Cervicalstütze - Zweck und Einsatz einer Halskrause oder Halswirbelsäulenschiene
Eine Cervicalstütze dient der Stabilisierung und Schmerzlinderung im Halswirbelsäulenbereich, vor allem nach einem Unfall (zum Beispiel einem Schleudertrauma) oder einer Operation an Hals oder Wirbelsäule. Je nach Indikation wird auf eine elastische Halskrause oder starre HWS-Schiene (Immobilisationskragen) zurückgegriffen. Wann und wie diese Halsorthesen zum Einsatz kommen, lesen Sie in diesem Artikel.
Der Name der Cervicalstütze (auch Zervikalstütze) geht auf den lateinischen Begriff Cervix (Hals) zurück. Es handelt sich um eine medizinische Orthese (Halsorthese), die die Strukturen des Halses entlastet. Unterschieden wird zwischen einer elastischen und weichen Halskrause sowie einer starren Halswirbelsäulenschiene.
Elastische Halskrause
Die elastische Halskrause ist auch als Halskrawatte oder Schanz'sche Krawatte bekannt.
Zusammengesetzt wird die klassische, weiche Halskrause aus einem Kragen, der aus Schaumstoff (selten auch gepolstertem Kunststoff) besteht. Stabilisiert wird der Schaumstoff aus einem Kern aus Kunststoff. Die elastische Halskrause hat den Vorteil, dass sie sich an die Körpergröße des Patienten anpassen lässt. Ihre Befestigung am Hals erfolgt mithilfe von Klettverschlüssen. Außerdem ist der verwendete Schaumstoff abwaschbar.
Nicht selten wird diese elastische Halskrawatte auch als Halswirbelsäulenschiene bezeichnet. Dieser Begriff ist allerdings nicht ganz korrekt, weil durch die weichen Halsstützen keine Immobilisation entsteht.
Die Halskrause lässt sich durch weitere Schienen aber noch verstärken. Nach dem jeweiligen Einsatzfeld richtet sich ihre Flexibilität.
Starre Halswirbelsäulenschiene
Bei der starren Halswirbelsäulenschiene (Immobilisationskragen) handelt es sich um eine Manschette aus Kunststoff. Sie sorgt für das Immobilisieren der Halswirbelsäule, wobei sie zum Teil deren stützenden Funktionen übernimmt. Partiell ist zudem die Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Auf der Schiene, die auf den Schultern angebracht wird, befindet sich der Kopf des Patienten. Die Schiene überträgt das Gewicht auf die Schultern.
Halswirbelsäulenschienen sind in unterschiedlichen Größen verfügbar. So gibt es HWS-Schienen für erwachsene Personen, Kinder und Babys. Ebenso werden variable Versionen angeboten, die sich an die unterschiedlichen Halslängen anpassen lassen.
Anwendungsgebiete einer Cervicalstütze
Zur Anwendung gelangen die elastische Halskrause sowie die starre HWS-Schiene in der Orthopädie, aber auch in der Notfallmedizin.
Cervicalstützen finden heute meist Verwendung zum:
- Stabilisieren nach chirurgischen Eingriffen
- Ruhigstellen von Frakturen der oberen Halswirbel
- Lindern von Schmerzen bei einem Halswirbelsäulensyndrom
- Lindern von Schmerzen im Falle von Reizungen oder Beeinträchtigungen von Nervenwurzeln
- Lindern von Schmerzen an Rücken oder Armen, die von der Halswirbelsäule hervorgerufen werden
Verursacht werden diese Beschwerden zumeist durch Verkehrsunfälle oder Stürze aus großer Höhe.
In früheren Jahren kam die elastische Halskrause nach Auffahrautounfällen, die ein Schleudertrauma hervorriefen, zum Einsatz. Studien ergaben allerdings, dass sich diese Orthese auf den Heilungsprozess eher negativ auswirkt.
Meist legen die Rettungskräfte die starre HWS-Schiene bereits am Unfallort an. Sie wird solange am Hals befestigt, bis eine Knochenverletzung ausgeschlossen werden kann. Durch dieses Vorgehen lässt sich weiteren Verletzungen durch mögliche Bewegungen des in Mitleidenschaft gezogenen Wirbels entgegenwirken.
Die Cervicalstütze dient zum Schutz davor, dass der Halswirbel in das Markhirn eintreten kann, sowie vor einer Lähmung des Zwerchfellnervs.
Von einer instabilen Verletzung der Halswirbelsäule ist nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie auszugehen, wenn folgende Kriterien vorliegen:
- Schmerzen an der Wirbelsäule oder am Muskelhartspann
- Störungen des Bewusstseins
- Trauma an den Extremitäten
- Intoxikation
- Neurologische Störungen
Anlegen einer HWS-Schiene
Kommt die HWS-Schiene im Rahmen von Rettungsmaßnahmen zur Anwendung, ist große Vorsicht angebracht. So müssen die Notärzte und Rettungssanitäter darauf Acht geben, dass es nicht zu einer Verschiebung der betroffenen Halswirbel kommt, da sonst die Gefahr von Lähmungen besteht.
Als besonders stabil gilt die starre Stifneck-Schiene. Ihr Anbringen erfolgt in der Regel durch zwei Personen. Während ein Mediziner den Kopf des Patienten stabilisiert, legt der andere den Umfang der HWS-Schiene fest und legt sie an. Dies erfolgt von der Bauchseite aus in Richtung Rückenseite. Durch Klettverschlüsse lässt sich die Halswirbelsäulenschiene fixieren.
Mögliche Risiken beim Tragen einer Cervicalstütze
In der Regel kann eine Cervicalstütze die Halswirbelsäule nach einer Verletzung schützen. In manchen Fällen gilt sie jedoch als kontraproduktiv. So besteht das Risiko, dass sie nach einem Unfall das künstliche Beatmen des Patienten einschränkt. Wird sie falsch angebracht, droht eine Verschiebung der verletzten Wirbel gegeneinander.
Durch unsachgemäßes Anlegen einer HWS-Schiene besteht aufgrund des intensiven Drucks die Gefahr, dass offene Hautstellen entstehen. Darüber hinaus sind Schmerzen sowie Probleme beim Atmen und Schlucken möglich.
Obwohl sich eine Halskrause schmerzlindernd auswirkt, sollte sie nach den Erkenntnissen von Studien nur über eine kurze Zeitspanne hin getragen werden. Außerdem kann sie eine Physiotherapie zur Stärkung der Muskulatur nicht ersetzen.
Was muss beim Tragen einer HWS-Schiene beachtet werden?
Wichtig ist, sich vor dem Tragen einer HWS-Schiene vom Arzt vorführen zu lassen, wie sie korrekt angelegt wird. So darf sie keinerlei Schmerzen während der Behandlung hervorrufen. Über die Dauer der Anwendung und ob die Krause bzw. Schiene in den Nachtstunden abgelegt werden darf, informiert der Arzt.
Es wird empfohlen, sich während des Tragens des medizinischen Hilfsmittels krankengymnastischen Übungen zu unterziehen. Auf diese Weise lassen sich die beeinträchtigten Muskeln wieder stärken. Außerdem wirkt sich die Physiotherapie günstig auf die Beweglichkeit aus.