Verhaltensstörung beim Baby erkennen
Verhaltensstörungen beim Kind können in allen Altersstufen auftreten. Je früher sie erkannt werden, umso besser können sie behandelt werden. Um mit Verhaltensstörungen umzugehen gibt es wohl kein Patentrezept. Die Ursachen können unterschiedlicher Art sein und auch die Symptome können sich auf verschiedene Art und Weise ausdrücken. Holen Sie sich Tipps, wie Sie Verhaltensstörungen beim Baby erkennen können und wie damit umzugehen ist.
Was sind Verhaltensstörungen und wie äußern sie sich?
Unter einer Verhaltensstörung versteht man eine Auffälligkeit im Verhalten, die von der Norm abweicht. Verhaltensstörungen lassen sich bereits im Baby- oder Kindesalter erkennen.
Betroffene drücken dadurch aus, dass Beeinträchtigungen in ihrer Entwicklung vorliegen, die durch innere und/oder äußere Faktoren verursacht werden. Weisen Kinder Verhaltensauffälligkeiten auf, stimmt etwas nicht: in diesem Fall gibt es keinen direkt ersichtlichen Grund, aus dem sich ein Mensch so verhält.
Dabei sind Verhaltensstörungen beim Baby sehr schwer zu erkennen. Die Symptome können von leichteren Verhaltensproblemen bis hin zu schwerwiegenden Verhaltensstörungen reichen.
Wie sich Kinder später verhalten, hängt fest mit dem Temperament der Babys im ersten Jahr sowie dem Erziehungsstil der Eltern zusammen. Kinder brauchen schon von kleinauf Anregungen und eine intellektuelle Förderung.
Verhaltensstörung durch häufiges Schreien?
Auffällig ist immer, wenn ein Kind ohne ersichtlichen Grund lange anhaltend und schrill schreit, ohne sich beruhigen zu lassen. In den letzten Jahren hat sich der Begriff "Schreibabys" geprägt.
In jeder größeren Stadt gibt es mittlerweile eine Schreiambulanz, bei der man sich Rat und Hilfe holen kann. Diese sind oft Kinderkliniken angeschlossen. Alternativ kann die Hebamme helfen, eine zu finden.
Auffallend ist, wenn Babys gegenüber Berührung empfindlich reagieren und wenn Schlafauffälligkeiten zu Tage treten, auch, wenn Probleme beim Füttern auftauchen und selbstverständlich wenn in der Familienanamnese schon eine Belastung vorliegt. Spätere Hyperaktivität, ADS und ADHS wird immer wieder mit Schreibabys in Verbindung gebracht.
Verhaltensstörungen bei Babys erkennen
Verhaltensstörungen sind bei Babys meist nicht leicht zu erkennen. Gerade für Erstlingsmütter ist es schwer einzuordnen, was normal und was unnormal im Verhalten des Babys ist. Sie sind verunsichert und brauchen dann kompetente Hilfe.
Aber trotzdem haben Mütter auch oft ein gutes Gespür, wenn mit dem Kind etwas nicht stimmt. Sobald sich ein ungutes Gefühl einstellt, dann sollte man lieber einmal zuviel, als einmal zu wenig zum Kinderarzt gehen. In allen Städten und größeren Ortschaften gibt es auch gute Beratungsstellen von verschiedenen Einrichtungen wo man sich Hilfe holen kann.
Häufig hört man von Eltern verhaltensauffälliger Kinder, dass sie sie schon im Babyalter als fordernd beschrieben haben. Dabei ist immer zu beachten, dass Babys sich nicht anders mitteilen können, als durch Schreien.
Von einer psychischen Ursache beispielsweise könnte nur dann die Rede sein, wenn man andere Störfaktoren sowie akute Erkrankungen ausschließen kann. Weder ist eine genaue Diagnostik möglich, noch lässt sich zu einer spezifischen Behandlung raten - somit wird der Feststellung von Verhaltensstörungen bei Babys bislang kein medizinischer Stellenwert zugeschrieben.
