Sprechenlernen - Möglichkeiten der spielerischen Sprachförderung und Hilfe bei Sprachschwierigkeiten
Die Sprachentwicklung des Kindes ist eine ganz besondere Phase für Eltern und Kind. Aus dem ersten Gebrabbel werden schnell Töne und irgendwann folgen die ersten Wörter. Oft versetzen die Kleinen die Erwachsenen in größtes Erstaunen, wenn sie wieder mit einem neu erlernten Wort kommen. Das erste Wort im Leben ihres Babys ist ein Ereignis, dass die ganze Familie, besonders natürlich die Eltern, stolz macht.
Wann Kinder was sprechen können sollten
Das Sprechenlernen fängt eigentlich schon in der Schwangerschaft an, denn das Kind hört schon da die Stimme der Mutter. Nach der Entbindung sollte man immer viel mit dem Kind reden und ihm vorlesen.
Kinder entwickeln sich unterschiedlich und deshalb fangen sie auch nicht alle zur gleichen Zeit an zur reden.
Zwischen dem 12. und 14. Lebensmonat sollten Kinder anfangen zu sprechen, die Worte sind egal, auch ob sie richtig ausgesprochen werden. Kleine Kinder haben oft noch eine eigene Kindersprache.
Zwischen dem 18. und 24. Lebensmonat sollte das Kind über einen Wortschatz von ungefähr 50 Wörtern verfügen.
Etwa ab dem zweiten Lebensjahr sollte das Kind Zweitwortäußerungen formulieren können, wie "Mama hier" oder "Papa kommt". Ab jetzt fängt der Wortschatz normalerweise explosionsartig an zu wachsen.
Geben Sie Ihrem Kind die benötigte Zeit
Ausnahmen und Abweichungen bestätigen die Regel, dass es keine klare Richtschnur gibt und man dem Kind vor allen Dingen viel Geduld entgegenbringen muss. Gerade beim ersten Kind können die Eltern oft die weiteren Entwicklungsschritte kaum abwarten; sie werden ungeduldig oder machen sich Sorgen, wenn sich Entwicklungsphasen verzögern.
Es gibt einfach Kinder, die schneller sind und andere wiederum sind Spätzünder. Beides darf sein und beides ist in Ordnung.
Der Weg zum ersten Wort
Die ersten Monate
Die ersten Monate kann sich Ihr Baby nur über Schreien verständigen, deshalb schreit es, wenn es:
Später folgen dann die ersten Geräusche wie Glucksen oder Schnalzen. Obwohl die Kinder noch keine Wörter sprechen können, können sie Silben wie "ma" und "na" unterscheiden.
Ab dem vierten Lebensmonat
Nach etwa vier Monaten kann Ihr Kind schon verschiedene Silben aussprechen und miteinander kombinieren. Ein lustiges Gebrabbel von "eieiei" oder "dadada" ist dann häufig im Kinderzimmer zu vernehmen.
Diese Brabbelei ist eine Übung für das spätere Sprechen. Ihr Kind lernt, sein Sprechwerkzeug zu nutzen.
Ab dem sechsten Lebensmonat
Etwa mit einem halben Jahr versucht Ihr Kind, Ihre Sprache nachzuahmen. Sie können diesen Prozess des Lernens durch Nachahmung unterstützen, indem Sie besonders viel mit Ihrem Kind reden und ihm öfters etwas vorlesen.
Nach dem ersten Geburtstag
Mit einem Jahr etwa wird Ihr Kind seine ersten Worte sprechen und diese Wörter auch mit ihrer Bedeutung in Zusammenhang bringen. Aus der Brabbelei wird das erste fröhliche Geplapper. Wenn dann das erste "Mama" zu vernehmen ist, ist das Mutterglück natürlich perfekt.
Mit jedem Tag lernt ihr Kind jetzt neue Wörter hinzu. Das kleine Gehirn muss nun Schwerstarbeit leisten. Es dauert dann nicht mehr lang, bis Ihr Kind zu einem echten kleinen Gesprächspartner wird.
