Ursachen und Ausprägungsformen der Kleinwüchsigkeit
Unter Kleinwüchsigkeit versteht man eine geringe Körperlänge, die nicht dem menschlichen Normalmaß entspricht. Sie ist zumeist die Folge von Wachstumsstörungen.
Kleinwüchsigkeit bezeichnet man auch als Kleinwuchs, Minderwuchs oder Mikrosomie. Gemeint ist damit ein Körperlängenwachstum, das unter der normalen Größe liegt. In Deutschland gibt es ca. 100.000 Menschen, die als kleinwüchsig gelten.
Nicht selten leiden sie unter Diskriminierung und Ausgrenzung. So werden ihnen nicht dieselben Möglichkeiten eingeräumt wie Menschen, die eine normale Körpergröße erreichen.
Als kleinwüchsig gelten Männer, deren Körperlänge maximal 1,50 Meter beträgt. Kleinwüchsige Frauen erreichen höchstens 1,40 Meter. Es gibt aber auch Menschen, die nicht einmal einen Meter groß werden.
Zu Kleinwüchsigkeit kann es aus unterschiedlichen Gründen kommen. Darüber hinaus gibt es verschiedene Ausprägungsformen.
Kleinwuchs aus hormonellen Gründen
In den meisten Fällen entsteht Kleinwuchs durch das Fehlen oder durch Störungen von bestimmten Hormonen wie dem Wachstumshormon Somatropin (STH). Es ist möglich, dass die Hormone bereits bei der Geburt fehlen.
Ebenso kann es in den ersten Lebensjahren zu Hormonstörungen kommen. Damit das Wachstum eines Kindes einen normalen Verlauf nimmt, benötigt es jedoch Wachstumshormone, die sich in der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) oder der Schilddrüse bilden.
Kleinwuchs in der Familie
Tritt der Kleinwuchs in der Familie auf, ist dies in der Regel nicht auf Krankheiten zurückzuführen, sondern auf genetische Ursachen. Oftmals liegt bei einem Elternteil ebenfalls Kleinwüchsigkeit vor.
Bei den betroffenen Kindern kommt es aber durchaus auch zu normalen Wachstumsphasen.
Angeborene Kleinwüchsigkeit
Erreicht ein Kind bereits nach der Geburt eine geringere Körpergröße als üblich, bezeichnet man dies als SGA (Small for Gestional Age). Gemeint ist damit, dass das Kind für sein Alter zu klein ist.
Eine angeborene Kleinwüchsigkeit tritt bei etwa 5 Prozent aller Geburten auf. Rund 90 Prozent aller betroffenen Kinder sind jedoch in der Lage, diesen Rückstand wieder aufzuholen.
Als Ursachen für angeborenen Minderwuchs gelten chronische Erkrankungen der Mutter, Alkohol- und Nikotinkonsum während der Schwangerschaft sowie die Einnahme von bestimmten Arzneimitteln.
Des Weiteren kommen Störungen des Erbguts, Erkrankungen des Kindes schon vor der Geburt, Funktionsstörungen der Plazenta und Mehrlingsschwangerschaften als mögliche Auslöser in Betracht.
Chromosomenstörungen
Kleinwuchs kann auch durch Chromosomenstörungen verursacht werden. Dabei kommt es zu fehlerhaften Geninformationen. Chromosomenstörungen gelten als häufige Ursache von Minderwuchs.
Außerdem besteht die Gefahr, dass verschiedene Erkrankungen wie das Ulrich-Turner-Syndrom auftreten.
Verzögerte Entwicklung
Mitunter führen auch biologische Faktoren bei Kindern zu einem verzögerten Körperwachstum. Erkennen lassen sich die Entwicklungsstörungen anhand des Knochenalters.
Als mögliche Ursache werden Erbinformationen der Eltern vermutet. Bei vielen Kindern besteht jedoch die Chance, dass sie einige Jahre später dennoch ein normales Wachstum erreichen.
Kleinwuchs durch Erkrankungen
Bestimmte Erkrankungen können Wachstumsstörungen zur Folge haben. Dazu gehören vor allem:
Aber auch Unterernährung ist mitunter ein Auslöser für Wachstumsstörungen. Die meisten Störungen lassen sich jedoch durch eine erfolgreiche Behandlung der Erkrankungen beheben, sodass das Wachstum wieder seinen normalen Verlauf nimmt.
Skelettdysplasien
Als Skelettdysplasie bezeichnet man eine Fehlbildung des Skeletts. Da eine Skelettdysplasie bereits angeboren ist, lässt sie sich schon bei der Geburt erkennen.
In der Medizin unterscheidet man zwischen unterschiedlichen Skelettdysplasieformen wie:
- SEDC
- Achondroplasie
- Hypochondroplasie
- Diastrophische Dysplasie
- Pseudoachondroplasie
- Phosphatdiabetes
Diese Erkrankungen kommen jedoch nur selten vor.
Silver-Russell-Syndrom
Als Silver-Russell-Syndrom (SRS) bezeichnet man eine sehr seltene Krankheit, deren Ursachen unbekannt sind. Dabei liegt bei den betroffenen Kindern bereits während der Geburt Kleinwüchsigkeit vor.
Darüber hinaus fallen sie durch einen großen Kopf und ein eckiges Gesicht auf.
Bei der Hälfte aller erkrankten Kinder sind die Körperhälften asymmetrisch. Vom Russell-Syndrom betroffene Menschen erreichen eine maximale Körpergröße von 1,40 bis 1,50 Meter.
Psychosoziale Umgebung
Auch die psychosoziale Umgebung kann sich auf das Wachstum eines Kindes auswirken. So besteht die Möglichkeit, dass es durch lieblose Eltern oder nicht intakte Familienverhältnisse zu Wachstumsstörungen kommt.
Verändert sich das Umfeld des Kindes jedoch zum Besseren, ist es möglich, dass sich das Wachstum wieder normalisiert.
Behandlung von Kleinwüchsigkeit
Besteht bei einem Kind Verdacht auf Kleinwüchsigkeit, sollte diese von einem Arzt festgestellt und kontrolliert werden. In einigen Fällen können eine spezielle Frühförderung oder krankengymnastische Übungen sinnvoll sein.
Liegt ein Mangel an Wachstumshormonen vor, besteht die Möglichkeit, diesen durch die Zufuhr von künstlichem Somatropin wieder auszugleichen.
Wichtig ist, die Kleinwüchsigkeit so früh wie möglich festzustellen, damit die Behandlung rechtzeitig beginnen kann. Haben sich die Wachstumsfugen jedoch verschlossen, zeigt die Therapie keine Wirkung mehr.
Mitunter ist auch eine operative Behandlung möglich, bei der die Gliedmaßen verlängert werden. Auf diese Weise lässt sich die Körpergröße um bis zu 20 Zentimeter steigern. Allerdings ist die Therapie sehr aufwendig und nimmt viel Zeit und mehrere Eingriffe in Anspruch.