Ursachen, Symptome und Behandlung verschiedener Entwicklungsstörungen
Alle Eltern wünschen sich ein gesundes Kind, welches sich normal entwickelt und fröhlich dem Leben entgegengeht. Aber in manchen Fällen kann es zu Entwicklungsstörungen kommen. Je besser man diese erkennt, umso einfacher kann man sie behandeln.
Definition
Das Wort Entwicklungsstörung ist ein weit gefasster Begriff und bezeichnet eine Vielzahl an Beeinträchtigungen. Es ist eine unspezifische Kategorie von Normabweichungen, welche die kindliche Entwicklung betreffen.
Eine Entwicklungsstörung besteht immer dann, wenn sich das Kind entweder insgesamt oder nur in einigen Teilbereichen nicht altersgemäß entwickelt. Es muss eine deutliche Abweichung zu einer normalen Entwicklung vorliegen.
Eine Entwicklungsstörung darf nicht mit einer Entwicklungsverzögerung verwechselt werden und sollte rechtzeitig von einem Arzt abgeklärt werden um darauf reagieren zu können. Eine Entwicklungsstörung kann unter Umständen eine bleibende Einschränkung bedeuten.
Eltern verfolgen mit Aufmerksamkeit und oft auch mit Staunen die Entwicklungsschritte, die ein Kind zurücklegt. Es ist enorm, was so ein kleines Menschenwesen allein im ersten Lebensjahr schon lernen und beherrschen muss und es legt wahre Meilensteine zurück.
Und doch kann es zu Auffälligkeiten kommen, welche die Eltern beunruhigen, wie etwa:
- eine abnormale Haltung
- Fütterungsprobleme
- Störungen beim Laufen lernen
- Sprachstörungen
- Verhaltensauffälligkeiten
Eine Entwicklungsstörung geht oft mit Schielen und anderen Sehstörungen oder Taubheit einher. Andere Erkrankungen, wie zum Beispiel Epilepsie, können eine Entwicklungsstörung verursachen.
Entwicklungsstörungen sind entweder angeboren oder werden erst später erworben. Während angeborene Entwicklungsstörungen zumeist durch eine fehlerhafte Entwicklung des Embryos oder Fetus verursacht werden, entstehen erworbene Störungen durch äußere Defizite, wie beispielsweise Vitaminmangel.
Arten der Entwicklungsstörung
Motorische Koordinationsfähigkeit
Eine Entwicklungsstörung zeigt sich oft in der motorischen Koordinationsfähigkeit des Kindes. Es kann den altersgemäßen grob- und feinmotorischen Anforderungen nicht gerecht werden.
Die Kinder zeigen sich unbeholfen, lassen vieles aus der Hand fallen, stolpern oder fallen oft. Sie können nicht richtig Dreirad fahren und beim Werfen und Fangen stellen sie sich ungeschickt an.
Sprachstörungen
Beim Sprechen lernen werden Sprachstörungen auffällig. Später dehnen sich die Entwicklungsstörungen auf die schulischen Fertigkeiten aus; es kommt zu Lese- und Rechtschreibstörungen sowie Rechenstörungenen und auch Verhaltensprobleme sind möglich.
Psychische und physische Entwicklungsstörungen (Fehlbildungen)
Die Bereiche, in denen eine Störung der Entwicklung vorliegt, hängen teils zusammen und können sich somit auch gegenseitig beeinträchtigen. So liegen Problemen im motorischen Bereich häufig psychische Entwicklungsstörungen zugrunde; diese können sich wiederum mitunter im Verhalten sowie in der Sprache bemerkbar machen.
Des Weiteren sind dadurch auch körperliche Einschränkungen möglich, wie etwa Ausscheidungsstörungen. Körperliche Entwicklungsstörungen machen sich vor allem durch Wachstumsstörungen bemerkbar; auf diese gehen wir hier gesondert ein. Solche, die mit Fehlbildungen einhergehen, entwickeln sich bereits während der Schwangerschaft.
