Die Wiener Kaffeehauskultur und die beliebtesten Cafés in Wien
Wien ist bekannt für seine zahlreichen Künstler. Diese sollen sich früher auch häufig in den Kaffeehäusern aufgehalten haben, um Stücke zu kreieren oder angeregte Debatten mit Landsleuten zu führen. Die Wiener Kaffeehauskultur mit ihren vielen beliebten Cafés weist einige Besonderheiten auf. Lesen Sie über die Geschichte der Wiener Kaffeehauskultur und informieren Sie sich über Wiens beliebteste Cafés.
Die Wiener Kaffeehauskultur: Merkmale und Besonderheiten
Spricht man von den Wiener Kaffeehäusern, so meint man damit eine typische Institution der Stadt, welche zu den besonderen Wiener Traditionen gezählt werden kann. Im Jahr 2011 wurde die Wiener Kaffeehauskultur zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO gekürt.
Die Wiener Kaffeehäuser zeichnen sich besonders durch ihre Gemütlichkeit aus. Hier kann man für längere Zeit verweilen, auch wenn man nur einen Kaffee bestellt. Wasser und Zeitungen bekommt man dabei kostenlos.
Was die Einrichtung angeht, so kann es sich um sehr gemütliche Polstermöbel handeln, doch auch stilvolle, eher kühlere Elemente sind üblich. In klassischen, traditionsbewussten Einrichtungen sind häufig Sessel der Thonet-Sessel-Manufaktur zu finden. Die Kaffeehaustische zeichnen sich durch Marmorplatten aus.
Häufig findet man so genannte Schanigärten, welche den Gästen die Möglichkeit geben, ihre Kaffeespezialitäten im Außenbereich vor dem Café zu genießen. Hierzulande wäre das Straßencafé das passende Pendant.
Speisen und Besonderheiten
In der Regel bekommt man im Kaffehaus kleinere Speisen, wie etwa
Dabei gibt es aber auch Cafés, die volle Mahlzeiten der Wiener Küche, aber auch internationale Speisen anbieten.
Zu den besonderen Angeboten verschiedener Wiener Kaffeehäuser zählt Klaviermusik, manchmal auch mit anderen Darbietungen, wie etwa literarischen Lesungen, kombiniert. Manche Cafés bieten ihren Gästen besonders lange Öffnungzeiten, weit über Mitternacht hinaus.
Getränkesorten
Die Wiener Kaffeehauskultur zeichnet einerseits die Fülle an Getränkesorten aus, welche hier angeboten werden. Ein
- Kapuziner
- Mokka oder
- Melange
gehören deshalb zum Standardrepertoire eines jeden guten Wiener Kaffeehauses. Im Laufe der Zeit gab es etwa 50 verschiedene Kaffeespezialitäten, die je nach besonderen Zutaten oder Gläsern variierten; typisch waren die Zugabe oder das Weglassen von
- Zucker
- Sahne
- Schlagsahne
- Milchschaum
- Milch
- Milchhaut
- Spirituosen
sowie die unterschiedliche Schichtung oder auch die Reihenfolge der Zutaten. Darüber hinaus ist es für die Gäste auch üblich, sich lange Zeit in einem solchen Café aufzuhalten und beispielsweise zu lesen. In manchen Fällen bringen einem die Ober dann sogar noch kostenlos Wasser, ohne dass dieses bestellt wurde.
Entstehungslegenden
Um die Entstehung der Wiener Kaffeehauskultur ranken sich einige Legenden. Eine davon besagt, dass das erste Kaffeehaus während der zweiten Türkenbelagerung entstand.
So soll ein Offizier einen Sack Kaffeebohnen erhalten haben. Daraufhin eröffnete er ein Kaffeehaus, da es während der Belagerung ohnehin nichts Besseres zu tun gab.
Viel plausibler ist allerdings die Erklärung, nach welcher ein geschäftstüchtiger Grieche das erste Kaffeehaus in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gründete. Bereits zur Jahrhundertwende hatten die Griechen nämlich das Monopol für den Kaffeeausschank inne, was diese Theorie bestätigen würde.
In den Folgejahren nach der Gründung verbreiteten sich die Kaffeehäuser rasant, weshalb bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts von einer wahren Kaffeehauskultur die Rede sein kann. Die Zahl der Kaffeehäuser stieg daraufhin noch weiter an, wodurch es um 1900 geschätzte 600 Kaffeehäuser in Wien gab.
Kaffeehausliteratur
Nun kam es auch zur Entstehung der Kaffeehausliteratur. Hierunter versteht man eine literarische Strömung, welche davon geprägt war, dass die größten Künstler dieser Zeit in den Kaffeehäusern aktiv wurden. Neben Literaten waren aber auch
- Politiker
- Techniker und
- zahlreiche weitere Künstler
regelmäßige Gäste der Kaffeehäuser. Darüber hinaus waren Kaffeehäuser aber auch ein Treffpunkt des Adels und später der gehobenen Bürgerschicht.
