Kardioversion - Indikation, Ablauf und Risiken
Die Kardioversion zählt zu den medizinischen Verfahren zur Beendigung von tachykarden (schnellen) Herzrhythmusstörungen. Mithilfe der Kardioversion lässt sich der Sinusrhythmus (normaler Herzrhythmus) wiederherstellen. Die Durchführung der Behandlung erfolgt entweder elektrisch mit einem Defibrillator oder durch die Gabe von Medikamenten. Erfahren Sie hier alles zu Indikation und Ablauf der Kardioversion.
Elektrische Kardioversion
In der Notfallmedizin wird die Elektrokardioversion auch als Defibrillation bezeichnet. Sie kann aber außerdem zu einer normalen Behandlung von Herzrhythmusstörungen zum Einsatz gelangen.
In der Regel verläuft die elektrische Kardioversion erfolgreicher als die medikamentöse Kardioversion. Verwendet wird dabei ein Defibrillator oder Kardiovertor. Dieses Gerät sendet einen Stromimpuls an das Herz ab. Auf diese Weise lassen sich Störungen der Erregungsleitung, die zu einem zu schnellen Herzschlag führen, unterbrechen. Dadurch wird erreicht, dass das Herz sich wieder normal zusammenzieht, sodass der gewohnte Herzrhythmus ablaufen kann.
Medikamentöse Kardioversion
Im Gegensatz zur elektrischen Kardioversion findet die medikamentöse Kardioversion bei Notfällen keine Anwendung. Das medikamentöse Verfahren basiert auf der Darreichung von Antiarrythmika. Diese Wirkstoffe verfügen über die Eigenschaft, spezielle Rezeptoren oder Ionenkanäle zu blockieren, die für die Erregungsleitung von Bedeutung sind. Durch die Gabe der Arzneimittel verläuft die Herzkontraktion wieder in normalen Bahnen.
Für die medikamentöse Kardioversion benötigt der Patient keine Narkose. In manchen Fällen kann der Erkrankte die Arzneimittel sogar selbst einnehmen.
Zur Anwendung gelangen in erster Linie die Wirkstoffe Ajmalin, Flecainid und Amiodaron. Allerdings fällt die Erfolgsquote der medikamentösen Kardioversion etwas geringer aus als bei dem elektrischen Verfahren.
Indikation einer Kardioversion
Zum Einsatz kommt die Kardioversion bei:
- Vorhofflattern
- Vorhofflimmern
- tachykarden Herzrhythmusstörungen, bei denen zu wenig Blut in den Kreislauf gepumpt wird
- einer ventrikulären Tachykardie
- einer Vorhoftachykardie (Atriale Tachykardie)
- einer AV-Knoten-Reentry-Tachykardie
- dem WPS-Syndrom (Wolff-Parkinson-White-Syndrom)
Störungen des Herzrhythmus
Die Vorgabe des Herzrhythmus erfolgt durch elektrische Impulse aus dem Erregungsleitersystem. Den Hauptimpuls sendet der Sinusknoten aus, der an der rechten Vorhofwand des Herzens liegt. Via AV-Knoten und His-Bündel wird der Impuls zu den Purkinje-Fasern weitergeleitet. Diese Fasern sorgen für die Erregung des Herzmuskels und lösen auf diese Weise seine Kontraktion aus.
Kommt es zu einer Fehlleitung der elektrischen Signale oder setzen in der Herzwand weitere Impulse ein, hat dies das Entstehen von Herzrhythmusstörungen zur Folge. Deswegen agiert der Herzmuskel ungeordnet, sodass das Blut nicht mehr effizient in die großen Gefäße gepumpt werden kann.
Vor einer Kardioversion
In den meisten Fällen wird eine Kardioversion bei einem symptomatischen Vorhofflimmern durchgeführt. Ob das Vorhofflimmern mit einer elektrischen oder medikamentösen Kardioversion therapiert wird, entscheidet sich nach individuellen Kriterien.
Liegt das Einsetzen des Vorhofflimmerns maximal 48 Stunden zurück, ist die Kardioversion ohne Antikoagulation möglich. Hält das Vorhofflimmern jedoch länger als 48 Stunden an, besteht die Gefahr von Embolien durch Thrombosen. Aus diesem Anlass ist es erforderlich, einen Vorhofthrombus auszuschließen, bevor die Kardioversion durchgeführt wird. Dies erfolgt durch eine transösophageale Echokardiografie (TEE). Alternativ lässt sich auch drei Wochen vorher oder vier Wochen später eine Behandlung mit oralen Antikoagulanzien vornehmen.