Kombinierte und tief greifende Entwicklungsstörungen
Es gibt auch kombinierte umschriebene Entwicklungsstörungen. Dabei handelt es sich um einen bestimmten Bereich der geistigen und körperlichen Entwicklung, welcher verzögert ist. Zu den tief greifenden Entwicklungsstörungen zählt zum Beispiel frühkindlicher Autismus. Ist die Diagnose Entwicklungsstörung gestellt, lässt dies noch keine Rückschlüsse auf die Ursache oder den weiteren Verlauf zu.
Möglicherweise können die Defizite wieder aufgeholt werden oder sich verbessern. Es gibt auch sehr seltene Entwicklungsstörungen. Der BegriffKISS bezeichnet eine Kopfgelenksblockierung, die ebenfalls für eine Entwicklungsstörung verantwortlich sein kann.
Im Folgenden gehen wir genauer auf die unterschiedlichen Arten von Entwicklungsstörungen ein.
Motorische Entwicklungsstörungen
Es gibt etliche Kinder, die unter motorischen Entwicklungsstörungen leiden. Sie können sich nicht so bewegen wie gesunde Kinder und sind auch beim Spielen und Basteln ungeschickter. Welche Ursachen eine derartige Entwicklungsstörung hat, wie sie sich genau äußert und wie sie behandelt werden kann, erfahren Sie im Folgenden.
Symptome
Kinder, die eine motorische Entwicklungsstörung haben, tun sich schwer, etwas Schönes zu basteln, weil sie einfach zu ungeschickt dazu sind. Die Fingerfertigkeit, mit einer Schere etwas akkurat auszuschneiden oder Perlen mit Klebstoff auf ein Bild zu kleben, fehlt ihnen. Außerdem haben sie auch Probleme beim Laufen oder beim Klettern.
Einen Ball zu werfen und wieder zu fangen ist für Kinder mit einer motorischen Entwicklungsstörung genauso schwierig wie das Essen mit Messer und Gabel oder auch das Schreiben in der Schule. Da die Kinder nur schwer Kontrolle über ihre eigenen Körperbewegungen bekommen, sind sie ungeschickt und werfen dabei viele Dinge um oder verletzen andere Kinder, ohne dies bewusst beabsichtigt zu haben. Auch mit dem Sprechen haben die Kinder häufig Probleme.
Motorische und geistige Entwicklungsstörungen beeinflussen sich nicht zwangsläufig
Eine motorische Entwicklungsstörung bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass das Kind auch geistig zurückgeblieben ist. Es können zwar beide Entwicklungsstörungen zusammen auftreten, müssen jedoch nicht. Viele Kinder mit einer motorischen Entwicklungsstörung sind genauso intelligent wie andere gesunde Kinder, sie können sich nur häufig nicht so ausdrücken wie die anderen Kinder.
Ursachen
Woher eine derartige Entwicklungsstörung kommt, können die Ärzte nicht immer feststellen. In einigen Fällen kommen die Babys bereits mit der motorischen Entwicklungsstörung zur Welt.
Grund dafür kann ein schlechter Lebenswandel der Mutter während der Schwangerschaft sein. Mütter, die beispielsweise während der Schwangerschaft rauchen oder Alkohol trinken, können dadurch die Erkrankung bei ihrem ungeborenen Baby verursachen.
Aber auch eine schwere Geburt mit Sauerstoffmangel beim Baby kann die Ursache für die Entwicklungsstörung sein.
Behandlung
Eltern, deren Kind eine motorische Entwicklungsstörung hat, müssen nicht tatenlos dabei zusehen, wie ihr Kind unter seiner Situation leidet. Teil der Therapie ist es, dem Kind Mut zuzusprechen und so sein Selbstwertgefühl aufzubauen. Kinder, die ständig von den anderen gesunden Kindern ausgegrenzt werden, trauen sich selbst überhaupt nichts mehr zu.
