Künstlicher Blasenausgang (Urostoma) - Gründe, Anlage und Risiken
Der künstliche Blasenausgang dient der Ausleitung des Urins aus dem Körper; dabei kann es sich um eine vorübergehende oder auch dauerhafte Lösung halten. Das entsprechende Verfahren bezeichnet man als Urostomie. Zur Anwendung kommt es etwa bei Schädigung der Harnwege oder deren operativen Entfernung. Informieren Sie sich über Gründe, Anlage und Risiken des künstlichen Blasenausgangs.
Urostoma - Merkmale und Funktion
Ein Urostoma, auch künstlicher Blasenausgang genannt, dient zur vorübergehenden oder dauerhaften Ausleitung des Urins aus dem Körper. Angelegt wird der Ausgang im Rahmen einer Urostomie.
Die Harnableitung erfolgt über die Bauchdecke. Dabei kann die Urostomie als vorübergehende oder auch dauerhafte Lösung gedacht sein.
Mögliche Gründe für ein Urostoma
Das Anlegen eines Urostomas kann erforderlich sein, wenn der Urin vom harnableitenden System nicht mehr nach außen abgegeben wird. Das ist zum Beispiel bei einer Schädigung oder operativen Entfernung der Harnwege der Fall.
Als Ursachen gelten:
- Prostatakrebs
- Blasenkrebs
- Nervenschädigungen
- angeborene Fehlbildungen
- Harnwegsstenosen
- schwere Verletzungen, Atresien
- eine Strahlentherapie bzw. dadurch entstandene Schäden der ableitenden Harnwege
- Verletzungen der ableitenden Harnwege durch Operationen oder Unfälle
Ein- und zweiteilige Systeme: Hinweise zur Stomaversorgung
Bei einer Stomaversorgung gibt es immer eine Basisplatte, die auf der Bauchdecke aufgeklebt ist, sowie ein daran befestigter Beutel zur Aufnahme der Ausscheidungen. Es werden ein- und zweiteilige Systeme unterschieden.
Beim einteiligen System besteht eine fixe Verbindung zwischen beiden Teilen - ein Wechsel ist somit nur gemeinsam möglich. Getrennte Einheiten liegen beim zweiteiligen System vor; der Beutel ist dabei mittels Klebefläche oder Rastring mit der Platte verbunden.
Hierbei kann die Platte auf dem Bauch bleiben, wenn man den Beutel aus Gründen der Hygiene wechselt. Generell bleibt die Basisblatte zwischen drei und fünf Tagen auf dem Bauch. Der Beutel wird alle ein bis zwei Tage gewechselt.
Um Infektionen zu vermeiden, verwendet man ein so genanntes offenes System: es kommen nur bestimmte Urostomiebeutel zur Anwendung - sie weisen eine Rücklaufsperre auf. Am unteren Ende befindet sich eine Ablassöffnung; hierdurch kann der Beutel entleert werden.
Für die Nacht gibt es einen speziellen Nachtbeutel. Dieser stellt sicher, dass der Urostomiebeutel im Liegen leer bleibt.
Durchführung: Verschiedene Operationsverfahren zum Anlegen eines künstlichen Blasenausgangs
Zum Anlegen eines künstlichen Blasenausgangs stehen mehrere Operationsmöglichkeiten zur Verfügung.
Trans-uretero-uretero-cutaneo-Stoma: Künstlicher Blasenausgang durch Harnleiter-Hautableitung
Bei einer Harnleiter-Hautableitung verbindet man einen oder beide Harnleiter miteinander, was als Trans-uretero-uretero-cutaneo-Stoma bezeichnet wird. Die Ableitung nach außen erfolgt durch die Bauchdecke.
Künstlicher Blasenausgang durch Conduit-Verfahren
Eine andere Methode ist das Conduit-Verfahren, bei dem zunächst ein zwölf- bis fünfzehn Zentimeter langes Darmstück entfernt wird. Danach verschließt man ein Ende wieder, während das andere als künstliche Verbindung zwischen Haut und Harnleiter dient. Dieses Operationsverfahren lässt sich auch bei stark angegriffenen Patienten gut durchführen.
Künstlicher Blasenausgang durch feuchte Colostomie
Fallen sowohl Harnblase als auch Rektum als Ausscheidungsorgane aus, kann eine feuchte Colostomie durchgeführt werden, bei der der Grimmdarm (Kolon) doppelläufig ausgeleitet wird. Das heißt, dass sich aus dem doppelläufigen Stoma sowohl Urin als auch Stuhl entleeren.
