Hymenalrekonstruktion - Wiederherstellung des Jungfernhäutchens

Als Hymenalrekonstruktion bezeichnet man ein medizinisches Verfahren zur Herstellung des weiblichen Jungfernhäutchens. Der Eingriff erfolgt aus kulturellen oder sozialen Motiven.

Paradisi-Redaktion
Von Paradisi-Redaktion

In der Medizin wird die Hymenalrekonstruktion auch Hymenrekonstruktion, Revirgination oder Hymenorrhaphie genannt. Gemeint ist damit die operative Wiederherstellung des Jungfernhäutchens (Hymen) der Frau.

Gründe für eine Hymenalrekonstruktion

Aus medizinischer Sicht hat das Jungfernhäutchen keinerlei Bedeutung. So erfolgt der Eingriff vor allem aus kulturellen und sozialen Beweggründen.

Im islamischen Kulturkreis bedeutet der Verlust des Hymens vor der Hochzeitsnacht ein gesellschaftliches Problem. Ein intaktes Jungfernhäutchen dient dort als Beweis für einen "seriösen" Lebenswandel der Frau und kann großen Einfluss auf ihre gesellschaftliche Situation haben, wenn die Eltern oder Schwiegereltern aus traditionellen Gründen Wert darauf legen. Dies gilt vor allem dann, wenn die betroffenen Frauen schon vor der Ehe Geschlechtsverkehr haben. Im schlimmsten Fall sind sogar dramatische Situationen wie der Ausschluss aus der Familie möglich.

Um solche Szenarien zu vermeiden, entschließen sich manche islamische Frauen dazu, ihr Jungfernhäutchen operativ wiederherstellen zu lassen. Denn nicht selten wird die zukünftige Braut von ihren Angehörigen unter die Lupe genommen. In der Hochzeitsnacht muss sie ihre Reinheit mit einem Blutstropfen unter Beweis stellen.

Manche Frauen lassen ihr Hymen auch wiederherstellen, weil sie eine Vergewaltigung bewältigen wollen. So hilft ihnen der Eingriff dabei, ein psychisches Trauma hinter sich zu lassen.

Das Hymen

Bei dem Hymen (Jungfernhäutchen) handelt es sich um eine elastische Membran, die mit einer dünnen Öffnung ausgestattet ist. Die Öffnung stellt das Ablaufen der monatlichen Blutung sicher. Zum Teil verschließt sie den Eingang der Vagina.

In der Regel kommt es durch den ersten Geschlechtsverkehr zum Einreißen des Jungfernhäutchens (Entjungferung), was sich durch eine leichte Blutung bemerkbar macht.

Es gibt aber noch weitere Ursachen für den Riss des Hymens. Dazu gehören

  • das Tragen eines Tampons,
  • sportliche Aktivitäten oder
  • Stürze.

Manche Mädchen werden außerdem ohne Jungfernhäutchen geboren.

Hymen-Typen

Beim Hymen unterscheidet man nach verschiedenen Typen. So gibt es das aulare Hymen, das ringförmig ist, und das unperforierte Hymen.

Unperforiertes Hymen

Dieses komplett verschlossene Jungfernhäutchen tritt bei etwa einer von 2.000 Frauen auf. In den meisten Fällen erfolgt die Feststellung des unperforierten Hymen im Teenageralter.

Da es die Scheidenöffnung gänzlich bedeckt, wird der Abfluss der monatlichen Blutung behindert, was zu einem Rückfluss in die Vagina führt. Dies hat Beschwerden wie Rückenschmerzen oder Bauchschmerzen zur Folge. In solchen Fällen ist die operative Beseitigung des Hymens medizinisch sogar unbedingt erforderlich.

Mikroperforiertes Hymen

Ebenfalls problematisch kann das mikroperforierte Hymen sein. Dabei besteht nur eine sehr kleine Öffnung des Jungfernhäutchens. Aber auch diese Variante kann durch einen operativen Eingriff problemlos beseitigt werden.

Septales Hymen

Eine weitere Form stellt das septale Hymen dar. Bei dieser Subform wird die Öffnung der Scheide durch mehrere Hautbänder verdeckt. Obwohl die Ärzte das septale Hymen in der Regel als normal einstufen, hat es bei manchen Frauen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr zur Folge. So ist das septale Hymen widerstandsfähiger als andere Jungfernhäutchen.

Welche Aufgaben das Jungfernhäutchen wahrnimmt, ist bis heute nicht geklärt. Es wird vermutet, dass es im Kindesalter die Scheide vor Fremdkörpern und Infektionen schützt.

Durchführung einer Hymenalrekonstruktion

Eine Hymenalrekonstruktion erfolgt ambulant in einer Klinik. Vor dem Eingriff erhält die Patientin eine örtliche Betäubung. In manchen Fällen ist aber auch eine Vollnarkose möglich. Die Dauer des Eingriffs liegt bei 20 bis 60 Minuten.

Während des ringförmigen Verfahrens benutzt der Operateur ein Laserskalpell, das als schonende Methode dient. Da der Scheidenbereich der Patientin gut durchblutet wird, sind in der Regel keine Komplikationen zu befürchten.

