Bluttransfusion - Anwendung, Ablauf und Behandlung
Als Bluttransfusion bezeichnet man die intravenöse Übertragung von bestimmten Blutbestandteilen von einem Menschen zum anderen. Grund dafür sind starker Blutverlust oder Mangelzustände des Empfängers. Dabei müssen im Vorfeld einige Dinge beachtet werden.
Ziel und Zweck
Zweck einer Bluttransfusion ist die intravenöse Übertragung bestimmter Bestandteile des Blutes von einem Spender zu einem Empfänger. Eine Blutspende ist freiwillig und kann, soweit keine gesundheitlichen Bedenken vorliegen, bis zu sechsmal jährlich durchgeführt werden.
Die Transfusion erfolgt durch die Injektion in eine Vene. Während früher dem Empfänger das Vollblut transfundiert wurde, ist man heute dazu übergegangen, die Blutbestandteile zu trennen. So bekommt jeder Empfänger nur den Blutbestandteil, den er wirklich benötigt.
In der Regel werden bei einer Bluttransfusion rote Blutkörperchen (Erythrozyten-Konzentrate) übertragen. Erythrozyten sind unter anderem für den Sauerstofftransport zuständig.
Eine andere Spende kann zum Beispiel aus Thrombozytenkonzentrat bestehen. Eine Transfusion von Thrombozyten ist beispielsweise bei Gerinnungsstörungen notwendig.
Voraussetzungen
Blutgruppen
Damit eine Bluttransfusion vorgenommen werden kann, muss die Kompatibilität, also die Verträglichkeit, zwischen den Blutgruppen des Spenders und des Empfängers gewährleistet sein. Aus diesem Grund werden vor Beginn einer Bluttransfusion die Blutgruppen von Spender und Empfänger bestimmt.
Test auf Erkrankungen
Vor der ersten Blutspende wird das Blut des potentiellen Spenders getestet, etwa auf:
- HIV
- Hepatitis A
- Hepatitis B
- Hepatitis C
- Syphilis
- einen Leberenzym-Wert (GPT)
Einwilligung
Der Empfänger einer Bluttransfusion muss der Übertragung vorher schriftlich zustimmen. Bei dringenden Notfällen kann eine Transfusion jedoch auch ohne Einwilligung des Patienten durchgeführt werden.
Das Transfusionsgesetz (TSG) schreibt zudem vor, sämtliche Daten
- des Empfängers
- des behandelnden Arztes
- zu der Blutkonserve und
- zu möglichen Zwischenfällen
zu notieren. Auf diese Weise ist möglich, den Weg einer Blutkonserve vom Spender zum Empfänger lückenlos zurückzuverfolgen.
Blutkonserven
Bluttransfusionen führt man in der Regel mit Blutkonserven durch, die von großen Anbietern wie Privatunternehmen oder Wohlfahrtsorganisationen hergestellt werden. Diese liefern die Blutkonserven an Kliniken und Ärzte. Das Blut wird vorher durch Blutspenden gewonnen. Die meisten Blutkonserven sind Erythrozyten-Konzentrate.
Herstellung
Bei der Herstellung werden der Blutkonserve Stabilisatorlösungen beigefügt. Auf diese Weise lässt sich das Blut in Blutzellen und Blutplasma trennen. Dabei dürfen Blutspenden von unterschiedlichen Spendern nicht vermischt werden, damit der Ursprung der einzelnen Blutkonserven zurückverfolgt werden kann.
Neben den Konzentraten der roten Blutkörperchen werden auch Thrombozyten-Konzentrate (Blutplättchen) aus Blutspenden gewonnen. In diesem Fall dürfen blutgruppengleiche Spenden miteinander vermischt werden. Thrombozyten-Konzentrate werden in erster Linie für die Behandlung von Blutgerinnungsstörungen verwendet.
Anwendungsgebiete
Bluttransfusionen werden angewendet, wenn ein Patient unter starkem akuten oder chronischen Blutverlust leidet. Dieser kann durch
- schwere Verletzungen
- Blutgerinnungsstörungen
- Anämie (Blutarmut) oder
- bestimmte Krankheiten, wie zum Beispiel Leukämie,
hervorgerufen werden.
Eigenblutspende
Eine Variante ist die autologe Bluttransfusion (Eigenblutspende). Dabei wird dem Patienten eigenes Blut während oder nach einem operativen Eingriff zugeführt. Steht einem Patienten ein Eingriff bevor, in dem das Risiko von Blutungen besteht, wird ihm schon Wochen vor der OP in mehreren Sitzungen Blut entnommen. Der Körper kann diesen "langsamen" Blutverlust wieder ausgleichen.
Treten bei der Operation Blutungen auf, ist im Notfall genug Blut vorhanden. Diese Methode hat den Vorteil, dass keinerlei Risiken durch fremde Krankheitserreger oder sonstige Unverträglichkeiten entstehen.
Durchführung einer Bluttransfusion
Bevor eine Bluttransfusion durchgeführt wird, muss die Verträglichkeit des Empfängerblutes mit dem Spenderblut gewährleistet sein. Aus diesem Grund werden Kreuzproben vorgenommen, bei denen rote Blutkörperchen, die aus der Blutkonserve stammen, mit dem Blut des Empfängers vermischt werden. Nach der Vermischung wird die Reaktion beobachtet.
Des Weiteren sucht man im Blut des Empfängers nach möglichen Antikörpern, die eine Unverträglichkeitsreaktion auslösen können. Nur wenn beide Untersuchungen negativ ausfallen, wird die Blutkonserve für die Transfusion freigegeben.
Um Verwechslungen auszuschließen, muss die Blutgruppe des Empfängers durch eine kleine Karte am Krankenbett nochmals überprüft werden. Schließlich wird das Spenderblut durch eine intravenöse Infusion dem Körper des Empfängers zugeführt.
Fetale Bluttransfusion
Bei ungeborenen Kindern ist auch eine so genannte fetale Bluttransfusion möglich. Dabei gelangt das Spenderblut durch die Nabelschnurvene in die Blutbahn des Fötus.
Mögliche Komplikationen
Bluttransfusionen gelten in der heutigen Zeit als sehr sicher, da die Richtlinien zur Herstellung und Verabreichung des Blutes und die gesetzlichen Vorgaben überaus streng sind. In manchen Fällen kann es zu einer Abwehrreaktion des Körpers in Form von
- Übelkeit, Blutdruckabfall
- Schüttelfrost und
- Fieber
kommen. Werden unterschiedliche Blutgruppen miteinander vermischt, drohen schwerwiegende Unverträglichkeitsreaktionen wie Herz- und Kreislaufstörungen sowie ein anaphylaktischer Schock.
Weitere Komplikationen bei Bluttransfusionen sind:
- die Übertragung von Krankheiten wie Hepatitis oder HIV (AIDS)
- Luftembolien
- Lungenödeme
- Herzinsuffizienzen durch eine zu schnelle Blutübertragung oder eine zu große Menge an Blut
Diese Risiken gelten jedoch als äußerst gering. So liegt das Risiko, sich bei einer Bluttransfusion mit HIV zu infizieren, in Deutschland bei 1:1.000.000.