Dreimonatskoliken - Ursachen, Symptome und Behandlung

Dreimonatskoliken können schon in den ersten Lebenswochen auftreten und bis zum dritten Lebensmonat, seltener bis zum fünften oder sechsten Lebensmonat, andauern. Dieser Tatsache verdanken sie auch ihren Namen, da die Symptome oft nach drei Monaten verschwinden. Die Dreimonatskoliken stellen für Eltern und Kind eine große Belastung dar. Durch die dauernden Schreiattacken und Unruheepisoden liegen die Nerven oft blank.

Von Claudia Rappold

Dreimonatskoliken können der ganzen Familie das Leben schwer machen. An allererster Stelle natürlich dem Baby, das unter Blähungen und Bauchschmerzen leidet.

Doch auch die nervliche Belastung für die Eltern ist nicht zu unterschätzen, schließlich sehen sie es nicht gern, wenn es ihrem Baby nicht gut geht. Die Schreiattacken sind eine wahre Nervenzerreißprobe.

Symptome

Die Dreimonatskoliken sind nicht wirklich eine Erkrankung, sondern beschreiben vielmehr einen Zustand und verschiedene Symptome. Die Babys wachsen und nehmen an Gewicht zu und andere Erkrankungen wurden von einem Kinderarzt ausgeschlossen.

Trotzdem schreien die Kinder schrill oft stundenlang und mindestens an drei Tagen die Woche, oft auch mehr. Sie ziehen die Beinchen an und ballen die Fäuste.

Das Gesicht ist dabei hochrot oder blass, die Füße meist eiskalt. Die Babys leiden unter Blähungen und einem vorgewölbtem Bäuchlein sowie den heftigen Schreiattacken.

Diese können zu jeder Tages- und Nachtzeit auftreten, häufen sich aber am späten Nachmittag und in den Abendstunden. Die Eltern sind meist ratlos und verzweifelt.

Mögliche Ursachen:

  • Verdauungsstörungen
  • Luft im Darm
  • Unverträglichkeiten
  • Reizüberflutung
  • Schlafmangel
  • Anspannung der Eltern
Die Kinder schreien schrill oft stundenlang
Die Kinder schreien schrill oft stundenlang

Mögliche Ursachen

Sehr viele Babys sind betroffen und die Ursachen sind noch weitgehend ungeklärt. Deshalb ist auch keine gezielte Behandlung möglich.

Da unterschiedliche Faktoren eine Rolle spielen können, ist eine Therapie immer individuell. Möglich sind sowohl innere, als auch äußere Ursachen.

Verdauungsstörungen

Mediziner gehen davon aus, dass ein geringer Prozentsatz der betroffenen Babys an Verdauungsstörungen leidet. Noch ist das Kind in der Wachstumsphase und der gesamte Verdauungstrakt sowie alle anderen Organe entwickeln sich.

Daher ist es leicht möglich, dass es auch zu Beschwerden kommt. Der geblähte Bauch, Darmgeräusche und der Abgang von Winden sind ein Anzeichen dafür.

Zur Verdauung des Milchzuckers (Laktose) braucht es eine ausreichende Enzymaktivität im Darm. Diese kann in der Entwicklungsphase unzureichend sein und zu einer vermehrten Gasbildung im Dickdarm führen.

Luft oder Gas im Darm

Auch ein vermehrter Luft- oder Gasgehalt im Darm kann die Ursache sein, wenn das Kind zu schnell und zu hastig trinkt und vermehrt Luft schluckt oder nicht ausreichend aufstößt.

Unverträglichkeiten

Manche Mediziner gehen auch von einer allergischen Reaktion aus wie etwa eine Kuhmilchallergie. Dieser Verdacht verhärtet sich, wenn schon Allergien in der Familie bestehen oder wenn die Symptome nach der Umstellung von Muttermilch auf Flaschennahrung auf Kuhmilchbasis auftreten.

Auch andere Darmerkrankungen könnten verantwortlich sein. Manche Nahrungsmittel blähen stark und können beim Baby Koliken hervorrufen, wenn noch gestillt wird. Ebenso können Nahrungsmittelallergien für die Koliken verantwortlich sein.

