Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Babys und Kindern - Beatmung, stabile Seitenlage und Co.

Kommt es bei Babys und Kindern zu einer Notsituation wie Ohnmacht, Schock oder Atemstillstand, sind umgehend Erste-Hilfe-Maßnahmen erforderlich. Diese können dazu beitragen, das Leben eines Kindes zu retten.

Von Jens Hirseland

Notfallsituationen

Unter Erste-Hilfe-Maßnahmen versteht man Maßnahmen, die in einer Notfallsituation sofort zur Anwendung kommen, um die Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes zu überbrücken. Auf diese Weise sollen weitere Schädigungen des Körpers aufgrund von Sauerstoffmangel verhindert werden.

Zu einer Notfallsituation kann es bei einem Kind kommen, wenn:

In diesem Fall ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und nach einem international empfohlenen Schema von Erste-Hilfe-Maßnahmen vorzugehen.

Um diese Sofortmaßnahmen erfolgreich anwenden zu können, müssen sie jedoch zuvor erlernt und fachgerecht beherrscht werden, denn bei unsachgemäßer Vorgehensweise besteht die Gefahr von unnötigen Verletzungen, die die Notlage noch weiter verschlimmern.

Erste Maßnahmen bei ohnmächtigen Babys oder Kindern (mit Atemstillstand)

Findet man ein verunglücktes Kind auf, sollte zunächst dessen Bewusstseinslage überprüft werden. Für den Fall, dass das Kind ohnmächtig ist, sind die Atemwege freizumachen.

Atmung überprüfen

Mit der Wange kann man überprüfen, ob die Atmung des Kindes funktioniert. Diese lässt sich auch hören oder an den Bewegungen des Oberbauchs erkennen. Die Atemkontrolle wird maximal zehn Sekunden lang vorgenommen. Hat die Atmung ausgesetzt, ist es unbedingt erforderlich, dass Kind zu beatmen.

Die Atemkontrolle wird maximal zehn Sekunden lang vorgenommen. Dabei müssen Atmung und Bewusstsein in regelmäßigen Abständen überprüft werden. Besteht keine Atmung mehr, ist sofort ein Notarzt zu verständigen. Außerdem wird umgehend mit einer Herzdruckmassage begonnen. Diese führt man solange durch, bis das Kind wieder atmet bzw. sich bewegt oder der alarmierte Notarzt eintrifft.

Sind mehrere Helfer vor Ort, ist es besser, wenn einer den Rettungsdienst verständigt, während der andere die Herzdruckmassage vornimmt. Ist man jedoch alleine, führt man die Wiederbelegung zunächst eine Minute lang durch und alarmiert dann den Notarzt.

Herzdruckmassage

Zu den wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen gehört die Herzdruckmassage, die bei einem Herz- oder Atemstillstand zur Anwendung kommt. Durch diese Maßnahme können die Überlebenschancen des Kindes deutlich erhöht werden.

Zur Ausführung der Wiederbelebung platziert der Helfer das Kind auf dem Rücken und legt seine Hände übereinander auf die Brustkorbmitte. Dann streckt man die Arme durch und drückt die Hände rhythmisch und kräftig ungefähr einhundert Mal pro Minute zur Wirbelsäule hin.

Tipp: Der Hit "Styin' alive" von den Bee Gees gilt allgemein als rhythmische Orientierungshilfe.

Bei Babys führt man die Herzdruckmassage mit zwei Fingern durch.

Herz-Lungen-Wiederbelebung

Im Unterschied zur Herzdruckmassage erfolgt bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung ein Wechsel zwischen Massage und Atemspende.

  1. Bei Kindern wird die Wiederbelebung mit fünf Atemspenden begonnen.
  2. Dann legt der Helfer seine Hände auf die Brustbeinmitte und führt die Druckmassage durch.
  3. Nach dreißig Herzdruckmassagen folgen zwei weitere Atemspenden.
  4. Anschließend werden erneut dreißig Druckmassagenbewegungen sowie zwei Atemspenden durchgeführt.

Vorgehensweise bei der Beatmung

Bei der Atemspende wird dem Kind der Atem des Helfers in Mund und Nase geblasen. Da die kindliche Lunge jedoch noch sehr klein ist, ist sie nicht in der Lage, soviel Luft aufzunehmen, wie die Lunge einer erwachsenen Person. Vor allem bei Babys und kleinen Kindern ist daher ein behutsames Vorgehen wichtig.