Neben dieser psychologischen Betreuung hilft den Kindern aber auch eine Körperwahrnehmungstherapie. Hier können die Bewegungsstörungen zwar nicht geheilt, aber doch häufig verbessert werden. Außerdem lernen die Kinder hier, mit ihrer Bewegungseinschränkung zu leben und sie in den Alltag zu integrieren.
Außerdem ist es für Eltern auch wichtig zu wissen, dass sie ihr Kind nicht ständig maßregeln sollten. Es kann nichts dafür, dass es die Vase fallengelassen hat oder ein schlechteres Schriftbild als die Klassenkameraden hat.
Je weniger Druck aufgebaut wird, desto besser können die Kinder mit ihrer Krankheit zurechtkommen.
Art der Entwicklungsstörung | Mögliche Merkmale und Erkrankungen |
---|---|
Motorische Entwicklungsstörung | Ein Mangel an Fingerfertigkeit, Fehlende Kontrolle über eigenen Körperbewegungen |
Fehlbildung | Edwards-Syndrom (Trisomie 18), Lissenzephalie, Hydrops fetalis |
Sprachentwicklungsstörung | Störungen der Aussprache, Probleme der Lautbildung im sprachlichen Kontext, Anwendungsprobleme im Bereich der Grammatik, Verständnisprobleme |
Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten | Legasthenie, Isolierte Rechtschreibstörung, Rechenstörung |
Psychische Entwicklungsstörung | Deprivationsstörung, Externalisierende Störung, Emotionale Störung, Angststörung |
Tiefgreifende Entwicklungsstörung | Frühkindlicher Autismus, Asperger-Syndrom, Rett-Syndrom |
Körperliche Entwicklungsstörungen durch Fehlbildungen während der Schwangerschaft
Das Edwards-Syndrom (Trisomie 18)
In der Medizin bezeichnet man das Edwards-Syndrom auch als Trisomie 18. Bei dieser Fehlbildung befinden sich auf sämtlichen Körperzellen nicht nur zwei Chromosomen 18, wie es normal wäre, sondern drei. Dies hat schwere Organstörungen zur Folge.
Benannt wurde das Edwards-Syndrom nach dem englischen Humangenetiker John Hilton Edwards (1928-2007), der die Entwicklungsstörung im Jahr 1960 erstmals beschrieb.
Ursachen
Die Gründe für das Entstehen des Edwards-Syndroms kennt man bislang nur zum Teil. Verantwortlich für die Entwicklungsstörung ist zusätzliches Chromosomenmaterial des Chromosoms 18. In den Chromosomen sind die Erbinformationen des Menschen enthalten. Chromosomen treten stets paarweise auf. Insgesamt gibt es 46 Chromosomen und 23 Chromosomenpaare.
Kommt es zu einer Veränderung dieser Anzahl, handelt es sich um eine Genom-Mutation. Hervorgerufen wird eine solche Mutation zumeist durch Fehler bei der Zellteilung. Es ist allerdings unklar, warum dies geschieht.
Freie Trisomie 18
Beim Edwards-Syndrom unterscheidet man zwischen verschiedenen Varianten wie der freien Trisomie 18 und der Translokations-Trisomie 18. Verantwortlich für die freie Trisomie 18 ist die Chromosomenanzahl. In einer der Keimzellen, also entweder der männlichen Samenzelle oder der weiblichen Eizelle, ist ein zusätzliches Chromosom 18 enthalten. Dies geschieht, wenn das Chromosomenpaar 18 der ursprünglichen Zelle bei der Entstehung der Samen- oder Eizelle nicht richtig aufgetrennt wird.
Während im Normalfall jede Tochterzelle ein Chromosom 18 erhält, bekommt bei der freien Trisomie 18 eine Zelle zwei Chromosomen 18, während die andere gar kein Chromosom 18 aufweist. Diese fehlerhafte Verteilung geschieht aus Zufall.
Translokations-Trisomie 18
Eine seltene Variante ist die Translokations-Trisomie 18, in der nur einige Teile des Chromosoms 18 verdreifacht werden. Auch in diesem Fall ist eine fehlerhafte Verteilung der Chromosomenaufteilung für diese Fehlbildung verantwortlich. Das überschüssige Material des Chromosoms 18 bleibt an einem anderen Chromosom heften.
