Überwärmungstherapie - Anwendung, Ablauf und Behandlung
Als Überwärmungstherapie oder Hyperthermie bezeichnet man eine Behandlungsmethode, bei der der Körper gezielt überwärmt wird. Durch die erhöhte Temperatur sollen Krebszellen abgetötet werden.
Ziel und Zweck
Zweck der Überwärmungstherapie, die auch Hyperthermie genannt wird, ist die Behandlung von bestimmten Krankheiten durch die Zufuhr von äußerer Wärme in den Körper. Dazu werden
- einzelne Organe
- Körperregionen oder auch
- der ganze Körper
überwärmt. Bei Temperaturen ab 42,5 Grad Celsius tritt eine zytotoxische (zellabtötende) Wirkung ein, wodurch bösartige Krebszellen geschädigt werden. Allerdings werden auch die gesunden Zellen in Mitleidenschaft gezogen.
Geschichte
Die Geschichte der Überwärmungstherapie reicht zurück bis in die Antike. Der Begriff "Hyperthermie" (Überwärmung) stammt aus dem alten Griechenland, wo diese Methode von Ärzten wie Parmenides angewandt wurde. Dabei wurden Infektionskrankheiten durch eine künstliche Fiebererzeugung bekämpft.
Die moderne Fiebertherapie wurde von dem österreichischen Mediziner Julius Wagner-Jauregg (1857-1940) begründet, der dafür 1927 den Nobelpreis für Medizin erhielt.
Durch die Anwendung der Antibiotikatherapie verlor die Hyperthermie an Bedeutung. Heutzutage wird die Überwärmungstherapie vor allem bei Krebskrankheiten zur Ergänzung von Standardbehandlungen wie Chemotherapie oder Strahlentherapie eingesetzt.
Anwendungsgebiete
Zur Anwendung kommt eine Überwärmungstherapie in erster Linie bei großen Tumoren, die durch eine Operation nicht vollständig entfernt werden können, da sie in umliegendes Gewebe eingewachsen sind. Haupteinsatzgebiete sind:
- Blasenkarzinome
- Rektumkarzinome
- Brustkrebs
- Zervixkarzinome
- Prostatakrebs
- Kopf- und Halstumore
Kosten
Da die Überwärmungstherapie nicht zu den Standardmethoden für die Behandlung von Krebskrankheiten gehört, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten nur selten, was jeweils vom individuellen Fall abhängt.
Unterschiedliche Verfahren der Überwärmungstherapie
Eine Überwärmungstherapie lässt sich auf unterschiedliche Weise und an verschiedenen Stellen durchführen.
Lokale Hyperthermie
Die lokale Überwärmungstherapie kommt zum Einsatz bei:
- oberflächlichen Tumoren wie Brustwandtumoren oder Brustkrebs
- Halslymphknotenmetastasen
Dabei überträgt man mit Hilfe eines Applikators die Wärme von außen auf das zu behandelnde Gewebe. Über die Antennen des Applikators werden Radio- oder Mikrowellen ausgestrahlt, um das Gewebe zu erwärmen.
Regionale Hyperthermie
Bei der regionalen Überwärmungstherapie werden größere Körperareale, von etwa dreißig bis vierzig Zentimetern Umfang, erwärmt. Dazu gehören
- der Oberschenkelbereich
- das Becken oder
- die Bauchregion.
Dabei umgibt die Strahlungsquelle ringförmig den Bereich, der erwärmt werden soll, damit auch tiefere Gewebeschichten erreicht werden können.
Ganzkörper-Hyperthermie
Bei diesem Verfahren wird der ganze Körper auf 41 bis 42 Grad Celsius erwärmt. Dazu erfolgt meist eine Vollnarkose. Auf diese Weise können auch Metastasen (Tochtergeschwülste) an weiter entfernt liegenden Organen behandelt werden.
Gemeinsam mit einer Chemotherapie lassen sich auf diese Weise die Krebszellen zerstören. Erzeugt wird die Überwärmung durch Wasserdampf oder Infrarotstrahlen. Zudem kann Blut entnommen, erwärmt und wieder zurück in den Körper geführt werden.
Hypertherme Perfusion
Bei dieser Methode wird überwärmte Flüssigkeit, wie zum Beispiel Blut des Patienten, das mit Chemotherapeutika versehen wurde, direkt in die Blutgefäße eingeführt. Auf diese Weise kann das zu behandelnde Organ oder Körperteil gezielt erwärmt werden, sofern es über eine eigene Blutversorgung verfügt.
Interstitielle Hyperthermie
Bei der interstitiellen Überwärmungstherapie führt man die Antenne eines Applikators direkt in das erkrankte Gewebe ein. Dadurch können kleine Areale gezielt erwärmt werden. Diese Methode erfolgt oftmals gemeinsam mit einer radioaktiven Afterloadingtherapie.
Thermoablation
Hier schiebt man einen Laser in kleine Tumore vor, die weniger als drei Zentimeter Durchmesser besitzen. Anschließend wird das von Krebs befallene Gewebe mit Temperaturen von über 50 Grad Celsius zerstört. Die Thermoablation wird zumeist an der Leber vorgenommen.
Magnetfeldhyperthermie
Bei diesem Verfahren erwärmt man kleine Stäbchen aus Metall oder magnetische Flüssigkeiten durch ein Magnetfeld. Da sich die Magnetfeldhyperthermie jedoch noch im Forschungsstadium befindet, wird sie nur an Patienten vorgenommen, die für wissenschaftliche Studien speziell ausgewählt wurden.
Mögliche Risiken
Zu den möglichen Nebenwirkungen einer Überwärmungstherapie gehören:
- schmerzhafte örtliche Überhitzungen
- geringfügige Verbrennungen durch die Überwärmung
- Kreislaufprobleme