketechnisch natürlich an erster Stelle. Je nach Region und Größe des Brauhauses gibt es viele unterschiedliche Varianten, wie etwa
- Pils
- Kölsch
- Alt
- Helles und Dunkles
- Kellerbier
- Weizenbier oder
- diverse Starkbiere, wie z.B. ein Bockbier.
Auch zumindest eine alkoholfreie Variante findet sich in der Regel im Brauhaus, auch wenn dieses - genau wie andere, in Flaschen angebotenen Biere - dann nicht zum eigenen Sortiment gehören. Handelt es sich um Craftbierläden mit eigenem Taproom, kann das Sortiment zum Beispiel
- Pale Ales
- Stouts
- Porter oder
- Gosen
beinhalten. Zu den weiteren Getränken im Brauhaus zählen
- Wasser
- Softdrinks
- Säfte sowie
- Tee und
- Kaffee.
Events und sonstige Angebote
Brauhäuser werden teils auch zur Erlebnisgastronomie gezählt. So bieten sie ihren Gästen beispielsweise Brauereibesichtigungen an. Dabei können die Besucher auf eigene Faust durch die einzelnen Brauereiräume gehen.
Wer eine Führung bucht, erhält zusätzlich Informationen über den Brauprozess mit anschließender Bierprobe. Mittlerweile, da sich das Hobbybrauen einer immer größeren Beliebtheit erfreut, bieten viele Brauhäuser auch eigene Braukurse an.
Und natürlich dürfen diverse Brauereifeste nicht fehlen, so etwa in Form eines eigenen Oktoberfests oder sobald es ein neues Bier gibt. Dann zieht der Fassanstich viele durstige Besucher an.
Bier-Tasting als trendige Events
Je nach Region gibt es spezielle Traditionen und Merkmale, wenn es um die Brauhauskultur geht - hierzulande weist beispielsweise die Kölner Variante einige Besonderheiten auf...
Die Kölsche Brauhauskultur - von Köbes bis Halver Hahn
Brauhäuser sind traditionelle Gaststätten, welche auch entsprechend eng mit den Bräuchen und Gewohnheiten der jeweiligen Region in Verbindung stehen. Ebenso verhält es sich auch bei der Kölschen Brauhauskultur, in welche viele Elemente der rheinischen Küche und Trinkkultur eingeflossen sind. Doch was sollte man als Außenstehender unbedingt wissen, um sich auch in einem kölschen Brauhaus ohne Probleme zurechtzufinden?
Der Köbes
Ein zentraler Begriff der kölschen Brauhauskultur ist der Köbes. Beim Köbes handelt es sich um einen Kellner, welcher sich jedoch durch einige Eigenschaften auszeichnet.
Zum einen trägt ein Köbes stets eine blaue Schürze und zumeist auch ein blaues Hemd. Darüber hinaus führt er keinen Geldbeutel, sondern eine umgeschnallte Geldtasche mit sich.
Hierdurch entsteht auch das typische Klappern der Münzen beim Gang des Köbes. Darüber hinaus liegt es auch in der Art des Köbes, dem Gast stets ein neues Bier ohne eine vorherige Bestellung zu bringen, sobald das vorherige leer ist.
Sollte man hingegen kein Bier mehr wollen, dann muss lediglich der Bierdeckel über das Glas gelegt werden. Hierdurch signalisiert man dem Köbes, dass kein Bier mehr gewünscht wird. In einem solchen Fall wird dieser sich aber nach einiger Zeit erkundigen, ob man denn zahlen wolle.
Der Begriff "Köbes" lässt sich auf die gleichnamige Bezeichnung früherer Brauereigehilfen zurückführen. Diese mussten dann häufig auch dabei helfen, das Bier in der Gaststätte auszuschenken. Im Laufe der Zeit wurden deshalb dann auch die Kellner so betitelt, obwohl es sich bei diesen eigentlich überhaupt nicht um Köbesse handelte.
Halver Hahn
Neben dieser Besonderheit der Trinkkultur sollte ein Gast im Rheinland aber auch ausreichend über die Rheinische Küche informiert sein. Eine beliebte Mahlzeit ist in diesem Zusammenhang der Halver Hahn. Hierbei handelt es sich um ein Roggenbrötchen, welches zusammen mit Käse, Zwiebelringen, Butter und zumeist auch Senf serviert wird. Beim Halver Hahn handelt es sich somit um eine deftige Brotzeit, welche nichtsdestotrotz zu erschwinglichen Preisen angeboten wird.