Für den betroffenen Menschen hat die Translokations-Trisomie 18 keine Auswirkungen, da durch das Anheften kein genetisches Material fehlt. Zeugt diese Person jedoch Kinder, wird der genetische Fehler auf diese übertragen, was wiederum zum Ausbruch des Edwards-Syndroms führt. Eine andere Variante des Syndroms ist die Mosaik-Trisomie 18, die einen weniger schweren Verlauf hat.
Symptome
Beim Edwards-Syndrom kommt es zu verschiedenen charakteristischen Symptomen. Bemerkbar macht sich die Trisomie 18 durch Fehlbildungen. So kommt es bei betroffenen Kinder zu:
- einem zu kleinen Kopf
- zu kurzen Augenlidspalten
- einer zu kleine Mund-Kinn-Region
Bereits bei der Geburt leiden die Babys unter starkem Untergewicht.
Ebenfalls typisch für das Edwards-Syndrom sind:
- Fehlbildungen der Augen
- Gaumenspalten und Lippenspalten
- Fehlhaltungen der Finger
- Veränderungen des Skeletts (fehlende Rippen)
Ein weiteres Merkmal der Trisomie 18 sind Deformationen der Füße wie zu kurze Großzehen oder ein Klumpfuß. Außerdem drohen schwerwiegende Organstörungen durch Fehlbildungen des Gehirns, des Herzens, des Magen-Darm-Trakts und der Nieren.
Diagnose
Das Edwards-Syndrom lässt sich bereits vor der Geburt feststellen. Kommt es während der Schwangerschaft zu Auffälligkeiten wie Wachstumsverzögerungen oder verminderten Bewegungen des Babys, nimmt der Frauenarzt eine Ultraschalluntersuchung vor.
Erhärtet sich dabei der Verdacht auf Trisomie 18, lässt sich die Diagnose durch einen Gen-Test absichern. Dazu werden durch die Bauchdecke der Mutter Zellen entnommen, um diese genauer zu untersuchen.
Zu diesem Zweck erfolgt eine Chromosomenbestimmung durch die sich eine genaue Diagnose stellen lässt. Darüber hinaus ermittelt man die Art der Trisomie 18.
Therapie und Prognose
Leider lässt sich das Edwards-Syndrom nicht wirksam behandeln. Zahlreiche Kinder versterben bereits vor ihrer Geburt und bei denjenigen, die es schaffen, zur Welt zu kommen, besteht nur eine geringe Lebenserwartung. So tritt der Tod häufig schon in den ersten 12 Monaten nach der Geburt ein, etwa durch:
- Atemstillstand
- Herzstillstand
- Kreislaufversagen
Manche Kinder erreichen jedoch durchaus das Jugend- oder Erwachsenenalter, sofern keine schweren Fehlbildungen der Organe vorliegen.
Die Lissenzephalie
Als Lissenzephalie wird eine selten vorkommende Gehirnfehlbildung bezeichnet. Sie ruft bei neugeborenen Kindern schwerwiegende Behinderungen hevor.
Ein typisches Merkmal der Lissenzephalie ist, dass keine Gyri (Gehirnwindungen) vorhanden sind, sodass die Oberfläche des Gehirns vollkommen glatt ist oder eine unvollständige Ausbildung der Windungen besteht.
Ursachen
Verursacht wird eine Lissenzephalie durch eine Wanderungsstörung, auch Migrationsstörung genannt. Während sich das Gehirn des ungeborenen Kindes entwickelt, kommt es im vierten Schwangerschaftsmonat zu einer Wanderung der Nervenzellen an die Oberflächen des Gehirns. Die Nervenzellen, die sich zuletzt bilden, erreichen schließlich die Oberschicht der Hirnoberfläche.
Sind die Nervenzellen jedoch nicht in der Lage, die Großhirnrinde zu erreichen, hat dies eine Lissenzephalie zur Folge. So können sich viele Verbindungen, die unbedingt notwendig sind, nicht ausbilden.
