Entzugstherapie - Funktion, Anwendungsgebiete und Behandlungsablauf

Als Entzugstherapie oder Entzugsbehandlung bezeichnet man eine Behandlung von Suchtkranken. Dabei wird zunächst eine körperliche Entgiftung durchgeführt. Man bezeichnet diese Therapie auch als Entwöhnungsbehandlung oder Entziehungskur. Dabei zählt auch die psychotherapeutische Behandlung von Suchtkranken zu den Therapiebestandteilen. Diese wird bei Abhängigkeit von Alkohol, Drogen oder Medikamenten angewandt und kann entweder ambulant, stationär oder teilstationär durchgeführt werden. Lesen Sie alles Wissenswerte über die Entzugstherapie.

Von Jens Hirseland

Drogen, Medikamente, Alkohol - Merkmale und Funktion einer Entzugstherapie

Ziel und Zweck einer Entzugsbehandlung oder Entzugstherapie ist die körperliche Entgiftung von suchtkranken Menschen, die von unhterschiedlichen Substanzen abhängig sein können, wie:

Eine Entzugsbehandlung ist eine medizinische Maßnahme und wird von Ärzten durchgeführt. Die Therapie kann sowohl stationär in einer drogenspezifischen Klinik als auch ambulant vorgenommen werden.

Auch, den Suchtkranken von seiner psychischen Abhängigkeit zu einer bestimmten Droge zu befreien, indem man ihn langfristig von dieser entwöhnt, zählt zu den Therapiebausteinen. Dabei lernt der Betroffene wieder, ohne diese Droge zu leben.

Krankheitsbild Suchterkrankung

Eine Abhängigkeit von Drogen, Medikamenten oder Alkohol besteht, wenn:

  1. ein Mensch ständig eine bestimmte abhängig machende Substanz einnimmt
  2. er nicht mehr von dem Konsum dieser Substanz ablassen kann
  3. er immer größere Mengen benötigt

Solche Substanzen können Alkohol, Medikamente oder Drogen wie Ecstasy, Kokain oder Heroin sein.

Symptome einer Drogenabhängigkeit

Drogensüchtiger mit Spritze
Eine Drogenabhängigkeit zeigt sich unterschiedlich

Die Symptome einer Drogenabhängigkeit sind zum Beispiel:

  • ein zwanghaftes Verlangen nach der Droge
  • das Unvermögen, mit der Einnahme der Droge nicht mehr aufhören zu können
  • die Einnahme immer größerer Mengen der Droge

Eine Drogenabhängigkeit kann zu körperlichen Entzugserscheinungen führen, wie:

Mögliche Folgen einer Drogenabhängigkeit

Zudem drohen schwere Folgeschäden wie:

Auch können psychische Krankheiten die Folge sein, wie:

Ursachen von Suchterkrankungen

Drogenabhängigkeit oder Drogenmissbrauch entsteht durch die dauerhafte, übermäßige Einnahme von bestimmten Drogen oder von Alkohol. Aber auch bestimmte Medikamente können zu einer Sucht führen.

Therapien: Durchführung der Entzugstherapie

Bei einer Drogensucht kommt es zu einer physischen und psychischen Abhängigkeit von der eingenommenen Substanz. In diesem Fall muss eine Entzugsbehandlung durchgeführt werden. Dazu gehören:

  1. eine körperliche Entgiftung von der Substanz, die die Abhängigkeit verursacht
  2. eine psychotherapeutische Entwöhnungsbehandlung
  3. die Miteinbeziehung von Familienmitgliedern
  4. die Mitarbeit in einer Selbsthilfegruppe wie beispielsweise den Anonymen Alkoholikern

Kosten einer Entzugstherapie

In den meisten Fällen werden die Kosten für eine Entzugsbehandlung von den Krankenkassen übernommen. Dies lässt sich jedoch nicht pauschal sagen.

In welchem Bereich die Kosten übernommen werden, hängt vom Therapieverfahren sowie auch von einer vorhandenen Zulassung des Therapeuten ab. Übernommen werden die Kosten für

  • die Psychoanalyse
  • die tiefenpsychologisch fundierte Therapie und
  • die Verhaltenstherapie.

Die Therapie bei Drogen-, Medikamenten- oder Alkoholabhängigkeit stellt eine medizinische Rehabilitationsleistung dar. In der Regel kommt hierfür die Rentenversicherung auf - ist diese nicht zuständig, treten Krankenkasse oder Sozialhilfeträger an deren Stelle.

Entzug

Der Entwöhnungsbehandlung voraus geht stets eine Entzugstherapie, bei der der Körper entgiftet wird. Diese kann zwischen zwei und sechs Wochen dauern.

Entwöhnung

Wenn dieser physische Entzug erfolgreich ist, kann mit der psychotherapeutischen Langzeitentwöhnung begonnen werden, die oftmals in einer psychosomatischen Fachklinik vorgenommen wird. Nach einer überstandenen körperlichen Entzugsbehandlung, bei der der Körper entgiftet wurde, folgt eine psychotherapeutische Langzeitentwöhnung.

Stationäre oder ambulante Entzugstherapie

Je nach Schwere des Falls gibt es drei Möglichkeiten der Durchführung einer Entwöhnungsbehandlung:

  1. stationär
  2. teilstationär
  3. ambulant

Voraussetzungen für eine Entzugstherapie

Um eine Entzugsbehandlung machen zu können, muss der Betroffene

  • über 16 Jahre alt sein und
  • den Willen bekunden, eine Entzugstherapie durchzuführen.

Nicht durchgeführt wird eine Entzugsbehandlung, wenn akute körperliche Erkrankungen bestehen.