Sauerbraten
Eine weitere Besonderheit, auf welche in vielen Brauhäusern dieser Region gestoßen werden kann, ist der Rheinische Sauerbraten. Hierunter versteht man einen geschmorten Braten, welcher über etwa eine Woche in einer Marinade aus Essig, Suppengrün, Wein und weiteren Zutaten eingelegt wurde. Dieses mehrtägige Marinieren sorgt nicht nur für den typischen Geschmack dieses Sauerbratens, sondern auch dafür, dass das Fleisch mürbe und somit weicher wird.
Wer nun Lust bekommen hat, ein Brauhaus zu besuchen, kann dabei - abgesehen von einem kölschen Brauhaus - beispielseise eines der folgenden auswählen...
Die beliebtesten Brauhäuser Deutschlands
Brauhäuser stehen für deftiges Essen und frisch gezapftes Bier. Darüber hinaus können derartige Gaststätten häufig auf eine lange und traditionsreiche Geschichte zurückblicken. Doch was sind überhaupt die beliebtesten Brauhäuser Deutschlands, für deren Besuch sich auch ein weiterer Weg lohnen würde?
Altes Brauhaus zu Fallersleben
Eine lohnenswerte Anlaufstelle wäre in diesem Zusammenhang das Alte Brauhaus zu Fallersleben. Diese Gaststätte wurde bereits im Jahre 1765 erbaut und eröffnet. Vor allem das viergeschossige Mansardendach vermochte zu dieser Zeit die Bevölkerung zu beeindrucken, weshalb sich das Alte Brauhaus zu Fallersleben auch in den folgenden Jahrhunderten einer großen Beliebtheit erfreute.
Allerdings kam es vor einigen Jahren zu einem großen Brand, welcher große Teile des historischen Gebäudes zerstörte. Das Alte Brauhaus zu Fallersleben wurde dennoch nach historischem Vorbild wieder aufgebaut, wobei nicht nur der Schornstein, sondern auch der hohe Grad an Popularität gerettet werden konnte.
Brauhaus Gleumes
Eine weitere feste Größe unter den beliebtesten Brauhäusern Deutschlands ist das Brauhaus Gleumes aus Krefeld. Auch dieses Brauhaus kann auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblicken. Auffallend ist bei dieser Gaststätte vor allem die Front des Gebäudes, welche sich durch ihren klassischen Stil auszeichnet und auch so erhalten wurde.
Riedenburger Brauhaus
Darüber hinaus ist aber auch das Riedenburger Brauhaus aus dem gleichnamigen Ort eine feste Anlaufstelle für all jene, welche sich keinen Brauhausklassiker entgehen lassen wollen. Die bis heute aktive Brauerei, welche derzeit um die 15 Mitarbeiter umfasst, befindet sich seit dem Jahre 1866 in dieser Gaststätte.
Eine weitere wichtige Besonderheit des Riedenburger Brauhauses ist die Tatsache, dass bis heute auf eine Filtration der Biere verzichtet wird. Hierdurch kann man das Bier nicht nur direkt vom Zapfhahn, sondern auch in seiner vollen Natürlichkeit genießen. Daneben ist die Brauerei Riedenburger aber auch für ihre Fülle an produzierten Biersorten bekannt, welche allesamt im Riedenburger Brauhaus angeboten werden.
Meierei im Neuen Garten
Des Weiteren gehört auch die Meierei im Neuen Garten zu den festen Größen der Brauhausszene in Deutschland. Ursprünglich war das Brauhausgebäude, welches direkt am Ufer des Jungfernsees in Potsdam liegt, als Molkerei konzipiert.
Doch schon bereits 20 Jahre nach dessen Erbauung kam es zu Plänen, welche dessen Ausweitung und Nutzung als Brauhaus vorsahen. Heute ist die Meierei im Neuen Garten eines der beliebtesten Brauhäuser, was nicht zuletzt auch an der idyllischen Lage am Seeufer liegen dürfte.
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Das Münchner Hofbräuhaus: Das Wirtshaus, das Bier und weitere Glaubenssätze, Prestel Verlag, 2008, ISBN 3791340158
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Prosit Colonia: Die vergessenen und unvergessenen Brauereien, Bier- und Brauhäuser Kölns, Greven, 1999, ISBN 3774303177
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Die besten bayerischen Wirtshäuser mit selbst gebrautem Bier, Suedwest Verlag, 2001, ISBN 3517063819