Erbliche Ursache
Die Entwicklungsstörung, die für die Lissenzephalie ursächlich ist, wird meist vererbt. So kommt es oftmals durch Veränderungen im Erbgefüge zu einer Gehirnfehlbildung.
Betroffen davon sind vor allem das DCX-Gen auf dem X-Chromosom sowie das LIS1-Gen auf Chromosom 17. Es existieren aber noch fünf andere Gene, an denen Veränderungen auftreten können, die eine Lissenzephalie hervorrufen.
Weitere Ursachen
Neben den erblichen Ursachen kommen aber auch weitere Auslöser für eine Lissenzephalie infrage:
- Virusinfektionen
- eine mangelnde Durchblutung
- eine unzureichende Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff
- Vergiftungen
Symptome
Die Symptome, die bei einer Lissenzephalie auftreten, sind unterschiedlich und hängen von dem Ausmaß der Fehlbildung ab. Als mögliche Beschwerden kommen infrage:
- Fehlbildungen des Gehirns und der inneren Organe
- Schluckbeschwerden
- Atemprobleme
- Lungenentzündungen
- epileptische Anfälle
- Hörbehinderungen
- spastische Krämpfe
Außerdem leiden die betroffenen Kinder unter einer verzögerten psychomotorischen und körperlichen Entwicklung sowie erheblichen geistigen Behinderungen. So ist es möglich, dass ein Kind auf dem Niveau eines Babys stehenbleibt. In diesem Fall ist es nicht in der Lage:
- zu laufen
- zu sprechen
- selbstständig zu essen
Diagnose
Bei Babys kann eine Lissenzephalie häufig schon durch die typischen Symptome festgestellt werden. Zur Absicherung der Diagnose erfolgt zumeist eine Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie (MRT). Durch die Anwendung dieser bildgebenden Verfahren ist die Fehlbildung des Gehirns gut zu erkennen.
Typisch für eine Lissenzephalie ist, dass das Gehirn eine vollkommen glatte Oberfläche aufweist oder nur über wenige Furchen und Hirnwindungen verfügt. Mögliche Schäden am Erbgut lassen sich durch eine Analyse der Chromosomen ermitteln.
Therapie und Prognose
Eine wirksame Behandlung der Lissenzephalie ist nicht möglich. Daher beschränkt sich die Therapie auf die Linderung der Symptome. Außerdem ist es erforderlich, die betroffenen Kinder ihr ganzes Leben lang intensiv zu betreuen.
Orthopädische Beschwerden wie Gelenkfehlstellungen lindert man durch eine Physiotherapie oder Beschäftigungstherapie.
Doch auch bei intensiver medizinischer Betreuung ist die Lebenserwartung der betroffenen Kinder nur gering. Bei stark ausgeprägten Symptomen kommt es häufig schon in den ersten Lebensmonaten zum Tod des Kindes.
Weitere mögliche Entwicklungsstörungen
Zu den weiteren Störungen, die bereits während der Schwangerschaft festgestellt werden können und mitunter Fehlbildungen auslösen oder diese als Ursache aufweisen können, zählen:
- Oligohydramnie
- Polyhydramie
- Disproportion
- Umrissstörung
- kardiale Auffälligkeiten
- Hydrops fetalis
Oligohydramnie
Bei der Oligohydramnie liegt eine zu geringe Menge an Fruchtwasser vor. Beim Kind kann dieser Umstand zu Missbildungen oder Lungenfunktionsstörungen führen. Das Hauptproblem besteht in der Unterentwicklung der Lunge, da diese nicht genug Platz hat, um sich auszubilden.
Polyhydramie
Das Gegenteil, also eine zu große Menge an Fruchtwasser, stellt die Polyhydramie dar. Mögliche Ursache ist hier eine bereits bestehende Fehlbildung des Kindes, welches es daran hindert, Fruchtwasserzu trinken. Denkbar sind hier eine unvollständige Ausbildung des Großhirns oder ein Verschluss im Verdauungstrakt.