Verhaltensauffälligkeiten lassen sich erst im Laufe der Kindheit deutlicher erkennen
Es gibt zahlreiche Symptome, mit denen Babys bei ihren Eltern auffallen können. Dies wären etwa:
- Unruhe
- Schreien
- Schlafprobleme
- Essstörungen und Essverweigerungen
- Trinkprobleme
Wenn die Eltern bereits mit einem älteren Geschwisterkind Erfahrung haben, wird es ihnen eher auffallen, wenn ein bestimmtes Verhalten auftritt, dem möglicherweise eine Störung zugrunde liegt. Hierbei kommt es darauf an, mögliche zusätzliche Leidens- oder Unwohlsgefühle beim Kind zu erkennen, die auf eine Erkrankung hindeuten könnten. Verhaltensunauffälligkeiten werden in der Regel erst im weiteren Kindheitsverlauf deutlich.
Anzeichen für Verhaltensstörungen bei älteren Kindern
Offenkundiger wird eine echte Verhaltungsstörung meist erst im späteren Lebensalter des Kindes. So können Anzeichen vorhanden sein wie:
- Lügen
- Ungehorsam gegen die Eltern
- Ungehorsam in der Schule
- Aggressivität
- das Schikanieren von Schulkameraden und Spielgefährten
- soziale Abkapselung
- auffällige Schüchternheit
- unreifes Verhalten
- sich nicht an Regeln halten können
- unbedingt im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen wollen
Später können auch Betrügen und Stehlen Thema werden. Dabei müssen nicht alle Anzeichen gleichzeitig vorhanden sein. Oft sind so genannte anstrengende Kinder aber auch besonders begabt und brauchen entsprechende Förderung und ausreichend Zuwendung.
Mögliche Ursachen - Wie kommt es zu Verhaltensstörungen bei Babys und Kindern?
Als Gründe für Verhaltensstörungen vermutet man:
- den Erziehungsstil der Eltern
- traumatische frühkindliche Erlebnisse
- hirnorganische Störungen
Diagnose - Wie lassen sich Verhaltensstörungen erkennen?
Es gibt kein Screening für Verhaltensauffälligkeiten. Die U-Untersuchung beinhaltet die Überprüfung der psychischen und körperlichen Entwicklung. Dabei lassen sich möglicherweise auch starke Auffälligkeiten im Verhalten erkennen.
Das Sozialverhalten nimmt ab der U9 an Bedeutung zu. In diesem Zusammenhang erfolgt eine Untersuchung der Schulfähigkeit.
Der Kinderarzt ist hierbei der richtige Ansprechpartner. Alternativ lässt sich bei älteren Kindern auch ein Kinderpsychologe um Rat fragen.
Mit Verhaltensstörungen umgehen und sie vermeiden
Man weiß, dass das erste Lebensjahr für das Kind sehr prägend ist. So scheinen das jeweilige Temperament des Kindes und auch die Erziehungsmethoden der Eltern eine wichtige Rolle zu spielen. Amerikanische Studien belegen, dass Kinder die früh gefördert und nicht sanktioniert wurden, denen man mit Liebe und Aufmerksamkeit begegnet ist, seltener an Verhaltensstörungen leiden.
Sanktionen helfen nicht
Natürlich müssen hirnorganische Ursachen ausgeschlossen werden. Eltern müssen sowohl erziehungsfähig, als auch erziehungswillig sein.
Das kann gerade im ersten Lebensjahr sehr anstrengend sein, wenn das Kind viel Aufmerksamkeit fordert. Aber da wird das Urvertrauen gelegt, wenn das Baby bedingungslos geliebt wird.
Schreien als Kommunikationsweise verstehen lernen
Wenn Kinder viel schreien und anstrengend sind, so melden sie damit lediglich ihre Bedürfnisse an. Sie haben keine andere Möglichkeit zu kommunizieren.