Ablauf einer elektrischen Kardioversion
Die elektrische Kardioversion findet im Normalfall ambulant statt. Zum vereinbarten Termin sollte der Patient nüchtern erscheinen, weil er sonst Gefahr läuft, Speisereste zu verschlucken.
Die elektrische Kardioversion wird entweder extern mit einem Defibrillator oder durch einen implantierten Defibrillator bzw. Kardioverter direkt am Herzen durchgeführt. Die Mediziner sprechen dann von einer internen elektrischen Kardioversion.
Für die elektrische Kardioversion wird eine kurze Narkose verabreicht, sodass der Patient von der Prozedur nichts bemerkt. Für das komplette Verfahren wird eine EKG-Kontrolle durchgeführt. Während der Behandlung gibt der Arzt kurze Stromstöße ab. Ihre Dosis fällt mit ca. 50 bis 100 Joule geringer aus als bei einer Defibrillation. Als Impulsgeber der Stromstöße dient der Herzschlag des Patienten, dessen Erfassung durch das EKG erfolgt. Durch dieses Vorgehen kann die Gefahr von Kammerflimmern verringert werden.
Nach dem Abschluss der elektrischen Kardioversion erholt sich der Patient in aller Ruhe von der kurzen Narkose. Auf das Autofahren und Arbeiten muss er für den Rest des Tages verzichten. Bei einem abschließenden Gespräch mit dem Arzt wird ein Kontrolltermin festgelegt, der für eine EKG-Untersuchung dient, um den Herzrhythmus zu überprüfen.
Mit dem EKG wird festgestellt, ob die Kardioversion erfolgreich verlaufen ist. Falls nötig, findet eine weitere elektrische oder medikamentöse Kardioversion zur Therapie der Herzrhythmusstörungen statt.
Ablauf einer externen elektrischen Kardioversion
Bei einem dauerhaften Vorhofflimmern oder im Falle von ventrikulären Tachykardien, die gegen Antiarrythmika resistent sind, wird häufig eine externe elektrische Kardioversion vorgenommen. Dabei platziert man einen Defibrillator auf der Brustwand.
Im Rahmen des Verfahrens, das auch als Notfalleingriff dient, findet der Stromstoß parallel zu einem EKG nach dem Einfall einer R-Zacke statt. Die R-Zacke ist die aussagekräftigste Zacke des Elektrokardiogramms.
Liegt ein medizinischer Notfall vor, ist das EKG jedoch nicht ausschlaggebend für die Abgabe eines Stromstoßes. So erfolgt die sofortige Abgabe der elektrischen Energie an das Herz.
Ablauf einer medikamentösen Kardioversion
Im Rahmen der medikamentösen Kardioversion wählt der behandelnde Arzt das passende Präparat aus. Während gleichzeitig ein EKG stattfindet, wird dem Patienten das Medikament intravenös injiziert. Gleichzeitig führt man dem Erkrankten Arzneimittel zu, die die Blutgerinnung hemmen. Von herzgesunden Menschen können auch Tabletten mit Flecainid eigenständig eingenommen werden.
Mögliche Komplikationen einer Kardioversion
Durch die Kardioversion sind bei allen Verfahren verschiedene Komplikationen möglich. Dabei handelt es sich zumeist um:
- Herzrhythmusstörungen
- allergische Reaktionen gegen die Arzneimittel
- ein Mangel an Sauerstoff aufgrund der Narkose bei einer elektrischen Kardioversion
- Hautrötungen oder Verbrennungen durch die Elektroden
- erneute Beschwerden
Sowohl bei der elektrischen als auch bei medikamentösen Kardioversion besteht eine erhöhte Gefahr von Embolien, die zum Beispiel einen Schlaganfall hervorrufen können.
Nach einer Kardioversion
Es wird empfohlen, am Tag nach der elektrischen Kardioversion auf eine aktive Teilnahme am Straßenverkehr zu verzichten. Um erneute Beschwerden zu vermeiden, erhält der Patient im Anschluss an die Behandlung die gleichen Arzneimittel, die auch bei einer medikamentösen Kardioversion verabreicht werden. Alternativ kann die Gabe von Beta-Blockern erfolgen. Durch die konsequente Einnahme dieser Mittel bleibt der normale Herzrhythmus bestehen.
Im Falle eines erhöhten Thromboserisikos verordnet der Arzt für ungefähr vier Wochen entsprechende Arzneimittel.
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- BASICS Kardiologie, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2016, ISBN 3437421891
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