Reizüberflutung

In den ersten Lebensmonaten stürmen viele verschiedene Sinneseindrücke auf das Kind ein. Da kann ein sensibles Baby auch schnell einmal überfordert sein von und mit Schreien reagieren. Das Schreien ist die einzige Möglichkeit zu kommunizieren und sich auszudrücken.

Schlafmangel

Auch ein Schlafmangel kann die Ursache sein; wenn sich das Kind mit dem Einschlafen schwer tut und auch tagsüber keinen Schlaf findet, kann es schnell überreizt sein.

Anspannung der Eltern

Wenn ein Baby auf die Welt gekommen ist, müssen Kind und Eltern sich auch erst aneinander gewöhnen, bis sich eine gewisse Routine einspielt. Dies fällt oft in die Zeit, in welcher die Dreimonatskoliken auftreten. Man vermutet, dass sich eventuell die Nervosität, die Unsicherheit und die Anspannung der Eltern auf das Kind übertragen.

Dreimonatskoliken sind in der Regel nicht gefährlich und eher harmlos, aber für Eltern und Kind sehr anstrengend. Eine ruhige und harmonische Umgebung hilft dem Kind, zu entspannen.

Wie Sie Ihrem Kind bei Dreimonatskoliken helfen können

Mit "Dreimonatskoliken" bezeichnet man das Verhalten von Babys zwischen zwei und drei Monaten, die mindestens drei Stunden täglich, an mindestens drei Tagen in der Woche über einen Zeitraum von mehr als drei Wochen schreien.

Die Ursachen für diese Schreiattacken sind noch nicht geklärt. Es gibt aber einige Ratschläge und Tipps, die Sie befolgen können, um sich und Ihrem Baby die anstrengende Zeit zu erleichtern.

Achten Sie auf die richtige Ernährung

Achten Sie beim Füttern Ihres Kindes darauf, dass es nicht zu schnell isst. Zu viel verschluckte Luft kann zu Blähungen führen. Eventuell hilft es Ihrem Baby auch, wenn es mehrere kleinere Mahlzeiten am Tag bekommt.

Meiden Sie auf jeden Fall blähende Lebensmittel wie Kohl oder Zwiebeln. Bei einigen Kindern wirken auch Orangensaft, Pflaumen oder Tee blähend.

In seltenen Fällen kann auch eine Kuhmilchallergie hinter den Schreiattacken stecken. Diese Möglichkeit sollten Sie durch Ihren Kinderarzt abklären lassen.

Umstellung der Ernährung

Sind die Koliken durch eine allergische Reaktion verursacht, wie etwa bei der Umstellung von Muttermilch auf Flaschennahrung, die auf Kuhmilch basiert, so kann eine Ernährungsumstellung helfen. Wenn die Mutter voll stillt, kann auch eine Ernährungsumstellung der Mutter Linderung bringen.

Auch bei stillenden Müttern kann eine Ernährungsumstellung helfen
Auch bei stillenden Müttern kann eine Ernährungsumstellung helfen

Ein geregelter Tagesablauf bringt Sicherheit

Für ein Baby ist Rhythmus sehr wichtig, deshalb sollte man versuchen, den Tagesablauf zu strukturieren. Dann werden bestimmte Dinge wie Schlafen zur Gewohnheit und vereinfachen die täglichen Abläufe. Sich wiederholende Handlungen zu bestimmten Zeiten erleichtern dem Kind den Tagesablauf und geben Vertrauen und ein Gefühl der Sicherheit.

Ruhige und ausgeglichene Eltern sind der größte Garant für ein zufriedenes Baby. In den Tag sollten nicht zu viele Unternehmungen gepackt werden, damit das Baby nicht überfordert wird und durch die Reizüberflutung schreit.

Lärmminimierung

Viele Babys reagieren auch auf Überreizung mit Schreien. Wenn ihr Kind unter Dreimonatskoliken leidet, sollten Sie ihm viel Ruhe gönnen. Vermeiden Sie hektische Bewegungen und Lärm.

Dies soll aber nicht heißen, dass sich Ihr Kind nicht viel bewegen soll. Im Gegenteil, Bewegung wie Babyturnen und Spaziergänge an der frischen Luft können hilfreich sein.

