Iridektomie - Funktion und Ablauf

Bei einer Iridektomie wird die Iris (Regenbogenhaut) des Auges durch einen kleinen Schnitt geöffnet, meist um Kammerwasser abfließen zu lassen, das für einen zu hohen Augeninnendruck infolge eines Glaukomanfalls sorgt. Die Iridektomie kann aber auch aus anderen medizinischen Gründen vorgenommen werden. Wie der Eingriff abläuft und welche Risiken bestehen, lesen Sie in diesem Artikel.

Von Jens Hirseland

Die Iridektomie zählt zu den chirurgischen Eingriffen am Auge. Durch einen kleinen Schnitt wird dabei die Iris (Regenbogenhaut) des Auges eröffnet, wenn ein Anstieg des Augeninnendrucks, der gesundheitliche Schäden hervorrufen kann, vorliegt.

Der Begriff Iridektomie stammt aus dem Griechischen und bedeutet in deutscher Übersetzung "Ausschneiden der Regenbogenhaut".

Geschichte der Iridektomie

Erstmals durchgeführt wurde eine Ausschneidung der Iris im Jahr 1786 durch den Mediziner M. de Wenzel. Dabei fand die Ausschneidung innerhalb des Auges statt. Ab 1798 nahm der österreichische Augenarzt Georg Joseph Beer (1763-1821), der als Schöpfer der wissenschaftlich fundierten Augenheilkunde gilt, zum ersten Mal eine Ausschneidung im Außenbereich des Auges vor.

Im 19. Jahrhundert wurde das Verfahren entwickelt, einen vier bis sechs Millimeter langen Einstich am Augenhornhautrand mithilfe einer Pinzette vorzunehmen. Der Operateur führte die Pinzette in die vordere Augenkammer ein, fasste die Regenbogenhaut am Pupillarrand und zog sie hervor, sodass er sie mit einer Schere durchtrennen konnte.

Ein Nachteil der Iridektomie war jedoch seinerzeit, dass die Bewegungen der Pupillen dadurch unmöglich gemacht wurden. Die Pupille war daher nicht mehr in der Lage, Lichtreizen zu folgen. Der Patient musste die Muskelfunktionen mit seinem Augenlid ersetzen, sofern er dazu imstande war. Um diesem Problem entgegenzuwirken, wurde die natürliche Pupille bei späteren Eingriffen nur verlegt. Der Chirurg führte einen zwei Millimeter langen Schnitt an Rand der Hornhaut durch. Konnte das Kammerwasser anschließend abfließen, fiel die Iris in die vordere Richtung. Der Arzt fasste sie dann mit einer Pinzette und zog sie solange in nach vorne, bis sie an der gewünschten Stelle anhielt. Mit einem Faden schnürte er das vorgezogene Irisstück ab.

Die Iris und das Kammerwasser

Bei der Iris oder Regenbogenhaut handelt es sich um eine Augengewebeschicht. Sie sorgt für die Trennung zwischen vorderer und hinterer Augenkammer. In der hinteren Augenkammer findet die Abgabe des Kammerwassers statt. Die farblose Flüssigkeit bildet sich permanent neu. Von der hinteren Augenkammer gelangt das Kammerwasser weiter bis zur vorderen Augenkammer. Dort fließt es über einen Kanal ab. Das Kammerwasser hat die Funktion, das Auge mit wichtigen Nährstoffen zu versorgen. Schädliche Stoffe werden von ihm abtransportiert.

Wie viel Kammerwasser sich im Auge befindet, richtet sich nach dem Augeninnendruck. Die richtige Balance des Abflusses ist überaus wichtig, da fortwährend neues Kammerwasser entsteht, das in die hintere Augenkammer fließt. Treten jedoch Störungen des Abflusses auf, haben diese einen akuten oder schleichenden Anstieg des Augeninnendrucks zur Folge.

Hält der verstärkte Innendruck am Auge längere Zeit an oder fällt er intensiv aus, drohen im weiteren Verlauf Schäden an bedeutenden Augenstrukturen wie dem Sehnerv sowie dessen angrenzende Strukturen wie der Netzhaut (Retina). In der Augenmedizin ist dann von einem Grünen Star oder Glaukom die Rede. Im schlimmsten Fall führt das Glaukom zur Erblindung des Auges. Der erhöhte Innendruck des Auges zählt zu den Hauptrisikogebieten für das Entstehen des Grünen Stars.

Grafische Darstellung eines Glaukoms

Ziel und Zweck der Iridektomie

Die Iridektomie zählt zu den mikrochirurgischen Augenoperationen. Durch einen geringfügigen Schnitt eröffnet der Operateur die Iris mit einer Schere. Durch dieses Vorgehen entsteht eine Öffnung, sodass das Kammerwasser eine Abflussmöglichkeit erhält. Infolgedessen tritt das Absinken des Augeninnendrucks ein.