Ein Baby ist nicht berechnend und es will die Eltern auch nicht ärgern, es will Aufmerksamkeit und Zuwendung. Deshalb ist es auch sinnlos ein Baby zu bestrafen, Sanktionen haben hier nichts zu suchen. Babys sind verschieden und so unterschiedlich ist auch das Maß, was sie an freundlicher und liebevoller Behandlung brauchen.
Verständnis aufbringen
Sicher ist nur, dass
- das Kind leidet
- unglücklich ist und
- unter enormem Druck steht.
Wenn man sich dessen bewusst ist, hat man schon den ersten Schritt getan, um dem Kind Verständnis entgegenzubringen. Die Kinder sind nicht böse, sie sind nicht berechnend und sie wollen auch niemanden ärgern, auch wenn es manchmal so scheint. Sie versuchen ihre Bedürfnisse auszudrücken und Aufmerksamkeit einzufordern, wenn auch auf eine schwer verständliche Art.
Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen
Verhaltensgestörte Kinder können oft auch pädagogisch erfahrene Personen bis an ihre Grenzen bringen. Die anstrengenden Verhaltensweisen überfordern die Eltern und die Umgebung, wobei das Kind lediglich versucht zu signalisieren, dass ihm etwas fehlt, und dass es Hilfe und Unterstützung braucht, wenn auch auf eine unbeholfene Art.
Oft haben verhaltensgestörte Kinder viel Ablehnung und Zurückweisung erfahren. Deshalb sind sie nicht mehr in der Lage, auf einfache und normale Weise zu kommunizieren.
Eltern von verhaltensgestörten Kindern brauchen vor allem sehr viel Ruhe und Gelassenheit, um dem Kind zu begegnen. Das ist leichter gesagt als getan, aber der Respekt gegenüber der kleinen Persönlichkeit und liebevolle Zuwendung erleichtern das Miteinander ungemein.
Kinder fördern
Schließlich will jedes Kind nur geliebt und wahrgenommen werden und das ausdrücken dürfen was es ist, auch wenn es etwas ganz anderes ist, als man von ihm erwartet hätte. Je älter das Kind wird, umso weniger schläft es und braucht Aufmerksamkeit.
Jetzt werden
- Kinderlieder
- Kinderreime und
- Bilderbücher sowie
- die ersten Spielsachen
wichtig. Das Kind will lernen und dabei braucht es Förderung. Man kann nicht erwarten, dass sich ein Baby lange mit sich selbst beschäftigen kann.
Aber je mehr Zuwendung es jetzt bekommt, umso besser wird es dies im späteren Leben können. Viele verhaltensgestörte Kinder sind besonders begabt und intelligent und da haben sie den Anspruch auf Förderung und Unterstützung, vielleicht, indem sie
- ein Musikinstrument erlernen oder
- einen Schachkurs machen.
Die Kunst ist es herauszufinden, wo die Talente des Kindes liegen. Wenn es unterstützt und gefördert wird, erfährt es Aufmerksamkeit und die braucht es ganz dringend.
Hilfe von Beratungsstellen annehmen
Auch im Babyalter brauchen diese Kinder besonders viel Zuwendung und das kann für Eltern sehr anstrengend sein. Deshalb sollten sie sich immer Hilfe und Unterstützung in Beratungsstellen und Elterngruppen von ebenfalls betroffenen Eltern suchen.
So ein Austausch kann sehr hilfreich sein, auch um zu erfahren, dass man mit der Thematik nicht alleine ist. Die Eltern brauchen genau so Hilfe und Unterstützung wie das Kind selbst.
Fazit
Ein Baby zu haben bedeutet Verantwortung zu übernehmen und ihm die bestmöglichen Voraussetzungen für eine gesunde Entwicklung zu bieten.
Wenn das Kind anstrengend ist, dann ist es nicht zufrieden und signalisiert nur, dass ihm etwas fehlt. Herauszufinden was das ist, ist die Aufgabe der Eltern, auch wenn das unter Umständen manchmal nervenaufreibend sein kann.
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