Holotropes Atmen - Merkmale, Anwendungsgebiete und Ablauf
Beim holotropen Atmen bzw. bei der holotropen Atemarbeit handelt es sich um eine besondere Atemtechnik. Da diese sich auch mit einem veränderten Bewusstsein auseinander setzt, wird das Verfahren zur transpersonalen Psychologie gezählt. Neben der Atemarbeit ansich zählen auch Körperarbeit sowie Musik zu den wichtigen Bestandteilen. Lesen Sie alles Wissenswerte über das holotrope Atmen.
Holotropes Atmen nach Stanislav Grof - Merkmale und Wirkung
Holotropes Atmen oder auch holotrope Atemarbeit stellt eine besondere Atemtechnik dar, die durch Medizinphilosoph Stanislav Grof ins Leben gerufen wurde. Übersetzen könnte man diese Begrifflichkeit mit der Atmung, die auf Ganzheit ausgerichtet ist.
Die Atemtechnik wird zur transpersonalen Psychologie gezählt. Mit diesem Verfahren soll therapiert werden; zudem ist eine neue, bewusstseinsverändernde Selbsterfahrung möglich.
Unterm Strich soll das holotrope Atmen zu einer psychischen Heilung führen. Erfinder Grof hat sich dabei an die Wirkung der Droge LSD angelehnt - das holotrope Atmen soll einen ähnlichen Effekt mit sich bringen.
Man kombiniert die Hyperventilation, also eine tiefe und beschleunigte Atmung mit evozierender Musik, so etwa Trommelmusik. Auf diese Weise soll der Atmende zu einem besonderen Bewusstseinszustand versetzt werden, was ihm wiederum zu einem inneren Heilungsprozess führt; dabei werden auch unterschiedliche Erfahrungen hervorgerufen: sowohl frühere Erfahrungen, die wiedererlebt werden oder auch emotionale Ausbrüche und körperliche Empfindungen.
Besondere Bedeutung kommt dabei perinatalen Erfahrungen zu - durch die holotrope Atemarbeit sollen Grof zufolge psychische Störungen, die durch Probleme während der Geburt entstanden sind, erkannt und angegangen werden.
Anleitung: Ablauf des holotropen Atmens
In der Regel erfolgt das holotrope Atmen in Gruppen. Dabei arbeitet man paarweise zusammen und wechselt sich in der Rolle Atmender und Begleiter ab.
Während die Musik abgespielt wird, probiert man, sich durch die tiefe, schnellere Atmung in den besagten besonderen Bewusstseinszustand zu bringen. Meist liegt die Person dabei mit geschlossenen Augen auf einer Matratze; es ist jedoch auch möglich, sich zu bewegen und verschiedene Positionen auszuprobieren. Der Begleiter achtet darauf, dass es nicht zu Verletzungen kommt.
Werden dabei auch ausbruchartige Bewegungen durchgeführt, kann der Begleiter oder aber der Therapeut, der die Sitzungen überwacht, auch eingreifen. So setzt er etwa Körperarbeit wie zum Beispiel Druckmassagen an.
Für eine solche Sitzung sollten mindestens drei Stunden eingeplant werden. Anschließend teilt man das Erlebte innerhalb der Gruppe oder verarbeitet es beispielsweise durch kreative Arbeiten wie etwa Malen.
Holotropes Atmen alleine?
Man sollte das holotrope Atmen möglichst niemals alleine durchführen. Der Begleiter ist wichtig, damit der Atmende sich sicher fühlen kann, wenn er sich in den Trancezustand begibt und dabei seine Augen geschlossen hat. Dies ist besonders auch dann wichtig, wenn heftige Bewegungen ausgeführt werden, die teils auch einem kraftvollen Widerstand bedürfen.
Unerwünschte Wirkungen und Risiken: Nebenwirkungen des holotrpen Atmens
Als risikoreich kann bereits die gewollte Hyperventilation bezeichnet werden. Der Kohlenstoffdioxidanteil im Blut sinkt, wodurch sich die Gefäße verengen. Dies kann eine Sauerstoffunterversorgung zur Folge haben.
Zudem kommt es zu einer Verschiebung des Säure-Basen-Haushalts. Mögliche Konsequenzen sind
Die holotrope Atemarbeit kann körperlich als auch psychisch belastend sein. In folgenden Fällen sollte somit darauf verzichtet werden:
- bei Asthma und anderen Lungenerkrankungen
- bei einem Aneurysma
- bei einem Glaukom
- bei schweren Herz-Kreislauf-Problemen sowie
- während der Schwangerschaft.
Zu den weiteren Kontraindikationen zählen
- psychiatrische Erkrankungen
- Epilepsie
- körperliche Verletzungen und
- kürzlich erfolgte chirurgische Eingriffe.
Holotropes Atmen in der Kritik
Vor allem von zahlreichen Therapeuten wird die holotrope Atemarbeit kritisiert. Sie argumentieren damit, dass die Atemtechnik eine psychotherapeutische Behandlung nicht ersetzen könne. Vor allem, wenn die Anwender psychisch nicht ganz stabil sind, können die Techniken den Zustand sogar noch verschlimmern.
Ausbildung für holotropes Atmen?
Das Problem wird dadurch verstärkt, dass es keine spezielle Ausbildung gibt, um dieses Verfahren anbieten zu können - eine professionelle Anleitung kann man also nicht erwarten. Es kann immer zu Problemen kommen, die eine ärztliche Behandlung notwendig machen, so etwa ein Hyperventilationskrampf.