Künstlicher Blasenausgang durch kontinente Urostomie
Eine weitere Variante ist die kontinente Urostomie. Dabei stellt man aus Teilen des Darms gewissermaßen eine Ersatzblase her. Die Öffnung befindet sich in den meisten Fällen im Bauchnabel. Die Entleerung der Neoblase erfolgt alle vier bis sechs Stunden über einen dünnen Katheter.
Risiken: Mögliche Probleme, die bei einem Urostoma entstehen können
Es gibt ein paar Probleme, mit denen Menschen mit künstlichem Blasenausgang konfrontiert werden können. Zu diesen zählen
- Harnwegsinfekte
- Harnsteinbildung und
- Harnstau, der manchmal mit einer Schädigung der Nieren einhergeht
Während des Anlegens des Urostomas kann es auch zu einigen Risiken kommen, so etwa
- ein Bruch der Bauchdecke (Hernie)
- Urinleckagen
- Narbenbildung
- Wundheilungsstörungen
- Verletzungen von Blutgefäßen, Nerven und Nachbarorganen
Kommt es zu einer undichten Nahtverbindung am Darm, kann es zu schwerwiegenden Folgen kommen. Zu diesen zählen
- eine Darmlähmung (Darmatonie)
- eine Blutvergiftung
- eine Bauchfellentzündung
- Fisteln infolge von Infektionen
Spezifische Stoma-Komplikationen sind neben dem Bauchbruch auch ein Vorfall des Stomas sowie ein Rückzug des Stomas unter das Hautniveau. Bei Berührungen kann es leicht zu Blutungen kommen; sofern diese leicht ausfallen, besteht kein Grund zur Besorgnis.
Sofern es jedoch zu ernsthaften Blutungen kommt, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Färbt sich das Stoma schwarz, muss eine sofortige Behandlung erfolgen - in diesem Fall kann sich eine Nekrose ankündigen.
Beim Conduit-Verfahren ist vor allem während der ersten Zeit nach dem Eingriff mit einer stärkeren Schleimbildung zu rechnen. Der Schleim kann sich im Urin zeigen, was jedoch nach einiger Zeit wieder nachlässt und unbedenklich ist. Kommt es jedoch innerhalb einer kurzen Zeitspanne zu einer vermehrten Schleimbildung, sollte man ärztlich abklären lassen dass keine Harnwegsinfektion vorliegt.
Bei der Harnleiter-Hautableitung können Krankheitserreger entlang der Schiene zum Nierenbecken gelangen, was zu einer eingeschränkten Nierenfunktion führen kann. Auch Reizungen durch den nicht gänzlich geförderten anfallenden Urin sind möglich.
Sport, Sex und Co. - Erhaltung der Lebensqualität: Was ist mit künstlichem Blasenausgang zu beachten?
Die Lebensqualität des Patienten wird durch das Anlegen eines künstlichen Blasenausgangs kaum eingeschränkt. So lassen sich berufliche, sportliche oder sexuelle Aktivitäten weiterhin ganz normal ausüben.
Damit es jedoch nicht zu einem Eingeweidebruch (Hernie) kommt, darf der Patient nicht mehr als 10 Kilogramm an Gewicht heben. Auf Kampfsportarten sollte besser verzichtet werden, da sie das Urostoma gefährden könnten. Sicherheitshalber kann man auf spezielle Schwimmgürtel, Schutzklappen und Bauchbinden setzen, um die Versorgung zusätzlich zu schützen.
Wechsel der Versorgung
Man reinigt die Haut um das Stoma herum nach der Entfernung der alten Versorgung mit Wasser sowie Kompressen. Die Haarentfernung in diesem Bereich erfolgt mittels feiner Scheren oder Einwegrasiern.
Die Öffnung in der Basisplatte wird individuell zugeschnitten; dann klebt man die neue Versorgung auf. Passgenauigkeit ist hier sehr wichtig, um ein Unterwandern der Platte mit Urin zu verhindern.
Generell sollte die Hautschutzplatte nicht länger als zwei bis drei Tage auf der Haut bleiben. Anderenfalls riskiert man ein Aufquellen des Materials durch den Urin, was zu einem nachlassenden Schutz führt und das Risiko von Infektionen fördern kann.
Baden sollte nur mit kompletter Versorgung erfolgen. Anschließend gilt es, diese zu wechseln. Um Infektionen vorzubeugen, sollte stets ausreichend getrunken werden.