Liegen keine Reste des Hymens mehr vor, verwendet der Arzt Gewebe aus der hinteren Scheidenwand.

Nach dem Eingriff

Das vom Chirurgen verwendete Nahtmaterial löst sich selbst auf. Daher ist keine anschließende Entfernung erforderlich.

In den meisten Fällen bedarf es nach dem Eingriff auch sonst keiner weiteren Untersuchung beim Arzt. Das neue Jungfernhäutchen wächst sehr schnell und verfügt sogar über Blutgefäße, wodurch es beim Geschlechtsverkehr zu einer Blutung kommt.

Die Abheilungsdauer nach der Hymenalrekonstruktion liegt bei etwa sechs Wochen. Danach ist das Jungfernhäutchen ähnlich funktionstüchtig wie das erste Hymen. In der Hochzeitsnacht zerreißt es dann schließlich.

Darauf ist zu achten

  • Unmittelbar im Anschluss an die Hymenalrekonstruktion kann die Patientin Sitzbäder mit Kamille durchführen. Auf Vollbäder muss die Patientin jedoch vier bis sechs Wochen lang verzichten.
  • Das Gleiche gilt für sportliche Aktivitäten und physische Anstrengungen.
  • Außerdem darf die Patientin nach der ersten Periode nicht auf Tampons zurückgreifen. Deren Einsatz kann nach etwa sechs Wochen wieder erfolgen.
  • Auch Geschlechtsverkehr sollte nach der Operation nicht mehr vor der Hochzeitsnacht erfolgen, da es sonst zum Reißen des Hymens kommt.

Normalerweise hält die Herstellung des Jungfernhäutchens ca. zwei Jahre. Selbst andere Ärzte oder Rechtsmediziner sind nicht immer in der Lage, ein neues Hymen zu erkennen.

Hymen-Gewebeverdickung

Eine Variante der Hymenrekonstruktion stellt die Hymen-Gewebeverdickung dar. Sofern die Patientin dies wünscht, kann eine kosmetische Membran, die mit einem Kapselimplantat ausgestattet ist, am Hymen angebracht werden.

Kommt es zum vaginalen Geschlechtsverkehr, setzt sich dabei eine synthetische Substanz, die Blut ähnelt, frei. Dabei handelt es sich um harmlose, rote Gelatine.

Die Hymen-Gewebeverdickung hat den Vorteil, dass sich die Patientin nur wenige Tage schonen muss. Aus diesem Grund erfolgt dieser Eingriff meist nur kurze Zeit vor der Vermählung. Ein Frauenarzt kann diese Methode jedoch leicht erkennen.

Vorbereitungen im Vorfeld der Operation

Im Vorfeld einer Hymenalrekonstruktion ist es wichtig, dass sich die betroffene Person gut informiert. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Kostenfrage.

Darüber hinaus bedarf es eines vertrauensvollen Verhältnisses zwischen Patientin und Arzt. Der Mediziner sollte die Patientin über den Ablauf der Operation ausführlich informieren.

Der ärztliche Eingriff findet nach der monatlichen Periode statt. Vor dem Eingriff muss die Betroffene zwei Wochen auf blutverdünnende Arzneimittel verzichten.

Wichtig ist zudem die Enthaltsamkeit auf Zigaretten und Alkohol. Vor der Hymenalrekonstruktion darf sechs Stunden lang keine Nahrungsaufnahme mehr erfolgen. Bevor der Eingriff beginnt, wird in der Regel eine Intimrasur vorgenommen.

Nebenwirkungen und Komplikationen

Komplikationen treten bei einer Hymenalrekonstruktion nur selten auf. In manchen Fällen leiden die Patientinnen unter Entzündungen oder Nachblutungen. Diese gehen jedoch normalerweise rasch wieder zurück. Ein mögliches Problem ist auch eine Hypersensibilisierung in der Genitalregion, die jedoch innerhalb von wenigen Tagen wieder zurückgeht.

Grundsätzlich findet eine Hymenrekonstruktion ausschließlich auf Wunsch der Patientin statt. Dabei ist der behandelnde Arzt bestrebt, Nebenwirkungen und Komplikationen zu vermeiden.

Kosten einer Wiederherstellung des Jungfernhäutchens

In Deutschland werden in verschiedenen Kliniken Hymenalrekonstruktionen vorgenommen. Dabei sollten die Betroffenen nicht nur die Kosten berücksichtigen, sondern auch auf die Erfahrung des Chirurgen achten.

as persönliche Vertrauen zum Arzt ist überaus wichtig. Außerdem muss es sich um einen erfahrenen Spezialisten handeln.

Je nachdem, wie groß der Aufwand für die Hymenrekonstruktion ist, liegen die Kosten zwischen 500 und 3.500 Euro. Dabei spielt es auch eine Rolle, ob die Patientin eine örtliche Betäubung oder eine Vollnarkose erhält.

Außerdem ist der individuelle Befund von Bedeutung. Verfügt die Patientin noch über Reste ihres Jungfernhäutchens, läuft der Eingriff insgesamt kostengünstiger ab.