Pucken und wohltuende Bauchmassage

Eine alte und wieder neu entdeckte Technik ist das so genannte Pucken. Sie wird von vielen Hebammen empfohlen und soll das Kind beruhigen. Eine sanfte Massage des Bäuchleins kann auch Linderung bringen.

Blähungsmassage

Eine Wundsalbe, die aus Kräutern besteht, kann die Massage unterstützen und hilft beim Abgehen von Blähungen. Eine Blähungsmassage regt die Verdauung an und das Baby erfährt zusätzliche Streicheleinheiten.

Die Salbe erhält man in Apotheken und Hebammen können über das Pucken und eine richtige Bauchmassage informieren. Auch ein Fenchel-Kümmel-Anistee kann einen lindernden Effekt haben.

Vier-Winde-Öl herstellen

Babybauchmassagen mit dem bewährten Vier-Winde-Öl wirken beruhigend und gleichzeitig regulierend auf das Baby und vor allem auf die Verdauung. Wenn Sie sich die hilfreiche Mischung selbst zusammenstellen möchten, benötigen Sie:

  • 1 Tropfen ätherisches Fenchelöl
  • 1 Tropfen ätherisches Kardamomöl
  • 1 Tropfen ätherisches Korianderöl
  • 1 Tropfen ätherisches Kreuzkümmelöl
  • 50 ml Öl (z.B. Johanniskrautöl oder Jojobaöl)

Mischen Sie alle Zutaten zu einem Massageöl zusammen. Fertige Mischungen sind aber auch in der Apotheke erhältlich. Mit ein paar Tropfen dieses Vier-Winde-Öls massieren Sie dann sanft im Uhrzeigersinn den Bauch ihres Babys.

Aber trotz aller Tipps wird es Tage geben, an denen gar nichts hilft. An solchen Tagen halten Sie sich immer vor Augen, dass auch diese Zeit vorbeigeht.

Behandlung der Dreimonatskoliken durch einen Kinderarzt

Dreimonatskoliken sind keine eigentliche Erkrankung und die Ursachen sind noch weitgehend unbekannt. Das Kind hat Schreiattacken, ist aber ansonsten gesund und gedeiht gut. Oft zieht das Baby die Beine, ballt die Fäuste und ist nicht zu beruhigen.

Erkrankungen ausschließen

Da teilweise auch allergische Reaktionen vermutet werden, ist es in jedem Fall ratsam, einen Kinderarzt zu Rate zu ziehen. Wenn sich die Schreiattacken wiederholen, muss auch ausgeschlossen werden, ob das Kind unter anderen Erkrankungen leidet, wie etwa:

Wenn das Kind fiebert oder an Gewicht verliert, sollte man einen Kinderarzt konsultieren. Auch ist es wichtig, dass der Kinderarzt organische Schäden ausschließen kann, denn dies beruhigt die Eltern. Eventuell können neben der normalen Untersuchung auch noch andere diagnostische Untersuchungen nötig werden.

Untersuchungsbereiche

Wenn in der Familie Allergien bestehen, sollte der Arzt darüber informiert werden. Auch die Essgewohnheiten des Kindes, Nahrung und Stuhlgang sind für den Arzt wichtig.

Mögliche Ursachen, wenn keine Erkrankung vorliegt

Wenn das Kind so anhaltend schreit, muss es dafür auch eine Ursache geben. Diese herauszufinden, ist das vorrangige Ziel, um dann weiter damit umgehen zu können. Es muss nicht immer nur ein körperliches Unwohlbefinden sein, das Kind kann zum Beispiel auch unter Schlafmangel leiden, wenn es sich schwer tut einzuschlafen und auch tagsüber keinen Schlaf findet.

Zusätzlich kann das Baby überreizt sein. Auch Spannungen innerhalb der Familie können dem Baby zu schaffen machen oder es findet keine Ruhe.

Hilfe akzeptieren

Ein Kinderarzt kann mit Rat und Tat zur Seite stehen und seine Erfahrungen im Umgang mit Dreimonatskoliken weitergeben. So genannte Schreiambulanzen und auch bestimmte Beratungsstellen für Eltern und Baby sind spezialisiert und können die Eltern unterstützen. Auch Hebammen verfügen über ausreichende Erfahrung und können immer gute Tipps geben, wie die Eltern mit dem Baby umgehen können.