Kolostrum - Welche Funktion hat die Vormilch und wann wird sie gebildet?
Wenn das Baby geboren ist, bildet sich in der Brust der Mutter das Kolostrum. Diese erste Milch wird auch als Erstmilch, Vormilch oder Kolostralmilch bezeichnet und ist äußerst wichtig für das Neugeborene. Das Kolostrum ist im Gegensatz zur normalen Muttermilch dickflüssig und gelblich und Babys erste Nahrung nach der Geburt. Lesen Sie über die Funktion und Wirkungsweise des Kolostrums.
Was ist Kolostrum und was bewirkt die Vormilch?
Interessanterweise produzieren die frisch gewordenen Mütter zunächst eine spezielle Form der Muttermilch, das sogenannte Kolostrum, das auch als Kolostralmilch, Vormilch oder Erstmilch bezeichnet wird.
Zusammensetzung des Kolostrums
Kolostrum ist in seiner Zusammensetzung weitaus komplexer als die normale Muttermilch. Neben Proteinen enthält es eine größere Anzahl an
- Enzymen
- insulinähnlichen Wachstumsfaktoren und
- Antikörper.
Letztere sind für die noch sehr krankheitsanfälligen Neugeborenen überlebenswichtig. Ungefähr 18 Stunden nach der Geburt beginnt die weibliche Milchdrüse die Zusammensetzung des Kolostrums zu ändern, bis nach etwa fünf Tagen nur noch normale Muttermilch produziert wird.
Wirkungsweise von Kolostrum
Die Wissenschaft hat das Kolostrum als entscheidenden Grund für das schnelle Wachstum in den ersten Lebenstagen identifiziert. Hierbei spielen vor allem die in der Kolostralmilch enthaltenen Insulinähnlichen Wachstumsfaktoren (IGF-1) eine bedeutende Rolle.
Seit Mitte der 90er Jahre gilt es auf Grund zahlreicher Studien als gesichert, dass IGF-1 die Proteinsynthese fördert und damit direkt zum Muskelwachstum beiträgt. Die Kombination der Insulinähnlichen Wachstumsfaktoren und den in der Erstmilch enthaltenden Aminosäuren machen das Kolostrum zu einer natürlichen anabolen Substanz und kann daher als Supplement eine sinnvolle Ergänzung in der Ernährung ambitionierter Sportler sein, die an Muskelaufbau und einer schnellen Regeneration interessiert sind.
Metaboler Effekt
Neben seiner anabolen Wirkung kann Kolostrum bei Ausdauersportlern auch zu einem metabolen Effekt führen. Den Grund hierfür findet man ebenfalls im IGF-1, den Insulinähnlichen Wachstumsfaktoren.
Untersuchungen haben bestätigt, dass IGF-1 die Lipoporteinlipase anregt und gleichzeitig die Insulinaktivität in den Fettzellen hemmt. Infolgedessen wird der Fettstoffwechsel erhöht, der wiederum bei Ausdauerleistungen die zentrale zentrale Rolle bei der Energiebereitstellung spielt.
Studien zur Wirkungsweise
Was sich zunächst nach einer theoretischen Herleitung anhört, wurde in der Praxis bereits mehrfach bewiesen. Bei einer der bekanntesten Studien absolvierten 38 Männer ein 8-wöchiges Lauftraining. Dabei wurden die Probanden in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe bekam 60g Kolostrum pro Tag zugeführt, die andere erhielt hingegen täglich ein Placebo-Präparat.
Zu Beginn der Testzeitraums mussten alle Teilnehmer einen Belastungstest auf dem Laufband absolvieren. Dessen Auswertung zeigte, dass sich beide Gruppen vom Leistungsniveau nicht signifikant unterschieden. Auch nach vier Wochen, als der Belastungstest wiederholt wurde, waren keine großen Unterschiede zu erkennen.
Am Ende des achtwöchigen Trainings hingegen, zeigten Männer der Kolostrum-Gruppe eine deutlich höhere Leistung, als die Teilnehmer, die das Placebo erhalten haben. Die Kolostrum-Probanden konnten nicht nur weiter laufen, sondern hatten bei der dem Belastungstest anschließenden Blutuntersuchung auch niedrigere Kreatinkinase-Werte aufzuweisen.
Diese Beobachtung deutet darauf hin, dass Kolostrum auch den Umfang an Muskelschäden, die während einer intensiven körperlichen Belastung üblicherweise auftreten, verringern kann, wodurch der Athlet widerstandsfähiger gegenüber harter Trainingseinheiten wird und sich schneller erholen kann.
Der Nutzen von Kolostrum geht jedoch über den sportlichen Bereich hinaus. Insgesamt enthält die Erstmilch mehr als 37 verschiedene natürliche Immunfaktoren und mehr als acht Wachstumsfaktoren, die das menschliche Immunsystem stabilisieren und stärker machen.
Zudem legen neuere Forschungsarbeiten und Beobachtungen aus der Praxis nahe, dass Kolostrum eine unterstützende Wirkung bei der Bekämpfung von Asthma und allergischen Reaktionen hat.
Weitere positive Effekte, die bei einer Einnahme von Kolostrum beobachtet werden konnten, sind die folgenden:
- Verbesserte Aufnahme von Nährstoffen
- Gesünderes Hautbild
- Erhöhung der Knochendichte
- Verbessertes Gedächtnis und höhere kognitive Leistungen
- Normalisierung der Blutzuckerwerte
Unterschiede zwischen Kolostrum und Muttermilch - Wie lange dauert die Vormilch-Phase?
Die Vormilch unterscheidet sich etwas von der reifen Muttermilich. Sie ist
- schleimig
- dickflüssiger und
- gelblich.
Möglich ist auch die Beimischung von etwas Blut. Bis es zur Herstellung von reifer Muttermilch kommt, kann es 18 bis 36 Stunden dauern. Dann wird die Zusammensetzung geändert, bis es nach zwei bis fünf Tagen zur Produktion der gewöhnlichen Muttermilch kommt.
Wann wird Kolostrum gebildet?
Zur Bildung von Kolostrum kommt es beereits in der Schwangerschaft. Die Herstellung erfolgt meist ab der 20. Schwangerschaftswoche.
Milchanregung mittels Kolostrummassage
Bevor man das Kind an die Brust legt, empfiehlt sich die Durchfürung der Kolostrummassage. Dadurch kann die Milchbildung angeregt werden.
Man legt die Hände gegenüberliegend mit der Handfläche auf die Brust. Mit leichtem Druck massiert man nun das Brustdrüsengewebe, ohne die Hände zu bewegen.
Die Hände sollten möglichst auf alle Bereiche der Brust gelegt werden. Die Berührung sollte als angenehm empfunden werden und darf nicht wehtun.
Nach der Lockerung des Gewebes auf diese Weise streicht mit sternförmigen Bewegungen über die Brust, vom Ansatz bis über die Mamille hinweg. Insgesamt sollte die Massage 30 bis 40 Sekunden andauern.