Verschiedene Chemotherapeutika und deren Nebenwirkungen und Folgen

Zahlreiche Krebserkrankungen werden mit einer Chemotherapie behandelt. Dabei kann es jedoch zu verschiedenen Nebenwirkungen und Folgeerscheinungen kommen.

Von Jens Hirseland

Nebenwirkungen und Folgen einer Chemotherapie

Als Chemotherapie wird eine Behandlung mit speziellen Medikamenten, den Zytostatika, bezeichnet. Dabei handelt es sich um Substanzen, die die Zellen eines Tumors bekämpfen.

Auswirkung auf die gesunden Zellen

In der Medizin nennt man eine Chemotherapie auch zytostatische Therapie. Die dabei eingesetzten Zytostatika haben die Wirkung, bösartige Zellen zu zerstören. Im Rahmen einer Chemotherapie wird in den Stoffwechsel der Zellen eingegriffen. Je aktiver der Stoffwechsel ist und je häufiger es zur Zellteilung kommt, desto wirksamer ist die Behandlung.

Allerdings gehören nicht nur Tumorzellen zu den sich schnell teilenden Zellen, sondern auch gesunde Zellen. Aus diesem Grund kann es zu unangenehmen Nebenwirkungen und Folgeerscheinungen bei einer Chemotherapie kommen.

Mögliche Folgen

In den meisten Fällen haben Zytostatika eine Wirkung auf Gewebe, das besonders schnell wächst. Je nachdem, welche Substanz und Dosierung zur Anwendung kommt, können deswegen kurzfristige Beeinträchtigungen der Schleimhäute auftreten. Dazu gehören vor allem:

  • Rachen
  • Mundraum
  • der Magen
  • der Darm-Trakt

Mitunter wird auch das Wachstum von Haaren und Nägeln beeinträchtigt.

Da zudem die Zellen der Blutbildung im Knochenmark, die sich häufig teilen, in Mitleidenschaft gezogen werden, besteht die Gefahr von Blutarmut und einer Schwächung des Immunsystems.

Weitere typische Nebenwirkungen einer Chemotherapie sind:

Das Ausmaß all dieser Nebenwirkungen hängt jedoch davon ab, welches Zytostatikum verabreicht wird. Auch die Dosierung spielt eine bedeutende Rolle. Aus diesem Grund leiden längst nicht alle Patienten unter starken Beeinträchtigungen.

Nebenwirkungen mildern

Darüber hinaus gibt es einige Möglichkeiten, die Nebenwirkungen abzumildern.

  • So erhält der Patient häufig schon vor Beginn der Chemotherapie Arzneimittel, die den akuten Nebeneffekten entgegenwirken. Dazu gehören zum Beispiel Medikamente gegen Übelkeit oder zum Schutz der Nieren.

  • Kommt es tatsächlich einmal zum gefürchteten Haarausfall, steht den Patienten eine Perücke zur Verfügung, die von einem Friseur individuell gefärbt oder zugeschnitten werden kann. Ist die Chemotherapie beendet, wachsen die Haare rasch wieder nach. Auch wunde Schleimhäute heilen ab, sodass an Haut und Haaren keine dauerhaften Schäden zu befürchten sind.

Da die Chemotherapie sich auch auf die Leukozyten (weiße Blutkörperchen) auswirkt, die wichtig für das Immunsystem sind, ist es wichtig, diese gut zu kontrollieren.

Bei zu starken Beeinträchtigungen des Abwehrsystems kann es manchmal erforderlich sein, die Therapie zu unterbrechen oder die Zeitabstände zwischen den Behandlungen zu verlängern. In manchen Fällen werden auch vorbeugend Antibiotika verabreicht.

Individuelle Prognose

Wie lange bei einer Chemotherapie Nebenwirkungen auftreten, und ob es überhaupt zu starken Beeinträchtigungen kommt, ist von Patient zu Patient verschieden, sodass sich nur individuelle Prognosen treffen lassen. In den meisten Fällen erholen sich die Patienten innerhalb weniger Wochen von den Begleiterscheinungen der Behandlung.

