Kompressen - Wann werden sie eingesetzt und wie wirken sie?
Neben der Versorgung von Wunden, dienen Kompressen auch zur Behandlung von Verstauchungen, Muskelschmerzen und blauen Flecken. Dabei kommen sowohl warme als auch kalte Kompressen zur Anwendung. Es kann zudem eine Unterteilung in steril und unsteril erfolgen. Informieren Sie sich über die Arten von Kompressen und lesen Sie, wann diese eingesetzt werden.
Was sind Kompressen? - Eine Definition
Unter einer Kompresse versteht man eine Mull-Watte-Kombination. Kompressen werden nicht nur zur Versorgung von Wunden eingesetzt, sondern auch, um verschiedene Beschwerden wie zum Beispiel
zu behandeln. Vor allem bei Sportverletzungen kommen sie häufig zum Einsatz.
Der Begriff "Kompresse" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet soviel wie "zusammendrücken". Diese spezielle Wundauflage besteht zumeist aus Verbandmull oder Vliesstoff. Auch ein gefaltetes Tuch lässt sich als Kompresse benutzen.
Der Begriff kann sich sowohl auf die Wundauflage als auch auf den gesamten Verband beziehen. Zudem verwendet man Kompressen häufig als Salbenverband. Darüber hinaus werden kalte und warme Kompressen benutzt, um eine verletzte Körperstelle gezielt durch Kälte oder Wärme zu behandeln.
Arten: Sterile und unsterile Kompressen
Unterteilt werden Kompressen in sterile oder unsterile Mullkompressen, die im Rahmen einer Erste-Hilfe-Maßnahme zur Anwendung kommen, um unterschiedliche Arten von Wunden zu versorgen sowie Kalt-Warm-Kompressen, mit denen man bestimmte Verletzungen wie Verstauchungen, Verrenkungen, Prellungen oder Zerrungen behandelt. Da sie häufig für Erste-Hilfe-Maßnahmen benötigt werden, sind Kompressen fester Bestandteil eines Verbandskastens oder Erste-Hilfe-Koffers. Auch in der privaten Hausapotheke sollten sie nicht fehlen.
Die Kompressen sind in verschiedenen Größen in jeder Apotheke erhältlich. Die Watte einer Kompresse wird beidseitig von Mull umgeben, wodurch eine hohe Saugfähigkeit gewährleistet wird. Darüber hinaus bietet eine Kompresse auch Schutz vor mechanischen Einflüssen wie zum Beispiel Druck oder Stößen.
Warme und kalte Kompressen
Je nach Art der Verletzung oder der Beschwerden verwendet man dabei warme oder kalte Kompressen. Auf diese Weise werden die betroffenen Stellen entweder gekühlt oder erwärmt. Kompressen haben zudem den Vorteil, dass sie sich an die Körperkonturen anpassen.
Materialien, die bei Kompressen zur Anwendung kommen
Als Material für Kompressen benutzt man in der Regel Verbandmull (Gaze) oder Vliesstoff. Die vielfach gefalteten Mullkompressen bestehen aus Viskosefasern oder Baumwollfasern.
Dem gleichen Zweck wie Mullkompressen dienen Vliesstoffkompressen, die sich aus einer Mischung aus Viskose und Polyester zusammensetzen. Gegenüber Mullkompressen haben sie den Vorteil, dass sie mehr Flüssigkeit aufnehmen können.
Kompressen aus Gaze (Mull)
Als Gaze oder Mull bezeichnet man ein halbdurchsichtiges, fein- bis grobmaschiges Baumwollgewebe. Es ist sowohl in steriler (keimtötender) als auch in unsteriler Form erhältlich.
Für eine Kompresse werden mehrere Gazeschichten übereinander gelegt, die zum Aufsaugen von Blut und Wundsekret oder zum Schutz von infizierten Wunden dienen. Gaze wird auch zur Reinigung von Wundrändern und zum Auswischen von Wunden benutzt. Allerdings hat Gaze auch gewisse Nachteile. So kann der Verbandmull leicht am Gewebe festkleben, wodurch der Verbandswechsel unter Umständen recht schmerzhaft verläuft.
Es gibt aber auch beschichtete Wundgazen, die eine wasserabweisende Salbe enthalten. Diese soll das Verkleben mit dem Wundgrund verhindern. Die beschichtete Gaze muss jedoch stets mit einer Kompresse abgedeckt werden, die das Wundsekret aufnimmt.
Kompressen aus Vlies
Als Vliesstoff oder Vlies bezeichnet man ein textiles Flächengebilde, das aus einzelnen Fasern besteht. Der Stoff, der meist wasserabweisende Fasern enthält, wird vor allem für Saugkompressen benutzt. Auf der Außenseite besteht eine Saugkompresse aus Vliesstoff.
Kompressen aus Watte und Zellwolle
Für die Innenseite der Kompresse verwendet man dagegen wasseranziehende Materialien wie beispielsweise Watte oder Zellwolle, die zum Aufsaugen von Blut und Wundsekreten dienen.
Für Frauen: Kompressen bei wunden Brustwarzen und für den Intimbereich
Für stillende Frauen gibt es Kompressen, die bei gereizten und entzündeten oder wunden Brustwarzen angewandt werden können. Solche Kompressen basieren auf dem so genannten 2QR-Komplex, durch den Bakterien auf eine natürliche Art und Weise blockiert werden können. Durch die imprägnierte Kompresse kann ein feuchtes Wundmilieu beibehalten werden.