Hydrops fetalis
Von einem Hydrops fetalis ist die Rede, wenn es beim ungeborenen Kind zu Flüssigkeitsansammlungen in bestimmten Körperhöhlen oder Weichteilen kommt. Er kann mitunter einen Hinweis auf organische Fehlbildungen oder Chromosomenbesonderheiten darstellen. Besonders häufig tritt er auf bei:
- fetaler Anämie
- Fehlbildungen der Lunge
- Herzfehlern
- Edwards-Syndrom (Trisomie 18)
- diversen Stoffwechselerkrankungen
- Fehlbildungen des Urogenitaltraktes
- Turner-Syndrom (Monosomie X)
Sprachentwicklungsstörungen
Eine Sprachentwicklungsstörung (SES) liegt vor, wenn die Sprachentwicklung des Kindes nicht altersgemäß verläuft. Besonders im Vor- und Grundschulalter macht sie sich bemerkbar.
Man unterscheidet spezifische Sprachentwicklungsstörungen (oder auch primäre Sprachstörungen), die sich lediglich auf die sprachlichen Fähigkeiten beziehen, sowie die Sprachentwicklungsstörungen (sekundäre Sprachstörungen), die mit weiteren Entwicklungsstörungen einhergehen.
Ursachen
Zu den möglichen Ursachen zählen:
- organische Auslöser, z.B. Hörstörungen
- genetische Faktoren, z.B. eine frühkindliche Schädigung des Hirns
- psychische Faktoren, z.B. die Trennung der Eltern
- umweltbedingte Faktoren, z.B. ein Reizüberangebot
- soziokulturelle Faktoren, z.B. eine mangelnde Anregung der Sprache
Symptome
Sprachentwicklungsstörungen können sich auf unterschiedliche Art und Weise bemerkbar machen; es können einzelne oder auch kombinierte Symptome auftreten. Bei phonetisch-phonologischen Störungen kommt es zu Störungen der Aussprache: der Laut "s" wird beispielsweise häufig nicht richtig gebildet, da die Zungenmotorik gestört ist. Ebenso kommt es zum Ersetzen eines bestimmten Lautes durch einen anderen.
Bei phonologischen Störungen wird ein bestimmter Laut isoliert zwar korrekt gebildet; dies gelingt im sprachlichen Kontext wiederum nicht. Auch können ähnlich klingende Laute oftmals nicht voneinander unterschieden werden.
Semantisch lexikalische Störungen zeichnen sich durch eine nicht altersgemäße Entwicklung der aktiven Wortschatzbildung und des passiven Wortverständnisses aus. Bei syntaktisch-morphologischen Störungen kann die Grammatik nicht gänzlich oder nur fehlerhaft angewendet werden.
Pragmatisch-kommunikative Störungen machen sich durch eine unverständliche Wiedergabe von erlebten Situationen bemerkbar. Leidet das Kind unter Störungen des Sprachverständnisses, kann es Wörter oder Sätze nicht begreifen und reagiert zum Beispiel dementsprechend unangemessen auf einen Auftrag.
Behandlung
Die Behandlung richtet sich nach Art der Entwicklungsstörung. Mögliche Maßnahmen und Behandlungsschritte sind:
- Mundmotorik
- Artikulationsübungen
- Training der auditiven Wahrnehmung
- Reimerkennung und -bildung
- Aufbau des Grammatikerwerbs
- Anleitung und Beratung der Eltern und Angehörigen
Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten
Bestimmte Entwicklungsstörungen machen sich beim Erreichen des Schulalters bemerkbar. Dabei kann es sich beispielsweise um die Lese- und Rechtschreibstörung oder auch Legasthenie handeln.
Betroffene haben Schwierigkeiten, die gesprochene Sprache in die geschriebene Sprache umzusetzen, und umgekehrt. Als mögliche Ursachen gelten
- Probleme bei der auditiven und visuellen Wahrnehmungsverarbeitung
- Schwierigkeiten bei der Sprachverarbeitung
- Schwierigkeiten bei der phonologischen Bewusstheit sowie
- genetische Faktoren.