Merkmale und Wirkung verschiedener Arten von Chemotherapeutika

Zur Behandlung von Krebserkrankungen kommen spezielle Chemotherapeutika zum Einsatz. Man unterscheidet zwischen verschiedenen Arten wie zum Beispiel Alkylanzien oder Vincaalkaloiden.

Bei Zytostatika handelt es sich um synthetische oder natürliche Stoffe zur Hemmung des Zellwachstums. Das heißt, dass die Chemotherapeutika die Krebszellen an ihrer Teilung hindern und sie zum Absterben bringen.

Ein Nachteil der Zytostatika ist jedoch, dass sie nicht nur die Krebszellen, sondern auch die gesunden Zellen schädigen, sodass es häufig zu unangenehmen Nebenwirkungen wie:

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Haarausfall

Allerdings besteht die Möglichkeit, solche Begleiterscheinungen mit Medikamenten in den Griff zu bekommen. Da es eine Vielzahl von unterschiedlich wirkenden Zytostatika gibt, teilt man diese in verschiedene Gruppen ein. Zu den wichtigsten gehören:

Alkylanzien

Bei den Alkylanzien handelt es sich um die ältesten Zytostatika. Sie

  • übertragen Alkylgruppen auf die DNA und
  • attackieren die Moleküle der Erbsubstanz.

Auf diese Weise werden sowohl die Neubildung von DNA vor der Zellteilung der Krebszellen als auch die Ableseprozesse während des Stoffwechsels gestört.

Alkylanzien haben die Eigenschaften, karzinogen und mutagen zu sein. Bei ihrer Anwendung können Nebenwirkungen wie Anämie, Übelkeit und Immunschwäche auftreten. Zum Einsatz kommen sie häufig bei:

Zu den Alkylanzien gehören unter anderem:

  • Cyclophosphamid
  • Ifosamid
  • Busulfan
  • Carmustin

Topoisomerase-Hemmer

Bei Topoisomerase-Hemmern handelt es sich um Enzyme, die gezielt für Unterbrechungen im DNA-Strang sorgen. Durch diese Hemmung kommt es zu irreparablen Brüchen in der DNA. Entwickelt wurden diese Zytostatika ursprünglich aus Giftpflanzen.

Wirksame Topoisomerase-Hemmer sind:

  • Topotecan
  • Teniposid
  • Irinotecan
  • Camptothecin
  • Etoposid

Antimetaboliten

Antimetabolite kommen als falsche Bausteine in der DNA oder RNA zum Einsatz. Sie können aber auch den Einbau von korrekten Bausteinen verhindern und dadurch für eine größere Empfindlichkeit der Krebszellen gegen Bestrahlungen sorgen.

Anwendungsgebiete sind vor allem:

Bei einer Therapie mit Antimetaboliten besteht jedoch das Risiko von Nebenwirkungen wie:

  • Anämie
  • Übelkeit
  • Nierenschäden

Zu den Antimetaboliten zählt man:

  • Capecitabin
  • Cladribin
  • Fludarabin
  • Methotrexat

Vincaalkaloide

Bei Vincaalkaloiden handelt es sich um Stoffe, die man aus der Immergrün-Pflanze gewinnt. Sie verfügen über die Eigenschaft, die Teilung von Tumorzellen zu hemmen. Allerdings haben sie auch eine giftige Wirkung auf die Nerven.

Gebräuchliche Vincaalkaloide sind:

  • Vincristin
  • Vinblastin

Antibiotika

Auch bestimmte Antibiotika zählt man zu den Zytostatika, da sie sowohl antibiotisch als auch zytostatisch wirken, wie:

  • Mitomycin
  • Actinomycin D
  • Bleomycin

Zur Anwendung kommen sie vor allem bei Blasenkrebs und Hodenkrebs.

Weitere Zytostatika

Weitere Zytostatika sind:

  • Taxane
  • Mitosehemmer
  • Interkalantien
  • Platinanaloga