Milchbars - Merkmale, Verbreitung und Angebote
Sie gehören zu den Artefakten, die man heute nur noch aus Schwarz-Weiß-Filmen kennt. Milchbars haben eine interessante Geschichte, sind heute jedoch kaum mehr existent. Um eine echte Milchbar zu besuchen, musst man in der Regel ziemlich weit reisen. Allerdings haben viele Kneipen und Cafés die Bezeichnung als Eigenname für ihr Lokal übernommen. Informieren Sie sich über die Merkmale, Verbreitung und Angebote einer Milchbar.
Milchbars - Merkmale und Angebote
Bei Milchbars handelt es sich um gastronomische Betriebe, in denen ursprünglich lediglich nicht-alkoholische Getränke sowie in vielen Fällen auch Speiseeis serviert wurde. Auch heute gibt es noch Cafés und Kneipen, die den klangvollen Titel "Milchbar" tragen. Allerdings handelt es sich dabei im seltensten Fall um eine Milchbar im eigentlichen Sinn.
Ein Lokal, das keinen Alkohol ausschenkt, hat heute kaum noch Chancen auf einen großen Kundenkreis, weshalb die meisten Milchbars nicht nur nicht nur Softdrinks, sondern auch Cocktails und natürlich Bier anbieten. Dazu kommt meist eine kleine Speisekarte mit verschiedenen Snacks. Diskos und Kneipen mit dem Namen "Milchbar" gibt es unter anderem in Berlin, Leipzig und München.
Polnische Variante: Bar mleczny
Als Variante der Milchbar gilt die Polnische Milchbar (Bar mleczny), bei der es sich jedoch ebenso wenig um die ursprüngliche Form handelt, sondern mittlerweile vielmehr um ein Selbstbedienungsrestaurant, in dem neben den nicht-alkholischen Getränken auch eine Vielzahl typisch polnischer Gerichte angeboten werden.
Das Speisenangebot hat dabei mit vegetarischen Gerichten begonnen, ist aber inzwischen auch in Sachen Fleisch sehr vielfältig. Dieser Trend hat der aussterbenden Institution Milchbar wieder zu etwas mehr Ruhm verholfen - wenn auch in Form von gewöhnlichen kleinen Restaurants. Alles in allem sinkt die Zahl weiterhin.
Basis der Speisen in der Polnischen Milchbar bilden Milch, Milchprodukte, Eier, Mehl und Grütze. Dabei handelt es sich oft um Speisen, die einer sehr aufwendigen Zubereitung bedürfen; dennoch sind die Preise sehr niedrig. Während in den 50er Jahren noch Bier verkauft wurde, wird dies mittlerweile nicht mehr ausgeschenkt. Zu den typischen Gerichten der Milchbar zählen
- Pierogi - Teigtaschen mit unterschiedlichen Füllungen
- Bigos - ein Schmoreintopf aus Sauerkraut und Weißkohl mit unterschiedlichen Fleischsorten
- Zur/Zurek - eine säuerliche Suppe aus vergorenem Mehl
- Barszcz - eine Suppe aus vergorener rote Bete
- Kotlet schabowy - Schweinekotelett mit unterschiedlichen Beilagen
- Kasza - Buchweizengrütze
Entwicklung und Verbreitung
Entstanden sind die Milchbars kurz vor dem ersten Weltkrieg in den USA. Dort durfte in dieser Zeit kein Alkohol ausgeschenkt werden, weshalb die Milchbars nur so aus dem Boden schossen.
Offiziell wurde eine Vielzahl antialkoholischer Getränke angeboten, darunter natürlich auch Milch und besonders Milchshakes. In vielen Bars gab es auch Speiseeis zu kaufen.
Allerdings waren die Milchbars lange nicht so unschuldig, wie sie den Anschein machten. Es wurden mit der Zeit allerlei Getränke kreiert, die alkoholfrei aussehen sollten, es jedoch absolut nicht waren.
Bestes Beispiel hierfür ist der Long Island Icetea. Der Cocktail sieht zwar aus wie ein ganz normaler Eistee, enthält jedoch nur Cola und jede Menge verschiedener Alkoholika.
Milchbars in Deutschland
In Deutschland mussten solche Versteckspiele nicht betrieben werden, trotzdem blieben die Milchbars hier weitestgehend alkohlfrei. Besonders in der ehemaligen DDR waren die Milchbars sehr beliebt. Hier konnten sich die Jugendlichen treffen, sitzen, plaudern und sich amüsieren, ohne von der wachsamen Obrigkeit in die Schranken gewiesen zu werden.
Minderjährige hatten in früheren Zeiten nämlich noch keinen Zutritt zu richtigen Bars und Kneipen. Bis auf spezielle Tanzveranstaltungen für junge Leute hatten sie wenig, um den Abend zu füllen. Da kamen die Milchbars gerade recht.
Herkömmliche Restaurants hatten in der DDR einen besonders steifen Charakter, die Einrichtung war meist übertrieben geradlinig und schmucklos. In den Milchbars konnte man sich dagegen auf bequeme Sessel lümmeln und an der Bar neue Bekanntschaften schließen.
Heutige Auffassung einer Milchbar
Nach der Wende wandelten sich die meisten Milchbars zu Cafés oder Bars. Die Bezeichnung wird jedoch der Nostalgie wegen gerne beibehalten. In modernen Milchbars kann man problemlos alkoholische Getränke bekommen, vor allem Cocktails und andere Lifestyle Getränke. Außerdem gibt es bis in die frühen Morgenstunden Musik und meistens sogar eine gut gefüllte Speisekarte mit Snacks und kleinen Gerichten.
Milchbars nach ihrer ursprünglichen Definition gibt es nur noch wenige. Nur noch etwa 30 Stück existieren in der Bundesrepublik nach offiziellen Angaben.