Des Weiteren finden sich Kompressen für den Intimbereich, die bei
- Fissuren
- Hämorrhoiden
- Probleme im Damm- oder Analgewebe, die schwangerschafts- oder geburtsbedingt sind
Wirkungen von Wärme und Kälte bei Kompressen
Kälte und Wärme haben unterschiedliche Wirkungen bei der Behandlung von Beschwerden und Verletzungen.
Kältewirkung bei Kompressen
Kälte verlangsamt fast jeden Prozess im Körper. So wird zum Beispiel die Aktivität von entzündungsfördernden Botenstoffen reduziert. Die Blutgefäße verengen sich und es tritt weniger Flüssigkeit in das Gewebe über. Da das Nervensystem ebenfalls gekühlt wird, empfindet man bei einer Kältebehandlung die Schmerzen als weniger gering.
Wärmewirkung bei Kompressen
Auch Wärme kann bei bestimmten Beschwerden eine positive Wirkung haben. So werden sämtliche wichtigen Transportsysteme im Körper beschleunigt, wodurch beispielsweise Antikörper des Immunsystems rascher zu ihrem Einsatzort gelangen. Auch schmerzauslösende Signalstoffe können zügiger abtransportiert werden, wodurch die Schmerzempfindlichkeit abnimmt.
Anwendungsgebiete: Wann kommen Kompressen zum Einsatz?
Während sich warme Kompressen für die Behandlung und Linderung von Beschwerden wie
- Muskelkater
- Rückenschmerzen
- Hexenschuss und
- nichtentzündlichen Rheumabeschwerden
eignen, verwendet man kalte Kompressen bei
- Muskel- und Gelenkentzündungen
- Prellungen
- Blutergüssen, Verstauchungen
- einem Tennisarm
- Nasenbluten
- Ödemen
- Kopfschmerzen
- Wadenkrämpfen
- Rheuma
sowie zur Linderung von Schmerzen.
Saugkompressen kommen in erster Linie bei stark nässenden Wunden oder frischen Operationswunden, um diese abzudecken. Nicht geeignet sind sie dagegen für schwach nässende Wunden oder Wunden in der epithelialen Heilungsphase.
Kontraindikation: Wann sollte man Kompresse nicht anwenden?
Nicht anwenden sollte man warme Kompressen bei
- akuten entzündlichen Gelenkerkrankungen
- Herz-Kreislauferkrankungen oder
- fieberhaften Infekten.
Auf kalte Kompressen sollte man lieber verzichten, wenn man überempfindlich auf Kälte reagiert, an Erkrankungen der Herzkranzgefäße oder Durchblutungsstörungen leidet.
Anwendung: Anlegen von Kompressen
Das Anlegen einer Kompresse erfolgt normalerweise durch das Fixieren der Wundauflage mit einem Klebesteifen oder Pflaster. Danach umwickelt man sie mit einer Mullbinde. Auf diese Weise kommt es zu leichtem Druck auf die Wunde, wodurch sich der Blutfluss stoppen lässt.
Als Sonderform gelten Verbandpäckchen. In diesen sind Binde und Wundauflage bereits integriert. Abgepackte und zurechtgeschnittene sterile Wundauflagen, die im Handel erhältlich sind, bezeichnet man ebenfalls als Kompressen.
Anwendung einer Kältekompresse
Für die Anwendung einer Kältekompresse legt man diese in das Gefrierfach des Kühlschranks oder in eine Kühltruhe. Nach zwei Stunden kann die Kompresse auf die betroffene Körperstelle aufgetragen werden. Um Erfrierungen zu verhindern, muss jedoch unbedingt ein Handtuch zwischen die Körperstelle und die Kompresse gelegt werden.
Anwendung einer Wärmekompresse
Eine Wärmekompresse wird für einige Minuten in heißes Wasser getaucht, in das man auch einige Tropfen ätherisches Öl geben kann. Vor dem Auftragen auf die zu behandelnde Region wird die Kompresse mit einem dünnen Tuch umwickelt. Danach verbleibt sie bis zur Abkühlung auf dem Körper.
Risiken und Nebenwirkungen von Kompressen
Wird die Kompresse korrekt angebracht und sind alle notwendigen hygienischen Standards gegeben, ist grundsätzlich mit wenigen Risiken zu rechnen. Wichtig ist, eine sterile Kompresse auch nur unter sterilen Bedingungen anzubringen; anderenfalls risikiert man das Eindringen von Keimen in die Wunde, was wiederum zu Infektionen führen kann.
Des Weiteren darf die Kompresse nicht zu fest angebracht werden. Besonders wichtig ist auch darauf zu achten, nur geeignete Materialien zu verwenden. Ist dies nicht der Fall, können die Kompressen fusseln und zu Infektionen führen.
Von großer Bedeutung ist der regelmäßige Wechsel der Kompressen. Dies ist besonders bei offenen Wunden der Fall, da sie häufiger gereinigt werden müssen. Geschieht dies nicht, kann die Kompresse mit der Wunde verkleben und lässt sich nur sehr schwer wieder entfernen.
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