Angioplastie (PTA) - Anwendung, Ablauf und Risiken

Die Angioplastie ist ein Verfahren zur Ausdehnung verengter Blutgefäße, zum Beispiel im Falle einer Arteriosklerose oder koronaren Herzkrankheit. Mithilfe eines Ballonkatheters werden die Ablagerungen an den Blutgefäßwänden (Plaques) in die Gewäßwand gedrückt und der Gefäßverschluss so geöffnet. Häufig wird auch noch ein Drahtgeflecht (Stent) implantiert, dass das Gefäß dauerhaft offenhalten soll. Alles Wichtige zum Ablauf und möglichen Risiken der Angioplastie lesen Sie hier.

Von Jens Hirseland

Die Angioplastie, vollständig "perkutane transluminale Angioplastie" (PTA), kommt zur Therapie von verengten oder verschlossenen Blutgefäßen zur Anwendung. Dabei werden die betroffenen Gefäße mit einem schlauchähnlichen Katheter sowie einem kleinen Ballon aus dem Inneren des Körpers aufgedehnt. Die Behandlung findet durch einen Radiologen statt, der über eine spezielle Ausbildung verfügt.

Zunächst wird der Ballon über einen kleinen Stichkanal durch die Haut in den Körper eingeführt. Hat er die Region, in der die Gefäßengstelle ansässig ist, erreicht, erfolgt sein Aufpumpen zur Eröffnung der betroffenen Arterie.

Anwendungsgebiete der Angioplastie

Eine Angioplastie lässt sich für verschiedene Bereiche verwenden. So gibt es:

  • eine Angioplastie der Koronargefäße, die als PTCA (perkutane transluminale koronare Angioplastie) bezeichnet wird
  • die Angioplastie von peripheren Arterien
  • eine Karotisangioplastie an der Halsschlagader (Arteria carotis)
  • eine Angioplastie an der Nierenarterie (Arteria renalis)
  • eine venöse Angioplastie

Häufigste Indikation für das Durchführen einer Angioplastie ist eine Arteriosklerose (Arterienverkalkung). Dabei bilden sich Plaques, die die Arterien verengen oder sogar verschließen. Infolgedessen erhält das betroffene Gewebe nicht mehr auseichend Sauerstoff. Die Patienten leiden deswegen unter unterschiedlichen Symptomen, die davon abhängen, welche Körperregion von der Arterienverkalkung betroffen ist. So rufen verengte Nierenarterien oft Bluthochdruck hervor, während Verengungen der Beinarterien meist Schmerzen beim Laufen nach sich ziehen.

Zur Anwendung gelangt eine Angioplastie häufig auch zur Therapie der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) oder der koronaren Herzkrankheit (KHK). Diese Erkrankungen lassen sich oft erfolgreich durch eine Angioplastie behandeln. Führt die Angioplastie jedoch nicht zur Besserung, muss ein offener operativer Eingriff vorgenommen werden.

Ablauf der Angioplastie

Normalerweise wird die Angioplastie in einem Krankenhaus vorgenommen. Sie nimmt ungefähr ein bis zwei Stunden in Anspruch.

Vor dem Eingriff

Ab Mitternacht vor dem Eingriff dürfen keine Mahlzeiten mehr eingenommen werden. Mineralwasser ist dagegen erlaubt. Diabetikern wird empfohlen, den Arzt über die Dosierung des Insulins zu befragen. Auch der Blutzuckerspiegel sollte überprüft werden. Die Einnahme von blutverdünnenden Arzneimitteln wie Marcumar sind dem Arzt ebenso mitzuteilen wie Schäden an den Nieren. Der Arzt muss zudem unbedingt Bescheid wissen, wenn eine Allergie auf Kontrastmittel besteht.

Falls nötig, verabreicht der Arzt dem Patienten vor der Angioplastie ein Beruhigungsmittel oder ein lokales Anästhetikum.

Durchführung der Angioplastie

Erster Schritt der PTA ist das Einbringen eines elastischen Schlauches aus Kunststoff, bei dem es sich um einen Ballonkatheter handelt, in das arterielle Gefäßsystem. Dies erfolgt über eine Arterie.

In der Regel findet das Einbringen des Katheters über die große Leistenschlagader statt. Es ist aber ebenso möglich, ihn über eine Arterie am Handgelenk oder am Ellenbogen einzuführen.

Um den Ablauf des Verfahrens genau verfolgen zu können, injiziert der Arzt dem Patienten im Vorfeld ein Kontrastmittel, wodurch Röntgenbilder über einen angeschlossenen Monitor übermittelt werden. Durch den Bildschirm lässt sich präzise erkennen, an welchen Körperstellen der Ballon-Katheter angelangt ist.

