Kinästhetik für Babys - Funktion und Anwendung des Infant Handlings
Neugeborene Babys sind auf die Hilfe ihrer Eltern angewiesen. Doch so hilflos, wie die meisten Eltern glauben, sind die Babys gar nicht. Genau darum geht es bei der Kinästhetik für Babys.
Was bedeutet Kinästhetik?
Das Wort "Kinästhetik" setzt sich aus den griechischen Wörtern "Kinesis" und "Ästhetik" zusammen. Übersetzt bedeuten diese Worte "Bewegung" und "Wahrnehmung". Bei der Kinästhetik handelt es sich also um die Wahrnehmung von Bewegung oder um die Bewegungswahrnehmung.
Die Lehre der Bewegungswahrnehmung wird im Bereich der Pflege schon seit vielen Jahrzehnten angewendet. In den letzten Jahren hat sich dieser Ansatz auch bei der Pflege von Kindern immer mehr durchgesetzt. Bezogen auf Babys spricht man nun vom Infant Handling, der gemeinsamen Bewegung mit dem Kind.
Infant Handling bei der Babypflege
Die meisten Eltern sehen ihren Säugling als ein vollkommen hilfloses Wesen an. Und im Großen und Ganzen ist das natürlich auch der Fall.
Schließlich muss das Kind
- gefüttert
- gewickelt und
- gewaschen
werden. Darüber hinaus müssen die Kleinen natürlich auch getragen werden, weil sie sich noch nicht selbstständig fortbewegen können. Und so wird das Baby zum Beispiel aus seinem Bettchen heraus gehoben, auf den Wickeltisch gelegt und wieder ins Bettchen gelegt.
Doch ganz so hilflos wie die Erwachsenen denken, sind Babys gar nicht. Immerhin haben sie sich ja auch im Mutterleib schon selbstständig bewegt.
- Sie treten gegen den Bauch ihrer Mutter
- sie stecken sich den Daumen in den Mund oder
- sie ziehen an der Nabelschnur.
Sieht man es also einmal von dieser Warte, dann sind auch Neugeborene schon zu eigenständigen Bewegungen fähig. Und genau damit beschäftigt sich die Lehre der Kinästhetik.
Wenn Eltern ihren Säugling einmal etwas genauer beobachten, dann werden sie schnell feststellen, dass dieser immer wieder bestimmte Bewegungen eigenständig ausführt. Bei dieser Bewegung kann es sich zum Beispiel um ein leichtes Abstützen mit den Armen handeln, wenn die Eltern ihr Kind beim Wickeln hochnehmen.
Was die Eltern in einer solchen Situation nun im Sinne des Infant Handlings tun sollten ist, genau diesen Bewegungsansatz ihres Kindes aktiv zu unterstützen. Es geht also im Grunde darum, das Kind an allen Bewegungen des alltäglichen Lebens aktiv teilhaben zu lassen.
Um ihr Kind dahingehend zu unterstützen, müssen die Eltern eine gewisse Sensibilität für die Bewegungen ihres Kindes entwickeln. Auf diese Weise entsteht ein harmonisches Zusammenspiel zwischen den Eltern und ihrem Kind.
Positive Auswirkungen auf die Kinder
Zudem hat das Infant Handling noch weitere positive Auswirkungen auf das Kind. Denn wenn man die Kinder in ihren Bewegungen aktiv unterstützt und sie somit aktiv an ihrer eigenen Pflege teilhaben lässt, werden die organischen Abläufe im Inneren des Körpers unterstützt.
Das bedeutet, dass Kinder, deren Eltern das Infant Handling anwenden, meist weniger Probleme mit der Verdauung haben. Sie leiden deutlich weniger häufig an Blähungen oder Koliken als Kinder, bei denen die Kinästhetik keine Anwendung finden.
Darüber hinaus sind die Kinder deutlich ruhiger; sie schlafen besser ein und sie schreien weniger. Da die Kinder so auch besser und ruhiger schlafen, sind die auch während ihrer Wachphasen viel ausgeglichener, aktiver und zufriedener.
Und zu guter Letzt sorgt das aktive Fördern der Eigenständigkeit des Kindes auch dafür, dass es früher selbstständig wird.
Das Schöne am Infant Handling ist, dass es sich um eine Art der Pflege handelt, die keinen größeren Aufwand seitens der Eltern notwendig macht. Denn es ist hierbei nichts anderes zu tun, als sich bei der täglichen Pflege vom eigenen Kind unterstützen zu lassen.
Theoretisches und praktisches Fachwissen aneignen
Wer dabei nichts falsch machen möchte, der kann sich in die geeignete Fachliteratur einlesen. Allerdings ist es sinnvoller, einen Lehrgang zu besuchen, der von fachlich versierten Referenten gehalten wird.
Theoretisch fundiertes Wissen über die Anatomie des Menschen ist sicherlich hilfreich, allerdings lässt sich die Bewegungswahrnehmung viel einfacher erfassen, indem man die Bewegung von Muskeln und Gelenken erspürt. Auch viele Hebammen sind mit dem Infant Handling vertraut.