Zweisprachig erzogene Kinder sind besonders gefordert
Eine besondere Herausforderung ist es, wenn Kinder zweisprachig aufwachsen; hier empfehlen die Fachleute, dass der Elternteil, welcher die ausländische Sprache spricht, diese Sprache konsequent anwendet. Zweisprachig erzogene Kinder fangen in der Regel später an zu sprechen, beherrschen dann aber beide Sprachen.
In jedem Fall ist es wichtig, dass man viel mit dem Kind spricht und dass es viel Kontakt zu gleichaltrigen Kindern hat. Denn gute Sozialkontakte fördern die Sprachentwicklung des Kindes.
Die Sprache des Kindes fördern
Die Sprachentwicklung seines Kindes kann man mit verschiedenen Maßnahmen unterstützen.
Dem Kind Zeit geben, zu lernen
Auf keinen Fall sollte man Druck auf das Kind ausüben oder es ständig mit den Worten "Sag was" ermuntern. Kinder haben von selbst eine natürliche Freude am Sprechen. Man muss es auch nicht ausdrücklich üben, vielmehr muss man
- viel mit dem Kind reden
- ihm vorlesen und
- so die Möglichkeit geben, einen Wortschatz zu bilden.
Nicht selbst in Kleinkindsprache verfallen
Am Anfang entwickeln Kinder oft ihre Kleinkindsprache mit "Dada" oder "Wauwau", das darf man ihnen auch ruhig lassen, sollte aber darauf achten, dass man diese Sprache nicht übernimmt, sondern alles richtig und klar ausspricht. Auf diese Weise lernt das Kind; schon von Anfang an hört es den elterlichen Stimmen aufmerksam zu und entwickelt ein Gespür für die Sprache.
Mögliche Spiele zum Sprechenüben
Auf spielerische Weise kann man natürlich immer das Sprechen mit dem Kind üben.
- Kinder lieben es, wenn man auf Dinge zeigt, diese benennt und dann das Kind nach dem Namen der Dinge fragt.
- "Ich sehe etwas was du nicht siehst" ist auch ein bekanntes Spiel, um das Sprechen zu üben.
- Kinder lieben Wiederholungen und deshalb wollen sie die ersten einfachen und kindgerechten Kinderbücher immer und immer wieder wiederholt haben.
Oft sind die Eltern dann erstaunt, wenn das Kind plötzlich die ganzen Sätze mitsprechen kann. Kinder lernen schnell und auch gerne, aber immer ohne Zwang und ohne Druck.
Es gibt viele gute Spiele, welche die Sprachentwicklung fördern und den Wortschatz aufbauen. Dieses gemeinsame Spielen fördert auch die Bindung zwischen Eltern und dem Kind und natürlich macht es einfach auch Spaß. Auch einfache Kinderlieder dienen dazu, die Sprachentwicklung zu fördern.
Nur nicht übertreiben
Bei allen Anstrengungen, um das Kind zu unterstützen, muss man aber aufpassen, um nicht in einen Frühförderwahn zu geraten. Wenn es für das Kind zum Stress wird, ist es keine sinnvolle und pädagogisch wertvolle Aufgabe mehr.
Kinder haben normalerweise ein großes Mitteilungsbedürfnis und deshalb auch Freude am Sprechen. Der manchmal auch schwierige Prozess des Spracherwerbs kann nicht immer auf Anhieb klappen. Deshalb braucht es die Geduld und das Einfühlungsvermögen der Erwachsenen.
Sprachentwicklungsstörungen erkennen und dagegen angehen
Kinder haben normalerweise eine natürliche Freude am Sprechen; trotzdem kann es in dem Prozess der Sprachentwicklung auch zu Sprachproblemen und Sprachstörungen kommen.
