Wirkungsweise und Risiken von Botox gegen Falten, Migräne, Depressionen und Co.

Botox ist vor allem als Mittel gegen Falten bekannt. Es lässt sich aber auch bei Migräne oder Depressionen einsetzen. Wie funktioniert die Behandlung mit dem Nervengift eigentlich genau? Und ist es nun gefährlich oder doch unbedenklich?

Von Jens Hirseland

Botox ist die Kurzbezeichnung für Botulinumtoxin. Dabei handelt es sich um ein Bakteriengift, durch das die Muskeln geschwächt werden.

Botulinumtoxin

Im Jahr 1817 entdeckt wurde das Nervengift Botulinumtoxin in Konservendosen mit verdorbenem Nahrungsinhalt. Durch das Verzehren der kontaminierten Lebensmittel kommt es zu der lebensgefährlichen Erkrankung Botulismus, bei der die Betroffenen unter anderem unter Muskellähmungen leiden. Im schlimmsten Fall kann der Tod durch Atemlähmung eintreten.

In den 80er Jahren begann man damit, Botulinumtoxin zu isolieren und zu medizinischen Zwecken zu verwenden. Bekannt wurde das Mittel jedoch in erster Linie zur Behandlung von Falten.

Die Wirkung von Botox

Durch Botox wird die Signalübertragung der Nerven auf die Muskeln unterbunden. Das heißt, dass ein Muskel selbst dann nicht angespannt werden kann, wenn man es will, denn der Befehl dazu kommt nicht an.

Im Rahmen einer Botoxbehandlung werden Botulinumtoxine, bei denen es sich um von Bakterien hergestellte Ektotoxine handelt, in einen Muskel injiziert. Dort verhindern sie, dass der Neurotransmitter Acetylcholin freigesetzt wird, indem sie die Proteinkomplexe zerstören.

Botox führt dazu, dass sich der Muskel nicht mehr in gewohnter Weise anspannen lässt, während sonstige Nervenfunktionen wie Tasten oder Fühlen intakt bleiben. Nach einem Zeitraum von zwei bis sechs Monaten lässt die Wirkung der Behandlung nach, sodass die betroffenen Muskeln sich wieder aktivieren lassen.

Durch diese Lähmung von verschiedenen Gesichtsmuskeln wird bei Frauen und Männern ein glättender Effekt erzielt, wodurch es zu einem jugendlicheren Aussehen kommt. Die Bildung von Falten und die Schweißsekretion werden unterdrückt. Dieses Gift findet jedoch, extrem stark verdünnt, auch in der Medizin hinreichende Verwendung.

Kosmetische Einsatzgebiete von Botox

In der kosmetischen Medizin kommt Botox seit den 90er Jahren vor allem zur Behandlung vom mimischen Falten zur Anwendung. So verringert das Botulinumtoxin die starke Muskelspannung und glättet die Falten.

Darüber hinaus lässt sich Botox auch zur Anhebung der Augenbrauen einsetzen. Besonders wirkungsvoll ist eine Botoxbehandlung bei:

  • Stirnfalten
  • seitlichen Augenfalten
  • Krähenfüßen
  • Zornesfalten
  • Nasenfalten
  • Mundfältchen

Zu den am häufigsten eingesetzten Präparaten gehören u.a.:

  • Bocouture
  • Vistabel
  • Azzalure

Medizinische Einsatzgebiete von Botox

Schon Jahre vor der kosmetischen Verwendung von Botox wurde das Mittel in der Neurologie verwendet, um damit bestimmte Bewegungsstörungen zu behandeln. Dazu zählen:

  • der Schiefhals,
  • der Schreibkrampf,
  • der Lidkrampf,
  • der Stimmbandkrampf sowie
  • der Mund-, Zungen- und Schlundkrampf.

Weitere Einsatzgebiete sind:

Noch in der Erprobungsphase befinden sich Botoxbehandlungen gegen Blasenschwäche, orthopädische Erkrankungen und Hautprobleme.

Botox gegen Depressionen

Mittlerweile schreibt man Botulinumtoxin auch eine positive Wirkung bei Depressionen zu. So ergaben Studien, dass sich nach einer Botoxbehandlung der Gemütszustand von depressiven Patienten nach einigen Tagen besserte und mehrere Wochen lang anhielt.

Mediziner erhoffen sich daher neue Therapiemöglichkeiten gegen Depressionen. Bis dahin sind jedoch noch weitere ausführliche Untersuchungen erforderlich.

Botox gegen Migräne und Kopfschmerzen

Botox kann gegen Migräne und Depressionen eingesetzt werden
Botox kann gegen Migräne und Depressionen eingesetzt werden

Auch gegen chronische Migräne und Spannungskopfschmerzen kommt Botulinumtoxin zum Einsatz. Allerdings ergaben neuere amerikanische und japanische Studien, dass Botox nicht gegen bestimmte Kopfschmerzformen wie gelegentliche Migräne und chronische Spannungskopfschmerzen wirksam ist.

In gewissem Umfang wirkt das Mittel zumindest bei chronischer Migräne. Allerdings beschränkt sich der positive Effekt lediglich auf zwei bis drei Tage. Grundsätzlich eignet sich Botox also nur für bestimmte Kopfschmerzpatienten.

