Zuckerwasser gegen den Impfschmerz bei Babys
Müssen Eltern mit angesehen, wie das Kind bei Impfungen heftig strampelt, weint und schreit, bricht ihnen das Herz. Zuckerwasser soll Babys und Eltern viel Leid ersparen. Mehrere Studien belegen, dass ein paar süße Tropfen die Kleinen beruhigen und offenbar auch den Impfschmerz reduzieren.
Süße Medizin mit deutlichen Effekt
Zum Schutz vor gefährlichen Erkrankungen wie
- Tetanus
- Keuchhusten oder
- Diphtherie
sind Impfungen unerlässlich. Kommt es nach einem Ausbruch einer Krankheit zu Komplikationen, stehen auch heute nicht immer geeignete Therapiemaßnahmen zur Verfügung. Daher gibt es für Babys und Kleinkinder Standard-Impfempfehlungen von der Ständigen Impfkommission (STIKO).
Doch vielen Eltern graust es vor den Impfterminen, weil die Kleinen gegen den Piks beim Impfen mit anhaltendem Schreien und Weinen heftig protestieren. Für Eltern schwer mit anzusehen.
Ein bisschen Zuckerwasser soll dem Einstich den Schrecken nehmen. Das belegen zahlreiche klinische Studien aus Kanada und den USA. Die Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass Zuckerwasser Babys das Impfen erleichtert. Die süße Medizin hat bei vielen Kindern einen deutlichen Effekt - die Kleinen weinen und schreien weitaus seltener und nicht so lange.
Traubenzucker besser geeignet als Kristallzucker
Der beruhigende und schmerzstillende Effekt von Zuckerwasser zeigt sich vor allem bei Säuglingen ab der vierten Lebenswoche; bei Kleinkindern ab einem Jahr bewirkt die süße Flüssigkeit kaum eine Schmerzlinderung. Auswertungen der Studien ergaben, dass Traubenzucker sich besser als Trösterchen eignet als Kristallzucker.
Da Traubenzucker nicht wie Rohrzucker an Zuckermoleküle gekoppelt ist, geht er sofort in Blut. Zuckerlösungen aus Traubenzucker können Eltern unkompliziert selbst herstellen. Bewährt hat sich eine Lösung mit einem Traubenzuckeranteil von etwa 30 Prozent.
Die Autoren neuer Studien weisen jedoch darauf hin, dass eine eindeutige Aussage bezüglich des Schmerzempfindens bei der Injektion aufgrund verschiedener Schmerz-Messmethoden nicht möglich ist. Fest steht lediglich, dass sich die Dauer des Schreiens und Weinens verkürzt.
Warum haben Zuckertropfen eine beruhigende Wirkung?
Warum Zuckerwasser Babys beruhigt, ist ebenfalls nicht klar definiert.
- Einige Wissenschaftler vermuten, dass die zuckerige Lösung schmerzstillende Substanzen im Organismus freisetzt;
- andere Forscher sind der Meinung, dass die süße Flüssigkeit bei Kontakt mit den Geschmacksnerven der Zunge das Wohlbefinden steigert.
Sinnvoll scheint es zu sein, die Zuckerlösung auf einen Schnuller zu träufeln und nicht direkt in den Mund zu geben. Weitere Tests haben gezeigt, dass Säuglinge, die Zuckertropfen in Verbindung mit einem Wärmestrahler bekamen, nur halb so lange schrien oder weinten.
Weniger Schmerz mit der Dr. Karp 5-S-Methode
Noch effektiver als das Verabreichen von Zuckerwasser ist die 5-S-Methode, die der amerikanische Kinderarzt Dr. Harvey Karp zur Beruhigung von Schrei-Babys entwickelt hat. Die Methode lässt sich ohne Aufwand praktizieren und hat sich bei Impfungen oder Blutabnahmen vielfach bewährt.
Die 5-S-Technik basiert auf folgenden zielgerichteten Aktivitäten:
- Strammes Einwickeln, auch als Pucken bezeichnet
- Seitenlage oder Bauchlage
- Beruhigende Schhhh-Laute wie Wellenrauschen oder Regen
- Schaukeln wie Herumtragen mit rhythmischen Bewegungen
- Saugen, beim Stillen oder mit dem Schnuller
Bei Anwendung der 5-S-Methode hören Babys nicht nur schneller mit dem Weinen auf, sondern zeigen auch ein geringeres Schmerzempfinden bei Injektionen. Das belegen ebenfalls verschiedene Studienergebnisse.
Insgesamt ergaben die Auswertungen, dass die 5-S-Technik deutlich wirksamer ist als die Gabe von Zuckerwasser. Derzeit laufen weitere Studien, um herauszufinden, ob sich das 5-S-Verfahren auch zur Behandlung anderer Schmerzzustände bei Babys eignet und in welchem Maß Eltern die Methode umsetzen können.