Beim Spracherwerb des Kindes gilt es ganz besonders, Geduld zu haben und das Kind einfühlsam zu unterstützen. Auf eine fehlerhafte Aussprache sollte man nie ungehalten reagieren, das Kind auch nicht ausdrücklich korrigieren, sondern selbst richtig vorsprechen.
Wann liegt eine gestörte Sprachentwicklung vor?
Mit etwa zwei Jahren sollte Ihr Kind in der Lage sein, kurze Sätze zu sprechen. Anhand der Sprachentwicklung lassen sich auch eventuell vorhandene Entwicklungs- oder Hörstörungen feststellen. Kinder die unter Schwerhörigkeit leiden, fangen erst später oder im schlimmsten Fall nie mit dem Sprechen an.
- Ist die Entwicklung stark verzögert, kann man dies mit einem Kinderarzt besprechen, aber manche Kinder brauchen einfach ein bisschen länger. Es gibt spät sprechende Kinder und solche, die ihre Defizite zu einem späteren Zeitpunkt wieder rasant aufholen.
- Wenn man sich Sorgen macht, sollte man die Sprachentwicklung aufmerksam beobachten und fachliche Hilfe, etwa eines Logopäden in Anspruch nehmen.
Wenn das Kind nicht spricht
Sollte das Kind gar nicht sprechen, ist es ratsam, den Kinderarzt und Ohrenarzt aufzusuchen, um eine eventuelle Fehlbildung der Sprachorgane und Hörschäden auszuschließen.
Wenn das Kind undeutlich spricht
die vorgelesen und vorgesprochen werden, können die Sprachentwicklung unterstützen. Dabei müssen die Kinder nicht nur das Sprechen, sondern auch das Hören üben.
Es kann auch sein, dass das Kind zwar ganze Sätze formuliert, aber undeutlich spricht. Etwa ab dem vierten Lebensjahr sollten alle Laute beherrscht werden. Wenn das Kind zum Beispiel "R" oder "Sch" noch nicht sauber aussprechen kann, muss man noch lange nicht in Panik geraten.
Wenn aber mehrere Laute oder auch Konsonantenverbindungen falsch ausgesprochen werden, sollte man dann doch beim Kinderarzt vorstellig werden und eventuell einen Logopäden hinzuziehen. Logopädinnen und Logopäden sind für fast alle Sprachprobleme die richtige Anlaufstelle.
Mit etwa achtzehn Monaten sollte das Kind normalerweise anfangen zu sprechen. Im Alter von etwa zwei Jahren können die meisten Kinder schon drei Wörter zu einem kleinen Satz zusammenfügen, wie "Mama einkaufen gehen".
Sprachschwierigkeiten nicht immer Grund zur Sorge
Das Sprechen und die Sprache haben für Eltern und Kind eine ganz entscheidende Bedeutung. Deshalb können Defizite in der Sprache zu einem großen Leidensdruck führen.
Bei kleinen Kindern kann es altersgemäß zu einer völlig normalen Sprechunflüssigkeit kommen, die aber völlig unbedenklich ist. Nur in den wenigsten Fällen zeichnet sich ein Stottern ab, auch hierfür sind Logopäden die richtigen Ansprechpartner.
Anzeichen für ernstzunehmende Sprachprobleme
Mögliche Sprachschwierigkeiten können vorliegen, wenn:
- das Kind im Vergleich zu gleichaltrigen Kindern einen eingeschränkten Wortschatz hat
- die Wörter fehlerhaft ausgesprochen werden
- ein eingeschränktes Sprachverständnis vorliegt
- es zu einer fehlerhaften Grammatik kommt
Eine Sprachentwicklungsverzögerung kann vorliegen, wenn:
- das Kind stottert oder es näselt
- es zu schnellem, überstürztem Sprechen kommt, bei dem Wörter oder Silben verschluckt werden
- eine außergewöhnliche Stimmlage vorliegt
Wenn dem so ist, braucht das Kind eine möglichst frühzeitige Förderung.
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