In Deutschland kann Botulinumtoxin seit 2011 gegen chronische Migräne verabreicht werden. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass sich andere Medikamente wie Propranolol oder Metroprolol als unwirksam erweisen.

Zur Behandlung von chronischer Migräne injiziert man das Botulinumtoxin im Abstand von 12 Wochen in das Muskelgewebe von Kopf oder Nacken.

Durchführung einer Botoxbehandlung

  1. Zu Beginn einer Botoxbehandlung wird eine Desinfektion und Kühlung des Gesichts vorgenommen. Die Kühlung dient zur Reduzierung der Schmerzen durch die Spritze und zur Vorbeugung von kleinen Blutergüssen an der Einstichstelle.

  2. Anschließend führt der behandelnde Arzt pro Muskelregion drei bis sechs Einstiche mit Botox durch. Dabei werden besonders dünne Nadeln verwendet.

  3. Nach den Injektionen erfolgt eine weitere Kühlung.

Der Eingriff dauert nur einige Minuten. Nach dieser Behandlung sollte die behandelte Person für ein paar Stunden auf anstrengende körperliche Aktivitäten verzichten. Nach ca. drei bis fünf Tagen zeigt sich die positive Wirkung der Botoxbehandlung.

Wichtige Hinweise

Vor einer Botoxbehandlung muss beachtet werden, dass sie nicht bei jedem Menschen angewandt werden kann. So darf bei Personen keine Behandlung mit Botox stattfinden, die:

  • gegen Botulinumtoxin A überempfindlich sind
  • an Muskelkrankheiten wie z.B. Myasthenia gravis leiden
  • an Störungen der Muskeltätigkeit leiden

Auch im Falle einer Schwangerschaft oder während der Stillzeit sollte eine Botoxbehandlung unterbleiben.

Nebenwirkungen der Botoxbehandlung

Die Behandlung wird in den meisten Fällen als schmerzfrei und leicht unangenehm beschrieben. Teilweise können aber doch einige Schmerzen auftreten. Bei Bedarf kann das Gesicht mit einer Creme eingecremt werden, wodurch es kurzfristig schmerzunempfindlicher wird.

Wird das Gesicht nach der Behandlung sofort gekühlt, dürften keine Schwellungen auftreten. Trotzdem sollte man sich auf leichte Schwellungen und kleinere blaue Flecken einstellen, da sie trotz allem auftreten können.

Nach der Botoxbehandlung, die ambulant durchgeführt wird, kann man sofort wieder am ganz normalen Alltagsleben teilnehmen und auch sofort wieder arbeiten gehen. Nur mit Sport sollte man einige Tage aussetzen.

Nach einer Botoxbehandlung bemerken etwa zehn Prozent aller Patienten Kopfschmerzen, die jedoch in der Regel nach einigen Tagen verschwinden. Wenige Stunden nach der Behandlung leiden einige Patienten unter Symptomen wie bei einem grippalen Infekt.

Bleibende Schäden?

In seltenen Fällen bzw. bei Schönheitschirurgen mit geringer Erfahrung kann das Medikament in den falschen Muskel gespritzt werden. Auch wenn die Einstichstelle nach dem Eingriff vom Patienten selbst zu sehr gerieben wird, so kann sich das Botox an eine unerwünschte Stelle verteilen. Die Folge davon ist, dass der Patient z.B. das Auge nicht mehr richtig öffnen kann oder dass die Augenbraue hängt.

Da das Botox jedoch nur für eine gewisse Zeit im Körper wirkt, kann eine derartige Behandlung in der Regel keine bleibenden Schäden verursachen. Wenn die Wirkung von Botox nachlässt, so kann der Patient z.B. auch das Auge wieder öffnen, wenn in den falschen Muskel gespritzt wurde.

Professionelles Handeln im Ernstfall

Wenn dies auch selten der Fall ist, so können allergische Reaktionen nach der Behandlung auftreten und es kann sogar zu einem Herz-Kreislauf-Schock kommen. Es ist also wichtig, falls es zu solch einem Notfall kommen sollte, dass man bei dem Arzt und seinem Team in guten Händen ist, die darauf vorbereitet sind und sofort darauf reagieren können.

Bei den in Mode gekommenen Botox-Partys oder anderen Anbietern, die keine ausgebildeten Plastischen Chirurgen sind, ist dies nicht der Fall. Sollte man sich also für eine Botoxbehandlung entscheiden, sollte man auf jeden Fall einen erfahrenen Arzt in seiner Praxis aufsuchen. Und auch in der besten Klink ist es wichtig, dass man sich vor einer Behandlung ausführlich beraten lässt und keine vorschnellen Entscheidungen trifft.

  • Marc Heckmann und Berthold Rzany Botulinumtoxin in der Dermatologie: Grundlagen und praktische Anwendung, Urban & Vogel, 2006, ISBN 3899352114
  • Eva Mahle und Harald Bresser Das Botox-Buch: Gift oder Wundermittel? Ein Patientenratgeber, Aurelia, B.-B., 2005, ISBN 3936676267

Unsere Artikel werden auf Grundlage fundierter wissenschaftlicher Quellen sowie dem zum Zeitpunkt der Erstellung aktuellsten Forschungsstand verfasst und regelmäßig von Experten geprüft. Wie wir arbeiten und unsere Artikel aktuell halten, beschreiben wir ausführlich auf dieser Seite.