Bei der Isolierten Rechtschreibstörung bestehen Defizite in der korrekten Wortschreibung sowie im Buchstabieren; eine Leseschwäche muss dabei nicht unbedingt vorhanden sein. Bei der Rechenstörung liegen Verständnisprobleme im Bereich der Zahlen vor. Eine Aussage über die Intelligenz beim Betroffenen kann hierdurch nicht gemacht werden.
Psychische Entwicklungsstörungen
Im psychischen Bereich kann es zu einer Vielzahl an Entwicklungsstörungen kommen; diese beeinflussen meist auch andere Bereiche der Kinderentwicklung. Möglich sind beispielsweise:
- Deprivationsstörungen (bei einer psychischen Deprivation liegt eine ungenügende Befriedigung der seelischen Grundbedürfnisse vor)
- Essstörungen
- Schlafstörungen
- Depressionen
- Störungen des Sozialverhaltens (externalisierende Störungen)
- emotionale Störungen
- Ticstörungen
- Angststörungen
Ebenso vielfältig können auch die zugrunde liegenden Faktoren ausfallen. Möglich sind etwa genetische Faktoren, abweichende Hirnfunktionen oder körperliche Erkrankungen. Auch die Art der Erziehung oder die Familienzusammensetzung spielen eine Rolle; Vernachlässigung sowie belastende Erlebnisse sind ebenfalls von Bedeutung.
Diagnose und Behandlung
Die Diagnose von psychischen Entwicklungsstörungen im Kindesalter erweist sich als schwierig und ist daher sehr umfangreich. Zu den Zielen gehören:
- der Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung
- eine diagnostische Einordnung in eine bestimmte Kategorie
- die Erfassung der psychischen Auffälligkeiten
- die Erkennung und Analyse des Umfelds des Patienten
- die Erfassung von Therapiezielen
Die ausführliche Zusammenarbeit mit den Eltern ist besonders wichtig, um das Wohlergehen des Kindes möglichst schnell wieder gewährleisten zu können. Gleiches gilt für die Behandlung; zusätzlich werden auch Lehrpersonen mit einbezogen. Wichtig ist, den Kindern ein Gefühl der Sicherheit zu geben; vor allem ein geregelter Tagesablauf ist hierfür von Bedeutung.
Allem voran sollte sich jedes Kind von seinen Eltern geliebt und verstanden fühlen. Gleichzeitig braucht es - je nach Alter - auch Rückzugsmöglichkeiten. Eine Aufklärung durch den Therapeuten oder Kinderarzt ist ebenso wichtig; nur so können auch die Eltern und Angehörigen zur Genesung beitragen.
Tiefgreifende Entwicklungsstörungen
Tiefgreifende Entwicklungsstörungen zeichen sich durch eine Beeinträchtigung der sozialen Beziehungen und der Kommunikation aus. Gleichzeitig liegt ein eingeschränktes Aktivitätsprofil vor. Solche Störungen können angeboren sein oder im frühen Kindesalter erworben werden; vor dem dritten Lebensjahr kommt es zu den ersten Symptomen. Zu diesen zählen:
- repetitive Körperbewegungen
- weitere stereotype Verhaltensweisen
- Probleme im Verstehen und in der Verwendung der Sprache
- Probleme mit der Beziehung zu Mitmenschen
- Probleme mit Veränderungen im Tagesablauf und in der Umgebung
Tiefgreifende Entwicklungsstörungen lassen sich einteilen in:
- frühkindlicher Autismus (Kanner-Autismus, Kanner-Syndrom)
- atypischer Autismus
- Rett-Syndrom
- weitere desintegrative Störungen des Kindesalters
- Asperger-Syndrom
- überaktive Störung mit Intelligenzminderung und Bewegungsstereotypien
- andere tiefgreifende Entwicklungsstörung
- nicht näher bezeichnete tiefgreifende Entwicklungsstörung
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