Hat der Katheter die verengte Region erreicht, beginnt das Aufblasen des Ballons. Dabei beseitigt er die verantwortliche Plaque nicht. Stattdessen drückt er sie hinein in die Gefäßwand.

Reicht das Aufweiten der Stenose durch den Ballon allein nicht aus, besteht die Option, mithilfe eines Führungsdrahtes einen Stent einzubringen. Der Stent kann sich selbst entfalten oder wird durch den Ballon aufgeblasen.

Nach Abschluss der Angioplastie bleibt der Stent weiterhin im Körper, wobei er für die dauerhafte Öffnung des Gefäßes sorgt. Am Ende des Verfahrens wird der Katheter behutsam aus dem Körper zurückgezogen und entfernt. Um Nachblutungen zu vermeiden, erhält der Patient einen Druckverband.

Ballon und Stent werden an der Stelle der Plaques platziert
Einführen eines Ballon-Katheters mit Stent in die Arterie mit Ablagerungen (Stentangioplastie)

Nachbehandlung

Im Normalfall verbringt der Patient die Nacht im Anschluss an die Angioplastie im Krankenhaus. Dabei sollte er sich in seinem Zimmer entspannen und reichlich Flüssigkeit zu sich nehmen. Die meisten Medikamente können in gewohnter Weise weiterhin eingenommen werden. Eine Ausnahme stellt Metformin dar. In den ersten 24 Stunden darf außerdem nicht geraucht werden. Ebenso ist auf Duschen und heiße Bäder in den ersten 12 Stunden zu verzichten. Gleiches gilt für schweres Heben oder anstrengende Bewegungen.

Treten nach dem Verlassen des Krankenhauses an der Punktionsstelle Blutungen auf, ist der Arzt zu verständigen. Er entscheidet, ob eine Rückkehr in die Klinik erforderlich ist. Der Arzt ist außerdem bei Schmerzen an der Aufpumpstelle, Sensibilitätsstörungen oder farblichen Veränderungen an den Gliedmaßen zu alarmieren.

Mögliche Risiken einer Angioplastie

Dank moderner Technik sind bei einer Angioplastie weniger Risiken zu befürchten als bei operativen Eingriffen. Manchmal zeigen sich aber trotzdem unerwünschte Komplikationen wie Verletzungen der Gefäßwand und Blutungen. Bemerkbar macht sich dies durch einen blauen Fleck, der aber schon nach einigen Tagen wieder zurückgeht. Häufigste Risiken und Nebenwirkungen sind außerdem:

  • das Bilden von Blutgerinnseln, die eine Embolie hervorrufen können
  • leichte Schmerzen, wenn die Betäubung nachlässt
  • eine Entzündung an der Punktionsstelle
  • allergische Reaktionen auf das Kontrastmittel wie Hautausschläge, Juckreiz oder Brechreiz
  • Beeinträchtigung von Weichteilen, Nerven oder Gefäßen

Bei Diabetikern, die Arzneimittel einnehmen, die Metformin enthalten, besteht die Gefahr einer Stoffwechselstörung, während es bei Personen mit Schilddrüsenüberfunktionen zu Funktionsstörungen der Drüse kommen kann.

Regelmäßige Kontrolle sinnvoll

Durch die Angioplastie lässt sich eine verschlossene Arterie öffnen und das Blut kann wieder auf natürliche Weise fließen, sodass der Sauerstofftransport in das Gewebe nun reibungslos verläuft.

In manchen Fallen ist allerdings einige Monate später eine weitere Angioplastie erforderlich. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, regelmäßig den Status der Gefäße kontrollieren zu lassen. Damit sich die Durchblutung nachhaltig wieder bessert, wird eine gesunde Lebensführung empfohlen. Außerdem müssen eventuelle Grunderkrankungen wie die Zuckerkrankheit entsprechend behandelt werden.

  • Christian Klaus Krzemien Angiografisch kontrollierte Studie zur kruralen perkutanen transluminalen Angioplastie, 2013
  • Jürgen Linzer Perkutane transluminale Angioplastie bei Dialyseshuntdysfunktionen, 2005
  • Claudia Lanzanowski, Jochen Jordan Psychosoziale Aspekte der Herzkatheteruntersuchung, Koronarangiographie und -angioplastie, VAS-Verlag für Akademische Schriften, 2003, ISBN 9783888643781
  • David S. Wald, Joan K. Morris, Nicholas J. Wald, Alexander J. Chase, Richard J. Edwards, Liam O. Hughes, Colin Berry, Keith G. Oldroyd Randomized Trial of Preventive Angioplasty in Myocardial Infarction, New England Journal of Medicine, 2013

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