So werden etwa vier leichte Beatmungen mit dem Volumen eines einzigen Atemzuges vorgenommen. Außerdem erfolgt bei Babys und Kleinkindern die Beatmung gleichzeitig durch Nase und Mund. Bei einem Kleinkind ist es meist erforderlich, dessen Unterkiefer anzuheben und den Nacken zu beugen.

Um ein bewusstloses Kind zu beatmen, öffnet der Helfer seinen Mund und bildet einen luftdichten Abschluss um Mund und Nase des Kindes. Ist das Kind schon größer, reicht ein Abschluss um die Nase aus. Anschließend kann man die Atemluft behutsam in die Atemwege des betroffenen Kindes leiten.

Während der Beatmung ist es wichtig, den Brustkorb zu beobachten und darauf zu achten, ob er sich bewegt.

Beatmungsfrequenz

Die Beatmungsfrequenz bei Babys liegt zwischen 30 und 40 Mal in der Minute Das heißt, dass das Kind ungefähr alle zwei Sekunden beatmet wird, wozu das Volumen der Backentaschen des Atemspenders genügt. Kleinkinder werden dagegen ungefähr zwanzigmal in der Minute und ca. alle drei Sekunden beatmet.

Die Beatmungsfrequenz sinkt mit zunehmendem Lebensalter. So liegt sie bei Kindern über acht Jahren bei 12 bis 15 Mal in der Minute, was einer Beatmung im Abstand von jeweils vier Sekunden entspricht.

Hinweise zur stabilen Seitenlage

In einer Notsituation können rasche Erste-Hilfe-Maßnahmen dazu beitragen, das Leben eines Kindes zu retten. Zu diesen Maßnahmen gehört auch die stabile Seitenlage. In diese Position sollte grundsätzlich jeder Bewusstlose, der eine regelmäßige Eigenatmung aufweist, gebracht werden. Sie eignet sich sowohl für Erwachsene als auch für Kinder.

Die richtige Lagerung eines bewusstlosen Kindes ist überaus wichtig, da die Gefahr besteht, dass im bewusstlosen Zustand die Zunge die Atemwege versperrt, was im schlimmsten Fall zum Erstickungstod führen kann.

Um die Atemwege nachhaltig frei zu halten, muss die bewusstlose Person in eine stabile Seitenlage gebracht werden. Bevor man dies tut, sollte man sich jedoch vergewissern, dass sich im Mund nichts Erbrochenes befindet.

Stabile Seitenlage bei Säuglingen und Kleinkindern

Auch bei Babys und Kleinkindern kann im Notfall die stabile Seitenlage notwendig sein.

  1. Dabei ist es wichtig darauf zu achten, dass das betroffene Kind mit zum Kopf hin abgewinkelten Armen auf dem Bauch liegt.
  2. Anschließend wird der Kopf zur Seite gedreht und ein wenig nach hinten geneigt.
  3. Außerdem sollte der Mund des Kindes geöffnet und, falls erforderlich, von Fremdkörpern oder Erbrochenem befreit werden.

Darüber hinaus ist es bei Kleinkindern überaus wichtig, für genügend Wärme zu sorgen, indem man sie gut zudeckt. Um Babys am Rücken abzustützen, können eine eingerollte Decke oder ein kleines Kissen verwendet werden.

Stabile Seitenlage bei Kindern ab vier Jahren

Die stabile Seitenlage für Kinder ab vier Jahren entspricht der Seitenlage bei erwachsenen Menschen.

  1. Das heißt, dass man das bewusstlose Kind zunächst auf den Rücken legt und sich seitlich neben ihm hinkniet.
  2. Dann wird das Gesäß des Kindes angehoben und ein Arm gestreckt darunter gelegt.
  3. Anschließend wird ein Bein im Knie angewinkelt und der Fuß in Höhe des Knies neben dem anderen Bein platziert.
  4. Den gegenüberliegenden Arm positioniert man quer über dem Rumpf. Nun umfasst man zur gleichen Zeit Hüfte und Bein der anderen Körperseite und dreht sie vorsichtig auf die Seite.
  5. Um die Atemwege frei zu machen, überstreckt man den Hals und öffnet den Mund des Kindes ein wenig.
  6. Zur Stabilisierung des Kindes wird der hintere Arm im Ellenbogengelenk abgewinkelt, wodurch man ein Rollen nach hinten verhindert.