Ursachen, Symptome und Behandlung der Frühgeborenen-Retinopathie

Bei einer Frühgeborenen-Retinopathie handelt es sich um eine Augenerkrankung, von der besonders häufig Frühchen betroffen sind. Der frühe Zeitpunkt der Geburt ist dabei häufig ein Grund für die Erkrankung. Eine Behandlung der Frühgeborenen-Retinopathie ist jedoch nicht in jedem Fall zwingend erforderlich.

Britta Josten
Von Britta Josten

Ursachen für die Frühgeborenen-Retinopathie

Bei einer Frühgeborenen-Retinopathie handelt es sich um eine Augenerkrankung, bei der die Gefäße in das Gewebe der Netzhaut wuchern. Davon betroffen sind vor allem Babys, die zu früh geboren wurden.

Besonders oft sind Babys betroffen, die vor der 32. Schwangerschaftswoche zur Welt gekommen sind. Auch Babys mit einem Geburtsgewicht von weniger als 1500 Gramm sind häufig betroffen. Zudem ist das Risiko einer Frühgeborenen-Retinopathie auch dann erhöht, wenn das Baby nach der Geburt länger als drei Tage künstlich beatmet wurde.

Die Ursache für das besonders häufige Auftreten dieser Erkrankung bei Frühchen hängt mit dem Entwicklungsstadium zusammen. Die Netzhaut ist in der Regel erst mit dem errechneten Geburtstermin vollständig ausgereift.

Sauerstoffgehalt im Blut

Vor der Geburt sorgt der niedrige Sauerstoffgehalt im Blut des Kindes dafür, dass sich das Netz aus Gefäßen ordnungsgemäß ausbilden kann. Dieser Vorgang ist mit dem normalen Zeitpunkt der Geburt abgeschlossen. Kommt das Kind jedoch zu früh auf die Welt, ist das Gefäßnetz im Augenhintergrund noch nicht vollständig ausgebildet.

Atmet das Kind nun nach der Geburt eigenständig, dann steigt der Sauerstoffgehalt im Blut an. Dieser erhöhte Sauerstoffgehalt wirkt sich nun negativ auf das Wachstum der Gefäße aus.

Wird das Kind nun durch eine künstliche Beatmung noch zusätzlich mit Sauerstoff versorgt, ist der Effekt noch größer.

Mediziner gehen davon aus, dass es bei Frühchen zunächst zu einer Stagnation des Wachstums der Blutgefäße kommt, bevor das Wachstum wuchernd voranschreitet. Das kann zur Folge haben, dass sich die Netzhaut des Kindes verändert. Blutgefäße können in das Innere des Glaskörpers wuchern und dort einbluten. Im schlimmsten Fall kann sich die Netzhaut ablösen.

Symptome

Die Frühgeborenen-Retinopathie ist nur durch eine engmaschige augenärztliche Kontrolle zu diagnostizieren. Die Erkrankung wird in mehrere Stadien unterteilt.

Fünf Stadien

  • Im ersten Stadium ist eine weiße, nicht erhabene Linie zwischen den durchbluteten und nicht durchbluteten Bereichen der Netzhaut zu erkennen. Von dieser Linie können Gefäßäste (besenreiserartig) abzweigen.

  • Im zweiten Stadium ist diese weiße Linie nun erhaben und verdickt. Zudem erscheint sich gelblich. Sie kann aber auch gerötet erscheinen.

  • Im dritten Stadium dieser Erkrankung ist die Linie noch deutlich dicker. Zudem sind Veränderungen in den Gefäßen und im Bindegewebe erkennbar. Diese Veränderungen betreffen nun auch nicht mehr nur die Netzhaut.

    Ist dieses Stadium erreicht, dann muss der Augenarzt darüber entscheiden, ob eine Behandlung erfolgen soll.

  • Im vierten Stadium der Frühgeborenen-Retinopathie beginnt sich die Netzhaut abzulösen. Davon kann auch die Makula (der Bereich mit der höchsten Dichte der Sehzellen) betroffen sein.

  • Im fünften Stadium ist die Netzhaut vollständig abgelöst.

Es kann vorkommen, dass zusätzlich zu der Frühgeborenen-Retinopathie auch die sogenannten Plus disease auftritt. Bei dieser Erkrankung treten im Bereich der Netzhaut gehäuft schlangenartig verlaufende Arterien und geweitete Venen auf. In diesem Fall ist eine augenärztliche Behandlung unumgänglich.

Doch nicht jedes Stadium der Frühgeborenen-Retinopathie erfordert eine Therapie.

Behandlung

Eine Behandlung der Frühgeborenen-Retinopathie ist bei den ersten beiden Stadien der Erkrankung grundsätzlich nicht notwendig. Es gibt allerdings Ausnahmen. Tritt zusätzlich noch die Plus disease auf, dann muss meist behandelt werden.

Von einer Plus disease spricht man, wenn mindestens zwei der vier Quadranten im Augenhintergrund von den oben genannten krankhaften Veränderungen betroffen sind. Wird das dritte Stadium der Erkrankung diagnostiziert, dann wird meist eine Behandlung (auch ohne das Vorliegen einer Plus disease) in Erwägung gezogen.

Operation?

In früheren Jahren wurden bei einer schweren Retinopathie häufig Operationen am Auge durchgeführt. Dabei versuchten die Ärzte die Netzhaut mittels eines Glaskörpers wieder am Untergrund zu befestigen.

Heutzutage werden diese Operationen allerdings kaum noch durchgeführt. In den meisten Fällen werden die Schäden an der Netzhaut mit einer Laserbehandlung oder durch Vereisung wieder behoben. Diese Behandlungen finden unter Vollnarkose statt.

Spätfolgen

Auch wenn eine Frühgeborenen-Retinopathie behandelt und ständig kontrolliert wird, können Spätfolgen entstehen. Zu diesen Spätfolgen zählen:

Aber auch eine spätere Ablösung der Netzhaut im Erwachsenenalter mit anschließender Erblindung und grüner Star können als Spätfolgen der Frühgeborenen-Retinopathie auftreten.