Mitunter wird die Iridektomie auch vorgenommen, wenn eine Verletzung vorliegt oder das Auge bei einer vorherigen Operation in Mitleidenschaft gezogen wurde. Dabei soll das Auge mit Flüssigkeit gefüllt werden. Wichtigstes Ziel der Iridektomie ist ein verbesserter Abfluss des Kammerwassers.

Iridotomie

Falls erforderlich, kann alternativ zur Iridektomie auch eine Iridotomie stattfinden. Dabei benutzt der Arzt zumeist einen Laser, durch dessen Anwendung er ein kleines Loch in der Regenbogenhaut entstehen lässt. Das Prinzip der Iridotomie ist das Gleiche wie bei der Iridektomie. Die Laserbehandlung hat den Vorteil, schmerzlos zu verlaufen. Sie kommt oft präventiv bei Glaukomanfällen zur Anwendung. Die Löcher, die durch den Laser entstehen, sind allerdings sehr klein und verschließen sich deswegen rasch wieder. Daher findet im Anschluss oft eine Iridektomie statt.

Indikationen einer Iridektomie

Durch augenärztliche Vorsorgeuntersuchungen lässt sich feststellen, ob eine Iridektomie erfolgen muss. Zu den häufigsten Einsatzfeldern dieser mikrochirurgischen Augenoperation gehören:

  • ein Glaukomanfall (akutes Winkelblockglaukom), das zu einem akuten intensiven Anstieg des Augeninnendrucks führt und einen sofortigen Eingriff erforderlich macht
  • eine aufgehobene Vorderkammer, bei der die Regenbogenhaut unmittelbar auf der Hornhautrückseite liegt
  • eine Hornhauttrübung
  • der ausbleibende Erfolg von vorherigen Laserbehandlungen

Ablauf einer Iridektomie

Vor dem Eingriff

Bevor der Augenarzt mit der Iridektomie beginnt, verabreicht er dem Patienten eine lokale Anästhesie. Ebenso ist eine Vollnarkose möglich.

Durchführung der Iridektomie

Nächster Schritt des Eingriffs ist ein kleiner Schnitt an der Hornhaut, um Zugang zur vorderen Augenkammer zu erhalten. Gelingt es dem Arzt, die Iris mit einer Pinzette zu erfassen, kann er sie in die äußere Richtung ziehen und sie mit einer Spezialschere an einem bestimmten Punkt, der im Vorfeld festgelegt wird, durchtrennen. Auf diese Weise kommt eine Verbindung zwischen vorderer und hinterer Augenkammer zustande, sodass das Kammerwasser wieder ungehindert abfließen kann. Dieser Vorgang hat wiederum das Absinken des Augeninnendrucks zur Folge.

Nach einer leichten Massage kann die Regenbogenhaut wieder in ihre ursprüngliche Lage zurückgleiten. Letzter Schritt der Iridektomie ist das Vernähen des Hornhautschnittes.

Nach dem Eingriff

Im Anschluss an den Eingriff ist es wichtig, dass der Patient sich nicht an den Augen reibt. Durch die Betäubung ist das Schmerzempfinden herabgesetzt, sodass leicht Verletzungen drohen.

Auch das Sehvermögen funktioniert noch einige Stunden nicht richtig. Das ist darauf zurückzuführen, dass die Pupillen für die Iridektomie durch die Gabe von Augentropfen erweitert sind. In diesem Zeitraum darf der Patient daher weder ein Auto steuern noch an wichtigen Maschinen arbeiten.

Um den Heilungsprozess zu fördern, ist es ratsam, die Augen einige Tage zu schonen und nicht zu viel am Computer zu arbeiten oder fernzusehen. Verordnet der Augenarzt zur Nachsorge Arzneimittel wie Salben oder Augentropfen, sind diese regelmäßig einzunehmen.

Risiken der Iridektomie

Komplikationen treten bei einer Iridektomie nur selten auf. Trotzdem bestehen gewisse Risiken. Dazu zählen:

  • Infektionen
  • Blutungen des Auges aufgrund von Entzündungen oder Verletzungen des Ziliarkörpers, die sich jedoch schnell unter Kontrolle bringen lassen
  • Linsenverletzungen
  • das Sehen von Doppelbildern
  • eine erhöhte Empfindlichkeit gegen Licht
  • das Entstehen eines Grauen Stars (Augenlinsentrübung) aus ungeklärter Ursache

Unvollständige Iridektomie

Bei manchen Patienten hält der erhöhte Augeninnendruck auch nach der Iridektomie weiterhin an oder tritt erneut auf. In diesem Fall werden entsprechende Arzneimittel verabreicht. Mitunter ist auch eine weitere Operation erforderlich.

Gelegentlich verläuft der Eingriff nicht erfolgreich, sodass das Kammerwasser nach wie vor nicht abfließen kann. In der Augenmedizin ist dann von einer unvollständigen Iridektomie die Rede.