Einen regelrechten Verfall erlebte die Kaffeehauskultur ab den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts. So sank das Interesse an dieser Institution rapide und ist bis heute auf einem Level, welches nicht vergleichbar mit jenem der letzten zwei Jahrhunderte ist.
Es gibt einige Cafés in Österreichs Hauptstadt, in denen man die besagte Kaffeehauskultur besonders zu pflegen weiß...
Die beliebtesten Cafés in Wien
Wien ist bekannt für seine einzigartige Kaffeehauskultur. Obwohl in den letzten Jahrzehnten ein Rückgang hinsichtlich der Popularität dieses kulturellen Bestandteils Österreichs zu verzeichnen ist, lassen sich auch heute noch einige hundert Kaffeehäuser in Wien finden. Doch was sind die beliebtesten Kaffeehäuser in Wien, damit einem als Besucher dieser Stadt kein Highlight der Kaffeehauskultur entgeht?
Café Landtmann
Eine feste Größe unter den beliebtesten Kaffeehäusern Wiens ist das Café Landtmann, welches sich am Dr. Karl Lueger Ring befindet. Das Café Landtmann kann dabei auf eine lange und ereignisreiche Geschichte zurückblicken.
So wurde dieses Lokal bereits im Jahre 1873 eröffnet und galt seinerzeit als das größte Kaffeehaus Wiens. Bereits 50 Jahre später genoss die Inneneinrichtung Denkmalstatus, weshalb es nur zu einer Renovierung des Außenbereichs kam.
1974 erhielt das Café Landtmann schließlich noch die staatliche Auszeichnung, weshalb es bis heute befugt ist, das Bundeswappen im Geschäftsverkehr zu nutzen. Die Bedeutung dieses Kaffeehauses lässt sich zudem allein schon an der Tatsache ablesen, dass hier durchschnittlich knapp drei Pressekonferenzen pro Tag abgehalten werden.
Café Central
Ein weiteres Kaffeehaus, welches definitiv zu den beliebtesten Wiens zählt, ist das Café Central in der Herrengasse 14. Dieses wurde auch schon im Jahre 1876 gegründet.
Bis zum Ende des 2. Weltkriegs entwickelte sich das Café Central zu einem wichtigen Treffpunkt für die Denker und Künstler der damaligen Zeit. So gehörten beispielsweise
- Adler
- Kuh und
- Loos
zu den Stammgästen dieses Lokals. Nach dem 2. Weltkrieg schloss dieses Lokal allerdings und es sollte bis zum Jahre 1975 dauern, bis es zur Wiedereröffnung des nun auch unter Denkmalschutz stehenden Kaffeehauses kam. Heute ist das Café Central nicht zuletzt auch ein Anlaufpunkt für Touristen, welche dank der klassischen Inneneinrichtung und bedeutenden Geschichte dieses Lokals bis heute auf ein einzigartiges Ambiente stoßen.
Café Museum
Zuletzt kann in diesem Zusammenhang noch das Café Museum genannt werden, welches sich in der Operngasse 7 befindet. Der Erfolg dieses Lokals, welches vergleichsweise spät im Jahre 1899 eröffnet wurde, dürfte wohl primär dem Innenausstatter und Künstler Adolf Loos zuzuschreiben sein. Dieser setzte mit dem Café Museum einen deutlichen Akzent.
Während die Ausstattung der Kaffeehäuser Wiens zu dieser Zeit immer opulenter und ausschweifender wurden, kreierte Adolf Loos ein einfaches Lokal, welches sich auf die ursprünglichen Stärken dieser kulturellen Institution besann. So bestimmen vor allem die Bugholzstühle und das weitgehende Fehlen dekorativer Elemente den optischen Eindruck.
Weitere Wiener Kaffeehäuser
Neben diesen sind auch folgende Wiener Kaffeehäuser einen Besuch wert:
- das Café Bräunerhof, Stallburggasse
- das Café Demel, Kohlmarkt
- das Café Hawelka, Dorotheergasse
- das Café Sacher, im Hotel Sacher, Philharmonikerstraße
- das Café Sperl Ecke Gumpendorfer Straße und Lehargasse
- das Café Prückel Ecke Stubenring und Dr.-Karl-Lueger-Platz
- das Café Ritter auf der Mariahilfer Straße 73 Ecke Amerlingstraße
- das Café Diglas an der Wollzeile
- das Café Drechsler Linke Wienzeile 22, Ecke Girardigasse 1
- das Kaffee Alt Wien an der Bäckerstraße 9