Antrag für eine Entzugstherapie stellen

Um diese vornehmen zu lassen, muss der Betroffene zunächst einen Antrag bei seinem Rentenversicherungsträger stellen, denn nur wer Beiträge in die Rentenkasse einzahlt, kann diese Leistung in Anspruch nehmen. Dazu sind ein aktueller ärztlicher Befund und ein Sozialbericht von einer Suchtberatungsstelle erforderlich.

Für Kinder und Jugendliche, die keine eigenen Beiträge bezahlen, kann deshalb keine Entwöhnungsbehandlung stattfinden. Grundvoraussetzung für den Erfolg einer Therapie ist natürlich der Wille des Patienten, sich von der Sucht zu befreien und seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den Therapeuten.

Bevor die Betroffenen in die Entwöhnung gehen, liegt häufig schon ein Verlust der Selbstkontrolle vor oder das soziale bzw. berufliche Umfeld ist von der Sucht beeinträchtigt. Dies ist meist nötig, damit die Betroffenen den ersten Schritt machen und eine Entwöhnungsbehandlung bei ihrem Rentenversicherungsträger beantragen.

Ablauf einer Entzugsbehandlung

Im Rahmen einer Entwöhnungsbehandlung kommen verschiedene Therapien zur Anwendung, wie die:

Dabei führen die Therapeuten auch zahlreiche Einzel- oder Gruppengespräche mit den Betroffenen, bei denen die psychischen Faktoren der Abhängigkeit beleuchtet werden.

Vor Beginn der Entzugstherapie wird festgestellt, welche Substanz die Abhängigkeit verursacht. Die körperliche Behandlung nimmt etwa zwei bis höchstens sechs Wochen in Anspruch.

Bei psychischen Störungen dauert die Behandlung meist länger. Anschließend erfolgt eine Entwöhnungstherapie, bei der es um die psychische Entwöhnung von der Droge geht.

Medikamente: Verwendete Präparate bei der Entzugstherapie

Für die Durchführung der körperlichen Behandlung werden dem Patienten bestimmte Präparate verabreicht, was von der Art der Sucht abhängt, wie:

Im Laufe der Behandlung wird die Dosis dieser Mittel Stufe für Stufe reduziert.

Pillen und Tabletten
Eine langsame Reduzierung oder Substitution der Substanzen von denen der Süchtige abhängig ist

Behandlung der Entzugserscheinungen

In der Regel wird retardiertes Morphin gegeben, mit dem sich die körperlichen Entzugserscheinungen relativ gering halten lassen. Symptome von Entzugserscheinungen sind:

Teilentzug

Da viele Patienten an einer Polytoxikomanie (Mehrfachabhängigkeit) leiden, ist oftmals nur ein Teilentzug möglich. Dabei wird zunächst ein Entzug von Benzodiazepinen vorgenommen, da dieser schwieriger durchzuführen ist als ein Entzug von Opiaten.

Zu Stabilisierung der Stimmung des Patienten werden auch Antiepileptika oder Antidepressiva verabreicht.

Begleitende Therapien während der Entzugstherapie

Nachdem die Dosis bei Null angelangt ist, erfolgt eine Beobachtung des Betroffenen, um festzustellen, wie er sich ohne Drogen verhält. Um den Entzug zu begleiten, kommen verschiedene Therapien wie eine Physiotherapie oder Akupunktur zur Anwendung.

Außerdem muss darauf geachtet werden, dass der Patient einen organisierten Tagesablauf hat und sich an die Regeln hält. Wenn die Entgiftung erfolgreich war, erfolgt der direkte Übergang zu einer Entwöhnungsbehandlung.

Dauer der Entzugstherapie

Die Dauer einer Entziehungskur hängt von der Schwere der Abhängigkeit ab. So dauert eine stationäre Langzeittherapie in einer Klinik etwa ein halbes Jahr. Wird die Entziehungskur ambulant ausgeführt, kann sie sogar über ein Jahr dauern.

Zusammenarbeit und Wiedereingliederung

Bei einer Entwöhnungsbehandlung kommt es zur Zusammenarbeit zwischen

um den Patienten bei der Entwöhnung zu unterstützen. Dabei werden dem Patienten auch Wege gezeigt, mit dem Auslöser der Sucht nach der Behandlung möglichst normal umgehen zu können.

Auch die Wiedereingliederung in das Berufs- und Alltagsleben gehört zu der Behandlung. Dabei bezieht man meist auch die Angehörigen in die Therapie mit ein. Bei immerhin 60 Prozent der Betroffenen verläuft die stationäre Entwöhnungsbehandlung erfolgreich.

Was tun bei Abbruch der Entzugstherapie sowie bei Rückfällen?

Bei einem Abbruch der Entzugstherapie sollte man sich an eine Drogenberatungsstelle wenden. Gleiches gilt bei Rückfällen.

Vielen Drogenabhängigen gelingt ein Entzug nicht; sie werden immer wieder rückfällig. Dann sind Diskussionen im Rahmen einer Reflexion wichtig, um zu erkennen, warum der bzw. die Betroffene nicht erfolgreich war.

Gab es mehrere missglückte Entzüge, stellt die Substitutionstherapie oftmals die bessere Alternative dar. Dabei erhält der Betroffene einen Drogenersatz. Man unterscheidet verschiedene Varianten:

  • Erhaltungstherapie: langfristige Verabreichung von Substitutionsmitteln
  • Überbrückungstherapie: bis eine abstinenzorientierte Therapie erfolgt
  • Reduktionstherapie: für eine kontinuierliche Reduktion der Dosis

Hier gehen wir näher auf diese Behandlungsform ein.